Problem von Ally - 22 Jahre

Keine Freunde, Deprimiert, Misanthrop

Hallo

Ich finde es erst mal toll was für eine Arbeit ihr hier leistet, es ist wirklich gut ein Ventil zu haben, wo man alles rauslassen kann, ohne das es einen danach immer wieder verfolgt.
Mein Name ist Ally, ich bin 22 Jahre und habe in diesem Semester mehr schlecht als Recht meinen Bachlor in Geologie gemacht. Ich habe seit längerem mit einigen seelischen Problemen zu kämpfen, die aber jetzt erst während des Studiums vollends zur Entfaltung gekommen sind. Ich denke, dass wird ein sehr langer Text, aber ich versuche wirklich nur das aufzuschreiben, was mir sehr an (oder eher auf) dem Herzen liegt.
Mein größtes Problem ist wohl, dass ich seit einigen Jahren keine richtigen Freunde mehr habe. Es war so, dass ich am Anfang des Gymnasiums noch eine kleine Gruppe von 5 Leuten hatte, mit denen ich mich gut verstand und mit denen ich mich getroffen habe, aber die sind dann bis zur 7 Klasse alle umgezogen oder haben die Schule gewechselt und ich habe es dann irgendwie verpasst den Anschluss zu halte. In meiner Klasse war ich immer die Außenseiterin, habe mich nie getraut jemanden anzusprechen und nach einiger Zeit habe ich mir dann eingeredet, dass ich das auch nicht brauche und gut alleine zurecht komme. In meiner Familie habe ich mich immer wohl gefühlt, obwohl ich nie wirklich mit meinen Eltern über Ernste Dinge oder meine Probleme rede. Sie hätten das wohl lieber, aber sie drängen mich nicht dazu und wenn sie doch mal den zaghaften Versuch unternehmen, mit nach meinem Seelenleben zu befragen sperre ich sofort ab, weil ich sie damit nicht belästigen will. Meist versuche ich bei meinem Bruder abzuhängen und mit ihm irgendwelche Serien oder Filme zu gucken.
Letztendlich war ich dann bis zur Oberstufe alleine, habe aber immer gedacht, dass ich bestimmt dann im Studium Freunde finden könnte. Und am Anfang bin ich auch an eine Gruppe geraten, bei der ich dachte gut aufgenommen zu werden. Aber es war dann wieder so, dass ich mich nicht einbringen konnte. Während die drei immer vertrauter miteinander wurden, saß ich meist nur stumm daneben und wusste nicht, was ich sagen sollte. Sie haben mich nicht ausgeschlossen, mich oft Dinge oder so gefragt, aber ich konnte nie darauf wirklich antworten und kurz darauf haben die drei sich dann wieder unter sich unterhalten. Das ging dann 2 Jahre so, in denen ich immer mehr nach außen gedrängt wurde. Trotzdem nahmen sie mich bei Gruppenarbeiten immer zu sich auf oder luden mich sogar einmal ein mit in einen Vergnügungspark zu fahren. Aber auch da lief ich nur hinterher, es hätte für niemanden einen Unterschied gemacht ob ich nun dabei war oder nicht. Und bei den Gruppenarbeiten, war es auch so, dass sie meist nur zu dritt arbeiteten und mir nur leichte oder sogar gar keine Aufgaben zuteilten und alles alleine machten. Ich kam mir dann immer überflüssiger und nutzloser vor. Aber ich machte ihnen auch keinen Vorwurf dafür. Ich bin nicht sonderlich intelligent oder gebildet, ich bin nicht schlagfertig und nicht witzig, alles im allem ein äußerst langweiliger Mensch, mit dem wohl niemand wirklich etwas anfangen kann.
