Problem von Anonym - 16 Jahre

Papa der keiner sein will

Hallo, mein Papa interessiert sich nicht für mich.
Seit einiger Zeit hat er einen 5-9 Jahre jüngeren Freundeskreis, dem er viel zeit und Aufmerksamkeit schenkt. Da er weder meine Mama noch mich darin integriert, kommen wir uns etwas vernachlässigt vor.
Das ist aber nicht das schlimmste. Ich glaube mein Papa zieht seine Freunde seiner Familie vor.
Er macht Dinge mit ihnen, die er mit uns nie gemacht und auch nie machen wird.
Ein Beispiel hierfür ist z.B. Blutspenden.
Meine Mama geht regelmäßig Blutspenden und fragt auch nahezu jedes Mal, ob mein Papa mitspenden möchte. Er lehnte jedes Mal ab.
Letzte Woche hat in einer aus seinem Freundeskreis gefragt und er ist sofort mit ihm Blutspenden gegangen.

Auch wenn er mit seinen Freunden spricht, macht er immer alles was seine Familie angeht schlecht.
Als ich bei einem Wettbewerb gewonnen hatte, meinte er "meine Tochter hat bei so 'nem Zeugs mitgemacht"
Als ich meine Schulabschlussfeier hatte, sagte er es se "so ein Tanzabend"
Versteht ihr er spielt alles (Bewusst oder Unterbewusst?) runter.

Als er zuletzt mit jemanden sprach wusste er nicht mal welchen Schulabschluss ich habe.

Wenn er mir dann doch manchmal Aufmerksamkeit schenkt ist diese negativ.
Er steht dann immer hinter mir wenn ich am lernen bin, er kommt in meinem Zimmer, wenn ich telefoniere, er will etwas mit mir unternehmen, obwohl ich ihm zuvor gesagt habe, dass ich bereits verabredet bin.

Dann bringt er manchmal total peinliche Dinge. Wenn wir zusammen spazieren und jemand vorbei läuft den ich von Kindergarten, Schule, Sport o.ä. kenne, dann fragt er mich ganz laut "Hey das ist doch XY(=Name)!!!"
So laut sagt er das zu mir, dass mich dann diese Person ziemlich blöd ankuckt.
Ich habe ihm auch schon tausendfach gesagt, dass mir das sehr peinlich ist und er es doch lassen soll, aber er macht das immer wieder.

Ich muss mich um alle Sachen selbst kümmern. Sachen die, die meisten meiner Freunde von ihren Eltern besorgt bzw. erledigt bekommen.
Ich habe eigentlich nichts gegen die Selbständigkeit und kann auch soweit damit umgehen.
Doch wenn ich ihn um Hilfe bitte nicht mal um die Sache selbst, sondern nur um mich dorthin zu fahren um es zuregeln, sperrt er sich.
Vorgestern bat ich ihn mich zur Bibliothek zu fahren bevor er mich zu einem Freund bringen sollte.
Da ist er total ausgerastet und meinte, nur weil ich es wolle sei es noch lange kein Grund der es für ihn zur Pflicht mache.
Dann ist er gegangen und hat mich nicht zur Bibliothek gebracht und /obwohl es am Vortag vereinbart war) zwei Stunden später zu dem Freund.

Wenn hingegen einer aus seinem Freundeskreis anruft und sagt sein Laptop ist kaputt. Ist er innerhalb weniger Minuten Vorort.

Das geht nun schon seit ca. 21/2 Jahren so.
Ich habe auch von meinem Verhalten her nie große Probleme oder Unannehmlichkeiten bereitet.
Ich kann ihn nicht verstehen, warum er so desinteressiert, demoralisierend, abweisend, demütigend und lieber bei seinen Freunden ist.
Mittlerweile hasse ich diese Leute, ohne dass sie mir etwas getan hätten.
Ich weiß nicht weiter? Ich kann und will so ich weiter machen.
Meine Mama leidet auch sehr unter dieser Situation.
Das eine Beziehung/Ehe kaputt gehen kann ist ja nicht so ungewöhnlich?
Aber das man sein Kind aufhört zu lieben, sich dafür zu interessieren, ihm sozial zu schaden ist das normal?

Anwort von Sabine

Hallo!

