Problem von Anonym - 16 Jahre

Traurig und niedergeschlagen

Hallo,
zunächst erst einmal vielen Dank für die Arbeit, die Sie hier leisten!
Ich weiß nicht genau, ob dies die richtige Rubrik für mein Problem ist. Ich fühle mich - und das schon seit mehreren Monaten - traurig, niedergeschlagen und mutlos. Es wird immer schlimmer. Nachts kann ich nicht mehr schlafen, entweder schlafe ich gar nicht erst ein oder ich wache mitten in der Nacht auf und liege dann stundenlang wach. Ich fühle mich mit vielen alltäglichen Aufgaben völlig überfortert (Wie zum Beispiel den Schulaufgaben, obwohl ich prinzipiell keine schlechte schülerin bin und jkein problem habe, sie zu lösen)
Es ist ein Gefühl starker Einsamkeit und Wertlosigkeit, welches ich selbst dann habe, wenn ich von Menschen umgeben bin. Oft habe ich ein Engegefühl im Brustkorb (ich weiß nicht, wie ich es sonst beschreiben soll) oder Kopfschmerzen, und beginne ganz plötzlich zu zittern, obwohl mir nicht kalt ist.
Ich habe Angst, weiß aber nicht, warum.
Ich habe weder einen schweren Schicksalsschlag erlitten, noch ist sonst irgendetwas vorgefallen, was meine Gefühle/ meinen Zustand ausgelöst haben könnte.
Natürlich ist meiner Familie auch schon aufgefallen, dass irgendetwas ist, da ich manchmal bei den kleinsten Banalitäten beginne, zu weinen (Beispielsweise, wenn ich eine Dose nicht aufbekomme o.ä.)
Ich kann aber nicht mit jemandem darüber sprechen, denn gerade, als ich es vor einigen Wochen in Erwägung zog, kam jemand aus meinem Verwandtenkreis ins Krankenhaus und wird bis jetzt dort wegen einer Depression behandelt. Wenn ich versuchen würde, darüber zu reden, dass ich selbst ein starkes Stimmungstief (was auch immer es ist) erleide, würde man mir sicher einen Vogel zeigen: immerhin muss es dem besagtem Verwandten viel schlechter gehen als mir.
Ich schäme mich auch ehrlich, mich hier auszujammern, obwohl es mir doch im Gegensatz zu ihm vermutlich gut geht.
Aber ich weiß mir keinen Ausweg mehr, da alles, was ich bisher zum Beheben meines Problems versucht habe, ohne Erfolg war: ich habe mich mit Freundinnen getroffen, mich gezwungen, das Haus zu verlassen, versucht Sport zu treiben - da es angeblich Glückshormone ausschüttet (bei mir endete es in starken Schmerzen und Muskelkrämpfen am ganzen Körper).

Ich weiß, dass sich das alles anhört, wie das typische "Gejammere" eines Mädchen in meinem Alter, bedingt durch Stimmungsschwankungen oder Ähnliches. Aber ich glaube nicht, dass es vorrüber gehen wird, schließlich geht es mir schon seit vllt 4 Monaten von Woche zu Woche schlechter.
Bitte helfen Sie mir.
Mit freundlichen Grüßen,
M.

Marie Anwort von Marie

Liebe Ratsuchende,

danke für dein Vertrauen! Es ist gut, dass du dich an uns gewendet hast, um dir Hilfe zu suchen.

Auch wenn ich mit "Ferndiagnosen" normalerweise sehr zurückhaltend bin, muss ich dir sagen, dass alles, was du beschreibst, wirklich sehr typische Anzeichen für eine Depression sind.
Manchmal verschwindet so eine Depression ganz plötzlich "von selbst" wieder, manchmal dauert sie aber auch an und verschlimmert sich sogar. Dann ist professionelle Hilfe nötig.

Diese Hilfe kann im Wesentlichen aus zwei Teilen bestehen:

1. Psychotherapie, am besten durch einen dafür ausgebildeten sog. Psychologischen Psychotherapeuten oder einen Psychotherapeuten für Kinder und Jugendliche (Infos und Tipps zur Therapeutenwahl findest du hier: http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/31/Wie-finde-ich-einen-Psychologen.html)

2. Medikamente (Antidepressiva), lass dich dazu am besten mal von einem Psychiater in deiner Nähe beraten.

Da du schon 16 bist, sollte es auch möglich sein, dass du zum Therapeuten und zum Psychiater gehst, ohne dass deine Eltern davon erfahren.

Du schreibst, dass du schon einiges versucht hast, um aus diesem Tief herauszukommen - leider bisher erfolglos. Trotzdem ist es sehr gut, dass du es versucht hast!
Gibt es vielleicht noch andere Sachen, bei denen du zumindest ein bisschen Freude empfinden kannst? Malen, Schreiben, Lesen, Musik hören, ein Instrument spielen, Yoga...?
Probiere ruhig mal alles aus, was dir einfällt, und schau, ob etwas dabei ist, das dir gut tut.

Vielleicht gibt es auch eine Selbsthilfegruppe zum Thema Depression in deiner Nähe? Dort könntest du dich mit anderen Betroffenen austauschen, die dir Tipps geben und dich unterstützen können.

Es ist auch nicht wichtig, ob es anderen Menschen schlechter geht oder ob sie mehr "Grund" dazu haben. Wichtig ist, dass es DIR im Moment sehr schlecht geht und dass du Hilfe brauchst. Dafür musst du dich auch nicht schämen.
Also, trau dich und nimm Hilfe in Anspruch, damit es dir bald wieder besser geht!

Ich wünsche dir alles Gute!

Liebe Grüße,
Marie