Schwierige Phase
Hallo sehr geehrtes Kummerkastenteam,
in letzter Zeit habe ich verschiedene Punkte, die mich mehr oder weniger doch stark belasten. Einerseits ist eine Sache, dass ich kaum noch etwas mit meinen sogenannten "Freunden" unternehme. Der eine Kumpel findet seinen Nebenjob sowie das Hinfahren zu Fußball-Bundesligaspielen an jedem Wochenende wichtiger als sich mal mit mir zu treffen. Natürlich toleriere seine Interessen, aber ich bin ein wenig darüber traurig, dass er selbst nicht ein Mal im Ansatz interesse zeigt, was ich so mache oder so. Wenn ich ihn mal durch Zufall in der Stadt sehe, dann muss immer ich das Gespräch aufrechterhalten.
Der zweite, eigentlich ebenfalls gute Kumpel, verhält sich auch etwas seltsam: Seitdem er die Schule wechseln musste sehen wir uns kaum. Wenn er mal etwas unternimmt wie z.B. ins Kino gehen, dann fragt er immer andere, nicht mich. Und als ich ihn mal gefragt habe, ob wir auch nicht mal ins Kino möchten, dann hat er gesagt "Nein, auf Kino habe ich keine Lust.". Als ich ihn danach gefragt habe, ob wir allgemein etwas anderes unternehmen möchten, dass uns beiden gefällt, hat er ebenfalls sehr desinteressiert gesagt "Naja, mal sehen." Er selbst hat sich nicht noch ein Mal gemeldet, und ich selbst auch nicht, weil ich mir allmählich "blöd" vorkomme, ihm hinterherzulaufen.
Sonst habe ich keine weitere engeren freundschaftlichen Kontakte. Wie kann ich meine 2 "Problemfreundschaften" wieder verbessern und wie kann ich eventuell neue freundschaftliche Kontakte knüpfen?
Ein weiteres Problem ist ein "Mädchenproblem": Seit etwa 4 Wochen schreibe ich mit einem Mädchen, in das ich mich verliebt habe. Leider hat sie mir gesagt, dass sie in jemand anderen verliebt ist, ohne das ich ihr selbst gesagt habe, dass ich in sie verliebt bin (sie weiß also nicht, dass ich in sie verliebt bin). Wie kann ich mir so zusagen "abgewöhnen", dass ich nicht mehr in sie verliebt bin? Sie findet mich ja nett, auch nicht hässlich, aber ich werde offensichtlich keine Chance bei ihr haben :( ...
Des Weiteren wirkt sich als sehr hemmend aus, dass ich sehr introvertiert bin und nicht immer sofort offen bin. Ich weiß ja, dass das eher nicht ganz so optimale Eigenschaften sind. Sich offener zu verhalten ist einfacher gesagt als getan - aber wie schaffe ich es, offener und nicht all zu stark introvertiert zu sein?
Ich hoffe, dass die gestellten Fragen weiter keinen all zu großen Aufwand darstellen und bedanke mich schon im Vorraus für eure Hilfe.
Mit freundlichem Gruß, Johannes.
Anwort von Dana
Lieber Johannes!
Zuerstmal danke für deine so wohl formulierte Anfrage! Wir bekommen selten solche höflichen Bitten. Daher habe ich mir dein Problem jetzt auch mal geschnappt und hoffe, dass ich dir helfen kann.
Zuerst zu deinen beiden früheren Freunden, mit denen es jetzt schwieriger geworden ist:
Hier würde ich einfach mal die Leine loslassen, denke ich. Warum? Weil sich Leben auseinander leben, gerade, wenn man auf anderen Schulen ist oder sich insgesamt halt umorientiert. Deine beiden Kumpel senden sehr deutliche Signale, wollen dir aber nicht zu nahe treten. Nimm es einfach hin als drei Wege, die sich immer mehr voneinander entfernen, das hat gar nichts mit dir und deiner Persönlichkeit zu tun. Auch ich habe schon gemerkt, dass ich Freunde weniger sehen will, weil die Themen nicht mehr passen oder dass mich andere Menschen nicht mehr so oft anrufen, einfach weil man inzwischen extrem weit in Deutschland auseinander wohnt oder die Welten sich einfach total verschieben.
