Problem von anonym - 21 Jahre

Will ich meinen Freund wirklich noch?

Hey :)
Ich habe ein schwieriges Problem, was ich nicht lösen kann.
Vorweg: Ich habe keine Freunde, damit meine ich wirklich KEINE, mit denen ich darüber reden könnte.
Das klingt traurig, ist es auch, aber das hat so seine Gründe... (Es gibt wenige Menschen, die zu meinem eigenen Charakter kompatibel sind)

Mein Problem ist ein beziehungstechnisches und ich brauche Hilfe, da ich die Dinge ziemlich allein regeln muss und einfach nicht kann.

Mein Freund und ich steuern auf die zwei Jahre zu, doch unsere Beziehung hat sich in eine einschläfernde Richtung entwickelt. Ich finde es schockierend, dass es bereits so früh so ist und außerdem fühlt sie sich mittlerweile eher wie eine sehr enge Freundschaft an. Sexuell ging es auch bereits bergab, da läuft schon eine Weile nichts mehr so wirklich, ich bin gar ganz abgeneigt, meinen Freund zu küssen und empfinde den Sex, wenn wir mal dann welchen haben, trotz abwechslungsreicher Ideen (größtenteils meinerseits) als langweilig. Er bittet mich sehr oft unterwürfig, ob ich ihm einen Handjob biete... das ist zu 99% mittlerweile der Fall. Meine persönliche Lust auf Sex verging mir deswegen und weil er gerne so schnell wie möglich zur Sache kommen möchte und keine Lust auf ein großartiges Vorspiel hat...
Wir unternehmen wenig, sind einfallslos, es fühlt sich an, als seien wir schon 50 Jahre verheiratet. Unter der Woche, wenn wir jeweils zu Hause sind, haben wir relativ wenig miteinander zutun. Wir reden nicht mehr sehr viel, man kennt sich halt, lachen jedoch noch hin und wieder gemeinsam und albern herum - eben eher wie Freunde es tun...
Unter anderem verhält sich mein Freund aber nicht, wie er sich verhalten sollte. Er untertsützt mich im Leben recht wenig und lässt mich gerne mit Problemen allein, außerdem ist er nicht sonderlich zuverlässig.
Im Kern der Beziehung beleidigen wir uns gerne, auch, wenn es scherzhaft gemeint ist, wenn es keine bis wenig Komplimente mehr gibt, stumpft das ganze irgendwie so...ab. Dinge, wie Konflikte, werden zwar irgendwann in einem Gespräch halbwegs geregelt, Abmachungen geraten aber gerne wieder in Vergessenheit. An Kommunikation mangelt es öfter, er will hin und wieder mal einfach nicht reden, wenn er zb sauer ist, somit bleiben viele Dinge ungeklärt, oder werden mit einem beleidigenden Spruch abgelehnt. Richtigen Streit gab es daher bisher nie. Das soll nicht klingen, als lasse ich mich unterdrücken, das nicht, ich wehre mich natürlich und ansonsten sind wir in jeder Hinsicht ziemlich gleichstark.
Ab und zu pausiere ich die Beziehung gerne mal, indem ich meinen Freund mal 1-2 Wochen nicht sehe (ein Wochenend-Ding, wohnen nicht zusammen) oder höre. Das schadet mir wenig, da ich ihn nicht mal wirklich vermisse und er mich (scheinbar) auch nicht, da ich gerne mal ein paar Tage vollkommen von der Bildfläche verschwinden kann, ohne, dass es ihn stört oder er es bemerkt (Das merke ich daran, dass er sich gar nicht meldet oder mal nachharkt, wo ich stecke). Ich mag ihn, verbringe auch gerne mal Zeit mit ihm, aber seit längerem kann er mir gerne mal gestohlen bleiben. Das mag böser klingen, als es gemeint ist. In letzter Zeit habe ich in einigen Momenten mit ihm so
ein "Das ist falsch" - Gefühl oder bei ihm zu sein kommt mir fremdartig vor, falls man es so beschreiben könnte.
Seine Art (übrigens sehr rassistisch und menschenhassermäßig) ist sehr ausschlaggebend dafür, da er ein ziemlich düsterer Mensch (insgeheim) ist und sich für was besseres als den Rest der Gesellschaft hält und so langsam finde ich viele seiner Aussagen bzw Meinungen einfach nur noch dämlich. Meine Einstellung ist so ähnlich wie seine, aber ich unterscheide mich spürbar doch in einigen Hinsichten deutlich.