Als der Kopf der Truppe (ein Junge, die andern beiden waren auch Mädchen) fragte ob ich nicht zu einem Treffen mit ihnen kommen wollte, sagte ich ab und meinte, dass ich ja eh nicht wirklich zu ihnen passen würde (per e-mail natürlich, ich hätte mich nie getraut ihm das ins Gesicht zu sagen). Er hat dann zwar geantwortet, dass er sich dafür endschuldige, das ich nicht so eingegliedert sei und er das ändern wolle und so, erwähnte aber mit keiner Silbe, dass sie mich gerne dabei hätten. Die anderen beiden meldeten sich gar nicht und als ich mich dann im nächsten Semester nicht mehr zu ihrer Gruppe stellt, schien es auch nicht so, als ob das ein Problem für die wäre, im Gegenteil sie unterhielten sich wesentlich angeregter als noch wenn ich dabei war. Das gab meinem Selbstwertgefühl dann letztendlich den finalen Todesstoß. Sie verhielten sich zwar mir gegenüber weiterhin freundlich und versuchten auch immer noch mit mir zu reden, wenn ich mich dann doch wieder zu ihnen stellte, aber ich kam mir dann immer wie eine Last für sie vor. Letztendlich konnte ich das ganze dann nicht mehr ertragen und versuchte alles im letzten Semester, um ihnen nicht mehr über den Weg zu laufen. Ich machte mir immer wieder große Vorwürfe, dass ich vieles hätte anders machen oder sagen sollen, und wurde dadurch äußerst depressiv.
Zudem Zeitpunkt war für mich auch klar, das ich das Studium nach dem Bachlor nicht weiterführen würde und sie somit auch nie mehr wieder sehen würde. Nun, wo das Semester vorbei ist hänge ich der Zeit und meinen Fehlern aber immer noch hinterher, vor allem weil ich denke, dass ich mich immer wieder so verhalten werde und folglich niemals Freunde finden werde, was mich wieder sehr depressiv werden lässt.
Die ganze Zeit des Studiums war für mich schrecklich, sicherlich die schlimmste Zeit in meinem Leben, ich habe mich nie so nutzlos gefühlt. Ich dachte, dass es wahrscheinlich auch niemanden auffallen würde, wenn ich mich am nächsten Tag von einer Klippe stürzen würde, dass ich für alle immer nur das unwichtige, dumme Mädchen bin, dass irgendwo in der Ecke steht und nichts sagt. Seitdem kann ich auch kaum noch in Kontakt mit fremden Menschen treten und trau mich auch kaum noch auf die Straße hinaus.
Auch habe ich während des Studiums gemerkt, dass Geologie wohl nicht das richtige für mich ist. Und nicht nur das, ich glaube, dass ich nicht mal für ein Studium geeignet bin. Ich habe nirgendwo richtig gut abgeschnitten, einige 5en im Zeugnis und selbst bei Fächern, bei denen ich richtig viel gelernt habe und an denen ich auch Spaß hatte bestenfalls nur durchschnittliche Noten erhalten und jetzt große Angst irgendwann mal irgendeinen miesen Job erledigen zu müssen, den ich hasse. Meine Eltern sind zwar sehr wohlhabend, aber ich glaube nicht, dass sie ihr ganzes Leben lang für mich aufkommen möchten.
Ein anderer Grund dafür, dass ich seit letzten so extrem Unglücklich bin hängt wohl mit meinem alten Kindergarten Freund zusammen. Ich habe zwar geschrieben, dass ich seit der 7. Klasse keine Freunde mehr hatte, aber das stimmt wohl nicht so ganz. Er war so der einzige, der an der Freundschaft zu mir immer festhielt, auch wenn sie sich in der Schule nur auf ein paar Gespräche auf dem Pausenhof beschränkte. Im Gegensatz zu mir ist er nämlich äußerst extrovertiert und beliebt, weshalb er immer Zeit in seiner Clique verbracht hat. Im Kindergarten und den ersten Jahren der Grundschule war dies noch anders, da waren wir beide praktisch die einzigen Außenseiter und haben uns so zusammen getan.
Nun ja, nach dem Abitur, nachdem sich alle in die verschiedenen Himmelsrichtungen verstreuten, sahen wir uns wieder häufiger, da wir in der gleichen Straße wohnen, er Zivi machte und ich in unserer Heimatstadt zu studieren anfing. Als er dann auch mit dem Studium begann, suchte er sich jedoch eine Uni in einer anderen, weit entfernten Stadt aus (er hatte ein sehr gutes Abitur und konnte einen Elitestudiengang belegen). Aber in den Semesterferien sahen wir uns immer noch oft. Nun und letztendlich kam es dazu, dass ich mich in ihn verliebte. Aber ich wusste auch, dass ich nie eine Chance bei ihm haben würde, da er mich ja nur als eine Art Kumpel ansah. Auch hörte ich von anderen