Problem von Cornelia - 46 Jahre

Sterbebegleitung bei Mama

Hallo!
Ich bin 46,fast 47, hab viel im Leben schon mitgemacht, verlorene Lieben, verlorene Arbeit, Kummer und Sorgen mit meinen 3 Kindern und natürlich Geldsorgen. Aber ich hätte nie gedacht, dass der Tod so grausam und furchtbar sein kann.
Meine Mama war schon immer kränklich. Wir dachten alle sie wird einmal an Nierenversagen sterben, aber im September 2008 stellte man ein Hämagiom in der Leber fest und sagte, dass es nix schlimmes ist. Nur ein Blutschwämmchen. Wenn es nicht stört, kann es da bleiben.
Nun gut... ich war skeptisch, einige von uns in der Familie meinten, lieber mal eine Gewebeprobe machen lassen. Nein, Mama hatte Angst, da es zu Blutungen kommen kann.
Im Februar 2009 bekam sie öfters sehr starke Schmerzen, man stellte fest, dass das Teil gewachsten war, von 3,5 cm auf 5 cm. Ihr war auch Übel. Sie bekam auch noch einen starken Husten. Die Ärztin meinte, es wäre eine Rippenfellentzündung und zusätzlich hätte sie noch eine Magenschleimhautentzündung. Es wurde alles darauf behandelt. Im April gings ihr dann schon gar nich mehr so gut. Sie jammerte oft und beklagte sich mit Schmerzen, Übelkeit, Schwäche und dieser Husten.
Anfang Mai ging sie dann weiter, Computertomographie, Röntgen, Magenspiegelung und auch Kernspint. Sogar ein Leberspezialist in Essen sagte, das ist nichts schlimmes in der Leber nur ein Hämagiom, welches sich durch HOrmoneinnahmen entwickelt hat. Der Magen ist angegriffen, weil sie sich aufregt und zuviele Sorgen macht.
Ende Mai war dann der Zustand noch schlimmer, sie kam ins Krankenhaus, konnte kaum noch was Essen vor Übelkeit und die Schmerzen waren noch stärker geworden. Der Arzt machte einen TErmin aus, um den linken Leberlapen zu entfernen, wo dieses Teil, welches inzwischen auf 7cm gewachsen war, drin sitzt. Der Rest der Leber übernimmt die Arbeit schon.
Nach der OP? oh, sie haben aufgemacht und wieder zu. Alles voller Krebs und er sieht bösartig aus....und jetzt...? machen sie sich noch eine schöne Zeit mit Ihrer Familie, Sie können auch noch eine Chemo machen, dann werden die Übelkeit und Schmerzen etwas zurück gehen. Na dann mal ab nach Hause, und von dort weiter zur Chemo.
Leider wurde der Zustand immer schlimmer, eine Chemo und dann gings wieder ins Krankenhaus. Dort war meine Mam nun eine Woche. Die letzten 3 Tage war ich Tag und Nacht bei ihr, bis zum letzten Atemzug. Sie schrie, sie konnte nichts mehr zu sich nehmen, ihr Bauch schwoll an, wie eine Frau im 9 Monat. Das Morphium half kaum. Sie bekam eine Magensonde, da kam dann mal grüne, braune und gelbe Flüssigkeit raus. Zum Schluss bekam sie keine Flüssigkeit und Nahrungsinfussionen mehr, damit es schneller geht zu sterben.
Das atmen ging sehr lange... es wurde immer lauter das Stöhnen, sie bekam noch alles mit, was gesprochen wurde, aber sie konnt sich nicht mehr verständigen.
Ich streichelte sie, wisch ihr den Schweiss von der STirn, wusch sie, hielt ihre Hand, betete mit ihr. Familienangerhörige und Verwandte kamen, alle redeten, ach wie schlimm...
Mein Papa rief die Pfarrerin, weil meine Mama das Abendmahl noch haben wollte, das ging natürlich in ihrem Zustand nicht mehr, aber sie segnete sie.
Am Nachmittag kam mein Bruder zu mir und meinem Dad, meine 3 Kids kamen auch um sich zu verabschieden. Es tat weh...sie weinen zu sehen. Am Tag vorher sagte sie noch schwer verständlich mit schwerer Zunge: Ihr Kinderchen, ich hab euch alle lieb. Zu mir, ob ich ihr noch etwas zu sagen habe. Ich weinte....
Der Abend war lang, das Atmen war noch kräftig, das Herz kämpfte.
Ich sprach mit ihr und sagte, dass sie jetzt gehen muss und dass ich nochmal mit ihr beten werde, wir falteten die Hände und beteten das Vater unser. Papa und mein Bruder ohne Worte in stillem, ich mit lauter fester STimme, die ab und zu doch versagen wollte. Mamas Lippen bewegten sich dazu, sie wusste, dass sie gehen mußte.
Dann kam die Schwester um 19.30 Uhr, sie wolle die Mama noch mal drehen, weil der Rücken offen ist. Na toll.. ich half wieder dabei, wie die ganzen Tage vorher!
Sie schrie vor Schmerzen, riss die Augen auf und hatte sehr große Angst, was mit ihr passierte, dabei schrie sie vorher immer "Mama"
Diesmal sagte ich, das war das letzte mal...
Um 22 Uhr war das stöhndende Atmen so laut, dass mein Bruder es nicht mehr aushielt, ich geh zur Schwester, Mama hat Schmerzen...
Der Pfleger kam und stellte das Schmerzmittel höher, aber man sah keine Besserung.
Gegen 22.45 Uhr wurde ihr Atem ruhiger, wir sassen um sie herum, hielten unsere Hände und verbunden mit Mamas Händen und Füßen im Kreis ums Krankenbett herum. Wir schauten nach jedem Atemzug, die immer schwächer wurden. Die letzten zehn Atemzüge waren nur noch ein schnappen nach Luft mit den Lippen, wie ein Fischchen im Wasser, dann war stille...
sie war tot!
Es kamen schlimme STunden mit Papa!
Doch was ist jetzt? Morgen wird sie beerdigt. Schaff ich es, meinen Vater zu halten? Wird mein Bruder seine Kraft behalten?
Wann kann ich wieder schlafen ohne die Bilder meiner sterbenden Mutter zu sehen? Wann höre ich das stöhnen nicht mehr?
Brauch ich einen Psychologen?
Momentan möchte ich nur so da liegen und nichts tun!
Wie gehts weiter