Um ehrlich zu sein, seit ich das einging, sehe ich keine feste Zukunft vor Augen, da er ein ziemlich verwöhnter Kerl ist, vorallem elterlicherseits. Ich kann keine Kinder in seinen Armen sehen, ich befürchte sogar, keinen richtigen Job, obwohl er einen hat, aber irgendwie auch keinen richtigen...
Ich weiss, sowas kann auch von Vorteil sein, weil man nicht weiss, was auf einen zukommt, aber ich bin da SEHR skeptisch.
Ich hatte immer wieder Hoffnung, er würde mal aufgeweckter werden, zielstrebiger, damit ich einen guten Gegenpol habe, denn ich bin, zugegeben, selbst nicht der ehrgeizigste Mensch. Ich wollte zwar eine Beziehung auf einer freundschaftlichen Basis, aber eben auch auf liebevoller Basis. Zum Teil ist diese Beziehung zwar ideal, aber eben nur teilweise.

Ich weiss nicht, ob das einen Sinn weiterhin hat, zum einen haben wir einen ziemlich festen Rythmus, zum anderen habe ich das zweifelhafte Gefühl, er könnte absolut nicht der richtige sein und ich irgendwann das Weib, dass hinter ihm herputzt...und genau DAS, will ich NICHT sein!
Und genau jetzt brauche ich eine Meinung... Bleiben, gehen oder die Sache irgendwie aufpeppen...? Oder doch was ganz anderes...? Ich hatte nun einige Beziehungen und werde mit jeder gescheiterten immer ratloser, da keine wirklich auf Dauer funktioniert...


Dana Anwort von Dana

Liebe Unbekannte!

In den wenigsten Fällen bleibt die erste oder zweite Beziehung für immer. Oft ist es ein Rantasten, ein Feststellen, dass es doch nicht so passt und ein neues Orientieren. Von daher sollte man es nicht als Scheitern betrachten oder mit Angst oder Ratlosigkeit quittieren, wenn eine Beziehung nicht hält. Ziel sollte es sein, alte Fehler dann allerdings nicht mehr zu machen.

Du schreibst uns, weil du meinst, mit niemandem darüber reden zu können. Es gibt nur EINEN einzigen, mit dem du darüber reden solltest und das ist dein Freund. Ich werde deine Anfrage nicht abweisen, ich werde dir meinen Rat mitteilen, aber im Hinblick darauf, dass du die Ideen und Gedanken auf jeden Fall mit deinem Freund besprichst und nicht aufgrund meiner Worte ihm plötzlich mit dem Koffer da stehst oder ihm um den Hals fliegst und ihn heiraten möchtest. ;)

In einer Beziehung ist es wichtig, dass BEIDE Partner die gedanklichen Wege des jeweils anderen Partners mitgehen können. Wenn Sorgen aufkommen oder Probleme, muss das Gespräch und der Austausch ganz vorne stehen, damit beide up to date sind. Wenn du jetzt deine Gedankenwege alleine gehst, wird es irgendwann so kommen, dass er völlig überrascht vor einer Entscheidung steht, die du alleine getroffen hast, ohne dass er eine Chance zum Eingreifen hatte. Wenn du nicht drüber redest, sondern dir "deinen Teil denkst", wie soll er wissen, wie es dir geht und was in deinem Innern vorgeht? Wie soll er was ändern? Daher ist das Gespräch sehr wichtig - existenziell.

Um einen genaueren Überblick über deine Sorgen und Nöte zu haben, trage ich mal die "Fakten" zusammen, die du hier über die Beziehung aufgelistet hast. Positive und negative. Meist reicht das schon, um eine klare Linie zu sehen.

