Problem von Lukas - 17 Jahre

Schule, abbrechen oder weitermachen? Was dann?

Hallo erstmal,

ich wiederhole gerade das 11. Schuljahr eines Gymnasiums.
Ich bin sitzen geblieben, da ich letztes Jahr zuviele Fehlzeiten hatte und dadurch auch keine entsprechend guten Noten liefern konnte, vorallem im mündlichen Bereich. Hausaufgaben mache ich sowieso keine mehr. Schon seit der 8. Klasse. Schule macht einfach keinen Spaß mehr.. jeden Tag das selbe.

Eigentlich lief das mit dem regelmäßig zur Schule gehen eigentlich ganz gut in diesem Jahr, aber seit einiger Zeit packt mich immer wieder die Unlust. Ich nehme mir jeden Tag fest vor, zur Schule zu gehen. Ich gehe mit einem guten Gefühl für den nächsten Tag ins Bett.
Wenn ich dann morgens aufstehe und unter der Dusche stehe und mir den vor mir liegenden Tag ins Gedächtnis rufe, habe ich immer mehr meine Zweifel und die Unlust den Tag zu bestreiten steigen auf. Während ich mich dann so anziehe überlege ich mich vollends dann zuhause zu bleiben - Mutter arbeitet ja eh und Vater wohnt schon seit 4 (oder sind es jetzt schon 5?) Jahren nicht mehr bei uns.

Naja, dann sitz ich so zuhause spiele ein bisschen World of Warcraft oder sehe fern. Manchmal schlaf ich auch noch 'ne Runde.

Hmm und jetzt steht auch schon eine Verwarnung zum Schulverweis aus, vor ein paar Tagen per Post gekommen.

Ja, und jetzt muss ich überlegen was ich mache - Weiter durch die Schule quälen?, das Versuch ich doch jetzt schon seit Monaten.. Mein neuer Jahrgang gefällt mir zwar, aber den Unterricht finde ich elendig langweilig. Mir sagt zwar jeder, dass ich die Schule locker packen würde (und ich glaube das sagen sie nicht nur zur Motivation), aber irgendwie fehlt mir der Anreiz.
Was ist mit Schule abbrechen?
Und was dann?
Ich interessiere mich für Naturwissenschaften. Informatik gefällt mir, aber der Informatikunterricht an der Schule war bisher eher mau.
Was passiert denn, wenn ich jetzt wirklich mit der Schule aufhöre/einen Schulverweis bekomme? Kann ich dann eine Ausbildung machen?, eine Lehre? Welche Chancen habe ich dann?, nimmt mich so überhaupt jemand?
Und wie ist das eigentlich mit Sozialdienst/Bundeswehr - ich hab schonmal ein Musterungsschreiben bekommen, aber dort habe ich angegeben: Vorraussichtlicher Schulabschluss 2011! Und nun bin ich ja auch schon im Januar 18 Jahre alt.. (Führerschein werde ich wohl eher erstmal zurückstecken, es gibt wichtigere Dinge zu erledigen.)
Was habe ich dann alles rechtliches zu klären?
Kann ich mit Unterstützung von Vater Staat rechnen?

Am liebsten wäre es mir, die Schule abzubrechen, eine Ausbildung/Praktikum zu machen und dann eine feste Arbeitsstelle zu haben - eigentlich egal als was, hauptsache eigenes Geld verdienen, zu Hause auszuziehen und mein eigenes Ding zu machen.
Meine Mutter nerft mich, Ihr ständiges Gekreische, dass ich nix kann, gefälligst zur Schule gehen soll und das ihr größter Wunsch ist, dass ich mein Abitur mache - danach kann ich ja dann machen was ich will..
Mein Vater will mir helfen, aber weiß nicht wie - er gibt allerlei nützliche Tipps aber irgendwie weiß ich ja selber nicht was ich möchte - er will sich andauernd mit mir treffen und etwas mit mir unternehmen, am Ende hocken wir eh wieder aufm Sofa und schauen uns einen seiner neuen Filme auf sein Super-High-Tech Anlage an. Was ich ja eigentlich nicht schlecht finde, wenigstens muss ich nicht mit ihm Wandern gehen.. (obwohl das bestimmt auch mal nicht schlecht wäre)
Für Sport ist er wohl nicht mehr gelenkig genug.. versteh ich, ist halt so wenn man den ganzen Tag im Büro sitzt.

Naja ich schweife ab, eigentlich wollte ich nur mal fragen
a) was eigentlich genau passiert wenn ich die Schule abbreche,
b) was ich dann alles an Papierkram machen muss und
c) welche Möglichkeiten ich dann habe.
d) Wie komme ich denn dann zb an eine Ausbildung/Praktikum/andere Möglichkeiten die mir wohl hoffentlich hier noch genannt werden?
e) Kann ich dann eigentlich irgendwann mein Abitur nachmachen? Immerhin fehlen ja eigentlich nur 1,5 Jahre..
f) Wie ist das genau mit Sozialdienst, soziales Jahr und Bundeswehr? Muss das sein?..

