Problem von Tobias - 19 Jahre

Was bin ich nur für ein Versager.

Hallo liebes Kummerkastenteam,

ich schreib jetzt einfach mal drauf los und entschuldige mich jetzt schon dafür, wenn der text etwas in die länge geht.

ich hab ein problem mit mir selbst.

ich weiß nicht warum, aber ich sehe mich selber als totalen versager. Es fing alles schon in meiner schulzeit an. Ich wollte immer bei den "coolen" dabei sein, wurde aber eigendlich immer nur verarscht, habe die leute aber selber auch oft veräppelt. War also ein bisschen der Klassenclown. Zudem wurde ich immer in jeder klasse (ich war in 8 verschiedenen klassen) irgendwie als schwul abgestempelt, obwohl ich alles andere als schwul bin.
Nun arbeite ich, habe eine tolle ausbildung in einem top unternehmen.
Es heißt immer: Tobias immer schön fragen, wenn du was wissen willst.
Aber ich trau mich einfach nicht zu fragen, weil ich mir immer denke, dass ich den leuten vielleicht auf die nerven gehe. Ich habe auch Angst, hilfe von anderen leuten anzunehmen. Ich arbeite im Lager. Heute zum Beispiel waren 200 Bremsscheiben und 30 Kupplungen umzulagern (vom einen zum anderen ort zu bringen) so eine kupplung wiegt gute 80 kg. Aber anstatt jemanden zu fragen ob er mir helfen kann, schleppe ich lieber alles alleine. Und was hab ich davon? Kreuzschmerzen wie hölle und das obwohl ich eh schon seit jahren probleme mit meinem kreuz habe. In letzterzeit fühl ich mich so ausgebrannt von der arbeit und habe schon angst das ich vielleicht irgendwann an burnout leide oder wie sich das schimpft. Ich steh frühs um halb sechs auf, und komme abends um halb sieben von der arbeit nach hause. Das geld reicht mir trotzdem nicht, also werde ich wohl in naher zukunft einen zweiten job zulegen müssen.
Das war mein Problem zu meinem Job.

Nun komm ich mal auf die Liebe zu sprechen:
Ich bin eine totale niete in sachen frauen. Ich traue mich nicht mädels anzusprechen, weil ich angst habe, dass sie mich komisch finden, oder nicht mögen, oder ich einfach nur nerve. Ich bin eine richtige niete in sachen beziehungen, sex und liebe allgemein. Von mir selbst denk ich das ich ein total emotional verküppelter clown bin. Ich mein, ich seh nicht schlecht aus, ich bin recht sportlich. groß und kräftig. Aber mein selbstbewusstsein ist aufgrund meiner schulvergangenheit einfach so im eimer dass ich mich schon selbst fertig mache.
Ich bedanke mich schon bei meinen besten freunden, dass sie mit mir reden?! Ich mein ich bin so dankbar für alles was für mich getan wird, auch wenn ich weiß das es selbstverständlich ist das man das machen würde.
Ich versuche halt meine schüchternheit oder mein mangelndes selbstbewusstsein irgendwie mit humor zu überspielen. Aber ich denk mir immer was ich für ein versager bin, wenn ich mich mit anderen in meinem alter vergleiche.
ich bin schon ernsthaft am überlegen, ob ich vielleicht mal professionelle hilfe suchen soll der mal in meine seele schaut.

jetzt wollte ich aber erst mal euch fragen:
was mach ich denn falsch?
warum bin ich so?
Und wie kann ich das ändern?

hoffe ihr nehmt euch die zeit und beantwortet meinen text.

mit freundlichsten grüßen

Tobias

Monika Anwort von Monika

Lieber Tobias,


es ist doch schon mal ein guter Anfang, wenn du selbst erkennst, dass du was an deinem Leben verändern möchtest!

Zudem scheinst du dich ja auch schon länger mit dir selber zu befassen und zu analysieren, was schief läuft.
Woher dein mangelndes Selbstbewusstsein kommt kann ich dir nicht beantworten. Forsche doch mal selber in deiner Vergangenheit. Haben dich deine Eltern unterstützt? Sind sie hinter dir gestanden, haben sie dir was zugetraut? Welche Erfahrungen hast du im Kindergarten gemacht, mit Freunden oder Geschwistern? Gibts bestimmte Lebensereignisse, die dich geprägt haben?
Sind deine Eltern auch eher schüchtern und hast du bestimmte Dinge von ihnen abgeschaut?

Viel wichtiger als zu erfahren warum du so geworden bsit wie du bist - und ich bin mir sicher du bist liebenswert so wie du bist! - ist es etwas zu verändern, wenn du dich selbst unwohl fühlst!
Deine Vergangenheit mit deinen Schulkameraden kannst du nicht mehr ändern - du kannst sie höchstens in einem positiveren Licht sehen. Als Klassenclown hast du die anderen bestimmt oft zum lachen gebracht und für Spaß gesorgt und wurdest dafür gemocht. Es hat dich stark gemacht und du hast deine Lehrer durchgezogen.

