Problem von Sebastian - 20 Jahre

Verloren

Hallo Kummerkasten Team,

bevor ich euch um Rat frage, sage ich erstmal danke das es so eine "Organisation" wie euch gibt... Ich weiss selbst wie anstrengend es sein kann, sich mit Anderer Sorgen und Nöte zu beschäftigen und Rat zu geben, macht ihr das eigentlich Hauptberuflich ? (Weil ist ja sicherlich ein nicht gerade unbeachtlicher Zeitaufwand)

Nun zu meinen Sorgenkindern, von denen es leider ziemlich viele gibt:

Ich glaube in mir schlummern 2 Persönlichkeiten. Das eine ich ist stark, unverwundbar, kommt mit jeder Situation im Leben klar, weiss immer weiter und geht seinen Weg.... Der Andere jedoch ist genau das Gegenteil: schwach, leicht und stark verletzlich, versucht es immer den anderen Recht zumachen anstatt seinen eigenen Weg zu gehen (das ist besonders auf Arbeit so, aber dazu später).... Ich weiss einfach nicht wann ich, ich bin..... Klar, letztendlich kann mir niemand sagen wer ich bin, aber es fällt mir so unendlich schwer den Weg zu mir zu finden... Und daraus resultieren meine anderen Sorgen, z.b. Arbeiten....

Ich hab 2003 ne Lehre angefangen zum Steuerfachangestellten, diese aber dann nach gut nem Jahr abgebrochen, weil ich bis aufs übelste Gemobbt worden bin (Man hat mich nicht ernst genommen, mich als totalen Idioten hingestellt, ich hatte nur Drecksarbeit, wie z.b. Autos von Mandanten einparken, Papier vernichten,.... etc.) Jeden Tag ging ich da rein, und wusste ganz genau das ich eh nur verlieren würde. Ich hatte panische Angst davor, Fehler zu machen und dafür wieder zusammengestaucht zu werden! Und es passierte fast täglich.... Wenn es einem lange genug eingeredet wird das man zu nichts taugt, ein Versager ist, glaubt man es..... Aber es Bestand trotzdem eine gewisse Abhängigkeit an den Job und die Leute, weil ich meine Sache doch gut machen wollte ! Das Ende vom Lied war dann, das der Freund meiner Mutter (Meine Leute haben sich 1998 getrennt) gesagt hat, das es so nicht mehr weiter gehen kann und ich zu Hause blieb... Daraufhin war ich wochenlang in Ambulanter psychischer Behandlung, was mir auch geholfen hat... Die Angst verschwand... Daraufhin war ich ca. nen halbes Jahr Arbeitslos, trotz meines guten Schulabschlusses (1 ,68 Wirtschaftsschule), habe aber durch viel Glück dieses Jahr eine Ausbildungsstelle bekommen... Nun, da ist es ganz ok, bis auf eine Kollegin, mit der ich am meisten zu tun habe... Mit der komme ich einfach nicht auf einen Nenner... Anfangs war alles in Ordnung, aber gut ich bin Lehrling und mache nun mal Fehler (auch bei Sachen die ich schon nen paar Mal gemacht habe) und damit kann sie nicht umgehen.. Sie sieht mich dann immer an als wäre es nen Weltuntergang und ich weiss dann das ich wieder versagt habe und das macht mich fertig... Daraus resultieren dann wieder weitere Fehler, weil ich wieder denke das ich eh nix auf die Reihe bekomme (das alte Spiel von der ersten Ausbildung) Manchmal denke ich mir, "scheiss drauf", ich versuche meine Arbeit so gut zu machen wie es geht, wenn es passt ist recht, wenn nicht dann eben nicht (ich weiss das das die richtige Einstellung wäre), aber es gelingt mir nicht das so durchzuziehen.... Dann kommen wieder Tage wie heute. Heute (hatte nur 4 Stunden geschlafen) bin ich morgens aufgewacht und anstatt in die Arbeit zu gehen und meinen verdammten Job zu machen habe ich mich krank gemeldet (was ja überhaupt nich auffällig ist, da bei uns gestern nen Feiertag war) Nen ärztliches Attest hab ich zwar besorgt, trotzdem..... Da war wieder diese Angst vor dem Versagen, nicht das erfüllen zu können was Andere von mir erwarten.... Es ist schrecklich... Natürlich könnte ich jetzt wieder das andere ICH "zuschalten" und sagen, ist mir doch scheissegal, das wird schon irgendwie, aber dann würde ich nur wieder fliehen, genauso wie ich es bisher in meinen Leben gemacht habe...