Da muss man dann nicht in Selbstzweifeln aufgehen, das passiert, wenn man nicht am engsten seelenverwandt ist. Ich möchte dir empfehlen, den Kontakt einfach mal einzustellen und zu schauen, was dann passiert. Melden sie sich mal bei dir, weißt du, da ist doch noch Interesse da. Melden sie sich wirklich überhaupt nicht, dann hast du deine Antwort und solltest eher schauen, dass du in deinem Umfeld neue Bezugspersonen findest.
Dasselbe gilt für Mädchen. Mit manchen hat man einen Draht, mit manchen nicht. Sie mag dich ja jetzt nicht NICHT, sie hat einfach Gefühle für einen anderen Jungen. Entlieben...dafür gibt es leider kein Rezept, das macht meist die Zeit und die richtigen Gedanken der Vernunft. Bleib ihr einfach ein guter Freund und wenn du merkst, dass dir das zu weh tut, dann bitte um eine Weile Pause, so dass du dich erholen kannst.
Ich weiß, diese Ratschläge klingen jetzt ein wenig "kalt", aber bei der Liebe und bei der Freundschaft kann man einfach nicht mehr raten, als dass du dich selbst schützt. Es gibt keinen "ultimativen Tipp", der alles gut macht und wo jeder Kummer erspart bleibt. Ich hoffe nur, dass du meinen Rat ernst nimmst, es nicht dir persönlich zu Lasten zu setzen. Weder bist du doof und hässlich, nur weil das Mädel jemand anderen bevorzugt, noch bist du ein Langweiler, nur weil deine beiden Freunde nun andere Wege gehen.
Zum Thema Introvertiertheit:
Das ist ein Punkt, an dem man arbeiten kann, allerdings fordert das Mut und Hingabe, da das ja eine Charaktereigenschaft von dir ist. Und gegen seinen Charakter anzugehen und etwas bewusst zu ändern, ist nicht so einfach.
Beginne doch mal damit, dir für jede Woche EINE Sache zu überlegen, wo du extravertiert sein musst. zB mal mit einer Gruppe aus deiner Schule wegzugehen, wenn es möglich ist oder in der Pause dich mal zu einer Gruppe zu stellen und nicht Einzelgänger zu sein. Gibt es AGs an eurer Schule, wie Schülerzeitung oder sowas? Sport? Oder vielleicht ein Verein außerhalb der Schule? Da kann man auch gut neue Menschen kennen lernen.
Schau, wo deine Stärken sind! Was kannst du gut? Was magst du? Worin kannst du dich produktiv einbringen? Gibt es Themen, wo man dich nur anpieksen muss und du blubberst los? Es ist wichtig, dass du auch weißt, was du gut kannst und nicht nur immer überlegst, was du NICHT kannst. Menschen, die wegen sich selbst unsicher sind, tragen das wie auf einem riesen Schild vor sich her - und das fällt dann auch der Umgebung auf und hemmt nicht nur dich sondern auch die anderen. Sei dir deiner bewusst! Du bist ein Mensch mit Schwächen, das ist klar. Aber auch mit ganz vielen Stärken. =) Und die gilt es heraus zu kitzeln.
Was die Menschen deines Umfeldes angeht: vielleicht gibt es ja jemanden in deinem direkten Umfeld, der dir ein guter Freund, eine gute Freundin werden könnte? Jemand, mit dem du öfter Kontakt hast? Vielleicht entwickeln sich neue Freundschaften, wenn du nicht mehr so fixiert auf die alten bist?
Insgesamt gilt: du musst dich selbst gernhaben. Dann hast du auch das nötige Auftreten anderen gegenüber. Und dafür musst du dich gut kennen und wissen, was du alles kannst. Und ich wette, das ist nicht wenig.
Es tut mir leid, dass ich bei Liebe und Freundschaft so wenig helfen kann und nur ein bisschen trösten. Aber beim letzten Punkt hoffe ich, dir ein paar Hilfen gegeben zu haben, mit denen du etwas anfangen kannst.
Liebe Grüße und viel Erfolg!
Dana