Problem von Angelo - 17 Jahre

Die Logik im Glücklichsein

Also, mein Name ist Angelo und ich bin Autist; das ist vermutlich einer der Gründe, warum mein Problem überhaupt ein Problem ist. Naja, ich war schon immer sehr philosophisch und logisch veranlagt und mein leben ist alles andere als glücklich.
Deshalb habe ich vor einiger Zeit angefangen darüber nachzudenken. Ich habe also versucht Glück zu verstehen und bewusst zu generieren. Allerdings wurde ich schon früh mit einem sehr großen Problem konfrontiert: Ungerechtigkeit. Das leben scheint sich entgegen von Logik zu verhalten. Eine Situation endet nicht zwingender maßen in der in der sie schon häufiger geendet hat. Und bei meinen Recherchen zu dem Thema bin ich nur auf sinnbildliche Urmenschen gestoßen: Die sagten dass glück nicht zu erklären sei, und Gefühle bar jeder logischen Grundlage existieren. Aber das ist genau die art von Denken, denen wir Religionen zu verdanken haben: "Ich kann etwas nicht erklären also sage ich, was mir wahrscheinlich vorkommt." Die Menschen haben noch bis vor ein paar hundert Jahren alles, was sie nicht erklären konnten einem allmächtigen unsichtbaren Geisterwesen zugeschrieben. Jedenfalls mein Problem ist, dass mir niemand zuhört, und nur zuhören bekomme dass es unmöglich ist glück logisch zu erklären. Daher meine Fragen: 1. Es ist nur logisch, dass man Glück erklären kann, da alles was existiert, irgendwelchen Voraussetzungen zu Grunde liegt, wie also muss man ein solch schwieriges Problem angehen? 2. Wie beweist man Leuten, die den einfachen weg einschlagen und sagen dass etwas nicht logisch zu erklären sei, dass sie falsch liegen? Und 3. Vielleicht hab ihr ja eine Antwort parat: Wie wird man glücklich? Ich meine ich denke, dass mein weg zum Glück vermutlich in der Liebe liegt, aber was ich auch tue, Ich schaffe es nicht solche Gefühle in meinem Gegenüber auszulösen, obwohl ich allen geltenden Voraussetzungen zu entsprechen scheine: Ich bin von Grund auf ein Lieber und verständnisvoller Mensch, ich kann zuhören, bin intelligent, witzig, romantisch und ritterlich, habe gute Manieren, versuche immer allen zu helfen und weiß immer zwischen richtig und falsch zu unterscheiden. Ich bin sanft und sensibel, und nehme mir immer Zeit, ich bin gut mit Worten und gut in meinen Taten. Ausserdem bin ich aufgrund meiner Anatomie-Kenntnisse und meinem Intuitiven Gespür für Muskeln ein hervorragender Masseur. Laut allem was ich bisher gehört habe müsste ich der absolute Traummann sein. Und doch fehlt irgendetwas. Deshalb ist Frage 3: Was fehlt mir?hle bar jeder logischen Grundlage existieren. Aber das ist genau die art von Denken, denen wir Religionen zu verdanken haben:

Adriano Anwort von Adriano

Lieber Angelo,

vielen Dank für deine Nachricht!


Und, hui, sie ist gar nicht mal so leicht zu beantworten. Die Logik im Glücklichsein. Du schneidest viele Themen an, über die man sich vermutlich entweder gar nicht oder aber über die sich Experten seit Jahrhunderten den Kopf zerbrechen. Was ist Glück? Was ist logisch? Logisch ist eine ganze Menge, so viel ist sicher. Auf den Tag folgt die Nacht. Auf ein Sättigungsgefühl folgt der nächste Hunger. Auf zu schnelles Fahren folgt ein Strafzettel. Viele Zusammenhänge tragen eine logische Erklärung in sich. Deine Frage zum Schluss jedoch, was dir fehlt, könnte folgende Antwort haben: Dir fehlt es an nichts. Oder, falls du denkst, dass es dir an etwas fehlt, dann am Glück(lichsein).

Glück ist, einen Sechser im Lotto zu landen. Glücklichsein wiederum, dass man mit dem zufrieden ist, was man hat. Und dazu ist in den meisten Fällen wiederum kein Sechser im Lotto nötig, was meiner Meinung nach den Unterschied zwischen Glück und Glücklichsein am einfachsten aufzeigt.

