Problem von Elisa - 18 Jahre

Unglücklich

Ich habe einen Freund, eine tolle Schwester, eine noch bessere Oma, aber schlechte Freundinnen und auch nicht so eine tolle Mutter.
Bin unter der Woche so extrem deprimiert, bin gar nicht mehr glücklich und weiß nicht was ich machen soll.

Ich sitze nur noch zu Hause, das einzige was mich glücklich macht, ist der Fernseher.

Ist das Normal und was kann ich machen?

bitte helft mir.

Florian Anwort von Florian

Hallo Elisa


Depressive Verstimmungen sind ab und an normal und auch gesund. Länger anhaltende Phasen sind jedoch ein Warnzeichen, auf das geachtet werden muss. Depressionen sind zumeist ein Anzeichen von Konflikten. Du machst etwas obwohl Du eigentlich etwas vollkommen anderes machen willst. Wunsch bzw. Bedürfnis stehen dann im Wiederspruch zur Handlung. Das löst innere Konflikte aus, die sich in schlechter Laune, Sorgen, Trauer und Depression ausdrücken können. Je länger solche Konflikte anhalten desto länger dauert nicht nur die Depression, sie werden zunehmend stärker.
Um das zu vermeiden konzentrieren sich viele Menschen auf andere Dinge und lassen den eigentlich Konflikt links liegen. Das der Fernseher Dich in solchen Phasen glücklich macht, kann also ernsthaft bezweifelt werden. Der Fernseher lenkt nur ab, das Grundleiden bleibt jedoch bestehen.


Wie kann ein solcher Konflikt aufgelöst werden? Folgende Schritte sind dazu notwendig:


1. Den Konflikt erkennen und orten

Ist ein Konflikt vorhanden, so erkennen wir als erstes dessen Symptome: Innere Unruhe, Unzufriedenheit mit Sich und seinem Leben, Motivationslosigkeit, Niedergeschlagenheit, Depressionen, Hoffnungslosigkeit und ähnliches.
In nur einem einzigen Satz hast Du bereits drei dieser Symptome beschrieben, nämlich Depressionen, Unzufriedenheit und Motivationslosigkeit. Es ist also ein Konflikt vorhanden.

Das Orten des Konflikts ist relativ einfach. Es reicht die Frage: "Was würde ich gerne tun, mache es jedoch aus Angst vor den Konsequenzen nicht?". Es ergibt sich eine ganze Liste von unerfüllten Wünschen, nur weil uns die Konsequenzen vielleicht unangenehm sein könnten. Diese ganze Liste stellt die Liste mit inneren Konflikten dar.
Dabei können auch Kleinigkeiten, wie z.B. den Freundinnen mal so richtig die Meinung sagen, mal wieder irgendetwas bestimmtes unternehmen oder sich mit ganz anderen Leuten treffen, auftauchen. Selbst diese kleinen Wünsche die unterlassen werden, können inneren Konflikte darstellen oder sie weiter vorantreiben.
Schreib einfach mal alle diese Konflikte auf. Damit werden wir gleich noch weiterarbeiten.


2. Konfliktursache finden

Um es nochmal zu wiederholen: Ein Konflikt entsteht immer dann, wenn unser Wunsch dem eigenen Handeln wiederspricht und umgekehrt. Entscheidend eines herauszufinden warum man sich diesen Wunsch nicht erfüllt hat. Als Hauptgründe werden immer wieder genannt: Kein Geld, keine Zeit, keine Gelegenheit, fehlende Unterstützung, vielleicht auch Faulheit oder mangelndes Selbstvertrauen. Ich bin mir sicher das in mindestens 90% Deiner Konflikte dies auch die Gründe sind.
Trotzdem sind diese Gründe eigentlich nur vorangestellt. Die Hauptursache warum wir nicht so handeln wie wir es manchmal gerne haben wollen sind wir selbst.
Jedes Mal wenn wir uns entscheiden auf eine bestimmte Weise zu Handeln oder auch nicht zu Handeln, so war das unsere eigene Entscheidung. Nicht die Entscheidung der Eltern, nicht die von Lehrern oder Ausbildern und auch nicht die von Freunden oder anderen Menschen. Nur wir selbst haben die Kontrolle darüber zu entscheiden wie wir handeln.
Nehmen wir als Beispiel an, es wäre für Dich ein Ziel neue Freundinnen kennzulernen und neue Bekanntschaften zu machen. Wer entscheidet ob Du rausgehst, ob Du Dir fremde Menschen ansprichst und ob Du mit diesen in Kontakt bleibst? Nur Du selbst. Du alleine entscheidest ob Du rausgehst oder lieber vor dem Fernseher sitzen bleibst. Du entscheidest ob Du fremde Menschen ansprichst oder wortlos an ihnen vorbeigehst. Du entscheidest ob Du sie danach nochmal anrufst oder anmailst. Kein anderer Mensch kann dieses Handeln von Dir steuern, also Dich auch nicht davon abhalten dies zu tun. Nur Du selbst kannst Dich davon abhalten.


3. Maßnahmen finden

Um einen Konflikt wirklich aufzulösen, man hat es sich ja bereits erahnen können, ist es wichtig nach den Wünschen zu handeln. Entsprechend sollte man sich aber auch die Frage stellen: "Welche Maßnahmen muss ich jetzt treffen, dass sich meine Wünsche erfüllen bzw. ich meine Ziele erreiche?". Die Maßnahmen sind uns eigentlich schon in der einen oder anderen Form klar, wichtig ist aber, sich das ganze auch mal aufzuschreiben und sich so zu visualisieren. Dabei ist es sogar unwichtig, ob man sich reale Chance auf die Erfüllung der Maßnahme ausmalt. Die blose Aufstellung einer Liste von Maßnahmen sorgt für ein unbewusstes Umdenken und hilft Chancen zur Erfüllung der Maßnahmen schneller zu entdecken.


4. Handeln

Alle Schritte bisher sind nur die Vorbereitung für genau diesen Schritt. Erst durch das ziel- und wunschgerechte Handeln verschwindet der Widerspruch zwischen Wunsch und Handlung und somit auch der Konflikt. Dabei müssen nur die Maßnahmen diszipliniert durchgezogen werden.
Bei den ersten Schritten bzw. Maßnahmen erscheint einen das noch als komisch oder gar als falsch. Das ist jedoch nur das Gefühl, wenn man die eigene Komfortzone verlässt und sich unabhängiger macht. Sobald die Komfortzone verlassen wurde wird jeder weitere Schritt immer einfacher und es fühlt sich nurnoch gut an. Man weis, dass man auf dem Weg ist und weis, dass es richtig ist.
Und selbst wenn sich das Ziel ändert, obwohl das alte noch nicht erreicht wurde, so fühlt es sich auch gut an diesen neuen Weg auch zu beschreiten. Es ist daher nie verkehrt sich mal zu fragen, ob man überhaupt noch das Ziel verfolgen will und wenn nicht, einfach die Schritte oben wiederholen. Neuer Kurs und neuer Weg, es ergeben sich neue Möglichkeiten und auch hier fühlt man sich glücklicher, obwohl das Ziel eigentlich noch nicht erreicht wurde. Somit hat auch das altbekannte Sprichwort recht, wenn es heißt: "Der Weg ist das Ziel."


Ich wünsche Dir viel Erfolg beim Lösen Deiner Konflikte und natürlich auch wünsche ich Dir für die Zukunft besser Laune. Schöne Feiertage.


Alles Gute


Florian