Problem von Kathi - 15 Jahre

Ich werde noch wahnsinnig. Panik vor der Zukunft und überhaupt hasse ich Alles und Jeden

Hey :) Ich hoffe, meine E-Mail ist diesmal durchgekommen, habe schon ein paar Mal geschrieben, hat aber bisher leider nicht geklappt :/
Naja, es geht da drum, dass ich nichts mehr mit mir anzufangen weiß. Sobald ich alleine bin und Zeit zum Nachdenken habe, bin ich nur noch am Weinen. Ich kann es mir teilweise selbst nicht erklären, warum ich so unzufrieden bin, ich bin es einfach.
Ich hasse mein Aussehen, meinen Charakter und überhaupt alles und jeden. Es gibt Tage, da könnte ich echt die ganze Welt umarmen und frage mich, warum ich so oft schlecht gelaunt bin, aber oft ist es auch so, dass diese gute Laune wegen einer total unnötigen Kleinigkeit zerstört wird.
Ich war schon immer sehr schüchtern und habe lange gebraucht, neue Freunde zu finden, ich wollte schon immer alles sofort können und habe Hilfe nur ungern angenommen und ich war schon immer sehr verpeilt bzw. etwas „spezieller“. Das hat sich bis heute nicht geändert und das macht mich einfach nur noch wahnsinnig. In letzter Zeit denke ich so viel über die Zukunft nach , aber auch sehr viel über die Vergangenheit.
Seit ich fünf Jahre alt bin, lebe ich bei meiner Tante und meinem Onkel. Meine Eltern waren beide psychisch krank, meine Mutter hatte oft Nervenzusammenbrüche und was weiß ich nicht was. Ich kann mich noch daran erinnern, als wir zusammen einkaufen waren und sie an der Kasse wieder zusammenbrach. Irgendwann musste mein Vater dann auch ins Krankenhaus, ich glaube er hatte eine Entzündung am Bein. An einem Abend kam dann eine Cousine von mir und nahm mich mit zu ihr, weil es immer passieren konnte, dass meine Mutter wieder in die Klinik musste. Bei meiner Cousine war ich dann über Weihnachten, war en ca. 4 Wochen. Was soll ich sagen, es war nicht die schönste Zeit meines Lebens, aber ich hab‘s überstanden. In der letzten Woche kam dann meine Mutter zu „uns“ und ich glaube, da hat sie mir dann gesagt, dass mein Vater gestorben ist. Ich kann man daran aber irgendwie überhaupt nicht mehr erinnern :/
Ich war dann mit meiner Mama noch eine Weile zu Hause, meine Tante hat uns in der Zeit sehr unterstützt und irgendwann kam sie in den Kindergarten und nahm mich auch mit. Ich wusste gar nicht, warum ich mit zu ihr sollte, genauso wie ich davor nicht wusste, dass ich zu meiner Cousine sollte – ich kannte sie bis dahin nicht einmal… Aber naja, ich lebe jetzt fast 10 Jahre bei meiner Tante und ich denke, ich bin einer der wenigen Glücklichen, die super Pflegeeltern hat.
Wobei ich sagen muss, dass da eine Sache ist, mit der ich irgendwie nicht weiß, wie ich damit umgehen soll. Okay, mit 10 Jahren noch im Bett der Eltern zu schlafen, ist seeehr ungewöhnlich, aber auf der anderen Seite habe ich es nie anders gelernt. Bei meinen richtigen Eltern hatte ich kein eigenes Zimmer, in meinem Gitterbett wollte ich nie schlafen, weil ich Angst vor unserem Nachbarn hatte (war Alkoholiker und bedrohte meine Mutter oft mit Prügel und so ein Scheiß) und oft Albträume hatte. Bei meiner Tante und meinem Onkel habe ich dann immer am Wochenende geschlafen. Und jeden Morgen, wenn meine Tante schon aufgestanden ist, wollte mein Onkel, dass ich seinen verdammten Penis anpacke. Ich durfte es meiner Tante auf keinen Fall sagen, aber er hat mir auch nicht gedroht oder so. Ich hab einfach irgendwo vertraut und hab dann auch nichts gesagt. Manchmal sollte ich sein Ding auch küssen, aber das wollte ich dann nicht, er hat versucht mich zu überreden, hat mich aber nie gezwungen. Manchmal bin ich aufgewacht und er hatte seine Hand an meiner Brust oder Scheide, ich hab mich dann immer weggedreht, aber nichts weiter gesagt und er hat dann auch nichts mehr gemacht.
Einmal bin ich aufgewacht und ich bin mir verdammt (!!!) sicher, dass er sich gerade selber einen runter geholt hat und als es dann soweit war, hat er versucht meine Brust anzupacken, hab mich dann aber wieder weggedreht. So und das klingt jetzt irgendwie dumm, aber ich hab mich morgens öfters mal gewundert, warum meine Hand so stinkt, aber mittlerweile glaube ich, ich weiß warum. Ich lag halt nachts noch wach bei denen im Bett und dann kam er auch ins Bett und nahm plötzlich meine Hand und holte sich mit MEINER Hand einen runter. Bin dann aufgesprungen und hab ihn angeschrien, warum er mich nicht gleich vergewaltigt und ja. Meine Tante hat das dann natürlich mitgekriegt, hat mit ihm nochmal geredet und keine Ahnung. Das war das erste Mal, dass ich meinen Onkel weinen sehen hab und ich hab ihn erst zweimal weinen sehen, das zweite Mal war auf der Beerdigung seiner leiblichen Mutter. Er hat sich auch tausend Mal entschuldigt und irgendwo hab ich ihm auch verziehen. Aber dann frag ich mich wieder, warum er meine Unwissenheit so ausgenutzt hat? Ich mein, ich wusste mit 7/8 Jahren noch nicht, was er da eigentlich tat. Klar, es war mir immer unangenehm, aber ich habe mir nie was dabei gedacht. Mir wurde das immer später bewusst, wie eklig das ist und ich hab dann auch versucht ihm indirekt zu sagen, dass ich das nicht will. Er gibt mir oft einen Klapps auf den Po, aber irgendwie glaube ich nicht, dass er dabei irgendwelche Hintergedanken hat, aber auf der anderen Seite nervt es und ich mein, kein Vater tut das. Oder? Ich weiß auch, dass er Pornos auf dem Pc hat, irgendwie ist ihm das schon 3x passiert, dass er was von seinem USB Stick auf meinen Pc machen wollte und auf einmal hatte er da Bilder mit nackten Weibern oder Männern die sich einen blasen. Ich mein, soll er sich halt solche Sachen angucken, machen immerhin sehr viele Menschen und ich find es auch nicht sonderlich schlimm, aber es soll wenigstens darauf achten, dass ich davon nichts mitkriege.
Ich weiß jetzt einfach nicht, ob ich immer noch auf ihn sauer sein muss, oder ob es okay ist, wenn ich ihm verzeihe und alles ganz normal weiterläuft. Ich wurde ja immerhin nie richtig vergewaltigt oder bedroht/gezwungen.