Ich bin ein Versager. Ich nerve andere. Ich bin nichts wert. Ich traue mir nichts zu. Das alles findet einzig und allein in DEINEM Kopf statt.
Irgendwie haben sich diese Sätze in deinem Hirn verfestigt und alles was dir im Leben wiederfährt wird diesen Sätzen angeglichen. Lächelt ein Mädchen nicht zurück - denkst du natürlich ich nerve sie bestimmt warum sollte sie auch was mit mir zu tun haben wollen. Genausogut könntest du dir denken, schade wahrscheinlich hatte sie einen miesen Tag.
Das war nur ein Beispiel von vielen. Vielleicht könntest du ja mal einen Tag lang versuchen deine Grundüberzeugungen zu ändern.
Ich bin liebenswert. Ich habe viele Fähigkeiten und kann was. Ich schätze mich.
Und dann schau mal wie es dir den Tag über geht!

Ich bin mir ziemlich sicher du nervst weder deine Freunde noch deine Arbeitskollegen oder Mädchen - oder hat dir schon jemand mal etwas in diese Richtung gesagt?

Um deine Schüchternheit abzulegen gibt es einen kleinen Leitfaden - probiers einfach mal aus!

Im Folgenden haben wir einen kleinen Trainingsplan gegen Schüchternheit aufgestellt. Er ist bewusst so gehalten, dass er sehr einfach anfängt und sich Schritt für Schritt steigert. So erfordert er keine allzu große Überwindung und man kann auf die bereits gewonnenen positiven Erfahrungen aufbauen.
1. Woche – Augenkontakt: Schau Menschen auf der Straße, in der Bahn, im Cafe in die Augen. Es ist nicht schlimm, wenn Du den Augenkontakt nicht lange aufrecht erhalten kannst.
2. Woche – Lächeln, Grüßen: Du stellst wieder Augenkontakt mit Menschen her, die Du zufällig unterwegs triffst und lächelst sie dann an. Zusätzlich grüßt Du den ein oder anderen mit einem freundlichen “Hallo” oder “Guten Tag”. Geh dann einfach weiter. Du brauchst Dir nicht vornehmen ein Gespräch mit ihnen anzufangen.
3. Woche – Nach dem Weg/der Uhrzeit fragen: Frage Leute auf der Straße nach dem Weg zu einem bestimmten Ort oder nach der Uhrzeit oder was Dir sonst als Grund einfallen könnte, eine kurze Frage zu stellen. Sei freundlich und lächle dabei.
4. Woche – Gespräch anfangen: Nun kannst Du ein kurzes Gespräch mit Leuten auf der Straße, im Supermarkt, an der Bushaltestelle oder wo immer Du Menschen triffst anfangen. Leite das Gespräch mit Augenkontakt, einem Lächeln und einem Gruß ein. Dann kannst Du etwas sagen, was gerade zur Situation passt, z.B “Der Bus ist mal wieder spät dran.” oder Du fragst etwas wie in der Woche zuvor und setzt das Gespräch von dort aus fort. Setze Dich nicht unter Druck. Es muss kein langes oder interessantes Gespräch sein. Plaudere einfach ein wenig und dann geh weiter Deines Weges.
5. Woche bis Lebensende: Mach so weiter wie bisher. Du musst nicht ständig Menschen ansprechen und nach dem Weg fragen . Fang aber ab und zu mal ein kurzes Gespräch mit einem Fremden an. Vielleicht merkst Du, dass es Spaß machen kann, kurz zu plaudern. Wenn Dir jemand sympathisch ist, frage nach der Handynummer oder dem Facebook-Namen, um in Kontakt zu bleiben. Bring Dich auch mal in unangenehme Situationen, in denen ein sozialer Druck auf Dir lastet. Du könntest vor einer größeren Gruppe reden, oder bei einer Diskussion Deine Meinung vertreten auch wenn die Mehrheit in der Runde anderer Meinung ist. Du kannst sogar versuchen, Dich einmal absichtlich zu “blamieren”. Du wirst merken, dass auch das Dich nicht umbringt. Du wirst sehen, dass den meisten Menschen relativ egal ist, was Du machst. Die meisten Menschen sind so mit sich selbst beschäftigt und damit in der Öffentlichkeit eine gute Figur abzugeben, dass Du Dir sehr viel erlauben kannst. Du wirst merken, wie befreiend sich das anfühlt und das Leben mehr genießen können.



Und wenn du denkst du kommst selber nicht klar und brauchst professionelle Unterstützung - scheu dich nicht dir diese zu holen. Denn man kann die negativen Gedanken die man so in seinem Kopf hat auch in positive verwandeln - du musst es nur wollen!

Alles Gute
Monika

PS: vielleicht bist du ja dann bald selbstbewusst genug deinen Chef mal nach einer Gehaltserhöhung zu fragen :-)