Problem von Maria - 22 Jahre

Wie soll es weiter gehen...

Liebes Team, ich bin 22 und habe eine 3 Jährige Tochter. Die Schwangerschaft verlief gut und problemlos sie war auch ein absoluter Traum. Als Baby war sie ein Sonnenschein immer artig kaum Geschrei und sehr lernfähig. Seit sie 3 geworden ist ist sie leider unausstehlich! Ich schlafe nachts schon schlecht weil ich weiß das sie am nächsten Tag wieder neben dem Bett steht. Tagsüber ist sie zeitweise lieb und dann plötzlich schlägt sie total um und ist einfach nur rotzfrech und teils echt bösartig. Sie schlägt sie tritt sie schreit sie beißt sie widerspricht. Es ist wirklich auf gut deutsch gesagt zum kotzen. Ich und mein Partner führen eine sehr harmonische Beziehung und versuchen auf die \"Anfälle\" der kleinen ruhig zu reagieren und mit ihr zu reden damit sie sich beruhigt aber sie beruhigt sich nicht. Sobald sie mit einem von uns alleine ist ist sie das liebste Mädchen der Welt aber sobald wir beide mit ihr zusammen sind ist sie wirklich \"ätzend\". Ich habe schon keinen Elan mehr meine alltäglichen Aufgaben (Arbeit, Haushalt etc) wahrzunehmen weil sie mich einfach sooo nervt. Sie konnte/kann eigentlich so schön spielen ob mit uns oder alleine aber sobald sie ihren \"Anfall\" kriegt geht nix mehr sie schmeißt alles nur noch durch die Gegend. Außerdem stellt sie öfter die selbe Frage bis zu 10 mal hintereinander.

Entwicklungsmäßig ist sie nicht zurück geblieben oder so das haben wir alles checken lassen. Sie ist sehr gut entwickelt auch vom Verstand her.

Mein Partner sagt ich soll sie wirklich abends wenn sie z.b. 17 uhr zickt ins bett stecken nur davon haben wir beide nichts denke ich denn ich habe gelesen das kinder die unglücklich ins bett gehen bzw. weinend ins bett gehen sich weiter von ihren Eltern entfernen da sie sich unverstanden fühlen.

Im Endeffekt macht sie mich fertig! Nervlich, seelischkörperlich. Ich werde ständig krank seit ich sie habe. Ich habe durch sie verspannungen die sogar zu schwindelanfällen und kopfschmerzen führen.

Das komische ist das sie wenn sie mit mir oder meinem mann alleine ist total lieb ist oder auch wenn wir besuch haben nur wenn wir beide mit ihr alleine sind dreht sie total ab. ich habe schon überlegt mit ihr zur familienberatung zu gehen aber ich glaube nicht das die leute dort ein 3 jähriges kind ergründen können da sie einfach noch nicht das verständnis hat.

Und mich wundert das sie nach 10 min heulen ganz plötzlich wieder extrem lieb ist. So schnell kann ich gar nicht umschalten von enttäuscht/böse zu ausgeglichen...

Auf jeden Fall macht sie mich total fertig und ich habe schon mehrfach überlegt wie ich sie erträglicher kriege bzw. wie ich das problem beenden kann... Ich habe keine Lust mehr mich mit ihr zu streiten oder städnig 200% auf sie zu achten nur weil sie so unberechenbar ist. Ich bin 22 und so hab ich mir mein leben nicht vorgestellt...

Meine Hebamme hatte mal was gesagt von Mutter-Komplexen (man denkt man ist nicht gut genug für das kind) ich glaube aber nicht das die im 3. Lebensjahr noch einsetzen...

Vielleicht könnt ihr mir einen Tipp geben solangsam wünsche ich ich hätte sie nie bekommen.

Liebe Grüße Maria

Franzi Anwort von Franzi

Liebe Maria,

ich freue mich, dass du dich an uns wendest!

Als ich deine Mail las, war ich geschockt! Du schreibst über deine eigene Tochter, dein eigen Fleisch und Blut, dass du dir wünschen würdest, sie nie bekommen zu haben! Wie kann eine Mutter so über ihr Kind reden?

Ich bin selbst Mutter von einem 5 jährigen Sohn. Ich bin alleinerziehend, habe kaum jemanden, der mich unterstützt, bin chronisch krank, bekomme sehr starke Schmerzmittel, habe bis vor kurzem noch gearbeitet. Und trotzdem habe ich den Haushalt und die Kindererziehung wunderbar im Griff gehabt.

Du kannst nicht deiner Tochter die Schuld in die Schuhe schieben! Sie ist gerade mal 3 Jahre alt! Wie soll es denn werden, wenn sie älter wird und bewusst Blödsinn macht?

