Problem von Thorsten - 20 Jahre

My way...

Hallo, liebes KuKa-Team,

ich wende mich an euch, weil ich aktuell mit meiner Gefühlswelt irgendwie nicht klar bekomme.

Zuerst ein wenig über mich: Ich habe dieses Jahr mein Fachabitur recht ordentlich (2,0) gemacht. Leider begleitet mich schon mein Leben lang das Problem, dass ich den rechten Weg in der Berufswet nicht finde. Ich habe dieses Jahr einen Studiemgang an einer FH in der Richtung Wirtschaft/Recht belegt, allerdings kann ich schon nach recht kurzer Zeit sagen, dass es mir nicht gefält (was ja prinzipiell nichts schlimmes ist, ich denke, diese Erkenntnis früh zu haben ist besser als nach 5+X Semestern es sein zu lassen...). Aktuell habe ich diverse Aubsilungen ins Auge gefassst, ein anderes Studium schließe ich erstmal aus.

Ich habe seit fast 4 Jahren eine Freundin, welche nächstes Jahr ihre Ausbildung beendet, aber in ihrem Betrieb nicht übernommen werden möchte. Der Plan ist, dass wir nach der Ausbildung zusammen ziehen wollen (ich wohne noch bei den Eltern). Da mache ich mir zusätzlich Druck, um meinen Hintern hochzukriegen und endlich den richtigen Schritt für meine Zukunft zu gehen, aber das sagt sich so leicht. Jetzt war letztes Wochenende eine sehr gute Freundin von uns zu Besuch, welche mit ihrem Freund, der das Studium nächstes Jahr wohl abschließt (sie ist normal berufstätig) mit beiden Beiden im Leben zu stehen scheint, was mich irgendwie fertig macht, da ich es immer mit uns vergleichen muss und mich als Grund ausmache, warum es bei uns nicht so läuft. Ich beneide die beiden einfach um ihre Selbstständigkeit und hasse mich dafür, dass ich den rechten Weg nicht finde bzw. so lange brauche.

So, wie es aktuell läuft, bin ich einfach tiefunglücklich. Hinzu kommt, dass vor nächsten Sommer ausbildungstechnisch nichts machbar ist. Beim Gedanken, bis dahin mein Studium abzusitzen, bekomm ich das Kotzen.

Die Angst, wieder das falsche zu machen ist bei mir riesengroß und dass ich mich mit anderen so sehr vergleichen muss, ist doch nicht normal.

Noch was zu dem unserem Besuch: Sie und ihr Freund wohnen weit entfernt, so dass wir uns vllt nur 1-3 mal im Jahr sehen (Sonst regelmäßig Onlinekontakt). Wenn diese Zeiten vorbei sind, zieht es mich immer ziemlich in ein Loch, das kommt also aktuell erschwerend hinzu. Ich bin wohl ein fürchterlich emotionaler Mensch und Freundschaften wie diese haben einen hohen Wert für mich.

Jetzt, wo ich das alles niedergeschrieben hab, kommen mir meine Probleme ein wenig lächerlich vor, aber es belastet mich halt aktuell ziemlich. Ob es vielleicht einen Rat gibt, wie ich mit mir und meinen "Dingen" besser umgehe?

Liebe Grüße

Katrin Anwort von Katrin

Hallo Thorsten,

ich kann sehr gut nachvollziehen, wie du dich fühlst und sehe dein Problem keinesfalls als „lächerlich“. Ich bin ebenfalls 20 und würde auch schon gerne Mitten im Berufsleben stehen, eigenes Geld verdienen und einfach unabhängig sein. Ich selbst bin mir auch oft nicht sicher, wie es beruflich weiter gehen soll und habe schon einige Male meine Wege geändert. Nach dem Fachabitur wollte ich gerne eine Ausbildung machen und jetzt sitze ich doch wieder in der Schule und mache Abitur. Und mit der Entscheidung von damals bin ich heute sehr zufrieden!
Du schreibst, dass du in deinem jetzigen Studiengang nicht glücklich bist. Es ist gut, dass du dieses so schnell erkannt hast und jetzt neue Wege suchst, auch wenn du momentan noch nicht weißt, wohin dich der Weg führen wird. Auch deine Entscheidung, nicht länger dort studieren zu wollen, ist super. Wie du auch schon meintest, ist es viel besser jetzt nach anderen Möglichkeiten zu suchen als erst in ein paar Jahren. Dir stehen noch alle Möglichkeiten und Chancen offen, du bist noch jung. Vergleiche dich bitte nicht ständig mit deinen Freunden und Bekannten. Bei dem einen geht es eben schneller und der andere braucht etwas länger, um den richtigen Weg für sich zu finden. Ich kenne viele Leute, die im Studium festgestellt haben, dass sie doch andere Erwartungen hatten und sich dann nochmals für einen anderen Studiengang entschieden haben. Und sie alle haben die richtige Entscheidung getroffen und sind glücklich, wie es jetzt ist. Und selbst wenn man mehrfach wechselt finde ich es vollkommen in Ordnung. Man muss immer bedenken, dass man den Beruf sein ganzes Leben ausführt und da finde ich, dass es das allerwichtigste ist, dass man einen Beruf findet, der einen Spaß macht, den man gerne ausübt!

Vielen Jugendlichen geht es so wie dir und bei der großen Auswahl an Berufen, Ausbildungsmöglichkeiten und Studiengängen verliert man sehr schnell den Überblick, in welche Richtung man persönlich gerne gehen möchte. Auch wenn du nicht genau weißt, was du machen möchtest, wenigstens weißt du jetzt schon mal, was du nicht machen willst :-) Du schließt für dich ein Studium aus uns möchtest gerne eine Ausbildung anfangen, das ist doch super!
Warst du schon mal bei der Berufsberatung bei der Agentur für Arbeit? Dort bekommst du viele Informationen zu unterschiedlichen Ausbildungen und hilfreiche Tipps, welche Möglichkeit und Wege du gehen könntest. Wäre es möglich, wenn du (bevor du dich für eine Ausbildung entscheidest) zuerst verschiedene Praktika machst und so einen Einblick in unterschiedlichen Berufen erhältst? Das wäre sicher sehr hilfreich und du könntest vorab eine Auswahl treffen, was für dich überhaupt in Frage kommt.

Rede doch auch mit deiner Freundin oder den anderen Freunden darüber, was dich zur Zeit so sehr belastet. Sie sehen die ganze Situation bestimmt anders als du selbst und sie können dir bestimmt auch einige deiner Ängste nehmen.

Ansonsten kann ich dir leider nicht viel mehr raten. DU allein musst entscheiden, was das Richtige für DICH ist. Lasse dir nicht in deinen Entscheidungen reinreden, es geht schließlich um DEINE Zukunft.

Du bist auf einem guten Weg. Dass du dir so viele Gedanken um deine Zukunft machst, zeigt mir, dass du es schaffen kannst, das Richtige für dich zu finden. Den Ehrgeiz dafür hast du!
Ich wünsche dir, dass du einen Beruf findest, der dir Freude bereitet.

Liebe Grüße und alles Gute,
Katrin