Problem von Anonym - 14 Jahre

Ich will nicht mehr...

Hallo liebes Team,
Ich bin sowieso schon traurig, weil mein Vater öfters stockbesoffen nach Hause kommt und ich das mit ansehen muss. Meine Konfirmation war der letzte Scheiß, da mein Vater sich wieder die Kante gegeben hat. Ich hab nie davon, etwas erzählt.Jetzt hatte mein Vater Betriebsfeierund kam am nächsten Tag wieder voll bis zum geht nich mehr nach Hause, obwohl er zum Sanitätsdienst auf irgendeiner Feier musste. Meine Mutter hatte die Schnauze voll und hat sich von ihm getrennt! Ich war zum Glück nicht da. Jetzt rede ich kaum noch mit meiner Mutter, hab zu Hause nur schlechte Laune und schlucke alles in mich rein. Ich weine nicht, sondern tue so, als wenn es mich kein Stück interessiert, meine Freunde wundern sich was ist, aber bis jetzt weiß es nur meine Beste Freundin. Was soll ich machen?

Dana Anwort von Dana

Hallo!

Zuerstmal: du willst wohl. Und das Gottseidank. Du willst dir nämlich Hilfe holen und tust damit genau das Richtige.

Es ist leider nur zu oft der Fall, dass Kinder unter den Unzulänglichkeiten der Eltern leiden müssen. Eltern sind auch Menschen mit Problemen, verhalten sich manchmal noch schlimmer als die Kinder.

Zuerstmal solltest du deinen Groll abbauen. Dein Dad scheint große Probleme zu haben, dass er sich in den Alkohol flüchtet. Nicht jeder Mensch ist in der Lage, über seine Probleme zu reden. Da scheinst du einen großen Vorteil in deiner Familie zu haben, dass du ehrlich dein Problem am Kragen packen willst, im Gegensatz zu den anderen. Deine Mum hat das einfach nicht mehr ausgehalten mit deinem Dad, bitte zürne ihr deshalb nicht, manchmal muss man sich einfach selbst schützen.

ABER du solltest mal ein ehrliches Wort mit ihr reden, dass du es als KIND von ihr ziemlich schwer hast und du von ihr Hilfe erwartest. Denn du bist Schutzbefohlen, deine Eltern sind verpflichtet, sich ordentlich um dich zu kümmern.

So wie ich das jetzt verstanden habe, bist du bei deinem Vater geblieben, weil deine Mutter die Familie verlassen hat. Wichtig dabei: du bist nicht schuld an dem, was da passiert ist, deine Eltern sind nur nicht in der Lage, sich dir gegenüber gebührend zu verhalten, was sehr schade ist. Und dass sie als Paar es anscheinend nicht schaffen, ihre Differenzen so zu lösen, dass du nicht drunter leidest, ist wirklich schlimm.

Mein Tipp für dich: Runterschlucken ist nix. Irgendwann platzt es doch raus, denn die Aggressionen in dir drin werden wachsen. Diese Enttäuschung kann man nicht einfach schlucken. Ich würde dir empfehlen, dich zumindest einem Freund/einer Freundin, die du als vertrauenswürdig einstufst, mal alles zu erzählen. Genauso könntest du dich an den Schulpsychologen/Vertrauenslehrer wenden, das ist erstmal unverbindlich und man kann sich da erstmal alles von der Seele reden, was übrigens unglaublich gut tut. Die wissen dann auch meist, was zu tun ist und können sehr gut helfen.

Schweigen ist insgesamt der falsche Weg, weil du die Adressaten, für die die Infos wichtig wären (Vater/Mutter) damit nicht erreichst. Im Prinzip müsstest du bei beiden Seiten mal "Krach schlagen". Setz dich in einer ruhigen Minute mit deinem Dad mal zusammen, wenn er nüchtern und entspannter ist (ich hoffe, diese Momente gibt es noch...). Erkläre ihm die Lage und erzähle ihm, wie es dir geht, dass du dir Sorgen machst und selbst wirklich SChaden nimmst. Ebenso bei deiner Mutter. Dass du sie jetzt momentan echt ablehnst, weil sie euch verlassen hat, ist nachvollziehbar, aber sie hatte sicher wirklich einen Grund. Zürne ihr also nicht, erkläre ihr aber (geht auch schriftlich, wenn du momentan mit ihr nicht persönlich reden willst oder kannst), dass du momentan echt in einem Loch sitzt, aus dem du raus musst, auch mit IHRER Hilfe.

REDE. Es ist immer eine Überwindung, seine Seele zu öffnen und den "Streitparteien" Einblick zu gewähren, aber durch Verschluss deines Herzens wirst du nur selbst immer weiter die Leidtragende sein. Und du bist die Letzte, die das verdient hat. ANDERE sollen sich gefälligst darum kümmern, denn du hast keine Schuld daran, also gib die Verantwortung ruhig denen, die es betrifft, bzw die geschult sind, sich um solche Probleme zu kümmern. Dazu kommt, dass du Freunde hast, was wirklich toll ist und dass du dir Hilfe holen WILLST.

Du hast gute Voraussetzungen, das wieder in den Griff zu kriegen. Ich wünsche dir wirklich von Herzen alles Gute dabei.

Liebe Grüße,

Dana