Problem von Distichon - 55 Jahre

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Problem vom 19.08.2009, 19:32 Uhr von Anonym (21 Jahre)
Probleme im Umgang mit fremden Menschen

Aus meiner Sicht bist Du sehr ehrlich und das finde ich gut!

Du hast ein Problem damit, Konventionen (Forderungen an den ?Anstand?) zu folgen, die Deinem Gefühl nicht entsprechen. Das finde ich absolut in Ordnung!

Du empfindest, dass das was Du sagst (bzw. hättest sagen können oder wollen) in dem Augenblick als nicht passend aufgenommen werden könnte.

Was mir wirklich wichtig ist, schreibe ich deshalb viel lieber, als zu reden:

Einen Brief kann ich abschicken oder übergeben, egal zu welcher Gelegenheit.
Gelesen wird er, wenn der, dem die Zeilen gewidmet sind, sich gerade und genau darauf konzentrieren will.
In einem Brief ?schwätze? ich nicht drauf los, um meiner ?Pflicht? möglichst genüge getan zu haben => ich selbst nehme mir die Zeit, das zu formulieren, was mir zu dem Anlass wirklich am Herzen liegt.

Dadurch nehme ich den Empfänger und mich selbst wirklich ernst. Ich folge nicht einer ?von der Gesellschaft geforderten Höflichkeitsform?, sondern meinen Gefühlen.

Wenn da kein Gefühl ist, dann bleibe ich lieber stille, bevor ich andere mit reinen ?Höflichkeitsfloskeln? eher belästige, als ihnen helfe.

Selbst wenn ich mitfühle, weiß ich doch, dass ich keinerlei Möglichkeit habe, auch nur annähernd das zu empfinden, was die Betroffenen bewegt: irgendwie stehen wir mit unserem Mitgefühl immer nur ?daneben?.

Deshalb ist schweigen für mich keine Schwäche und auch nicht unhöflich.

Zwei Extrembeispiele meiner ?Denke? möchte ich Dir hier kurz schildern:

Vor Jahren starb ein Onkel von mir.
Mehr als eine Woche habe ich gebraucht, um das zu formulieren, was mich zu seinem Tod bewegt hat.
Ich konnte nicht zu seiner Beerdigung, ich habe seine Familie nicht angerufen: ich habe die ganze Zeit zusammengefasst und zu Papier gebracht, was mich berührt.
Es ist mir nicht als unhöflich angekreidet worden.

Einige Jahre später hat sich der Sohn eines Freundes von mir das Leben genommen.
Als wir uns danach das erste mal trafen, wusste ich nicht ansatzweise, was ich sagen sollte (Ich habe auch nichts gesagt!).
Das einzige, das ich wusste war, dass ich nichts darüber sagen durfte, meine Betroffenheit durch nichts weiter als meine Bereitschaft äußern durfte, zuzuhören, wenn er mich dann als dazu berufen fühlt, mich an seinen Gefühlen teilhaben zu lassen.


Du siehst hoffentlich, dass es absolut keinen Makel darstellt, wenn Du ?sprachlos? bist.

Persönlich empfinde ich ?Stille? wesentlich angenehmer, als gefühl~ und gedankenloses ?Geplapper? von Höflichkeitsfloskeln, die ohne jede Verbundenheit einfach dahergesagt werden.
(Mit Deinem Problem, Dich zu bedanken, weiß ich nicht so recht umzugehen).

Ansonsten denke ich, dass Du mir persönlich angenehmer bist, so wie Du bist:

Ehrlich!

Herzlichst,

Distichon

Larissa Anwort von Larissa

Hallo,

hab Dank für dein tolles Feedback.

Lieben Gruß,
Larissa


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