Problem von anonym - 17 Jahre

Tod meines Freundes, Selbstmordgedanken und anderer.. Mist.

Hallo liebes Kummerkasten-Team,

kurz zur Vorgeschichte: Ich hatte eine wirklich wundervolle Kindheit, dann mit 9 Jahren - meine Eltern haben sich scheiden lassen, ich bei meinem Papa gewohnt, ich habe mich selbstverletzt, bin zu meiner Mutter gezogen, habe mich noch krasser verletzt, habe meinen unbeschreiblich wundervollen Freund kennengelernt, habe mich nicht mehr verletzt. Ich bin für eine Weile aus Heimweh zu meinem Papa und meiner Schwester gezogen (200km entfernt), ich wollte für eine Weile da wohnen, wir hatten alles abgesprochen. Und jetzt ist mein Freund tot.

Es war schrecklich. Ich wurde am 10. Dezember 2011 angerufen und ich schrie und weinte und konnte es nicht fassen.. mein Freund? Mein Lieblings Mensch auf dieser Welt, dieser unfassbar gutherzige Mensch ist einfach.. aus unserem Leben gerissen worden. Ich kann mich kaum noch an unsere gemeinsame Zeit erinnern, weil ich alles durch die Trauer so verdränge.. Ich habe seinen Kettenanhänger verloren. Ich habe mich wieder angefangen zu verletzen, aber ich ritze mich nicht mehr.. jetzt steche ich mir manchmal mit Kanülen in die Venen und lasse das Blut einfach.. ablaufen.

Meine Mama ist September 2011 wieder in die Nähe von meinem Papa gezogen und ich zu ihr. Uns wurde letztens der Strom abgestellt für einen Tag, meine Geschwister haben meiner Mama und mir bei der 248€ hohen Stromrechnung geholfen... meine Mama hat Depressionen, kann wegen ihrem Rücken nicht mehr arbeiten, das heißt sie liegt den ganzen Tag im Bett und raucht viel..
Ich habe 15 Kg zugenommen und denke immer mehr an Selbstmord.. aber das habe ich schon lange.. Ich würde mich nicht umbringen! Also wirklich nicht. Das würde ich nicht tun. Aber ich denke einfach oft dran. Stelle mir vor wie es wäre, wenn ich tot wäre und bei meinem Engel im Himmel.

Ich war 2011 für 2 Monate in der Psychiatrie. Ich habe ZwangsstörungEN. Mehrere. Die wurden da behandelt. Sie sind seit neustem so schlimm, wie nie zuvor. Ich wurde eingewiesen, weil ich gesagt habe, dass ich manchmal daran denke mich umbringen zu wollen.. das stimmte nicht ganz, denn ich denke ja nur dran, ich würde es ja nicht tun, aber ich wollte einfach in Behandlung. Ich wurde eingewiesen, damit ich das mit dem Tod meines Freundes bespreche. Aber das taten wir nicht. Ich wollte, aber.. niemand tat es. :'(

Ich war in der 10. Klasse, aber wegen der 2 Monate, die ich gefehlt habe, bin ich freiwillig in die 9. zurück..

Ich bin an einem Punkt angelangt, an dem ich langsam nicht mehr kann.
Meine Zwangsstörungen sind übergreifend und beeinträchtigen bzw. belasten mich im Alltag sehr. Ich habe ständig große.. nein, das ist untertrieben, ich habe RIESGIGE Angst, dass einem meiner geliebten Menschen etwas zustoßen könnte. Ich lasse meine Mama nie gerne über Nacht alleine, und wenn, dann schreibe ich ihr ständig. Ich muss immer wissen ob alles gut nach Hause kommen, wenn sie spät mit dem Auto fahren, ich stehe nachts auf und schaue, ob meine Mama noch atmet, ich habe sogar angst wenn sie hustet. Ich habe unglaubliche Schuldgefühle, bei der kleinsten Sache. Wenn meine Schwester mich fragt, ob wir das und das machen wollen, dann kann ich nicht nein sagen, weil ich sonst anfangen würde zu heulen, weil ich denken würde, dass sie traurig wäre. Ich KANN einfach nicht mehr!!!!!!!!!!!!!

Ich würde mich so gerne behandeln lassen, aber ich wiederhole jetzt schon die 9. Klasse und noch mal 2-3 Monate fehlen kann ich mir nicht leisten. Und meine Mama wäre dann so allein hier.. und traurig...

Ich kann nicht mehr. Bitte helft mir. ich bin am Ende. Ich kann nicht mehr... :'(.
Ich danke euch.

Dana Anwort von Dana

Liebe Unbekannte,

da hast du wirklich ein dickes Päckchen, an dem du schleppst, das tut mir sehr leid für dich.
Allerdings ist Mitleid ja nicht das, was du brauchst, du brauchst Hilfe.

