Problem von Barbara - 17 Jahre

Mit 18 hört mein Leben auf....?

Hilfe!!!, ich werde bald 18 (Ende dieses Aprils) und kann mir mein Leben danach überhaupt nicht vorstellen.
Zumindest keineswegs positiv.

Falls ich mein Abi schaffe, werde ich noch diesen Spätsommer anfangen, zu studieren.
Ich habe aber keine Ahnung mehr, was... (Früher wollte Jura studieren, meine Eltern drängen mich zu einem Medizin- oder Wirtschaftsstudium...).
Die letzten paar Jahre sind für mich wie im Flug vergangen, ich fühle mich immer noch eher wie 15, 16 und nicht wie 18.
Und jetzt plötzlich soll alles vorbei sein... Mit 18 erwartet jeder von einem, dass man verantwortungsbewusst ist, gewissenhaft, ernst,
arbeitsam und vor allem sein Leben vollkommen im Griff hat und ausgeglichen und problemfrei ist. Ich bin aber noch so weit davon entfernt...
Ich habe Angst vor den vielen Erwartungen, die auf mich zukommen (bzw. teilweise schon auf mich zugekommen sind)...

Meine Jugend ist so blitzschnell vergangen, dass ich das Gefühl habe, ehe ich mich versehe, 30 zu sein...
und dann muss ich alles erreicht haben, was es zu erreichen gibt, denn danach wird man alt, unfruchtbar, körperlich weniger fit etc...
Ich bin absolut überfordert mit meinem Leben... mit 23 (Jurastudium) oder mit 24 (Medizin-) Studium abschliessen,
Mann suchen (habe bisher noch keinen gefunden, bzw. hatte noch keinen Freund; nur um es vorweg zu nehmen, ich bin wirklich nicht hässlich, kein Supermodel, aber nicht hässlich, ganz normal eben...) und heiraten, dann mit 30 anfangen Kinder zu kriegen (möchte schon Kinder, etwa 2) und nebenbei noch Karriere machen, Buch schreiben (wollte ich schon immer mal machen), Hobbies beibehalten (Klavier, war sehr teuer für meine Eltern), alle Erwartungen erfüllen......
und wo bleibt da der Spass, die Ungezwungenheit, Pflichtenfreiheit? =(...
Es gibt sooooo viel zu tun und um meine Träume zu verwirklichen
bräuchte ich mehrere Leben...

Manchmal wünsche ich mir, niie 18 zu werden bzw. keinen Tag älter...
Es ist soo, als ob ich aus einem wunderschönen Traum aufwache und nichts als Leere und Dunkelheit um mich sehe...
Bis jetzt hatte ich immer die Hoffnung, irgendwann würde auch mir so etwas wie ein Licht aufgehen und ich würde einen Weg sehen, den ich glücklich gehen kann...

Das Ganze macht mich furchtbar depressiv, mit der Zeit ist mir der Gedanke, mir an meinem 18. Geburtstag (natürlich erst nach der pflichtgemässen Geburtstagsparty) das Leben zu nehmen (nach dem Motto: man sollte gehen, wenn es am Schönsten ist. Und schöner wird es sicher nicht mehr.)

Trotzdem widerspricht das irgendwie noch so ein wenig meinen Prinzipien, weshalb ich schlussendlich hier Rat suche:
Was soll ich tun? (Mit Familie etc. reden geht nicht, die erwarten "Erwachsensein"). Arzt aufsuchen mache ich nicht, weil
ich mich nicht Leuten anvertrauen kann, die das nur für Geld machen und im Stillen vielleicht sogar über mich lachen....
Was kann ich an meinem Leben verändern, dass es auch nach 18 noch lebenswert wird??

LG Barbara

Andreas Anwort von Andreas

Hallo Barbara,
es ist normal, dass man nach einem turbulenten Lebensabschnitt und einem Abschluss zum ersten Mal seinen Kopf aus dem Strudel des bisherigen Lebens streckt und nun das Sich-selbst-Bewusstsein realisiert. Sowas ist unabhängig vom Alter. Du kommst dir vor, als wärst du auf einen großen Platz gestoßen worden und weißt nicht, in welche Richtung du gehen kannst. Jeder Weg ist der Falsche und so öde vorgezeichnet, dass du ihn nicht gehen möchtest.
Wichtig: du solltest DEINEN Weg finden und nicht den beschreiten, welche deine Eltern ausgesucht haben. Würdest du dich nach ihnen richten, so würdest du bei jedem kleinen Hindernis denken: da sind die Eltern dran schuld!
Informiere dich und mache Gedankenaustausch mit Anderen. Vielleicht gibt es da und dort kritische Stimmen, sowas solltest du konstruktiv durchleuchten. Besuche doch mal die diversen Foren im Netz. Bei den Juristen oder Medizinern oder Wirtschaftlern gibt es viele Aussagen, die dir erlauben den Studiengang etwas näher zu beurteilen.
Auch wenn an dich Erwartungen gerichtet sind, so darfst du dich nicht in Panik versetzen lassen. Nimm dir konsequent die Zeit, welche du benötigst, um Entscheidungen oder Aussagen zu treffen. Das kann so weit gehen, dass man dir Sturheit vorwerfen könnte. Trotzdem überlegen ist Stärke und wird dir das Tempo raus nehmen.
Wenn du jetzt feststellst, dass deine Jugend schnell vergangen ist, ist es an der Zeit eine Entschleunigung (=das Gegegnteil von BEschleunigung) vorzunehmen und bewusst ALLES wahr zu nehmen, was dir auf deinem weiteren Lebensweg begegnet. Es ist nicht notwendig im Formel-1-Tempo zu rasen und alle Abschlüsse zu erreichen. Natürlich ist jedes "verschenkte" Jahr auch verlorenes Geld. Aber stelle unbedingt Geld und Lebensqualität einander gegenüber und achte auf die Gewichtung und den Wert FÜR DICH.
So wie du schreibst ist es schon atemberaubend und schnell zu lesen, dass man (ich) schon gene aussteigen mag, um mal Luft zu holen (=etwas Anderes zu machen).
Du brauchst keinen Arzt, du musst dir Zeit einräumen, sie bewusst stehlen und für dich verwenden. Es wäre doch der Hammer, wenn du statt dich in diesem Jahr, erst nächstes Jahr mit dem Studium anfängst. Gehe stattdessen Jobben und sammle Lebenserfahrung. Im Supermarkt um die Ecke oder im Fitness-Studio in der Stadt, bei McDonalds, im Baumarkt oder oder ... gibt es einen Job. Mache um 5 Uhr morgens oder um 22.00 Uhr abends Büros sauber. Das wird eine Lebenserfahrung. Du kannst dir einen Job suchen, den du zum kotzen findest, weil du auch wieder aussteigen kannst aber das Gefühl sowas erlebt zu haben mit nimmst. Dadurch wirst du Geld verdienen, lernst wie wertvoll es erarbeitet ist und bekommst Respekt vor Menschen, die auf solche Arbeit angewiesen sind und nicht wählen können.
Indem ich dir diesen Rat gebe, gehe ich davon aus, dass du in der Vergangenheit ein Auskommen hattest = finanziell abgesichert warst. Wenn man nun von dir erwartet, dass du schnell in eine Unabhängigkeit übergehst, so kannst du ein Jahr nicht verschenken. Dann solltest du aber dein Bewusstsein schärfen und dich nicht in Leistungsdruck und Tretmühle Studium vergraben. Lerne neben streben auch leben und genießen. Stichwort: Entschleunigung! :)
Gruß vom
AndreasF