Seiten, dass er wohl einen etwas freizügigeren Lebensstill pflegte und schon ein paar Beziehungen, ein paar längere, aber meist viele sehr kurze hinter sich hatte und dass er sich da wohl kaum nur auf mich einlassen würde. Mir war das klar und ich wollte das verkraften, aber ich kam mir in seiner Nähe nun immer unwohler vor. Ich weiß zwar, dass ich nicht gerade die schönste bin, aber ich habe eigentlich keine Probleme mit meinem Aussehen, nur bei ihm komme ich mir immer ausgesprochen hässlich vor. Auch glaube ich mich immer trottelig zu verhalten oder blödes Zeug zu reden und trau mich kaum noch mich mit ihm zu verabreden. Das macht mich zwar unglücklich aber ich bin nun mal auch unglücklich, wenn ich mit ihm zusammen bin und ich weiß da nicht was ich tun soll.
Ich glaube eigentlich auch allgemein, dass mich andere Menschen nie so richtig annehmen könne, oder vielleicht ich auch nicht sie. Ich bin oft deprimiert über die allgemeinen Zustände in der Welt und die Scheinheiligkeit der Menschen. Ich unterscheide hier zwar immer zwischen den einzelnen Menschen und der Menschheit an sich, die halte ich allerdings für eine allesverschlingende, moral- und skrupellose Bestie. Mein Weltbild ist da wohl ziemlich einfach gehalten und ich weiß nicht genau welche Ursachen das hatte, ich fand als Kind schon viele Dinge schlimm, wie, dass Tiere für unseren Genuss sterben oder das so viele Menschen Hunger leiden müssen. Besonders in der 8 Klasse hat sich dass dann noch einmal extrem verstärkt, wahrscheinlich durch einige Dokus die ich mir damals rein gezogen habe.
Und dadurch sehe ich immer so viele Dinge die ich nicht verstehe und die mich zu einer kleinen Misantrophin gemacht haben. Das alle Menschen unheimlich betroffen tun, wenn sie davon hören wie schwer es die Menschen in Südostasien haben und dann am nächsten Tag doch wieder zu C&A laufen, die diese Leute schamlos ausnutzen. Oder dass schätzungsweise 70% der Agrarfläche auf der ganzen Welt für die Ernährung von 10 Milliarden Menschen ausreichen würden, wenn nicht ein Großteil für den Anbau von Futtermitteln verbraucht würde, dass von der Futtermenge die eine Schlachtkuh im Leben verschlingt locker 6 Menschen im gleichen Zeitraum satt würden, dass in Brasilien der Regenwald fast ausschließlich zur Nutzung als Anbaufeld für Tierfutter gerodet wird, während nicht mal 10 Kilometer weiter die Menschen verhungern, weil ihnen die Regierung kein Saatgut schickt, all dass sind Informationen die nie irgendwo in den Medien auftauchen. Und selbst wenn, denke ich kaum, dass es die meisten schaffen würden auch nur einmal die Woche auf Fleisch zu verzichten. Letztendlich ist es doch allen egal, ob pro Tag 50000 Menschen auf diesem Planeten verhungern, sind ja nur Arme Schlucker, solang wir genügend Filetsteak und Turnschuhe haben ist alles cool und zur Not kann man sich ja noch ein reines Gewissen über den Ablasshandel wie Unicef oder so erkaufen. Aber wenn man dann ein Kauz wie Michael Jackson stirbt, machen alle ein riesen Tamtam. Es ist nicht so, dass ich mich jetzt nur mit so was beschäftigen würde, ich habe auch jede Menge sinnlosen Mist, mit dem ich meine Zeit verschwende, aber häufig kann ich einfach nicht zuhören, wenn die Leute über so Unglücke, wie jetzt bei der Loveparade reden und ganz betroffen tun, obwohl sie nicht dabei waren, auch keinen kennen der dabei war und sich ja auch eigentlich einen Dreck um andere Menschen scheren. Wenn man jeden unnötigen Toten beweinen wollte, hätte man schließlich nichts anderes mehr zu tun.