"...da sie einfach noch nicht das verständnis hat." Genau das ist der Punkt! Die kleine Maus will einfach nur ihre natürliche Bedürfnisse befriedigen. Sie braucht sehr viel Liebe, Aufmerksamkeit und Konsequenz. Der Fehler liegt hier ganz klar nicht bei deiner Tochter, sondern bei euch!

Du schreibst, dass sie lieb ist, wenn sie bei einem von euch alleine ist. Da stellt sich mir die Frage, warum sie es nicht ist, wenn ihr beide zusammen für sie da seid!

Mir scheint es ein bisschen so, als hättet ihr unterschiedliche Erziehungsansichten. Dein Freund möchte sie um 17 Uhr ins Bett stecken, wenn sie zickig ist, du möchtest das aber nicht. Ihr müsst versuchen, einen Mittelweg zu finden! Die Kleine merkt, dass ihr euch nicht einig seid! Wenn ihr gemeinsam an einem Strag zieht und folgende Punkte beachtet, bringt Erziehung sogar Spaß!

1. Grenzen setzen: In einer Familie muss es bestimmte Regeln geben. Dazu gehört ein fester Tagesablauf mit festen Essens- und Bett-geh-Zeiten. Diese Zeiten müssen unbedingt eingehalten werden, um dem Kind Sicherheit zu geben. Außerdem gibt es klare Regeln, die das Zusammenleben einfacher gestalten. Eine klare Regel ist zum Beispiel, dass nicht gehauen oder gebissen wird. Auch mit Gegenständen wird nicht geschmissen. Deine Tochter ist mit 3 Jahren schon durchaus in der Lage ein "Nein" oder eine kurze Erklärung zu verstehen. Sag ihr, wenn sie dich beisst, dass es weh tut. Zeig ihr die Grenzen! Kinder kommen ohne jedes Wertgefühl auf die Welt. Sie müssen alles erlernen. Für sie gibt es nur ihre eigenen Bedürfnisse, nicht aber Bedürfnisse anderer. Wie man sich sozial richtig verhält, lernen sie nur durch bestimmte Grenzen. Wenn sie die Grenzen überschreitet, folgen Konsequenzen.
( http://www.familienhandbuch.de/cmain/f_Aktuelles/a_Erziehungsfragen/s_944.html )

2. Konsequenz: Konsequent sein bedeutet, dass man sich nach einer Grenzüberschreitung folgerichtig verhält. Man sollte versuchen, dass immer die gleichen logischen Konsequenzen aus einem Fehlverhalten gezogen werden. Außerdem sollte die Konsequenz IMMER nach einem Fehlverhalten statt finden. Es geht nicht, dass ein Fehlverhalten an einem Tag geduldet wird und am nächsten Tag nicht. Man soll nicht nach Lust und Laune handeln, sondern sein eigenes Verhalten aufrecht erhalten. Konsequenzen sind dafür da, ein bestimmtes Verhalten des Kindes abzustellen oder ein Verhalten zu erlangen. Eine Konsequenz sollte direkt nach dem Fehlverhalten folgen, nicht erst 10 Minuten oder gar Stunden später. Außerdem sollte Konsequenz immer logisch und für das Kind nachvollziehbar sein.
( http://www.familienhandbuch.de/cmain/f_Aktuelles/a_Erziehungsfragen/s_223.html)

3. Angemessene Konsequenz: Wenn deine Kleine z.B. mit Gegenständen schmeißt, setzt dich zu ihr und sag, dass sie dich ansehen soll. Erkläre ihr, dass man dies nicht tun darf und warum. Dabei soll sie dir in die Augen sehen. Wenn du fertig bist, vergewissere dich, ob sie es verstanden hat. Frag sie, was du eben gesagt hast. Wenn sie es verstanden hat und sich dennoch nicht daran hält, folgt die Konsequenz. In diesem Fall sieht die Konsequenz so aus, dass du die betreffenden Sachen weg nimmst, so dass sie nicht mehr schmeißen kann. Die Konsequenz muss also immer mit dem Fehlverhalten zusammenhängen. Beim Beißen und Schlagen gibt es keine logische Konsequenz. Wir können die Kinder nicht zurückbeißen oder gar schlagen. Deshalb kommt hier, genau so wie bei permanentem Schreien, der "Stille Stuhl" in Frage. Bei mir hat sich diese Methode wunderbar bewährt, auch wenn ich anfangs dachte, dass es unsinnig ist. Deine Tochter wird bei so einem Verhalten aus der kompletten Situation heraus geholt und muss sich auf eine Stuhl oder ähnliches setzen. Eine kurze Zeit genügt meistens schon, bis sich die Kinder wieder abreagiert haben. Wichtig ist dabei, dass sie kein Spielzeug hat, womit sie sich ablenken kann. Sie soll wirklich ganz ruhig dort sitzen, nachdem du ihr erklärt hast, warum das nun so passiert. Bleibt sie nicht auf dem Stuhl sitzen, kann sie alternativ auch 2 Minuten in einem anderen Raum bleiben.
( http://www.cleverefrauen.de/html/erziehung2.html )

4. Lob bei angemessenem Verhalten: Man kann ein Kind gar nicht oft genug loben. Auch hier gilt: Auf einer Augenhöhe mit dem Kind sein und das Verhalten beim Lob mit einbauen: "Ich finde es toll, dass du so schön aufgeräumt hast!"