Ich habe auch schonmal überlegt von HartIV zu leben, aber irgendwie kam mir dieses "vom Staat leben" nicht wirklich sozial vor. Und sozial sein ist einer der Punkte nach denen ich mein Leben ausrichte, auch wenns vielleicht auf dem ersten Blick nicht so aussieht. Also eigentlich ein klares "Nein!" für mich.

Naja.. ziemlich viel geschrieben jetzt, Ich hoffe ich mache euch nicht zuviel Arbeit. Dann noch ein Dankeschön, falls das hier wirklich beantwortet wird freue ich mich und ihr habt mir wahrscheinlich wirklich weitergeholfen!

Grüße, Lukas

Anwort von Sabine

Hallo Lukas,

danke für Deine Mail und Dein Vertrauen.

Ohne Abschluss wird es überall schwer sein. Zumal der Kampf um einen gewünschtne Ausildungsplatz schon seit Jahren läuft und sich auch die Chefs die besten Beeren immer raussuchen werden. Möchtest Du nicht auch dazu gehören und die Chance bekommen?

Sich sofort auf Hartz Iv einzustellen ist keine gute Idee. Du wirst Deine Wünsche so nie erfüllen können. Um etwas zu erreichen, hat man den Schweiß gesetzt. Ja, von nichts kommt nichts und dazu gehören auch langweilige Schultage in die man sich reinknien muss. Halte Dir immer Dein Ziel vor Augen um daraus Kraft zu schöpfen.

Auch im Berufsleben gibt es Tage an denen man denkt "Mensch, jeden Tag das gleiche". Ob Du nun ins Büro oder auf den Arbeitsplatz rennst oder in die Schule, nach einiger Zeit schleicht sich ein Rhythmus ein, den man aber nicht als negativ betrachten sollte, sondern vielmehr als Chance weiter nach vorne zu kommen und seinem Ziel näher.

Du hast sicherlich auch ein Ziel vor Augen. Du schreibst über Themen, die Dich interessieren und Du wahrscheinlich auch Deinen Berufswunsch aufbauen möchtest. Halte daran fest. Knie Dich genau dort rein und arbeite Dich durch und bis dahin, wo Du hin willst. Um etwas zu schaffen oder zu errichten, muss man einen Grundstein setzen, damit das Ziel, die Spitze nicht zusammenbrechen kann. Dein Grundstein oder einer Deiner Grundsteine ist Dein Abschluss. Darauf kannst Du aufbauen. Nie sich hängen lassen oder das Gebotene als Selbstverständlich ansehen.

Ich kenne Firmenchefs, die den Hauptschulabschluss gemacht haben und weiter gekämpft haben. Sie haben nach der Hauptschule am Band gestanden und erkannt, dass das nicht der Rest des Lebens gewesen sein soll oder gar ist. Sie haben sich nochmal auf den Hosenboden gesetzt und es nochmal in Angriff genommen um die wahren Ziele zu erreichen. Heute sind sie erfolgreiche Unternehmer. Es ist ihnen nicht in den Schoß gefallen. Sie haben etwas dafür tun müssen. Sohn zu sein ist nicht schwer, aber man kann sich nicht das ganze Leben darauf ausruhen. Du stehst jetzt an einem Puntk, wo Du anfangen kannst Dein Leben in die Hand zu nehmen. Du lernst nie für die Lehrer oder Deine Eltern. Du lernst immer für Dich. Was Du an Möglichkeiten jetzt hast in der Schule, solltest Du sinnvoll einsetzen um Deinen Wünschen näher zu kommen.

Meinst Du, dass ein Fließbandarbeiter sich gewünscht hat dort zu stehen und täglich die gleiche Handbewegung zu machen? Oftmals sind das nur vorübergehende Arbeiten und sie arbeiten weiter an ihrem wahren Ziel, nämlich eine Stufe weiter zu kommen.

Ich selber arbeite z.B. 18 Jahre in ein und demselben Beruf. Es macht mir Spaß und ich setze mich gerne mit mancher Problematik im Beruf auseinander. Ebenso ist es in der Schule. Täglich kommt Neues dazu und man sollte es annehmen und aufnehmen. Läuft die Uhr mal langsamer oder ich habe das Gefühl nicht weiter zu kommen, dann suche ich neue Herausforderungen um mich fortzubilden und auf dem Laufenden zu bleiben. Anstrengend, aber das Ergebnis zählt doch und das Ziel, welches man vor Augen hat.

Zum Thema ausruhen und Hartz IV:
Hartz IV gilbt für Fälle, die nicht anders können und keine Chance haben. Entweder nur für kurze Zeit oder aus gesundheitlichen Gründen.

Du bist jedoch 17 Jahre jung und solltest nicht jetzt schon darüber nachdenken Dich irgendwo auszuruhen, weil es sich vielleicht auch wetterbedingt gerade so anfühlt. Life goes on.... Deins auch.

Wenn die Bundeswehrzeit für Dich ein weiterer Grundstein sein kann, dann setze ihn. Wenn das Abi ein Grundstein für Deine Ziele sein könnte, dann setze ihn. Je mehr Grundsteine Du setzt - und Du setzt sie für Dich und nicht für andere - um so schneller kann es gehen und um so leichter wird es.

LG, Sabine