Aber ich selbst kann mich auch nicht dazu durchringen etwas aktiv dagegen zu tun, da ich einfach weiß, dass sich dadurch nie etwas ändern wird. Ich würde zwar nie bei H&M oder so einkaufen, bin seit meinem 8 Lebensjahr Vegetarierin und seit meinem 15 Veganerin, weiß aber, dass ich das letztendlich nur für mich tue, da ich mich einfach besser fühle, wenn das ganze Blut, das durch die Verschwendungssucht der westlichen Welt entsteht, wenigstens zum Großteil nicht an meinen Händen klebt. Zu mehr kann ich mich allerdings nicht aufraffen, mich wirklich in einer Organisation zu betätigen schaff ich nicht. Ich sehe einfach keinen Sinn darin etwas zu unternehmen, da man nichts ändern kann. Auch komme ich mit den richten Idealisten nicht wirklich zurecht. Ganz abgesehen davon, dass meine Angst vor fremden Menschen in letzter Zeit extrem gestiegen ist, Ich kann einfach auch nicht deren Aktionismus und unermüdlichen Antrieb teilen. Letztendlich ist mir alles wohl doch egal und ich bin schon in so einen Zynismus abgedriftet, dass ich das, was ich so schlimm finde für normal und unabwendbar halte. Und ich beschäftige mich dann ja auch mehr mit meinen eigenen nichtigen Problemen, als mit denen, die ich eben beschrieben habe, sonst wurde ich diesen Brief ja wohl nicht schreiben. Irgendwie hasse ich mich auch dafür, denke, dass ich, wo ich mich doch damit beschäftige und es verachte, den Willen in mir spüren müsste etwas dagegen zu unternehmen, aber das tu ich nicht. Und diese Überzeugung, nichts zu tun, ist in mir genauso groß, wie die, nur im kleinst möglichen Maße an dem ganzen Unheil teilzuhaben.
Und so geht es mir inzwischen fast überall. Ich sehe keinen Sinn mehr in dem was ich tue. Ich habe kein Selbstwertgefühl mehr. Ich verachte mich für das unfähige, langweilige und selbstsüchtige Mädchen, das ich bin.
Seit ich meinem Bachlor mehr oder weniger in der Tasche habe liege ich meist nur lethargisch auf meinem Bett und verfluche mich selbst, höre Slipknot oder traurige Filmmusik und weine auch ab und zu, einfach so, ohne einen besondern Gedanken oder so gehabt zu haben. Ich weiß nicht mehr, was ich mit meiner Zukunft anfangen soll, ich glaube, dass ich zu nichts tauge und traue mich auch im Moment nicht mehr irgendetwas Neues in Angriff zu nehmen. Vor meinen Eltern und meinen Bruder versuche ich das alles zu verbergen (wir haben ein großes Haus, in dem man sich leicht zurückziehen kann), da ich sie nicht belasten möchte und sowieso nicht glaube, das sie mir helfen können, da sie so ein anderes Leben als ich gelebt haben (alle in meiner Familie sind sehr aufgeschlossen und beliebt), keiner von ihnen weiß wirklich wie es ist eine totale Außenseiterin zu sein. Ich habe ihnen gesagt, das ich jetzt nur ein Jahr Auszeit nehme und dann weiterstudiere, aber ich glaube nicht, dass ich in einem Jahr weiß was ich machen soll, momentan möchte ich nicht mal vor die Tür gehen. Ich habe irgendwie alles so satt, die Welt und vor allem die Menschen und eigentlich möchte ich auch keine mehr um mich haben. Ich habe versucht mich in ihre Welt einzugliedern und bin gescheitert und nun möchte ich eigentlich nur alleine sein, für immer. Aber ich weiß, dass das nicht geht, dass man auf andere Menschen angewiesen ist. Aber ich fülle einfach nicht so als ob ich das könnte, mich selbst ohne Freunde in eine Gesellschaft und ein Arbeitsleben einfügen und sehe auch keinerlei Ausweg daraus. Mittlerweile denke ich, dass ich mich einfach in die Klapse einliefern lassen sollte, um da den Rest meines Lebens zu verbringen.
Das war jetzt ausgesprochen viel und ich kann wohl von niemandem erwarten, dass er all dies liest (wohl besonders mein wehleidiges Die-Welt-schlecht-Geschwafel). Aber es tat schon mal gut alles einfach mal niederzuschreiben.
Trotzdem vielen Dank für die Möglichkeit sich hier ausschreiben zu könne.
Mit freundlichen Grüßen, Ally