Positiv:
- zwei Jahre zusammen = Konstanz
- fester Rhythmus, man kennt sich
- kompatibel zu deinem Charakter

Negativ:
- Stillstand
- wenig Sex, wenig guter Sex (langweilig)
- du möchtest wenig körperliche Zuneigung zulassen (Abstand)
- er achtet wenig auf dich in allen Bereichen (Sex, sonstiges Leben, Probleme, Aufmerksamkeiten)
- wenige Unternehmungen, Einfallslosigkeit
- wenige Gesprächsthemen
- Beziehung auf Beleidigungen basierend (Spaß ist auch irgendwann mal vorbei)
- kaum Kommunikation möglich
- du pausierst die Beziehung gerne, vermisst deinen Freund dann auch nicht (er dich auch nicht)
- du hast ein starkes "Falsch"-Gefühl
- seine Einstellungen und Wertvorstellungen passen dir nicht
- du siehst keine Zukunft, hast Angst, weil ihm Zielstrebigkeit fehlt

So.

Erschreckend, nicht?

Die Positivliste ist sehr klein, die Negativliste quasi unerschöpflich. Ich habe in Gedanken für meine Beziehung mal eine ähnliche Liste erstellt, einfach so zum Vergleich...diese Liste hat, spontan, aus dem Bauch heraus, mehr Positivpunkte als bei deiner Negativliste, während auf der Negativliste nur zwei Punkte stehen, die aber "ertragbar" sind. Es ist ein ganz klares Zeichen, dass in deiner Beziehung einiges nicht stimmt.

Hinnehmen und einfach weiter so leben würde ich persönlich bei solch einem Fazit auf keinen Fall. Bleiben noch zwei Möglichkeiten:
- Aufpeppen der Beziehung
- Trennung

Bei beiden Möglichkeiten steht das Gespräch mit deinem Freund ganz vorne an. Es ist wichtig, dass du IHM deine Zweifel mitteilst und ihm erklärst, wie unglücklich und einsam du dich eigentlich in der Beziehung fühlst. Dass du die Nähe nicht möchtest, ist ein absolut alarmierender Punkt! Eine Partnerschaft sollte Zuflucht sein. Gut, du bist insgesamt anders, du brauchst deine Rückzugsmöglichkeiten. Aber dass du nichtmal den Wunsch hast, in seiner Nähe zu sein, mit ihm intim zu werden, ja sogar nicht mal einen Kuss von ihm willst...das sind alles Fakten, die mal auf den Tisch müssen. Er dümpelt so vor sich hin, du willst andere Wege gehen...so passt es nicht mehr.

Rede mit ihm drüber, frage ihn, wie ER die Beziehung sieht. Überlegt gemeinsam, wie ihr in Zukunft eure Beziehung auffrischen könntet, was JEDER von euch beiden dazu geben könnte. Es reicht nicht, dass du diejenige bist, die sich nun aufreibt, damit alles etwas lebendiger wird. Wenn von ihm nichts kommt, bist du in einem weiteren halben Jahr mit allem durch - und nervlich sowieso. Um eine Beziehung zu retten, die dem Untergang entgegen geht, müssen beide Partner voll durchstarten und den Willen haben. Die Frage, die DU dir jetzt stellen musst, ist folgende:

"Will ich das eigentlich noch?" "Liebe ich ihn denn?"

Wenn du den Versuch wagen möchtest, werdet ihr beide Kraft brauchen und den unbedingten Willen, es auch miteinander zu schaffen. Ist der nicht da, braucht man gar nicht erst anzufangen, es geht eh schief.

Wenn du dich schon so weit von ihm "entlebt" hast, bleibt eigentlich nur noch die Trennung. Auch hier müsste ein Gespräch laufen, du müsstest deinen Standpunkt klar machen und ihm direkt sagen, dass du die Beziehung für nicht fortsetzungswert erachtest. Er muss die Möglichkeit haben zu reagieren und mit dir zu überlegen, wie es jetzt weiter gehen soll.

Die Entscheidung kann ich dir nicht abnehmen, die Verantwortung musst du alleine tragen. Für mich wäre sie anhand der "Liste" recht klar, aber ich bin nicht du, für mich sind andere Dinge in einer Beziehung wichtig, die Prioritäten sitzen höher und ich hätte schon früher Alarm geschlagen.

Ich wünsche dir gute Gedanken, eine klare Linie, die du sehen und vertreten kannst, ein fruchtbares und gutes Gespräch mit deinem Freund und die für dich beste Entscheidung.

Alles Liebe,

Dana