Aber jetzt mal zurück zum eigentlichem Thema.
In der 6. Klasse wurde ich gemobbt, was aber schnell wieder aufhörte und mittlerweile komme ich mit meiner Klasse ganz gut klar. Allerdings habe ich ab da angefangen, mich vor dem Pc zu verkriechen. Ich bin meistens in Foren unterwegs, zwischendurch chatte ich mit Freunden, wobei ich das sogar am seltensten am Pc mache oder ich bastele mit einem Bilderbearbeitungsprogramm rum. Mit Freunden treffe ich mich nicht wirklich oft und wenn ich ehrlich bin, behaupte ich auch manchmal, dass ich keine Zeit habe, weil ich lieber vor dem Pc sitze. Wenn ich vor dem Pc sitze, brauche ich mich wenigstens nicht zu stylen. Ich mein, was bringt mir das, wenn ich mich schminke, die Haare fertig mache und all den ganzen Kram, wenn ich mich die ganze Zeit unwohl fühle?
Selbst die Friseure stehen schon um mich rum, weil sie noch nie solche Haare wie meine gesehen haben. Wer hat schon WATTE auf dem Kopf?!
Ich bin gerade mal 1.60m groß, habe eine schiefe Nase, habe einen sehr kleinen Kopf, kleine Hände, kurze Fingernägel und sehr schmale Füße. Anderen ist es auch schon aufgefallen, dass meine Nase voll nach links geht. Ich kann nie Ballerinas tragen, weil ich ständig rausrutsche. Meine Hände sind andauernd kalt und blau/rot. Ich schäme mich meine Hände zu zeigen und ich hasse es, an der Kasse zu bezahlen, weil ich ständig gefragt werde, ob das normal ist. Das letzte Mal freiwillig schwimmen war ich im vorletzten Jahr, vielleicht noch Anfang letzten Jahres, weil ich einen sehr dicken Hintern habe und mich im Bikini nicht in die Öffentlichkeit traue. Ich werde ewig für allerhöchstens 14 Jahre gehalten, teilweise wollen mir die Busfahrer noch kein Erwachsenenticket geben, weil sie nicht glauben können, dass ich taaatsächlich schon so alt bin. Ich mein, solange ich die Haare offen habe, werde ich wenigstens noch für 14 gehalten, aber sobald ich einen Zopf trage, weil wir in der Schule Sport haben, werde ich nicht mehr ernst genommen. Und das kotzt mich verdammt noch mal an!
Ich bin so krank, ich könnte stundenlang in Facebook rumhängen und mir hübsche Mädchen angucken, um am Ende wieder im Selbstmitleid zu zerfließen. Es gibt Tage, da kann ich mich ganz gut akzeptieren, aber sobald ich ein Mädchen sehe, dass ich hübsch finde, werde ich unerträglich, weil meine Laune einfach so was von im Keller ist.
Und über meinen Charakter möchte ich erst gar nicht reden -.-
Ich mein, welcher normale Mensch stellt beim Praktikum ganze 5x die gleiche Frage und macht es trotzdem falsch? Welcher normale Mensch findet beim Praktikum die Flaschen nicht wieder, die mal selbst noch in den Schrank eingeräumt hat? Welcher normale Mensch ist so verpeilt, dass man auf einmal nicht mehr weiß, wie man einen Basketball in den Korb wirft? Welcher normale Mensch lacht mit geschlossenem, nach unten gezogenem Mund, weil er das Lachen „verlernt“ hat?! Kann mir das mal einer verraten?! Ist doch kein Wunder, wenn mich alle für seltsam halten -.-
Ich bin jetzt in der 10. Klasse und müsste mich eigentlich schon lange für eine Ausbildung beworben haben, oder zumindestens wissen, was ich überhaupt werden will. Aber ich habe so eine verdammte Panik vor der Zukunft. Ich habe Panik davor, dass ich irgendeinen Fehler machen könnte während der Ausbildung. Ich mein, ich kenne mich mittlerweile selbst genug und meine Tante hat mir auch schon gesagt, dass ich manchmal echt unnötige Dinge mache. Ich bin so verzweifelt, dass ich fast anfange zu weinen, wenn man mir lieb gemeinte Tipps beim Kochen gibt. Mit Kritik kann ich mittlerweile gar nicht mehr umgehen, weil es mich fertig macht, wenn jemandem etwas nicht an mir gefällt. Es reicht schon, wenn man mir nur sagt, dass eine Strähne komisch hängt, der komplette Tag ist sofort für den Arsch.
In letzter Zeit streite ich mich sehr oft mit meiner Tante und oft raste ich richtig aus. Ich würde sie zwar niemals schlagen, dafür werde ich aber verdammt beleidigend und werfe mit Gegenständen um mich. Es flog auch schon Kartoffelsalat durch die Gegend :s
Und dann hab ich auch noch so Freunde, die einem sagen, wenn ihnen etwas nicht passt. Die eine meint, sie wäre so perfekt und keiner kommt an sie ran und die andere hat ja anscheinend sehr viel Ahnung von Mode und dem ganzen Mist.