Dana Anwort von Dana

Liebe Ally!

Ich habe - ganz entgegen deiner Erwartungen - mal den ganzen Text gelesen. Zwar habe ich dazu etwas gebraucht und mein Kopf raucht jetzt, weil es sehr viele Gedanken sind, die du rausgelassen hast...aber vielleicht kann ich wenigstens ein wenig Hilfestellung geben, wenn auch nur punktuell und nicht allgemein.

Ich schreibe mal brainstorm-artig ein paar Gedanken auf. Bitte denk dran, dass ich kein Spezialist bin, ich versuche trotzdem mal das zu ordnen, was mir durch den Kopf geht:

1. Akzeptanz von dem, was du bist.

Du schreibst, dass du nur negative Eigenschaften hast, Menschen nicht auf dich zugehen, du nicht auf Menschen, alles schlecht, alles doof, unscheinbar, grau etcpp.

Ally, so geht man doch nicht mit sich um. Keiner hat verdient, dass man so über ihn spricht, man selbst schon gar nicht. Du hast vielleicht nicht die blendenden Noten und ein Aussehen wie Heidi Klum - aber das ist auch nicht wirklich das Wichtige. Ich rede jetzt sicher nicht vom "Charakter, der stimmen muss und dass Leute dahinter sehen müssen". Nein, ich weiß, dass andere Dinge beim Kennenlernen wichtig sind.

Aber es ist nicht das Aussehen oder die Fähigkeit, sofort mit Anderen ins Gespräch zu kommen. Es ist das Gesamtpaket. Wenn man in der Lage ist, mit sich selbst ins Reine zu kommen, zu akzeptieren, wie man ist, dann ist das ein Anfang. Warum willst du denn so wie andere sein? Warum willst du aus deiner Haut und am liebsten bunt und offenherzig sein? Du bist so halt nicht. Dafür bist du eine ruhige Person, der man aber mit Sicherheit vertrauen kann und die sicher einige Stärken hat, die in menschlichen Freundschaften durchaus von Vorteil sind. Diese gilt es zu suchen, zu finden und dazu zu stehen.

Wenn du von dir selbst denkst, dass du eine graue Maus bist, die nix kann und die niemand will, dann strahlst du genau das aus. Du hast quasi ein Schild mit "rühr mich nicht an!" auf deiner Stirn kleben. Man denkt gar nicht, dass die Psyche so viel ausmacht, aber das tut sie.

Dazu ziehen wir mal das Beispiel deiner "Freunde" heran, die im Studium versucht haben, dich zu integrieren. Sie haben viel versucht. Sie haben dich gefragt, ob du mitmöchtest, sie haben dich einbezogen. Aber das alles scheinst du nicht zu sehen, sondern unterstellst ihnen, dass sie eigentlich lieber alleine gewesen wären. Wäre das so, hätten sie dich einfach gar nie gefragt und dich ausgegrenzt. Diese negative Denkweise über andere Menschen macht dir da vieles kaputt. Genauso im Freizeitpark: du bist hinterher gelaufen und hast dich die ganze Zeit ausgegrenzt gefühlt. Hättest du mal aufgeschlossen und IRGENDWAS erzählt...irgendwas...zB, was dir gerade gut gefallen hat oder ähnliches, hätten die drei bemerkt, dass du GERNE mit ihnen mitgekommen bist.

So wie du dich fühlst, so strahlst du auch aus.
Wenn ich so lese, wie du schreibst, erkenne ich unter dem Ganzen ein intelligentes, junges Mädchen, das sehr sensibel ist und mit sich selbst komplett im Unreinen. Das die komplette Welt für schlecht hält und es nicht wert scheint, gemocht zu werden.