Kann es sein, dass du dich zu sehr auf deinen Freund konzentrierst, wenn er da ist? Wenn das der Fall ist, wird der Kleinen schnell langweilig. Langeweile ist ein Auslöser für Wut. Stell sicher, dass deine Tochter jederzeit die Möglichkeit hat, sich zu beschäftigen. Vielleicht könnt ihr zu dritt etwas spielen?
Durch das Verhalten (beißen, schlagen,usw.) versucht deine Tochter, an ein Ziel zu kommen. Absichtlich wird dieses Verhalten erst, wenn ihr darüber gesprochen habt. Überlege dir, was sie mit ihrer Wut ausdrücken möchte. Ist ihr langweilig? Will sie mit dir spielen? Will sie mit Papa spielen? Will sie etwas anderes spielen? Versuche,herauszufinden, was sie möchte!
Eventuell ist sie auch eifersüchtig!? In dem Fall solltet ihr sie immer mit einbeziehen, damit sie ein Gefühl der Zusammengehörigkeit hat. Kuschelt zu dritt, lest zusammen ein Buch, usw.!

Schau mal hier: http://www.triplep.de/pages/infosfuereltern/erziehungsfragebogen.htm
Hier kannst du herausfinden, wie du deine Tochter erziehst und wie du es besser machen kannst.

Mir scheint es etwas so, als ob du noch nicht wirklich verstanden hast, wie ein kleines Kind denkt und fühlt. Deine Tochter ist noch nicht erwachsen! Sie hat ganz andere Bedürfnisse als du! Es ist ganz natürlich, dass sie oft dieselbe Frage stellt. Es ist auch natürlich, dass sie nach einem Wutanfall sofort wieder lieb ist! Verlange nicht von ihr, dass sie sich wie eine erwachsene Person verhält! Woher soll sie denn wissen, wie das geht? Dafür müsste sie ganz viele Entwicklungsschritte auslassen. Indem du das von ihr verlangst (Zitat: "Ich habe keine Lust mehr mich mit ihr zu streiten oder städnig 200% auf sie zu achten nur weil sie so unberechenbar ist.", "Und mich wundert das sie nach 10 min heulen ganz plötzlich wieder extrem lieb ist."), zwingst du sie praktisch zu so einem Verhalten. Sieh` sie mehr als Kind!

Auch dass es dir gesundheitlich nicht gut geht, liegt nicht an deiner Tochter! Du bist zur Zeit einfach gnadenlos überfordert! Diese Schwäche merkt deine Tochter und spielt sie gegen sich aus!

Du schreibst, dass du dir dein Leben so nicht vorgestellt hast. Klar, du bist sehr jung Mutter geworden. Andere Mädels in deinem Alter gehen jedes Wochenende in die Disco, treffen sich spontan mit Freundinnen,... Es ist ganz natürlich, dass man auch mal etwas anderes braucht, um ein wenig runter zu kommen. Ab und zu darfst du dir gerne eine Auszeit gönnen! Aber denke immer daran: Du hast dich für deine Tochter entschieden und sie hat ein Recht darauf, dass aus ihr eine anständige Persönlichkeit wird! Alleine schafft sie das nicht. Du bist dafür verantwortlich! Du wusstest vorher, dass ein Kind nicht immer einfach ist, also musst du nun auch für deine Entscheidung gerade stehen!

Ich würde dir ganz klar empfehlen, dich ans Jugendamt zu wenden! Eventuell kannst du dort eine Familienhelferin beantragen, die dich ein wenig unterstützt und dir zeigt, wie du lernst, dein Kind zu verstehen. Einige Aussagen in deiner Mail klingen für mich wirklich besorgniserregend! Dir ist zur Zeit alles zu viel und du bist überfordert. Bitte hole dir professionelle Hilfe, damit nicht irgendwann etwas passiert, was nicht passieren darf! Denke bitte auch daran, dass es keine Schande ist, sich Hilfe zu holen! Es ist ein Zeichen von Stärke, weil man selbst erkannt hat, dass man Hilfe braucht und dass es anders werden muss. Auch solltest du daran denken, dass es KEINE perfekte Mutter gibt! Jeder macht Fehler!

Ich drücke dir die Daumen, dass euer Familienleben bald wieder harmonischer wird!

Alles Liebe,
Franzi

P.S.: Sei mir nicht böse, dass ich am Anfang etwas ungehalten reagiert habe! Es macht mich einfach traurig, wenn jemand so über sein eigenes Kind redet, obwohl er es eigentlich gar nicht so meint.