Auch bei Fremden oder Lehrern – sobald ich nur das Gefühl habe, dass sie mich nicht mögen, bin ich absolut verunsichert und kann nicht mehr mit ihnen reden. Irgendwie fange ich dann an mich zu verhaspeln, versuche einfach normal zu reden, laber aber dann so eine Scheiße, dass ich mich übelst dafür schäme. Blickkontakt funktioniert dann absolut gar nicht mehr…
Ich sitze jeden verdammten Abend vor dem Pc und weiß nicht, was ich noch machen soll. Ich habe nichts, was ich besonders gut kann, sonst hätte man ja sagen können, dass ich ein Fachabitur in die und die Richtung mache. Aber welchen Beruf soll ich lernen, wenn ich Schwierigkeiten habe, mit fremden Menschen zu reden? Ich kann fremden Menschen nicht in die Augen gucken und es ist schon so weit, dass ich meinen eigenen Freunden nicht länger als 10 Sekunden in die Augen schauen kann. Ich werde dann total nervös und kann nicht mehr richtig reden.
Welchen Beruf soll ich lernen, wenn ich weder mathematisch noch kreativ begabt bin? Und überhaupt, wie soll ich denn Verantwortung für irgendwas übernehmen, wenn ich nicht einmal den Bunsenbrenner im Chemieunterricht ankriege?!
Natürlich möchte ich später arbeiten gehen und mein eigenes Geld verdienen, aber ich schaff das alles nicht. Ich will nicht von der Realschule runter, vielleicht bin ich ja einfach noch unreif. Aber ich pack das alles nicht mehr und ich will es auch gar nicht mehr.
Ich bin total am Arsch, wenn ich mich jetzt nicht wenigstens am Berufskolleg anmelde. Abitur wäre mir lieber, aber dafür würden meine Noten dann doch nicht so ganz reichen, auch wenn ich jetzt nicht wer weiß wie schlecht bin.
Keine Ahnung, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich mein Leben nicht auf die Reihe kriegen werde. Das traue ich mir einfach nicht zu, vielleicht „ende“ ich ja so wie meine Mutter (ich weiß, das klingt mies, aber so meine ich das nicht) und werde noch Borderlinerin und muss in einer Wohngruppe für psychisch Kranke leben. Als ich in der Zeit, wo ich gemobbt wurde, bei einer Psychologin war, hat die mir auch gesagt, dass ich für psychische Erkrankungen anfälliger bin, als „normale“ Menschen. Keine Ahnung, irgendwie bin ich mir schon fast sicher, dass ich so leben werde, wie meine Mutter.
Mit dem Unterschied, dass sie einen Freund hat. Ich habe gerade mal einen Jungen, mit dem ich befreundet bin. Dass ich mit 15 noch keinen Freund hatte, finde ich jetzt nicht so schlimm, eher, dass ich mich selbst gar nicht akzeptiere, wie soll mich denn da ein Junge lieben oder wenigstens mögen?! Das Schlimme ist, ich versuche mir oft einzureden, dass ich nicht hässlig bin und alles, aber ich kann mich in der Richtung gar nicht ernst nehmen, weil ich eigentlich ganz anders über mich denke.
Ich glaube, damit ist alles gesagt :/ Vielleicht klang das alles jetzt sehr nach Selbstmitleid und andere Menschen haben Dinge erlebt, wo ich mir die Kugel gegeben hätte, aber so bin ich. Ich wollte schon als ich klein war immer alles perfekt machen und jetzt bin ich auf die Schnau*e gefallen. Ich wäre selbst dann unzufrieden, wenn ich hübsch und beliebt wäre, wenn ich einen Freund, tolle Freunde und Familie hätte und alles so wäre, wie ich es gerne hätte. Irgendwo sehe ich den Sinn des Lebens nicht. Am Ende sterbe ich doch sowieso. Ich gehe zur Schule um zu lernen, damit ich arbeiten gehen kann um Geld zu verdienen. Und wenn ich dann nicht mehr arbeiten gehen muss, bin ich eh schon zu alt um noch allen möglichen Müll zu machen.
Ich hab schon Angst vor dem Tod und vor dem Nichts (oder was auch immer danach kommt) danach, aber wenn ich so über alles nachdenke, wäre mir das schon fast lieber. Ich wünsche mir ernsthaft, dass ich irgendwie kurz vorm verrecken bin, nur damit ich von den anderen mal Aufmerksamkeit kriege.
Keine Ahnung, was ich mir gerade erhoffe. Wahrscheinlich wird mir jetzt gesagt, dass ich mal positiver denken soll und so wie bin auch ein ganz normaler Mensch bin, aber weiß nicht, das bringt mir irgendwie nichts. Und nochmal zu einer Psychologin will ich nicht, weil ich – wie gesagt – Probleme habe, mit fremden Menschen zu reden. Deswegen habe ich mich ja an euch gewendet, damit ich das ganze mehr oder weniger anonym machen kann.
Aber gut, der Text ist eh wieder unnötig lang geworden, von daher sag ich jetzt einfach mal ciao und vielen Dank schon mal, falls meine E-Mail irgendwie durchgekommen ist und mir jemand antwortet :))