Dein Vater hat nicht aufgehört Dich zu lieben. Er liebt Dich immer noch wie am ersten Tag. Auch wenn es sich manchmal nicht so sehr für Dich anfühlt oder es den Anschein macht. Er liebt Dich wie bisher.
Die Dinge, die Du hier angebracht hast, die solltest Du mit Deinem Vater besprechen. Genau die Punkte, damit er weiß, was in Dir vorgeht. Ich weiß nicht, ob er der Typ ist mit dem man sprechen kann, aber ich finde, Du solltest es versuchen. Er kann nicht sehen was in Deinem hübschen Kopf vorgeht. Er kann es nur ahnen. Du wirst es ihm sagen müssen.
Das Männer in einer Clique unter anderen Männern anders sind als im Familienleben, dass ist ganz klar. Es ist ihr Alter (oder ähnlich) und sie haben andere Anforderungen an sich gegenseitig als Du an Deinen Vater hast. Ich denke, dass ist nichts ungewöhnliches. Wenn er Deine Abschlussfeier als einen "so 'nen Tanzabend" bezeichnet, dann spiegelt das vielleicht nur seine Lust wieder dort dran teilzunehmen. Im Grunde ist er stolz, dass er zu Deiner Abschlussfeier kann und das Du es geschafft hast an der Schule, aber das er sich jetzt in Schale schmeißen soll, das hat ihm vielleicht nicht gepasst. Das er Deinen Abschluß nicht gekannt hat, kann damit zusamennhängen, dass er sich nie damit auseinandergesetzt hat oder keine Ahnung davon hat. Um Gottes Willen, ich will ihm hier nichts unterstellen oder gar in Schutz nehmen, aber Du solltest sein Verhalten vielleicht nicht überbewerten. Andersherum ist es doch auch vorgekommen, dass er auf Dich zugekommen ist und Du hattest keine Zeit.
Vielleicht solltet ihr euch mal zusammensetzen und einen Plan ausklamüseln. Wenn es Dir so sehr fehlt, dass Dein Vater die Zeit mehr mit Dir verbringt, dann solltest Du ihn vielleicht direkt mit der Nase darauf stoßen. Sage ihm, dass Du ein oder zwei Tage in der Woche einen Tochter-Vater-Tag machen möchtest. Was ihr dann unternehmt, das bleibt euch überlassen, aber dieser Tag, der sollte nur euch gehören.
Da Du auch davon sprichst, dass es Deine Mutter belastet, sollte auch sie sich in dieses Gespräch mit einschleusen und auch sie sollte ihm sagen, was nicht richtig läuft und was sie eigentlich von ihm möchte. Wenn sie sich auch vernachlässigt fühlt, dann muß sie sich melden. Es in sich hineinzufressen bringt an dieser Stelle gar nichts.
Ich weiß nicht, wo Deine Vorstellungen liegen, wie ein Vater zu sein hat, aber so, wie Du Deinen Vater beschreibst, scheint er noch sehr fit und voller Elan zu sein. Du beschreibst ihn mit einer wahnsinnigen Lebenslust, aber zugleich bedauerst Du es auch, weil Du empfindest, dass Du dabei zu kurz kommst. Lass es ihn wissen und zwar genau so, damit er damit umgehen kann. Erwarte nicht, dass er in Dich hineinschauen kann. Er wird es von Dir hören müssen um es beim nächsten Mal anders machen zu können.
Gewisse Dinge wird er bestimmt extra machen um Dich ein wenig zu ärgern, weil er weiß, dass es Dir peinlich ist. Z.B. das Rufen der Namen von alten Bekannten beim Spaziergang. Er weiß, dass es Dir peinlich ist und versucht vielleicht so Deine Aufmerksamkeit zu wecken. Das es Dich so sehr verletzt, dass weiß er vielleicht gar nicht.
Diese Mail, die Du an uns geschickt hast, die sollte eiegentlich er lesen um zu verstehen, wo der Hammer hängt. Genau diese Dinge sollte er erfahren und ich möchte Dir jetzt raten, wie schon gesagt, mit ihm zu sprechen. Vielleicht nutzt Du dafür den nächsten Spaziergang.
Das er Dich nicht liebt, dass glaube ich nicht. Er wird Dich lieben wie am ersten Tag. Männer können es oft nur nicht so zeigen. Männern muß man diese Liebkosungen oft entziehen oder entlocken. Zeige Deinem Vater wie es geht und sage ihm doch auch einmal: Papa, ich habe Dich lieb... und nimm ihn in den Arm.

Lieben Gruß