Ich stelle immer wieder fest, dass diese Kliniken zwar was bringen KÖNNEN, aber nicht unbedingt für jeden und nicht unbedingt immer. Du bist so fern des Alltags in einer Klinik und wenn dann das Problem nicht richtig angegangen werden kann, bringt das natürlich nichts, außer noch mehr Selbstzweifeln.

Du hast den Tod deines Freundes nicht verarbeitet. Das ist auch so eine schlimme Sache, dass da in einem Menschen ganz schön was kaputt gehen kann. Du scheinst dich nun sowohl schuldig zu fühlen, als auch für alle Menschen in deinem Umkreis verantwortlich. Verlassensängste, sonstige Panikattacken...das wirst du alleine nicht durchstehen, da brauchst du Hilfe.

Und das Gute: das hast du erkannt. Du siehst, dass du Hilfe brauchst und versuchst, sie dir zu holen, damit es dir besser geht. Und genau deshalb glaube ich auch, dass diese Selbstmordgedanken eher dazu da sind, dich "aus dieser Situation zu holen", einen Ausweg zu suchen, der dieses Leiden beendet. Das ist in deinem Fall aber nicht der Freitod, der Suizid. Die Gedanken sind nur Ventil. Ich finde es auch gut, dass du selbst sagst, dass du dich nicht umbringen möchtest. Du bist also ehrlich zu dir und versuchst, alles richtig zu kanalisieren. Finde ich toll. Viele Menschen wären überfordert, du reflektierst dich selbst. Das ist ein sehr guter Ansatz und ein toller Schritt.

Ich denke, dass eine Klinik vielleicht für dich speziell einfach nicht das Richtige ist. Du bräuchtest einen Psychotherapeuten, der an deinem Alltag teilnimmt, der dich in deinem Alltag belässt und an den real und immer wieder auftretenden Situationen mit dir arbeitet. Vielleicht sogar dazu ein Psychiater, der dich medikamentös unterstützt, damit diese Angstsituationen abgemildert werden und du dich auf deine Gesundung konzentrieren kannst. Es klingt so, als könnest du mit deiner Mutter und auch mit deinem Vater reden. Auch wenn es da wohl ein riesen Trara mit Scheidung und dauerndem Umziehen gegeben hat, scheint die Beziehung ja nicht zerrüttet zu sein zwischen dir und ihnen. Ob deine Mutter so gut mithelfen kann, wenn sie eigentlich selbst in Behandlung müsste wegen ihrer Depressionen, weiß ich nicht, aber vielleicht dein Vater oder deine Geschwister? Sie scheinen ja in einem Alter zu sein, wo sie schon erwachsen sind und dir vielleicht Halt geben könnten?

Sucht zusammen nach Psychotherapeuten in deiner Gegend. Die stehen sowohl bei Google als auch normalerweise im Telefonbuch. Bei Google kriegt man die Adressen meist schneller raus. Gib "Psychotherapie" und den Namen deiner Heimatstadt ein (ist sie zu klein, nimm die nächst größere Nachbarstadt) und such ein paar Adressen raus. Lass dich vom Arzt zu einem Psychotherapeuten überweisen oder geht einfach mal hin. Wenn du meinst, dass deine Eltern nicht genug mitziehen, geh alleine! Auf jeden Fall nutze die Kraft, die du noch hast und den Willen, dir selbst zu helfen und hol dir die Hilfe, die dir zusteht. Dass du noch nicht aus allem raus bist, dass die Angstzustände sogar schlimmer werden, ist NICHT peinlich oder schlimm. Es ist, wie es ist und das muss geändert werden, damit es dir wieder gut geht. Sieh es nicht als Blamage oder denke nicht, dass du es einfach nicht schaffst oder raffst. Du hast ein Problem, dieses Problem muss angegangen werden. Mehr ist es nicht. Du bist deshalb nicht schlechter oder dümmer...du bist ein tolles Mädel, das wieder gut leben können soll.

Und da du in der Lage bist, das in die Hand zu nehmen, bzw das auch WILLST, mach es! Sprich mit denen, denen du vertraust, suche Adressen raus, mach dich auf den Weg. Ich vertraue auf dich, denn ich denke, du schaffst das!

Denn du gehörst zu den Menschen, die es schaffen WOLLEN. Und das ist schon die halbe Miete.

Alles Liebe!

Dana

Das, was du erlebt hast, zusammen mit einer sehr sensiblen Gemütsverfassung, kann schon durchaus größeren Schaden anrichten, damit ist nicht zu spaßen und du nimmst es auch ernst, was gut ist.