Janine Wochnik Anwort von Janine Wochnik


Liebe Kathi,

erst einmal vielen Dank, dass du so viel Geduld mit uns hattest und mehrmals deine Mail geschickt hast.
Nun hoffe ich das ich dir ein wenig helfen kann. Und das wennmöglich noch ohen dumme Sprüche wie: Du musst positiver denken;-) (Obwohl das manchmal durchaus hilfreich sein kann;-))

Also... ich weiß nicht so recht wo ich jetzt, wie am Besten anfange, denn meiner Meinung nach hängt alles miteinander zusammen, aber dadurch ist eine Reihenfolge schwer zu finden. Ich versuche es jetzt einfach mal.

Du hast wirklich schon eine ganze Menge durch in deinem Leben und ich kann gut verstehen, dass es dir schlecht geht. Du bist 15 Jahre alt und manch 40 jähriger hat noch nicht so viel Mist erlebt wie du.
Sicher, es gibt immer Menschen, denen es schlechter geht als einem selbst. Deshalb sollte man trotzdem anerkennen, dass seine eigenen Probleme auch schlimm sein können. Für jeden ist, schlimm, eine andere Sache, jeder Mensch definiert es anders.
Ich persönlich finde, dass du schon einiges schlimmes erlebt hast.
Du schreibst, dass du eigentlich manchmal gar nicht weißt, wieso du so schlecht Laune hast. Aber im Laufe deiner Mail schreibst du schon ziemlich konkret was das auslöst.
Ich denke du weißt selbst ganz gut, was los ist und warum es dir nicht gut geht.
Sicherlich weißt du auch, was du anders machen müsstest, oder was dir helfen kann.
Meiner Meinung nach bist du auf einem sehr guten Weg. Alles was du brauchst ist jemand, der dir zur Seite steht, der für dich da ist, dich begleitet und zwischen durch einfach mal ein bisschen auffängt.

