Problem von Anonym - 25 Jahre

Nur Gedanken von Unbekannt an Unbekannt.

Die Ärzte sagen, dass meine Oma diese Nacht nicht überleben wird. Ich begreife es noch nicht. Wir hatten keine innige Beziehung, nie das Oma-Enkel-Verhältnis. Ich kam mit den Großeltern mütterlicherseits stehts besser klar.

Es waren meist Pflichtbesuche bei ihr. Jetzt stirbt sie, oder ist bereits tot. Mein Dad verliert den letzten Elternteil, während von meiner Mum beide Elternteile leben.

Ich bin traurig, kann es nicht verstehen und verstecke meine Traurigkeit hinter Sarkasmus. Mein Freund weiß nicht, wie er mit meiner nicht-Coping-Methode umgehen soll. Er will für mich da sein.

Mir wird bewusst, dass ich viele Möglichkeiten verpasst habe ein Familienmitglied wirklich kennenzulernen. Viele Chancen vergeben. Ein Fehler, der nicht mehr zu ändern ist, der mich auf ewig auf meinem Lebensweg begleiten wird. Ich hab mich nicht genug angestrengt, mich von familiären Vorurteilen leiten lassen. Negative Begebenheiten in den Vordergrund gespielt. Ich fühle mich schuldig. Ich hätte anders handeln können, mich mehr bemühen.

Sie schien seit dem Tod ihres Mannes, meines Opas, nicht mehr wirklich glücklich zu sein. Das Leben in einer selbstgewählten Isolation zu verbringen. Keine/Kaum Unternehmungen, wenig soziale Kontakte, viel Beschwerden über den Gesundheitszustand, aber \"nichts sichtbares\". Bei unserem letzten Treffen - ich bin froh, dass wir spontan die 500km nach Hause gefahren sind, schien sie noch trauriger, hoffnungsloser als sonst. Ich habs auf ihre Eigenarten geschoben. Vielleicht, wenn ich sie direkt gefragt hätte.

Wenn ich doch nur. Dieses \"was wäre wenn\", nur noch \"zu spät\".

Just: Goodbye. Vielleicht kannst du dort wieder glücklich sein, glücklicher als du es hier seit einer ganzen Weile warst. Ich komm dich besuchen und bring dir rosa Nelken mit.

Aber eigentlich: Geh nicht! Bleib hier. Ich streng mich mehr an. Ich werde besser. Werd gesund. I will try harder. Bitte. Bleib noch hier.

Dana Anwort von Dana

Liebe Unbekannte.

Deine Gedanken sind absolut nachvollziehbar. Oft, wenn man den Tod so ansieht, denkt man, was man alles hätte anders machen können.

Nun, die Vergangenheit kann man nicht zurück holen. Würde man es können, wären sicher viele Menschen daran interessiert. Das einzige, was man nach solchen Erkenntnissen tun kann, ist, sich für die Zukunft vorzunehmen, es bei anderen Familienmitgliedern und Freunden anders zu machen. Du hast noch zwei Großeltern, sei ihnen nahe, tue ihnen Gutes. Deine Oma hat sehr weit weg gewohnt, mache dir da keine zu großen Vorwürfe, dass du nicht so viel für sie da warst. 500 km sind eine große Strecke, das wäre gar nicht wirklich gegangen.

Deine Oma hat ihr Leben gelebt, auf ihre Weise. Nun ist sie fast erlöst. Lass sie in Frieden gehen, wenn es ihre Zeit ist. Sie wird dir nichts übel nehmen oder schlechte Gedanken mitnehmen. Ringe dir auch keine Versprechen für die Zukunft ab, sondern versuche es einfach Tag für Tag. Der Mensch ist nicht perfekt, sondern fehlbar. Lass das zu, akzeptiere das.

Und sei einfach du, lass die negativen Gedanken dich nicht dominieren, sei ein Mensch, der seinen Mitmenschen etwas abgibt und an ihnen teil hat. Lass Hilfe zu, zB die von deinem Freund, stoße deine Leute nicht von dir. Dann wirst du viele Chancen haben, es bei anderen Familienmitgliedern und Freunden so zu machen, wie du es dir vorstellst.

Für deine Oma hoffe ich, dass sie wirklich Frieden finden wird. Weiß der Mensch ja nicht, was nach dem Sterben so passiert...

Ganz liebe Grüße,

Dana