Problem von C. M. - 20 Jahre

Problem mit sich selbst

Hallo,

ich bin zum ersten mal in diesem Forum und weiß auch nicht ob es die richtige Entscheidung ist hier zu posten, aber na ja...

Also zu mir, ich bin 20, m, und studiere Politikwissenschaft und Soziologie.

Es ist komisch, ich kann meine Situation nicht einmal richtig beschreiben, ich hatte eine tolle Kindheit, meine Eltern haben mir ALLES ermöglicht. Sie würden auch alles für mich tun. Ich habe einen großartigen Bruder (9 Jahre älter), der mich ebenfalls in jeder Hinsicht unterstützen würde. Außerdem bin ich fast jedes WE bei ihm, wir verbringen viel Zeit miteinander.
Meine Schulzeit war toll, ich hatte viele Freunde und wurde NIE gemobbt. Ich bin schlank, normal groß und würde mich als durchschnittlich bezeichnen.

Jetzt bin ich vor kurzem in die Stadt gezogen in der ich jetzt studiere, hab auch dort wieder Freunde gefunden. Mein Studium ist zwar viel zu lesen aber ich mach mir generell nie Stress. Ich bin völlig ausgeglichen und stets ruhig. Ich rauche nicht, trinke kein Alkohol und nehme auch keine anderen Drogen.

Aber ich bin faul wie die Hölle, in der Schule war ich nur physisch anwesend, hab nie gelernt geschweige denn HA's gemacht. Mit 3,3 mein Abi bestanden, obwohl ich wenn ich ehrlich bin auch 1,5 haben hätte können. Hätte ich es denn gewollt. Jetzt das gleiche beim Studium, anstatt was zu machen sitz ich wieder nur rum und mache gar nichts. Glaube zwar das ich trotzdem alle Prüfungen bestehen werde, aber das kann es doch irgendwie nicht sein.

Meine Eltern unterstützen mich beim Studium in allem, Wohnung, Materialien einfach alles. Wir sind sehr wohlhabend also stellt so etwas nicht große Probleme dar.

Und doch, habe ich Probleme, seid ca. 3 Jahren habe ich täglich, und wenn ich abends allein bin, erreicht es den Höhepunkt, ununterbrochen Suizidgedanken. Ich kann es mir nicht erklären... aber ich habe einen rießen Druck im Brustkorb, bin sehr traurig und auch einsam. Hab zwar viele Freunde, aber niemandem dem ich 100% vertraue. Nichtmal meinen Eltern oder meinem Bruder. Ich liebe sie wirklich über alles auf der Welt, würde für das Leben meiner Mutter sofort mein eigenes beenden.

Es klingt so lächerlich wenn man sich die Probleme der anderen Poster hier anschaut, aber ich weiß nicht mehr was ich tun soll. Ich überlege mir jeden Abend was die beste Möglichkeit wäre sich das Leben zu nehmen. Aber dann habe ich jedesmal Angst, so viele Leute im Stich zu lassen. Ich könnte mir gar nicht vorstellen was meine Mutter dann durchmacht. Außerdem habe ich ständig das Gefühl ich habe sooo viele Verpflichtungen die mich hier halten.

Aber abgehalten hat mich bis jetzt nur der Gedanke an meine Angehörigen. Ich würde alles dafür geben das dieser Druck in meiner Brust nachlässt und das ich dieser unendlichen Einsamkeit irgendwie entrinnen kann.

Ich habe aber auch kein Glück mit Frauen, diese ganzen aufgetakelten Discogängerinnen deren Leben nur aus "feiern" besteht, machen mich fertig. Dann sehe ich irgendwelche komischen "Checker" die wundervolle Frauen haben, und ich kann das nicht nachvollziehen.

Irgendwie weiß ich nicht was ich machen soll... Ist es nicht lächerlich sich so über das Leben zu beschweren, wenn man es doch verhältnismäßig gut abbekommen hat? Aber wahrscheinlich ist es nur diese verfluchte Oberflächlichkeit und das Aufregen über Nichtigkeiten die mich immer weiter zerstören.

Ich weiß selber nicht was ich mir hiervon erwarte, aber vielleicht öffnet mir eine Antwort die Augen, gibt mir ein Suizidtipp oder hat das selbe Problem wie ich...

Viele Dank
C. M.

Jeanett Anwort von Jeanett

Hallo,

du hast dein Problem ja bereits selbst erkannt. Das ist der erste Schritt für eine Veränderung. Du bist sehr behütet aufgewachsen und weißt das auch zu schätzen. Jetzt wird es allerdings Zeit, dein eigenes Leben zu leben. So wohltuend Wohlstand auch ist, er kann dich nicht befriedigen. Es bleibt immer eine Leere. Es fehlt dir einfach die Erfüllung deines Lebens.

Eine Freundin zu haben könnte dir dabei helfen, aber kann dein Problem des Unbefriedigtseins nur bedingt lösen.

Was du jetzt tun musst, ist zu beginnen, auf deinen eigenen Beinen zu stehen. Du hast dafür die besten Voraussetzungen, also nutze sie. Bis gestern hast du andere deinen Weg gehen lassen, ab heute sollst du das selbst tun. Du brauchst eine Tätigkeit, einen Beruf, der dich ausfüllt, der dir Erfolge bringen kann, der dich voranbringt. Geh in dich und überleg dir mal ganz genau, ob die Studienrichtung, die du eingeschlagen hast, auch wirklich die richtige für dich ist. Ist es das, was dich interessiert? Ist es das, womit du dich für den Rest deines Lebens beschäftigen könntest?

Wo siehst du dich in 10 oder 20 Jahren? Auf dem Friedhof? In einem schicken Appartement, faul und fett, unglücklich und allein? Oder als engagierten Politiker, der sich für andere einsetzt? Oder als erfolgreichen Manager, der Spaß an seinem Job hat? Du hast so viel Potential, verschenk das nicht. Das wäre sehr schade. Kluge Köpfe wie du werden mehr gebraucht denn je.

Nimm dein Leben in deine eigenen Hände und mach was draus. Du hast eine Familie, die hinter dir steht und dich sicher unterstützt in allem was du tust. Aber du solltest es für dich tun. Also: Ist Politik und Soziologie das, was dich glücklich macht? Wenn ja, ist das okay und du wirst deinen Weg auf dem Gebiet finden. Mach dir Gedanken, wohin dich dein Weg führen kann. Was willst du, wovon träumst du?

Wenn nicht, dann such dir etwas, was dir wirklich Spaß macht. Was machst du besonders gern, was waren immer deine Lieblingsfächer in der Schule, wo liegen deine Stärken, was kannst du besonders gut?

Also raff dich auf und mach was aus deinem Leben, du hast nur das eine!

Ich habe hier zwei Buchempfehlungen für dich, ich denke, das zweite ist interessanter für dich.

Bolles, Richard N.
"Durchstarten zum Traumjob"
Das ultimative Handbuch für Ein-, Um- und Aufsteiger
Campus Verlag 2007, 8. komplett überarb. A.

Leibl, Gislind
Projekt Selbstfindung

Viel Erfolg und liebe Grüße, Jeanett
Neun Schritte zur persönlichen Neuorientierung, Klett-Cotta 2003