Denn so wie ich das hier raus gelesen hast, ist das bisher nie wirklich der Fall gewesen, das jemand uneingeschränkt für dich da war, ohne dich auf die ein oder andere Weise im Stich zu lassen.

Angefangen bei deinen Eltern die nicht in der Lage waren bzw. sind sich um dich zu kümmern, bis hin zu deiner Tante und Onkel.
Das du Angst hast, ist absolut verständlich und auch das du wenig Sinn im Leben siehst.
Ganz aufgegeben hast du aber Gott sei Dank noch nicht.
Wenn die Eltern nicht da sind, dann fehlt einem Kind etwas existentiell wichtiges im Leben.
Eltern geben einem Sicherheit, Geborgenheit, helfen einem, fangen einen nach einem Absturz auf und vieles mehr. Bei dir war es genau anders herum. Deine Eltern haben dir das Leben nicht einfacher gemacht sondern schwieriger.
Leider kann man das nicht mehr ändern, aber du musst jetzt schauen, dass du genau das bekommst.
Deine Tante und dein Onkel mögen lieb und nett sein, vielleicht helfen sie dir auch bei vielem, jedoch sind sie eindeutig nicht die richtigen um dir Sicherheit zu geben.
Denn das was dein Onkel da gemacht hat, darf nicht passieren, er hat seine Macht ausgenutzt. Du schreibst, dass er dich nicht gezwungen hat, aber das stimmt nicht ganz. Du hattest nämlich keine Wahl, auch wenn du noch Glück im Unglück hattest und nicht noch etwas schlimmeres passiert ist. Das allein ist schon schlimm genug.
Du hast daran keinerlei Schuld und du hättest nichts dagegen tun können. Er hätte das niemals tun dürfen.
Wenn du heute mit ihm klar kommst, dann ist das gut. Passiert so etwas heute immer noch?
So wie ich es verstanden habe nicht mehr.
Jedoch hat es etwas zwischen dir und deiner "Vertrauensperson" kaputt gemacht. Wie sollst du einem Menschen vertrauen, der deine Unwissenheit und seine Macht so ausgenutzt hat?
Das geht nicht. Auch wenn du es nicht weißt, nicht wahr haben möchtest, oder du gar nicht bewusst darüber nachdenkst.
Unterbewusst hast du es nicht vergessen, und du hast immer deine Zweifel. Was auch gut ist. Das ist nur ganz natrülich. Doch auch das führt wieder zu einer "gestörten" Beziehung.
Deine Oma hat nichts dagegen unternommen, erst als du dich lautstark bemerkbar gemacht hast, was das Ganze nicht besser macht und du auch ihr nicht zu 100% Vertrauen kannst.
Doch das was ein Kind als aller erstes braucht ist eine Person der es voll und ganz, ohne wenn und aber, Vertrauen kann. Wenn das fehlt, dann führt das zwangsläufig zu Schwierigkeiten im weiteren Leben.
Das du dich zurück ziehst ist auch kein Wunder, denn da du niemandem wirklich vertrauen kannst, kannst du auch nicht viel mit anderen anfangen. Vor allem nicht mit Fremden.
Das bringt natürlich weiter Schwierigkeiten mit sich.
Du bist in einem Kreislauf drin, den es zu durchbrechen gilt. Allerdings musst du das von allein tun. Es könnte zu der schwersten Aufgabe deines Lebens werden.
Aber solange du kein Vertrauen bekommst, kannst du auch keins geben. Aber ohne das du Vertrauen schenkst, kannst du keine bekommen. Da die Leute ja nicht wissen, wieso es bei dir so ist.
Deshalb hast du nur eine Chance um diesem Lauf ein Ende zu machen.
Du musst den Mut aufbringen und jemandem deine Geschichte erzählen.
Hier hast du es getan, was toll ist.
Doch wir hier sind größtenteils Laien, haben keine Ausbildung als Therapeut, oder Arzt oder ähnliches. Wir können nur auf unsere Erfahrungen zurück greifen und Tipps geben.
Deswegen brauchst du Hilfe von jemand professionellem, der außerdem noch in deiner Nähe ist und zudem du persönlichen Kontakt hast. Das ist ganz wichtig.
Was dir helfen kann, wenn du nicht reden kannst, wäre eventuell alles aufzuschreiben. So vergisst du nichts wichtiges und du musst demjenigen nicht in die Augen schauen beim erzählen.

Aber du brauchst ganz dringend Hilfe!

Du hast gefragt, ob es in Ordnung ist, wenn alles so normal weiter läuft bei deinem Onkel.
Da du diese Frage stellst, ist es nicht ok!
Denn es muss für dich ok sein. Ganz abgesehen davon hat er eine Straftat begangen.
Ob du weiter Schritte gegen ihn einleitest oder nicht, das kann ich nicht entscheiden, dass ist deine Sache, denn das wäre ein schwerer Schritt.