Immer wenn es schwierig wurde bin ich davongelaufen.... Diese Tatsache zieht sich durch mein Leben wie ein roter Faden... Ich war an 5 verschiedenen Schulen, weil es immer wieder Probleme gab mit Lehreren und mir damals unlösbar scheinenden Dingen, also ging ich einfach...
Bis ich dann an die Wirtschaftsschule kam, da hat alles gepasst und ich konnte in Ruhe und Frieden nen vernünftige Abschluss machen...

Wenn ich merke das jemand mir "Schaden", sprich mir Probleme und Unannehmlichkeiten bereiten könnte, verstärkt auf Arbeit aber auch privat, tue ich alles mir mögliche dafür denjenigen besser zu stimmen damit mir nichts passiert.... Das hab ich wohl beibehalten aus meiner Kindheit und aus meinem ersten Lehrverhältniss....
Das das unter keinen Umständen richtig ist, ist mir wohl bewusst, aber ich kann es auch nur sehr schwer abstellen, da ich in diesem Verhaltensmuster festgefahren bin.....

Eine 2. Sache ist das wenn ich raus gehe und Leute lachen oder tuscheln höre ich immer sofort denke es geht um mich und die lachen mich aus... Ich weiss, es ist sehr egoistisch zu behaupten das die alle über mich reden oder lachen, aber so ist das bei mir... Dementsprechend sieht mein Selbst-Bewusst-Sein aus... Ich bin mir meiner Selbst sehr wenig bewusst... Wie ich auf Andere wirke, Mimik, Gestik, Körperhaltung.. etc. Das einzigste was ich gut kann, ist den Leuten nach ihrem Mund zu reden, weil ich einfach nicht den Mumm habe (in gewissen Situationen) meine eigene Meinung zu sagen und damit anzueggen (Vorwiegend auch auf Arbeit, privat weniger, denn da können mir ja auch die wenigsten schaden....) Und dafür hasse ich mich...

Eine 3. Sache ist der verdammte Materialismus... Es muss immer alles gut aussehen und am besten hat es noch keiner... Das geht über Pc, Auto, ja sogar der Duschkopf im Bad war der teuerste und beste den es bei Obi gab... Ich denke mir dann, wenn das einer sieht, z.b. den Duschkopf das der Schrott ist, dann akzeptieren sie dich nicht mehr.... *ich muss gestehen das ich mir ein lachen und weinen gerade selber nicht verkneifen kann* Ich weiss selbst nicht was ich davon halten soll...... Aber es fällt mir schwer diese Eigenart abzulegen....
Geschweige denn das ich das nötige Großgeld für all diesen Kram hätte... Früher hat mir der Kauf und das Besitzen von diesen Sachen noch wenigstens nen paar Tage Frieden und Ruhe gegeben. Heute ist das nur noch eine Art "Steinspringen". Wenn das alte einen nicht mehr glücklich macht, holt man sich was neues, usw... Dabei kann man sein Glück und seinen Frieden doch nur bei sich selber finden......