Ich glaube, du bist ein Mensch, der trotz seiner "Ruhe" und Schüchternheit sehr wohl gemocht werden kann. Deine Eltern sind an dir interessiert, dein Freund ist es, die Studenten waren es...gib ihnen doch eine Chance. =) Gib Menschen, die auf dich zukommen, eine Chance, mach nicht zu! Du bestätigst schon automatisch das Bild des "nix geht", anstatt mal was zuzulassen.

2. neue Perspektiven, raus aus dem Teufelskreis!

Du schreibst, dass Geologie absolut nicht dein Ding ist. Nun bist du noch schön jung, hast ein gutes Elternhaus...da würde ich sofort einfach wechseln! Ich selbst habe mich im Studium einmal vergeigt...mein Vater merkte, wie ich immer trauriger wurde und stiller...und irgendwann fragte er mich, was denn los sei. Ich heulte Rotz und Wasser. Mein Dad nahm mich in den Arm und sagte: "Hey...meine Kinder haben die Möglichkeit, sich einmal umzuentscheiden." ...und das war gut für mich.

Mach nicht den Fehler zu denken, dass Geologie jetzt dein Los für die Ewigkeit ist. Überlege, was du tun könntest, vielleicht eher eine Ausbildung mit praktischen Elementen? Wo du was TUN kannst und nicht nur in Vorlesungen sitzt? Etwas Konkretes? Denk mal drüber nach. Deine Eltern scheinen wirklich Interesse an dir und deinem Leben zu haben. Auch hier wieder: gib ihnen die Chance zu helfen! Du musst nicht alles mit dir alleine ausmachen, auch wenn du das vielleicht denkst.

Sich Hilfe zu holen, ist manchmal schwer, man muss sich überwinden, aber dann wird alles so leicht...ich weiß noch, dass ich damals das Gefühl hatte zu fliegen, weil ich nicht mehr alleine mit all dem war. Halte also nicht an diesem Berufsweg fest, wenn du merkst, dass es nicht deiner ist. Du wirst nicht glücklich damit.

3. Umgehen mit deinem besten Freund:

das ist ein schwieriges Thema. Sich in den besten Freund zu verlieben, kann wunderbar und schmerzhaft sein. Hier kann ich dir nur empfehlen, viel Zeit mit ihm zu verbringen und dann auch mal leichte Signale zu setzen. Momentan frisst dich die Frage, ob es denn was werden könnte, sicher halb auf. Da brauchst du im Laufe der Zeit Klarheit. Aber ER kennt dich wenigstens gut! Und er weiß, dass du eine tolle junge Frau bist, sonst wärst du nicht seine beste Freundin.

4. Ungerechtigkeit in der Welt, gepaart mit Unfähigkeit zu helfen.

Auch hier machst du dich wieder zu klein, meiner Meinung nach. Natürlich ist niemand von uns der große Weltverbesserer...aber man kann auch im Kleinen sehr viel bewegen. Wie wäre es denn mit einer Berufswahl, die sich etwas mehr mit dem Sozialen beschäftigt? Kannst du zB gut mit Kindern?
Es ist wichtig, nicht das Große Ganze anzuschauen und dann zu sagen: oi, ich bin so mini, ich kann da nix....also lass ich es gleich, geht eh nicht. Auch die ganz kleinen Dinge helfen. Bleib bei deiner Größe und versuch nicht, die Welt zu retten.

Du tust für dich sinnvolle Dinge, das ist doch schon gut so!

5. du brauchst jemanden zum Reden.

dringend, Ally. Du hast so viele Gedanken in dir, damit kommst du nie alleine durch. Ich rate dir deshalb wirklich, mal einen Gesprächstermin bei einem Psychotherapeuten zu machen. Da kann man einfach so hingehen und die rechnen das dann mit der Kasse ab. Wenn du nicht reden kannst/gleich reden willst, kopiere dir hier alles raus, was du geschrieben hast...du hast ehrlich geschrieben und sehr genau dargelegt, was in dir alles los ist. Damit kann jemand vom Fach sehr viel anfangen, wenn du es einfach nur vorliest oder hingibst zum selbst Lesen.

So...insgesamt ist es natürlich lange nicht so ausführlich wie dein Brief...ich hoffe aber, dass meine Gedanken wenigstens ein bisschen zu deiner Findung helfen können. Ich wünsche es dir.

Liebe Grüße,

Dana