Ich würde dir raten zum Jugendamt zu gehen.
Dort kannst du denen sagen, was alles vorgefallen ist. Wie es dir geht und das du das alles allein nicht schaffst.
Die Zeit kann man leider nicht zurück drehen und alles was dir in deiner Kindheit verloren gegangen ist musst du nun aufholen. Das ist aber nicht leicht. Vor allem weil dir auch die Zeit dazu fehlt.
Du musst nun entscheiden wie es weiter gehen soll. Ob du Schule machst, oder eine Ausbildung. Aber so wie es dir geht, ist das ja kaum möglich.
Du hast wahnsinnige Angst, was ich gut verstehen kann.
Gegen diese Angst musst du etwas tun, aber das kannst du allein nicht. Das ist viel zu viel.
Du schreibst, dass du nichts kannst. Aber das glaube ich nicht. Jeder kann etwas, auch wenn du es nicht unbedingt siehst.
Es gibt so viele Berufe, da ist mit Sicherheit etwas für dich dabei.
Da du viel Zeit vor dem PC verbringst, wäre das doch eine Idee.
Irgendwas im IT-Bereich, vielleicht auch Telefonistin, oder irgendwas vergleichbares.
Oder da du nicht so gut mit Menschen kannst, (was sich aber ändern kann, wenn du dir Hilfe suchst und sie auch annimmst) wäre etwas mit Tieren zu machen vielleicht was für dich!?
Tiere können einem helfen mit vielen Dingen klar zu kommen, man kann mit ihnen sprechen, seine Sorgen los werden und das ohne das irgendwas zurück kommt, außer vielleicht ein paar Schmuseeinheiten.
Allerdings wirst du in keinem Job, ohne Kontakt mit Menschen auskommen.

Du machst dir Sorgen, weil du noch nicht weißt, was du werden willst. Indem Punkt kann ich dich beruhigen, denn die wenigstens Menschen wissen nach der 10. Klasse was sie werden wollen. Es gibt tausende von Menschen, die bis ins Hohe Alter nicht wissen was sie eigentlich machen wollen. Jedes Jahr machen sehr viele Menschen eine Umschulung, weil sie einen anderen Job machen wollen, oder machen müssen.
Deshalb ist es gar nicht schlimm, dass du das nicht weißt!

Du musst auf jeden Fall, bevor du einen Job anfängst, anfangen dich mit deinen Problemen auseinander zu setzen und daran zu arbeiten. Wenn du zum Jugendamt gehst, dann können dir die bei allem helfen, was so anliegt.
Sei es einen Therapeuten zu finden(auch wenn du es eigentlich nicht mehr willst, denke ich, dass es auf jeden Fall sein muss. Erkläre von anfang an, dass du niemandem vertraust, schreib es auf, und dann gehen die anders mit dir um), oder auch Dinge wie Jobsuche, Schul besuche und alles was so zum Leben dazu gehört.
Ich kann dir das wirklich nur ans Herz legen.

Außerdem hast du geschrieben, dass du Angst zu werden wie deine Mutter.
Auch hier hast du wieder mein Verständis.
Zum einen ist es tatsächlich so, dass psychische Krankheiten "vererbbar" sind bzw- Menschen bei denen es in der Familie liegt es öfter bekommen.
Allerdings, so habe ich mir mal sagen lassen, hängt das auch damit zusammen, das Menschen die psychsisch kranke Familienanghörige hatten, auch mit denen aufgewachsen sind und somit auch nicht "normal" aufgewachsen sind.
Nun ich denke, dass auch das ein Grund ist, weshalb du nicht mehr zum Psychologen möchtest. Ist jetzt nur eine Vermutung.
Ich kann dir aber sagen, dass du etwas dagegen tun kannst. Du musst nicht wie deine Mutter leben. Du kannst etwas anders machen.
Dein Leben ist nicht das deiner Mutter. Was bei ihr falsch gelaufen ist, kann ich nicht sagen, aber ich kann dir sagen, dass du nicht falsch bist. Deine Vergangenheit ist falsch und deine Erlebnisse waren bzw. sind falsch.
Aber du hast die Karten in der Hand, du kannst es anders machen.
Jeder Zeit kannst du das Ruder noch rum drehen.
Lass dich nicht gehen, weil du Ansgt hast so zu enden wie deine Mutter. Denn genau das führt dazu, dass es eher so kommt.
Steh auf und mach etwas. Wenn du dich weiter vor deinen Problemen versteckst, wird es nicht besser werden. Du kannst nur etwas anders haben, wenn du es anders machst, dafür musst du aber was tun.
Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied.
Kennst du das Sprichwort? Das ist so wahr, wahrer geht es nicht.
Ich habe nie daran geglaubt, bis ich meinen Hinter hoch bekommen habe und mein leben selbst in die Hand genommen haben.
Es geht und du schaffst das.