Zum Schluss ist da noch eine Sache, die vielleicht auch zum besseren Verständnis beiträgt.... Was mich vor ca. 2 Jahren aus der Bahn geworfen hat war eine Frau. Nennen wir sie mal Tanja und lassen sie aus Berlin kommen. Ich hatte sie schon vor Jahren im Chat kennengelernt und hatte mich gut mit ihr verstanden... Der Kontakt erlosch dann eine gute Zeit lang, doch eines Tages schrieb sie mir wieder und wir lernten uns näher kennen... Darauf lud ich sie ein zu mir (ich wohne ca. 500 km entfernt) und wir kamen uns näher... Ich hab mich unsterblich in sie verliebt, aber sie drückte rum, suchte nach ausflüchten... Ich wäre ihr zu jung (2 Jahre Altersunterschied und würde zu weit weg wohnen) Sie fuhr also wieder nach hause.. Mir tat es zwar unglaublich weh, aber ok es war nun mal so... Nach 2 Wochen kam sie (auf ihren Wunsch hin) nochmal zu besuch..... Sie schluf bei mir, wir hatten Sex und sie schien auf einmal wie ausgewechselt, es war perfekt.. Als sie dann wieder fuhr, ging es wieder los.. Auf einmal war ich wieder zu jung, zu weit weg, bla bla bla.. Daraufhin fuhr ich zu ihr und wollte es mit ihr ausdiskutieren.. Sie ging nicht darauf ein... Am nächsten Tag stellte sie mir ihren neuen "Freund" vor, einfach so... Das hat mich weggeblasen... Sie hat mich in diesem Moment so sehr verletzt... Da ich mit dem Zug da war musste ich notgedrungener Weise noch bleiben... Aber es war kein Rankommen mehr.. Sie war eiskalt... Ich bin heimgefahren und hab damals meine Lehre begonnen... Der Kontakt brach ab, und ich ging jeden Tag durch die Hölle, da ich ja noch nicht mal wusste was eigentlich los war... Ein Jahr zog ins Land, und ich fasste den Entschluß, sie besuchen zu fahren... Also fuhr ich los, ohne zu wissen ob sie überhaupt da ist 500 km weit... Sie war da, freute sich über meinen Besuch (sagte sie zumindest)..... Ich fühlte nach wir vor etwas für sie, aber davon wollte sie nichts wissen... Sie streitete alles ab was war und nach ca. 4 Monaten fuhr ich sie ein letztes Mal besuchen, mit dem Resultat, das sie mich eiskalt abwürgte und sagte ich wäre bei ihr nicht mehr willkommen... Keine Antworten auf all die wichtigen Fragen... Das ist jetzt ca. ein Jahr her aber es beschäftigt mich an bestimmten Tagen immer noch.. Wenn alles hochkommt.. Ich male mir dann aus wie ich an ihrem Hof halte, aussteige, mir ne Pistole an die Schläfe halte und mir den Schädel wegblase... All das Blut... Damit sie weiss wie es mir gegangen ist und das ich alles für sie getan hätte... Aber das ändert auch nichts mehr.... Seit dieser Zeit bin ich beziehungsunfähig und hab es verlernt was es heisst zu lieben.....

So ich hoffe der kleine Einblick in mein Leben war nicht zu langatmig, aber ich musste das einfach mal loswerden, denn es fällt mir schwer mit meinen Freunden so intensiv darüber zu reden....

Danke für´s zuhören und vielleicht habt ihr ja nen paar Tipps für mich ;)

Anwort von Sabine

Hallo Sebastion!

Danke (im Namen aller) für Dein Lob und zu Deiner Frage, nein, wir machen es nicht hauptberuflich, sondern in unserer Freizeit.

Nun zu Dir:
Im Grunde hast Du Deine Probleme schon erkannt und die Lösung steht vor der Tür. Du mußt halt nur noch die Tür öffnen und die Lösungen auch an Dich heranlassen bzw. sie verwirklichen.
Du hast festgestellt, das es nichts bringt vor sich oder den Problemen davon zu laufen. Im Grunde bringt es nur noch weitere Probleme wenn man wegläuft. Bei dem nächsten Gefühl fortzulaufen, solltest Du stehenbleiben und Dich umdrehen und geanu das tun, was eigentlich erforderlich wäre um sich damit auseinanderzusetzen. Nämlich sich dem Prob stellen und selbt dann, wenn es manchmal belastend ist. Wie willst Du sonst herausbekommen, wie es ist, wenn man nicht wegläuft.
Was die Chatbekanntschaft betrifft, solltest Du Dich von ihr jetzt fern halten. Auch wenn sie sich meldet und eigentlich Dein Herz erobert hatte in der Zeit. Nimm den Abstand von ihr. Sie hat begründet, warum sie euch keine Chance geben kann und Du solltest lernen zu akzeptieren und den Kontakt meiden. Sag es ihr auch, wenn sie sich noch einmal meldet, dass Du nicht damit klarkommst, da Du sie geliebt hast. Der Abstand wird Dir gut tun um wieder richtig frei zu werden.
Ich habe das Gefühl, dass Du Dich selber schlecht beurteilst, dabei meine ich, Deiner Mail entnehmen zu können, dass eine Menge Power in Dir steckt. Warum kommt sie nicht zum Einsatz? Angst? Es wäre eine Möglichkeit. Manchmal muß man sich der Angst stellen um zu gewinnen. Wer Angst hat, der verliert und genau das solltest Du nicht zulassen.

Lieben Gruß