Du erkennst eine Sache auch meiner Meinung nach vollkommen richtig - in der Religion suchen und finden Menschen seit Jahrtausenden eine Erklärung dafür, was sich fern jeder Logik nicht erklären lässt. Ich habe erst kürzlich eine bewegende und beeindruckende Dokumentation über den verheerenden Tsunami des Jahres 2004 gesehen, bei dessen Folgen mehr als 250.000 Menschen ihr Leben verloren haben. Darunter Familien, Kinder, Eheleute, Freunde, Angehörige. Nichts ist tragischer. In dieser Dokumentation gab es eine Frau, die den Tsunami überlebte und davon berichtete. Sie verlor ihre Eltern. Diese Frau fand Trauer in ihrer religiösen Verbundenheit und erklärte es sich damit, dass Gott damit einen Plan habe, dass es ein Zeichen gewesen sei, dass die Menschen enger zusammenkommen müssen, dass man das zu schätzen wissen soll, was man hat. Ein anderer würde nie auf die Idee kommen, den Verlust der geliebten Eltern auf einen Plan von Gott zurückzuverfolgen. Doch darum geht es meiner Meinung nach nicht. Es geht nicht darum, dafür eine logische Erklärung zu finden, weshalb die Welle sie verschonte, ihre Eltern jedoch nicht. Es geht meiner Meinung nach einzig und allein darum, dass jeder Mensch die Freiheit besitzt, sich seines Lebenssinns und -glückes so bewusst zu werden, wie er es am besten findet. Eine feste Überzeugung kann und sollte man nicht vom Gegenteil überzeugen, insofern es denn überhaupt etwas Gegenteiliges gibt. Was ist der einfache Weg, was der richtige. Für viele Geschehenisse oder Einstellungen gibt es keinen universellen Bezug, keine universelle Norm, wie sie stattzufinden haben.

Deine Antwort ließe sich eher darin finden, inwieweit du bereit bist, dich von konventionellen oder wissenschaftlichen Fakten zu lösen. Jesus Geburt beispielsweise geschah entweder innerhalb von 17 Tagen, also von Schwangerschaft bis zur Geburt, oder innerhalb von einem Jahr und 17 Tagen. In beiden Fällen hätten wir jedoch gegenüber der Schwangerschaft von 9 Monaten eine entweder zu kurze oder zu lange Schwangerschaft. Doch das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist, inwieweit man sich davon lösen kann, inwieweit man gewissen Dingen dennoch seine Überzeugung schenken kann, wenngleich sie logisch völlig unerklärbar sind.

Der Weg zum Glück muss nicht zwangsläufig in der Liebe liegen, aber in den meisten Fällen tut er das. Weshalb? Weil nicht wenige Menschen die Liebe als das Glück ihres Lebens bezeichnen, als das, was sie antreibt.Ich würde mir keineswegs die Last auf die Schultern legen, aufgrund von guten Manieren, ritterlichen Verhaltens, Sinn für Humor, Intelligenz, Romantik und weiteres das Rezept für Weisheit und Lebensglück gefunden zu haben und danach zu fragen, was mir fehlt, weil ich sich das Glück irgendwie trotzallem nicht einstellen will. Vielleicht ist das auch die Natur des Glücks, des Glücklichseins - es gibt keine empirischen Parameter, die allgemeingültig sind. Jeder entdeckt es für sich selbst genauso wie jeder den Sinn des Lebens für sich selbst entdeckt. Glück ist kein Zeugnis, keine Prüfung, keine Skala - alles Geld der Welt macht zwangsläufig nicht glücklich, genauso wie eine intakte Liebe nicht über finanzielle Nöte und Sorgen hinwegtrösten kann. Jedenfalls nicht auf Dauer. Es ist meiner Meinung nach von allem etwas. Wie beispielsweise einen guten Masseur gefunden zu haben, der ein hervorragendes Gespür für die menschliche Anatomie hat. Bereits in solch einem Moment kann man von Glück und Glücklichsein sprechen.


Um deine Frage zum Schluss vielleicht mit etwas Besserem zu beantworten, halte ich es wie Sir Peter Ustinov:

"Man findet das Glück nicht darin, Fragen zu beantworten, auf die es keine Antworten gibt. Zebrechen Sie sich lieber den Kopf darüber, was Sie Ihrer Liebsten zu Abend kochen. Das ist produktiver!"


Alles Gute,
Adriano