Du schreibst, dass du nicht normal bist, aber wie sollst du das auch sein?
Bei dem was du schon erlebt hast?
Da kann man doch gar nicht "normal"sein.
Ganz abgesehen davon, kommt es auch darauf an, was du unter normal verstehst.
Nachdem was du geschrieben hast, denke ich, dass du eine tolle Person bist.
Nur eben eindeutig viel zu viele Probleme hat.

Das du nicht kritikfähig bist, ist für mich auch absolut verständlich.
Wenn man sich selbst nicht mag, dann kann man es auch nicht vertragen, wenn andere noch an einem rummäkeln.
Da fehlt einfach dein Selbstbewusstsein, auch dies, denke ich mal, führt wieder auf deine Erlebnisse zurück.
Niemand war beständig bei dir, oder hat nur dein bestes gewollt. Wie soll man da auch an sich glauben?
Es ist so schade, das ein Mensch so wenig von sich hält. Ich denke, das du eine sehr starke Persönlichkeit hast und so wie du den Text verfasst hast, würde ich mal schätzen, dass du schlagfertig bist und sehr wohl weißt was du willst und nicht.
Und das, wenn die Dinge anders liegen würden, du eine durch aus starke Frau wärst.
Irgendwie bist du es ja;-), es muss nur noch richtig raus kommen.



Aber du siehst, das alles mit einander zusammen hängt. Nichts davon lässt sich ohne das andere lösen.
Ich kann dir zu jedem einzelnen etwas sagen, aber das würde letzendlich immer zu demselben Ergebnis führen.


Du brauchst Hilfe! Professionelle Hilfe.
Du musst Vertrauen lernen. Vertrauen zu dir zu haben.
Vertrauen zu Fremden und Freunden zu haben.
Ich kann mir denken, dass es nicht einfach ist, aber so hast du eine Lebensaufgabe.
So hast du gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen.
Zum einen hast du einen Grund zum weiter machen, zum anderen weißt du so wie es in Zukunft weiter gehen soll, außerdem kannst du so dein Leben selbst in die Hand nehmen und brauchst nicht darauf zu warten, dass es dir so geht wie deiner Mutter.

Eine Sache wollte ich noch ansprechen, das mit der "Watte" auf dem Kopf;-)
(Du hast eine tolle Art, etwas zu schreiben!!!)
Hast du mal darüber nachgedacht, dass dich so etwas einzigartig macht?
Gerade solche Dinge wie eine schiefe Nase, seltsame Haare, oder auch kleine Füße (wofür ich verdammt viel geben würde!).
Das sind doch die Dinge die dich erst einzigartig machen. So wirst du zu dir. Durch diese Eigenheiten. Es wäre doch schlimm, wenn wir alle gleich aussehen würden oder?
Stell dir doch einmal vor wir würden alle gleich aussehen. Nur zwischen Männern und Frauen gäbe es einen Unterschied.
Z.B. alle Frauen wäre 1,75m groß, hätten blaue Augen, blonde lange Haare und würden 55 Kg wiegen.
Alle Männer wären 1,90 groß, hätten braune Augen und einen absoluten Adonis Körper.
Wäre das nicht grausam?
Und dazu noch unglaublich langweilig.
Ist es nicht gerade das tolle daran, das wir alle anders aussehen. Das jeder seine Besonderheiten hat.
Glaubst du es gibt eine einzige Frau auf dieser Welt, die sagt, dass sie zu 100% perfekt ist?
Nein, gibt es nicht.
Und wird es auch nie geben, egal wie viel man durch OP´s regeln kann.
Ich selbst z.B. finde mich auch zu dick, meine Nase zu seltsam, mein Gesicht zu schief und vieles mehr.
Aber dann schaue ich mich um und entdecke an jeder Frau etwas, das nicht schön ist, oder vielleicht sogar schlimmer als bei mir.
Versuche die Fehler (beim Aussehen), mal bei anderen zu suchen und sei genauso streng zu ihnen, wie du es zu dir selber bist. Dann merkst du schnell, dass du ungerecht bist!
Und das dich alle für jünger halten mag im Moment noch sehr nervig sein, aber überleg mal ob es in ein paar Jahren nicht auch sehr hilfreich sein kann.
Ich freue mich, wenn die Leute mich jünger schätzen. Zwar ist es im Moment etwas lästig, aber ich weiß, dass mich, wenn ich 40 bin, alle auf 36 schätzen;-)
Und da sie dich nicht um sooo viel jünger schätzen ist es doch ganz amsüant. Vor allem wenn du im Bus günstiger wegkommst.
Viele wären dankbar dafür. Mal eben nur die Hälfte vom Fahrpreis, nur weil du jünger aussiehst, ist doch toll.
Es ist schwer sich über manche Dinge zu freuen, das ist mir klar. Aber wenn du, zumindest versuchst, in ALLEM etwas positives zu sehen (und das geht tatsächlich bei fast allem), dann geht es dir besser. Von ganz allein, du regst dich nicht mehr so sehr auf, du wirst etwas glücklicher und du hast mehr Freude am Leben.

