Problem von Anonym - 19 Jahre

Manchmal weine ich immernoch

Das sich meine Eltern getrennt haben, liegt nun fast genau fünf Jahre zurück. Weihnachten 2007 haben sie mir gesagt, dass sie sich trennen Da war ich 14. Zwei Wochen später ist mein Vater ausgezogen, drei Tage vor meinem 15. Geburtstag. Ich bin sehr schwer damit zurecht gekommen, auch weil meine Eltern sich unter schwierigen Umständen getrennt hatten und anfangs ein sehr schlechtes Verhältnis zueinander hatten. Mir gings sehr schlecht., aber keinem ist das wirklich aufgefallen.
Das ist jetzt ewig her. Ich hab meine Schule beendet und studiere, lebe mehr oder weniger glücklich, grad eher weniger warum weiß ich aber auch nicht. Da ist einfach diese Leere in mir. Und ich bemerke immer mehr diese selbstzerstörende und selbsthassende Ader in mir, aber darum solls hier garnicht gehen. Seit der Trennung habe ich immer wieder mit Weinkrämpfen zu kämpfen. Meistens abends oder nachts. Ich brauch nur ein bestimmtes Lied zu hören oder nur daran zu denken und schon schüttlest mich. Meine Eltern haben mittlerweile neue Partner mit den ich mich auch gut verstehe und das Verhältnis meiner Eltern zueinander ist auch wieder sehr herzlich und liebevoll geworden. Und trotzdem - manchmal weine ich die ganze Nacht lang wegen dieser einen beschissenen Sache. Es ist so unnötig, weil eigentlich gehts mir mit der Situation doch gut. Eigentlich ist doch alles ok. Warum heul ich wie ein kleines Kind. Meine Eltern wissen nichts davon. Keiner weiß es. Ich will nicht wieder alte Probleme ausgraben, ich will nicht Schuld sein wenn alles wieder hochkommt von damals. Ich will nicht mit meinen Eltern darüber sprechen. Ich will nur dass das aufhört. Ich denke immer dass das alles ok für mich ist, aber irgendwie ist es das nicht. Immernoch nicht.

Florian Anwort von Florian

Hallo Ratsuchende


Das Gehirn speichert Informationen die unter besonderen emotionalen Umständen, wie etwa Trauer bei einer Trennung der Eltern, entstanden sind ganz besonders gut im Gedächtnis. Bei ähnlichen Situationen oder bei bestimmten Reizen werden diese Informationen wieder aufgerufen und dabei auch die Emotion, welche das Abspeichern erleichtert hatte. Du bist also traurig in Momenten an denen Du Dich daran erinnerst, weil Du auch in dem Moment der Trennung sehr traurig warst. Das Weinen dient hierbei zum einen zum Rauslassen von Frust und somit zum Abbau der Trauer. Es ist also rein natürlich zu weinen, wenn Du daran denkst.


Ungewöhnlich ist jedoch die Intensivität dieser Trauer, die nach 5 Jahren und insbesondere dann wenn nach der Trennung noch eine gute und stabile Beziehung zwischen dem Kind und beiden Elternteilen sowie deren neuen Partnern besteht. Es könnte ein Ausdruck eines Traumas sein, die wiederum eine Depression und damit Trauer in gleicher Intensität auslösen kann. Ebenso wäre dadurch die Leere erklärt. Im Falle eines Traumas würdest Du Dir selbst bewusst oder unbewusst die Schuld an der Trennung geben, ungleich dessen ob es stimmt oder nicht. Das wäre keine Seltenheit bei Scheidungskindern und würde zudem noch den Selbsthass und den Versuch der Selbstzerstörung erklären.

Ich rate Dir dringend einen Psychiater oder Psychotherapeuten aufzusuchen und eine Psychotherapie zu absolvieren. Mit diesem kannst Du zum einen das Trauma festellen, aufarbeiten und schließlich durch die Therapie beseitigen. Dann hören sowohl die Depressionen, als auch der Selbsthass und die Trauer auf oder werden zumindest so stark abgeschwächt, dass es keine psychischen Probleme mehr darstellt.


Ich wünsche viel Glück bei der Aufarbeitung.


Alles Gute


Florian