Problem von Anonym - 20 Jahre

wie soll es weitergehn?

also erstmal eine kleine vorgeschichte:

ich war auf dem Gymnasium (bayrisch) und habe alles bis zur 9. Klasse gut gelöst. Ab dann ging es bergab. habe zuerst die 9. Klasse wiederholt, und ab dann mich mehr oder weniger durchgekämpft bis zur 12. Klasse. Mittlere Reife also nicht unbedingt die Beste. Naja, in der 12. hatte ich keine Lust mehr auf Schule und habe so lange und oft blau gemacht, dass ich das nicht nachlernen konnte und habe freiwillig abgebrochen um mir und den Lehrern stress zu ersparen.
naja, ein halbes jahr hatte ich pause und habe auf die FOS gewechselt, 11. Klasse. Aber ich war jetzt lange Zeit krank und habe Praktikum und viel Schulzeit verpasst. Bin jetzt auch von dieser Schule "geflogen". Meine Eltern wissen noch nichts davon (zum Glück).
Jetz weiß ich leider nicht, wie es weitergehen soll. Nochmal 11. Klasse, falls das überhaupt geht oder eine Lehre finden, was schwierig wird, wegen mittlere Reife und ich noch nicht wirklich weiß, was ich machen will, was man auch mit mittlere Reife bekommen kann...
Wäre um jeden Rat wirklich sehr dankbar

Kathrin Anwort von Kathrin

Hallo lieber Unbekannter!

Keine leichte Situation, in der du da gerade steckst.

Ich hoffe, dass deine Eltern zwischenzeitlich davon erfahren haben, dass du die FOS nicht mehr besuchst, denn irgendwann musst du es ihnen sagen, du kannst es nicht ewig geheim halten.

Es gibt eine Frage, die ich mir an deiner Stelle vorweg erstmal stellen würde. Möchtest du überhaupt (Fach-)Abitur machen? Denn wenn du eigentlich keine Lust darauf hast, warum willst du dann dafür kämpfen in einer Schule aufgenommen zu werden? Auch ist eine Frage, ob du das Abitur brauchst. Würdest du lieber eine Ausbildung machen und ins Berufsleben starten oder traust du dir ein Studium zu? Möchtest du vielleicht einen Ausbildungsplatz, auf den man nur mit Abitur Chancen hat?

Darüber solltest du dir zuerst klar werden. Denn es hat nach meiner Meinung keinen Sinn, wenn du Abi machen willst, nur weil du denkst, dass du das musst.

Wenn du dich dazu entscheidest, dass du Abi machen möchtest, solltest du versuchen, offen auf alles zuzugehen. Kannst du mit den Mitarbeitern deiner alten FOS nochmal sprechen? Es macht einen ganz anderen Eindruck, egal für welchen Weg zu dich entscheidest, wenn du klar zu deinen Fehlern stehst und sagst, dass du weist, dass vieles falsch gelaufen ist, du dich aber ändern möchtest. Vielleicht hast du dann in deiner oder in einer anderen FOS noch eine Chance.

Ich komme selbst aus Bayern, daher weis ich, dass es viele Wege gibt um noch zum Abitur zu kommen. Nach einer Ausbildung könntest du z. B. noch auf die BOS. Im letzten Ausbildungsjahr kann man hier bereits samstags Vorbereitungskurse machen. Außerdem bieten die Münchner und Nürnberger Berufsoberschule z. B. auch an das Abi neben dem Beruf abends zu machen. Es gibt Abendgymnasien. Sogar übers Telekolleg kann man zum Abitur kommen. Aber das sind sehr steinige Wege.

Es gibt aber auch schulische Ausbildungen, die einem ermöglichen dadurch das Fachabitur zu erreichen.

Ich habe z. B. eine Freundin, die mit mittlerer Reife eine Ausbildung zur Mechatronikerin gemacht hat. Sie arbeitet jetzt und geht neben der Arbeit auf eine Technikerschule. Am Ende dieser Schulausbildung hat sie u. a. das Fachabitur erlangt und möchte danach sogar Maschinenbau studieren. Dieses Beispiel möchte ich dir nur nennen, weil du schreibst, dass du gar nicht genau weist, welche Berufe man mit mittlerer Reife überhaupt erreichen kann.

Wenn du dich entscheidest, dass du eine Ausbildung machen möchtest, solltest du nicht den Kopf in den Sand stecken, auch wenn deine mittlere Reife nicht so gut ist. Da hilft nur eins, wirklich Bewerbungen über Bewerbungen schreiben. Und auch da solltest du mit offenen Karten spielen. Ich habs früher immer so gemacht, dass ich mir ein breiteres Feld an Ausbildungs-/Arbeitsmöglichkeiten ausgesucht habe und mich einfach beworben hab. Wenn man dann zu Vorstellungsgesprächen eingeladen ist und sieht wo man Chancen hat und wo es einem gefällt, fällt die Entscheidung viel leichter, was man machen möchte.

Du könntest die Zeit bis zum nächsten Schul-/Ausbildungsjahr auch so nutzen, dass du dir erstmal ein paar Praktikumsplätze suchst. Es ist etwas ganz anderes den ganzen Tag in einem Betrieb zu stehen, als sich nur eine Jobbeschreibung durchzulesen. Danach weist du relativ schnell, was dir Spaß macht und was nicht. Und die ganze Sache hat noch einen großen Vorteil: Wenn du in einem Beruf ein längeres Praktikum nachweisen kannst, erleichtert dir das wesentlich da auch eine Lehrstelle zu bekommen und dann rücken irgendwelche Schulzeiten in den Hintergrund.

Lass dich jetzt nicht unterkriegen. Versuch nur die Zeit, die du jetzt hast auch zu nutzen. Mach Prktikas, bewirb dich, egal ob für Schulen oder Lehrstellen. Bleib nur nicht einfach zuhause und lass die Zeit ungenutzt verstreichen.

Mach dir doch einfach mal einen Termin bei der Arbeitsagentur aus. Hier gibts gerade für junge Leute spezielle Berufsberater, die dir da am besten weiterhelfen können.

Ich wünsche dir viel Erfolg!

Kathrin