Und was meinst du wie viele wirklich hübsche Mädchen, ganz starke Probleme haben. Geh einfach auf solche Mädels zu, aber denke dabei nicht daran, wie sie aussehen, sondern das sie vielleicht total dumm sind, oder das sie genauso schüchtern sind wie du, es nur besser kaschieren.
Oder denke nur an ihre Fehler, z.B. die Oberlippe ist zu schmal für die Unterlippe, die Beine passen optisch nicht zum rest des Körpers, sie ist zu doll geschminkt, oder was weiß ich.
Das hilft. Du brauchst dich nicht schämen vor keinem. Egal wie er aussieht, welchen Rang er hat, oder wie berühmt er ist. Wir sind alle nur Menschen machen Fehler und das ist gut so. Akzeptiere das, dann hast du es leichter im Leben.
Wenn deine Freunde solche Dinge sagen, wie du es geschrieben hast, dann solltest du dir überlegen, ob es echte Freunde sind. Denn für mich hört sich das eher so an, als ob sie die Bestätigung von Menschen brauchen, die nicht so arrogant sind.
Vielleicht kannst du das mal neben bei erwähnen, wenn sie wieder sagt, dass sie perfekt ist und keiner an sie ran kommt. Ganz dreist einfach mal fragen:
Ok und warum gibst du dich dann mit uns/mir ab? Vielleicht wollen wir ja gar nicht an dich ran kommen? Sondern nur an dir und deinem Ego VORBEI kommen?
Oder so was in der Richtung... da gibt es viele tolle Dinge die man sagen kann.
Aber ich würde mir das nicht bieten lassen.
Denn Freunde würden andere Freunde nie so herabsetzen. Vor allem frage ich mich gerade was an ihr wohl so besonders ist...
Aber das wirst du wohl wissen und dementsprechend kannst du dir dann auch vorher schon ein paar schöne Sprüche zurecht legen.
Das was sie sagt, hat nichts damit zu tun, das man sagt was einem passt oder nicht.
Sie will nur Bestätigung und holt sie dich, indem sie andere schlecht macht.
Schau, ein Beispiel für Menschen, denen es so geht wie dir. Nur mit dem Unterschied, dass sie die Realität in die andere Richtung verdrehen;-)

Und wo wir bei Fehlern sind.
5 mal denselben Fehler machen, das ist etwas paddelig, kann aber jedem passieren, vor allem wenn die Gedanken woanders sind. Es kann natürlich auch sein, dass es schlecht erklärt war, oder das du einfach nicht richtig zugehört hast.
Das hat nichts mit Dummheit zu tun!

So nun fällt mir aber wirklich nicht mehr viel ein...
Ich hoffe ich konnte dir ein wenig helfen und du bist nicht allzu enttäuscht von der Antwort!?
Kannst ja wenn du magst ein Feedback da lasse. Dann weiß ich was ich besser machen kann.
Hier sind noch ein paar Adressen wo du dich hinwenden kannst:

Kinder- und Jugendtelefon
Telefon 0800 111 03 33
Internet: www.kinderundjugendtelefon.de
E-Mail: info@kinderundjugendtelefon.de


Telefonseelsorge
Telefon 0800 111 0 111 (evangelisch)
oder 0800-111 0 222 (katholisch)
Internet: www.telefonseelsorge.de

Weisser Ring
http://www.weisser-ring.de

116 006

Beratungsstelle von der AWO
http://www.awo.org/awo-startseite.html
Hier musst du noch die Adresse, aus deiner Nähe heraussuchen.


Die Nummer vom Jugendamt, musst du dir leider selber raussuchen, da es zu jeder Stadt ein anderes Jugendamt gibt. Die Adresse findest du im Internet oder auch im Telefonbuch.

Ich wünsche dir alles erdenklich Gute.
Ich drücke dir die Daumen, dass du nicht mehr mit allem so allein bist, dass dir jemand zur Seite steht, wenn du ihn brauchst und dass du dich bald besser fühlst.
Alles Glück was du bekommen kannst und viel Mut, Kraft, druchhaltevermögen und wahre Freunde.

Liebe Grüße Janine

http://mein-kummerkasten.de/272216/http-mein-kummerkasten-de-270144-Ich-werde-noch-wahnsinnig-Panik-vor-der-Zukunft-und-ueberhaupt-hasse-ich-Alles-und-Jeden-html.html