Problem von Robin - 18 Jahre

Tod eines Freundes

Hallo liebes Kummerkasten-Team.

Ich hatte vor 8 Jahren einen guten Freund bei dem ich oft zu besuch war.
Er ging nie raus, weinte viel, erzählte kaum was und ließ sich selten in der Schule blicken.
Ich habe ihn oft drauf angesprochen, auf ihn eingeredet, aber er blieb stumm.
Was mich immer gewundert hat ist, dass er kaum irgentetwas hatte an Spielsachen bzw. einen Computer oder eine Konsole im Zimmer hatte.
Sein Zimmer sah aus wie ein kleines Gefängnis.
Er war ei Einzelkind und ist ohne seine Mutter aufgezogen worden.
Nur sein Vater war da.
Ich habe mich oft mit seinem Vater unterhalten, man konnte super mit ihm sprechen.
Er war sehr lustig und freundlich, aber sobald ich dann auf seinen Sohn ansprechen wollte, blockte er ab und erzählte über andere, lustige Dinge und da fiel es mir dann irgentwann auf, das es da irgentein Geheimniss gab.
Ich war meist von 14 bis 18 Uhr bei ihm. Ich habe versucht ihn zu unterhalten, habe ihm seine hausaufgaben gebracht und auch meine bei Ihm gemacht und versucht ihn zu motivieren endlich mal seine hausaufgaben zu machen, aber er lag meist still in der Ecke.
Auch wenn er kaum was sagte, mochte ich ihn.
Meine Freunde hatte seltend verständniss dafür das ich ihn besuchen ging, aber ich wollte, dass er immer wen hat und sich nicht alleine fühlen muss.
Ab und an beschenkte ich ihn oder bestellte eine Pizza zu mir nach hause und brachte sie ihm.
Dann irgentwann als ich ihn besuchen war bin ich um 18 uhr raus aus dem Haus und wollte - so wie immer - noch mit anderen Freunden losziehen, aber ich habe einfach mal ca. 1 Stunde vor der Tür (dritter Stock) gewartet um irgentetwas mit zu bekommen.
Und - leider - hörte ich auch schreie von seinem Vater, gepolter und lauten krachen und schreien.
Ich kloppte so wild gegen die Tür wie ich nur konnte und das 10 Minuten lang bis es nurnoch totenstill war. Ich beschloss dann nach Hause zu gehen und an nächsten Tag ihn irgentwie zu helfen.
Als ich dann am nächsten Tag da war, öffnete der Vater mir die Türe.
Er grinste und blieb so wie immer (lustig und cool), nur leider wusste ich, dass er die ganze zeit nur geschauspielert hat.
Ich habe dann versucht mit meinem Freund zu reden, aber er sagte wie immer nichts und er war mit vielen roten und blauen Flecken bedeckt...
Ich verlies dann kurz mal sein Zimmer um auf die Toilette zu gehen.
Als ich dann zurückkam, stand er dann am Fensterbalken und hatte das Fenster offen. Er schaute mich an und sagte \"Endlich bin ich frei...\" und ließ sich nurnoch fallen.
Und nun ist er seid 3 Jahren tot.

Ich habe seid diesen 3 jahren immer diese schreie und poltereien im Traum, noch dazu sein letzter Satz und das er sich wirklich fallen lies. und dazu noch die ganzen \"freundlichen\" fassaden von seinem Vater.

Da man die ganzen roten und blauen Flecke an seinem Körper sehen konnte, wurde der Vater eine Woche später angezeigt und durch meine Aussage in den Knast gebracht.

Wie gesagt: Seid 3 Jahren habe ich immer den selben Traum und es hört sicht an. Es geht schon soweit, dass ich mich kaum noch traue zu schlafen.

Bernd Anwort von Bernd

Lieber Robin,

was Du erlebt hast wirst und willst Du nicht vergessen.

Um das Erlebte verarbeiten zu können, lege ich Dir ans Herz, Dich einem Menschen anzuvertrauen, der es zu seiner Profession gemacht hat.
Vertraue Dich bitte einem Psychologen an.

Ich habe mir lange Gedanken darüber gemacht, warum Dein Freund vor Deinen Augen in den Tod gegangen ist.
Mir kommen da immer Bilder von Menschen in den Sinn , die im letzten Augenblick ihres Lebens noch den Lokführer anschauen, dessen Zug sie überfahren wird. (Mit solchen Menschen habe ich es leider häufiger zutun).

Und mir ist ein ganz entscheidender Unterschied zwischen diesen Menschen und Deinem Freund aufgefallen:

Wer einen Fremden (Lokführer) anschaut, will ihm die Mitverantwortung für seinen Tod geben.

Dein Freund hat Dich an seiner Befreiung teilhaben lassen.

Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass Dein Freund nichts anderes im Sinn hatte, als er Dich zu seinem Zeugen machte. Deshalb hat er es Dir auch ausdrücklich gesagt: "Endlich bin ich frei..."

Seine Entscheidung war bereits gefallen.
Daran hättest Du niemals etwas ändern können.

Was ich Dir gerne mit auf Deinen weiteren Weg mitgeben würde ist meine Wut!

Gegen alle Gewalt.
Dein Freund hat sie einfach still ertragen.
Bis er nur noch den einen Weg zu seiner Befreiung wußte.

Ich möchte Dir meine Wut gegen meine eigene Ohnmacht weitergeben.

Warum nehmen soviele Menschen Gewalt einfach hin, ohne sich zu wehren?

Niemand - auch Du - konnte Deinem Freund helfen, weil er sich der Gewalt ergeben hatte. Ohne Gegenwehr.

Ich hoffe von ganzem Herzen, dass Dir meine Wut ein wenig Schlaf bringt.
Aber tue mir den Gefallen: laß Dir von jemandem helfen, der es besser weiß als ich.

Von ganzem Herzen,

Bernd