Problem von Anonym - 17 Jahre

Schuleschwänzen

hallo

ich bin 17 jahre alt und mache mom meinen realschulabschluss auf dem zweiten bildungsweg nach(trotz das ich nicht in der schule war gute noten in den schriflichen arbeiten)

mein problem ist das ich an einer posttraumatischen belastungstörung leide und mich durch die depression nicht imstande fühle zur schule zu gehen ...
habe dann das gefühl nicht zu können...
bin deshalb auch von der realschule geflogen da ich zu viele fehlzeiten hatte.

bin in therapie jedoch wird ja nicht alles von einem auf den anderen tag besser...


nun zu meinen fragen : wie soll ich weiter machen ?
habe angst wieder zur schule zu gehen und angst rausgeschmissen zu werden ...
wie soll ich den abschluss sonst nachholen ?
gibt es eine art den abschluss nachzuholen wo rücksicht genommen wird ?

ich weiß einfach nicht mehr weiter...

Janine Wochnik Anwort von Janine Wochnik

Liebe Ratsuchende,

wie du jetzt weiter machen sollst, ist eine Frage, die du dir eigentlich am besten selbst beantworten kannst.
Sicherlich weißt du was das richtige ist.

Viele haben ein schweres Leben gehabt und einige haben dadurch auch die Schule nicht geschafft.
Aber wenn du ganz ehrlich zu dir selber bist, dann bist du sicher nicht nur wegen langer Fehlzeiten von der Schule geflogen. Wenn du krank geschrieben warst, dann hätten sie dich nicht schmeißen dürfen!
Sie hätten dich vielleicht, aufgrund von Fehlzeiten, nicht bewerten können und du hättest das Jahr wiederholen müssen.
Also waren sie wahrscheinlich unentschuldigt.
Das die Schule das auf Dauer nicht mit macht ist klar.

Wahrscheinlich denkst du jetzt: Was will die mir erzählen, die weiß ja nicht was ich durchgemacht habe.
Das mag wohl wahr sein, denn ich kenne die Geschichte nicht, wie du zu der PTBS gekommen bist. Aber ich kenne mich mit so was aus, da ich selber an so etwas leide bzw. gelitten habe.
Ähnlich wie du habe ich auch Fehlzeiten gehabt ohne Ende, bin deshalb von der Schule gegangen und habe auf einer BBS, meinen Realschulabschluss nachgemacht.
Depressionen können einen stark behindern, aber man kann selbst eine Menge tun, damit es besser wird.
Nun hast du schon erlebt, wohin es einen führen kann und ganz sicher hat es die Sache nicht besser, sondern eher schlimmer für dich gemacht.
Es ist eine Frage des wollens, nicht immer des könnens!
Wenn du verstanden hast, dass es so nicht weiter gehen kann, dann bist du auf dem richtigen Weg. Aber fragst du jetzt, wie du es vermeidest von der Schule zu fliegen und dich weiter auf deiner Diagnose auszuruhen, dann kann dir keiner helfen.

Das klingt jetzt sehr hart und es mag dich auch nicht trösten.
Aber manchmal ist es besser eine ehrliche Meinung zu bekommen, mit der man arbeiten kann, als nur getröstet zu werden.

Ich gebe dir den Rat: Bekomm deinen Hintern wieder hoch;-)
Schau dich im Spiegel an und frage dich selbst, ob alles wirklich so schlimm ist, dass du nicht mehr kannst, oder ob es eher so ist, dass die Motivation fehlt.
Aus so einer Phase rauszufinden ist nicht leicht, da man sich schnell an so ein Muster gewöhnt.
Da hilft nur Zähne zusammen beißen und durch.
Der Gang zur Schule wird jetzt nicht leicht werden. Dennoch muss er sein, denn man bekommt auch keine endlos Chancen. Und es dann nochmal anzufangen wird noch schwieriger. Je länger du das machst desto schwerer wird es.

Also rappel dich auf und geh zur Schule. Erstmal ist es hart und es werden vielleicht dumme Sprüche kommen und deine Lehrer werden dir sicherlich auch Predigten halten.
Entgegne ihnen einfach nur in dem du sagst, dass du es jetzt kapiert hast.
Das du weißt, worauf es ankommt und das du das durchziehen willst.

Wenn du dann auch noch selber daran glaubst, dann kannst du es schaffen. Gib dich nicht auf indem du alles schleifen lässt. Jetzt mag es der einfachste Weg sein, aber du verbaust dir damit mehr, als es im ersten Moment den Anschein hat.

Deshalb mach etwas und nimm deine Zukunft wieder in die Hände.

Nimm deine Diagnose mit und kämpfe dagegen an. Du wirst sehen, dass es sich auch auf den rest positiv auswirkt.
Alles was zählt ist deine Einstellung. Je mehr du selbst an dir arbeitest, desto mehr kannst du erreichen. Ein Psychologe kann keine Wunder voll bringen, er kann dich auch nicht ändern, dass musst du selber tun.

Du hast gefragt, ob es eine Möglichkeit gibt deinen Abschluss zu machen, wo Rücksicht genommen wird. Wie soll das denn aussehen? Das akzeptiert wird, dass du ständig schwänzt? Das du Privilegien hast, die andere nicht haben? Oder sollen alle die haben?
Nein, dass gibt es Gott sei Dank nicht.
Wenn du krank bist, dann wirst du krankgeschrieben, bist du es nicht, dann nicht.
Und wenn so was unterstützt werden würde, dann wären die Schulen allesamt leer.
Weißt du wie viele Jugendliche und Kinder Probleme haben?
Teilweise geht es um Dinge wie Vergewaltigungen, Schläge von Angehörigen, Verlust von Eltern, oder andere schlimme Dinge. Auf so was, wird keine Rücksicht genommen.
Das geht auch nicht, denn sonst wären die Schulen leer.
Wenn du Erwachsen bist und arbeitest, meinst du, dass dann einer Rücksicht auf dich nimmt?
Du verlierst deinen Job teilweise schon, weil du wirklich ernsthaft krank bist.
Es kann sich keiner leisten krank zu sein und erst recht kann man es sich nicht leisten faul zu sein. Klar ist es ein Grund. Aber mehr eine Ausrede, als ein Grund.

Versuche mal darüber nachzudenken. Und stell dir vor wie es wäre, wenn auf alles und jeden Rücksicht genommen wird.
Geht es dir wirklich so schlecht das es nicht geht, dann wirst du krank geschrieben, oder lass dir eine Kur verordnen.

Ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass du es schaffst und deine Vergangenheit, vergangen sein lassen kannst.

Liebe Grüße Janine