Problem von Anonym - 17 Jahre

Ich weis nicht weiter...

Hallo,
mein Problem hat sich über jahre so kompakt aufgebaut, das ich z.Z garnicht weis wo ich anfangen soll.

Früher war ich eine gute schülerin, hatte viele freunde, bin viel nach draußen gegangen, habe immer meinen mund aufgemacht wenn mir etwas nicht gepasst hat .....ich hatte einfach so verdammt viel freude am leben!!!

dann bekam ich \"Angst vor dem erbrechen\" das ganze hat mich so kaputt gemacht das ich freiwillig in eine psychatrie ging um hilfe zu bekommen.
doch es glaubte mir einfach KEINER. niemand konnte verstehen wie ich vor so etwas angst habe könnte also brach ich das ganze nach 3 monaten wieder ab.
dannach habe ich weitere 2 ambulante psychologen aufgesucht und das ewig lange.....unglaublich, aber auch von denen nahm mich keiner ernst. da ich 20 kilo verloren hatte und tag und nacht aus angst nur noch am weinen war musste ich mir eigene wege suchen um mit der angst klar zu kommen.

die waren: strenge inhalts- und verfallsdatimkontrolle, kontakt zu kranken meiden, händewaschen (waschzwang), in fremden räumen nichts berühren, eig fast nur zuhause bleiben, nur leichte nahrung, und NICHTS mit meinem mund in berührung bringen (glas, Flasche, Löffel, hände, decke .....)...und vieles andere

nur um mich nicht aus irgendeinem grund übergeben zu müssen !!!

aus diesem ganzem teufelskreis von angst & kontrollen habe ich es seit ca einem jahr endlich herausgeschafft aber das ganze hat fürchterliche konsequenzen

meine zähne sind komplett zerstört. Ich habe auch den zahnarzt nicht mehr besucht, denn der war der grund warum ich mich das letzte mal, als ich ca 12 war übergeben musste und auch eine zahnbürste in den mund zu nehmen war unmöglich. ich sah sie als die reinste keimschleuder.

Jetzt sitz ich nur noch zuhause habe meinen abschluss grade so geschafft, lache kaum, muss mir immer etwas vor den mund halten wenn ich überhaupt mal etwas sage, musste eine ausbildung annehmen an der ich keine freude habe, habe nur noch wenige freunde ....ich kann einfach nicht mehr!

Wie soll ich eine disco besuchen ohne das jemand meine zähne sieht?
wie soll ich mich ausgelassen unterhalten?
es geht einfach nichts mehr.

das ganze ist mir so schrecklich peinlich. Ich fühle mich so minderwertig.

sogar vor meiner familie habe ich das ganze sehr gut versteckt und auch vor meinem freund. wirklich keiner weis es.

Wie soll ich meiner familie auf einmal sage das ich nicht mehr kann?
Wie kann ich es in ordnung bringen ohne das mein freund es bemerkt?
wo finde ich einen zahnarzt der solch schrecklichen anblick überhaupt erträgt?
und das schlimmste ist...wie soll ich mit 17 jahren einen zahnersatz bezahlen?

Alessa Anwort von Alessa

Hallo liebe Unbekannte,


vielen Dank, dass du dich mit deinen Gedanken an uns wendest.

Erstmal finde ich es super, dass du, wie du schreibst, es geschafft hast, dein Problem halbwegs alleine schon in den Griff zu bekommen.
Du schreibst jedoch, dass die Meidung von allem, was dich evtl. hätte zum Übergeben bringen können, dazu geführt hat, dass deine Zähne stark in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Ich kann deine Gefühle sehr gut nachvollziehen, dass du dich unwohl fühlst und gerne ein gesundes Gebiss hättest.
Aber den wichtigsten Schritt auf dem Weg dorthin bist du schon gegangen: denn du bist dazu bereit, etwas zu unternehmen und hast den Wunsch, dich nicht weiter zu verstecken.

Ich habe mal ein wenig zu dem Thema recherchiert und muss auch gestehen, dass ich schon ein wenig schockiert darüber bin, dass man dir vorher nicht hatte helfen können mit deiner Phobie, sondern du sogar abgewiesen worden bist. Denn, so wie ich es lese, ist die so genannte "Emetophobie", also die (irrationale) Angst davor, sich zu übergeben, sogar ein recht verbreitetes Phänomen.
Auch wenn du sagst, dass du mittlerweile die Phobie schon recht gut überwunden hast, möchte ich dir hier ein paar mögliche Kontaktstellen nennen, bei denen du dir weitere Informationen besorgen kannst und evtl. auch ins Gespräch mit anderen Betroffenen kommst. So findest du unter Umständen Anlaufstellen, die dich auf deinem weiteren Genesungsweg begleiten und bei denen du Hilfe bekommst, wenn du nochmal welche benötigst. Denn eine Phobie verschwindet schließlich, genau so wie jede andere psychische Erkrankung, zumeist nicht auf ewig von ganz alleine, sondern Bedarf einer Begleitung.

Ein guter Link zu dem Thema ist etwa: http://www.emetophobie.de/index.html

Ein wichtiger Schritt, neben der Wiederherstellung deiner Zähne, ist auch, dass du dich endlich jemandem anvertraust. Sei stark und selbstbewusst und suche mit deinen Eltern das Gespräch. Du kannst stolz auf dich sein, denn du hast es schon so weit geschafft, dass du dein Problem in den Griff bekommen hast! Du kannst ihnen erzählen, dass du dein Gebiss behandeln lassen möchtest, und ich bin davon überzeugt, dass sie dich unterstützen werden.
Wenn du gesetzlich versichert bist, übernehmen die Krankenkassen auf jeden Fall einen Teil der Kosten für die Behandlung. Um genau herauszufinden, wie das abläuft, setzt du dich vorzugsweise direkt mit einem Zahnarzt in Verbindung.
Habe keine Angst vor der Behandlung. Mittlerweile sind die örtlichen Betäubungen so gut, dass du von den Schmerzen nichts mitbekommst.
Suche dir einen einfühlsamen Arzt in deiner Umgebung, der im Umgang mit "Angstpatienten" viel Feingefühl beweist. Du kannst Adressen auch im Internet finden.
http://www.zahnarzt-empfehlung.de/zahnarztsuche/nach/Hilfe_bei_Zahnarzt_Angst

Nimm deine Eltern oder eine andere Person, der du vertraust ruhig zur Unterstützung mit. Lasse dich vor Ort beraten.

Glaube mir, du musst dich nicht wegen deiner kaputten Zähne schämen. Es ist bewundernswert und du kannst stolz darauf sein, dass du bereit bist, etwas dagegen zu unternehmen. Das ist alles, was zählt!
Ich kenne auch jemanden, der jahrelang wegen einer Zahnarztphobie nicht den Zahnarzt besucht hat (mit den entsprechenden Folgen). Sie war nun ungefähr so alt wie du und hat den Schritt endlich gewagt und nun wieder ein schönes Gebiss.

Du kannst das auch schaffen. Es lohnt sich!
Schäme dich nicht, sondern freu dich, dass du dann schon bald wieder schöne Zähne hast, mit denen du dich lächelnd durch dein neues Leben strahlen kannst :)

Ich wünsche dir alles Gute und viel Mut auf deinem Weg,
deine Alessa