Problem von Friederike - 21 Jahre

Angst vor der Studienwahl, dem Auszug und vor dem Leben allgemein!

Hallo,

ich schätze Ihre Arbeit hier wirklich sehr und hoffe nun, dass Sie auch mir helfen können.
Ich bin 21 und habe vor einigen Wochen mein Abi bestanden, sogar mit einer ziemlich guten Note, sodass ich freie Auswahl habe.
Die Wahl des Studiengangs ist/wahr ein Krampf.
Ich bin ein totaler Kopfmensch und wälze Vor-und Nachteile herum, bis ich keine Perspektive mehr sehe. Ich weiß wie blöd das ist, aber selbst wenn ich es völlig aus meinem Kopf verbanne, dann träume ich davon und es kommt alles nachts hoch. Ich habe wenig wirkliche Interessen und weiß nicht was ich will.
Außerdem stehen mir Dinge im Weg, wie z.B. dass ich gerne etwas Anspruchsvolles möchte (ich bin eigentlich ein sehr ehrgeiziger Mensch und brauche auch geistige Beschäftigung), aber wie ich während der Abizeit gemerkt hab, auch nichts studieren möchte, was später mit einem Job endet, in dem ich ständig Stress habe, damit kann ich nicht so gut umgehen, gerade weil ich über alles ständig nachdenke.
Ich habe mal einen Bericht über eine leichte Form des Autismus gesehen.
Der Junge wirkte nach außen hin völlig normal, war aber schnell überfordert mit äußeren Eindrücken.
Auch wenn ich sicherlich kein solches Syndrom habe, geht es mir ganz ähnlich.
Ich kann schlecht selektieren, mache mir über alles Gedanken und bin sehr Lautstärkeempfindlich. Während des Abis habe ich alles gelernt was mir in die Finger kam und war hyper aufgeregt, dabei hätte ich die Prüfungen auch ganz ohne zu lernen gut geschafft. Ein gutes Beispiel ist der Alltag in meiner Klasse gewesen.
Eigentlich bin ich ganz gut klargekommen, aber es war für mich jeden Tag eine Herausforderung, mit dem Lärmpegel und der sozialen Interaktion zurecht zu kommen. Ein bisschen ist es so, als würde ich eine Rolle spielen.
Ich schaue mir an, was von mir erwartet wird und verkörpere es, aber es ist anstrengend, eine solche Fassade aufrecht zu erhalten und zwischendurch bricht sie zusammen.
Genau deshalb bin ich auch gerne zuhause. Hier habe ich Ruhe, fühle mich sicher und geborgen und kann mich z.B. in Fernsehwelten oder gute Bücher versenken.
Außerdem habe ich eine sehr innige Beziehung zu meiner Mutter.
Freundschaften sind bei mir meistens eher lose, weil ich es nicht schaffe, mich oft zu treffen und immer Ausreden habe, weil es mich nicht wirklich reizt zb in laute Clubs oder Discos zu gehen.
Ich hatte auch noch nie einen Freund, obwohl ich mich mit mehreren Männern mehr oder weniger oft getroffen habe.
Das Problem ist, ich mag mein Einsiedlerleben und vermisse nichts.
Jetzt überlege ich aber, Pharmazie zu studieren, dafür müsste ich ausziehen.
Ich weiß, dass ich das könnte. Aber eigentlich will ich es gar nicht! :(
Ich bekomme von allen Seiten gesagt, dass es mir gut tun würde mich zu lösen usw..
Aber da ich nicht mal wirklich Lust auf den Studiengang habe (ich finde Medizin und Bio ganz gut, aber Chemie war nie mein Ding!), aber mir irgendwie die Alternativen fehlen (mein Vater ist Arzt, der Alltag ist nichts für mich und Bio ist mir zu unsicher usw.), sehe ich so wenig Anreiz dafür zu gehen.
Ich könnte Umweltwissenschaften studieren und dafür erstmal zuhause bleiben und pendeln, aber auch das reizt mich irgendwie nicht so richtig.
Ach, ich weiß einfach nicht was ich will! Ich bin so oft in mich gegangen, wahrscheinlich schon zu oft. Die Zukunft macht mir Angst.
Ich weiß ja auch, dass ich nicht ewig zuhause wohnen bleiben kann.

Ich bin echt verzweifelt im moment und hab das Gefühl, ich komme mit mir selbst nicht mehr klar! :(

Was würdet ihr in meiner Situation tun?

Danke für die Hilfe!

Jeanett Anwort von Jeanett

Hallo Friederike,

ich kann verstehen, dass du unsicher bist, weil du nicht weißt, wohin du gehen sollst. Die Entscheidung ist sicher nicht einfach. Aber du scheinst auch von einer Menge Vorurteilen geprägt zu sein. Stress muss nicht immer negativ sein. Und es gibt noch sehr viel mehr Studienrichtungen, die sich mit Medizin oder Biologie oder beidem beschäftigen, ohne dass du am Ende als Arzt tätig sein musst (z.B. Humanbiologie, Biologische und medizinische Laborforschung, Medizinische Biologie, zahlreiche Studiengänge, mit denen man in die Forshung überhaupt gehen kann usw.)Am besten, du fragst mal die Uni in deiner Nähe (wenn du zu Hause wohnen bleiben willst), was dort für Studiengänge angeboten werden. Es gibt an jeder Uni ein Büro für Studierende bzw. eine Studienberatung.

Ob dein letztlich gewählter Studiengang der richtige ist, das wirst du vielleicht erst feststellen, wenn du angefangen hast. Und vielleicht entdeckst du dann an der Uni einen anderen, der dich viel mehr interessiert. Da wärst du kein Einzelfall, und das wäre auch überhaupt nicht schlimm.

Hier kannst du dich informieren, welcher Studiengang für dich in Frage käme:

http://www.arbeitsagentur.de/nn_26342/Navigation/zentral/Buerger/Studium/Studienberatung/Studienberatung-Nav.html
http://www.studienwahl.de/index.htm
http://www.planz-studienberatung.de/

Wenn dir das alles zu schnell geht, dann nimm doch ein Jahr Auszeit, um zu dir selbst zu finden. Das machen viele und es kann sehr hilfreich sein. Dafür gibt es unzählige Möglichkeiten, z.B. ein Freiwillies soziales oder ökologisches Jahr, work und travel...schau mal hier:

http://www.auslandszeit.de
http://www.auslandsjahr.org/auslandsjahr-nach-dem-abi.html
http://www.studieren-im-netz.org/vor-dem-studium/orientieren/regenerieren-nach-dem-abi

Es gibt auch Reisebüros, die sich auf Reisen für Jugendliche und Studenten spezialisiert haben. Vielleicht gibt es sowas auch in deiner Nähe? Die wissen meist bestens Bescheid, was Abiturienten und Studenten so wollen. In Dresden ist das zum Beispiel die Neue Reisetheke:

http://www.neuereisetheke.de/

Nach allem, was du so über dich selbst schreibst, erscheint mir für dich ein Weg in die Forschung ganz gut zu sein :) Aber das ist nur so ein Gedanke von mir.

Ich wünsch dir jedenfalls alles Gute! Ich bin mir sicher, du wirst das Richtige finden, wenn es auch nicht gleich ist. Aber mich würde sehr interessieren, wie du dich enstchieden hast.

Liebe Grüße,
Jeanett