Stephanie Anwort von Stephanie

Liebe Cornelia,

mir kamen die Tränen beim lesen deiner Zeilen denn ich kann sehr gut nachvollziehen was du durchmachen musstest. Auch ich habe einen geliebten Menschen letztes Jahr bis zum letzten Atemzug begleitet. Wie es mir damit erging? Die ersten Wochen waren sehr schlimm, man fragt sich was man hätte noch tun können, warum man nicht eher hätte etwas finden müssen um sie zu retten, was man ihr alles noch sagen könnte, was in der langen Zeit ihres Lebens schief gelaufen ist, schöne und schlechte Momente zusammen erlebt hat und vieles mehr. Aber bitte glaub mir wenn ich dir sage das es mit der Zeit der Trauer vergehen wird. Du wirst feststellen das es einfach besser war sie gehen zu lassen bevor sie noch mehr gelitten hätte. Deine Mama hatte sicher auch viele schöne Tage in ihrem Leben die sie nun mit in ihrem großen Herzen ins Grab genommen hat. Ihr alle, ihre Kinder und die ganze Familie, ihr werdet sie weiter leben lassen in euren Gesprächen, Erinnerungen und auch in euren Herzen! Behaltet sie so wie sie war in euren Köpfen und gebt euch Zeit in Ruhe von ihr Abschied zu nehmen. Ich habe damals einen Abschiedsbrief geschrieben und diesen mit Kerzen auf einem kleinen Floss auf dem Wasser davon treiben lassen, mit dem Glauben daran das sie ihn erhalten wird. Andere schreiben Briefe und lassen sie mit kleinen Ballons zum Himmel fliegen. Gebt euch zusammen Kraft und du wirst sehen das es so blöd es auch klingt, mit der Zeit nicht mehr ganz so doll weh tut. Alles Gute dir und deiner Familie!

Liebe Grüße