Problem von Juliane - 20 Jahre

Minderwertigkeitskomplex

Hallo,

ich bin angehende Studentin und 20 Jahre alt. Seit kurzem belastet mich ein schon seit Jahren bestehendes Problem. Ich leide unter einem Minderwetigkeitskomplex, da ich immer wieder vorgeworfen bekomme, das ich ich Haushalt und sonst nichts auf die Reihe bekomme und nichts kann und ich nichts dagegen ändere. Mir fällt es schwer mich zu ändern, da mich meine Familie und beste Freundin nur dann wie einen anderen Menschen behandeln würden: Nämlich jemand der selbstständig ist und alles weiß und niemandem zur Last fällt. Dieses Problem schiebe ich nun schon seit fast 7 Jahren mit mir herum, habe immer geglaubt, das dass sich von alleine wieder gibt. Dies tat es jedoch nicht, und der Zwang sich selbst ändern zu müssen, um anderern zu Gefallen, und nicht um der selbstwillen entschand. So sträubte ich mich mich innerlich dagegen und es entstand der Selbsthass, nicht fähig zu sein sich selber ändern zu können.Diese Schwächen waren für meine Familie und mein Umfeld schließlich ein Ärgernis und ich fühle mich unverstanden, suchte bisher nie Hilfe, da es ein ernstes Problem für mich geworden ist. Geritzt habe ich mich in der Vergangenheit schon ein paar Mal und dachte auch schon an Selbstmord. Denn ich halte mich für nicht lebensfähig in dieser Welt und mir fehlt die Kraft etwas zu ändern. Vielen Dank für die Hilfe

Dana Anwort von Dana

Liebe Juliane.

Schau dich an...genau sowas passiert, wenn einen das Umfeld mit der "Tröpfchentaktik" komplett aushöhlt.
"Du bist nichts, du kannst nichts, du wirst nichts..." Wenn einem das andauernd gesagt wird, glaubt man am Ende selbst dran.

Wichtig: DENEN beweisen musst du grad mal überhaupt nichts. Wer jemanden in den Staub tritt, ist selbst nicht gerade der größte Lebensheld.

DIR beweisen solltest du es. Schnuppere sanft mal nach vorne. Schau, was da auf dich zukommt. Das ist meist so viel Schönes! Du hast deine Neugier am Leben verloren, dein Urvertrauen. Das ist SO schade und ich bin extrem sauer auf deine Familie. Sie haben dich Stück für Stück deines Selbstwertgefühls beraubt und dann warst du "ein Ärgernis"...das müsste dich doch selbst wütend machen, wenn du das liest.

Du bist ein kluger Mensch, das liest sich aus deinem Brief sehr gut heraus. Du hast Chancen und Möglichkeiten! Aber nicht, wenn du nicht selbst dran glaubst.

Da du schreibst, dass es zu einem wirklich starken, dich hemmenden Problem geworden ist, wären ein paar Sitzungen bei einem Therapeuten/einer Therapeutin sinnvoll. Ein Fachmann kann einfach schneller und effektiver helfen, du lernst wieder, dich selbst zu mögen und dir selbst zu vertrauen. Vertrauen in dich, in deine Kräfte, in deine Fähigkeiten. Mir tut es in der Seele weh, dass Außenstehende es geschafft haben, dich so zu verunsichern, dass du denkst, nicht lebensfähig zu sein!

Das Gute aber ist: dir fehlt die Kraft NICHT. Sonst hättest du uns nicht geschrieben. In dir drin ist ein Wille, der schreit: "Lasst mich verdammtnochmal leben! Ich bin wer! ICH BIN ICH!"...momentan ist diese Stimme vielleicht noch klein, aber man hört sie schon - ich höre sie. Du hast uns geschrieben, hast dich uns geöffnet, suchst um Hilfe. Du hast dich NICHT aufgegeben! Warum auch immer dies das Ziel deiner Familie und Freunde war...sie haben es nicht erreicht! Noch ist da ein Funke in dir. Und den musst du über alle Maßen pflegen und schützen, dann ausbauen und wieder zum richtig Brennen bringen!

Du bist das wert!

Du bist zwanzig Jahre alt, Juliane. Du weißt ja gar nicht, was dich noch für Chancen erwarten. Welche schönen Momente noch für dich bereit stehen. Du guckst in den Spiegel und siehst ein minderwertiges Ding, weil deine Familie dir das eingetrichtert hat. Merkst du was? Ist das wirklich schon immer deine Meinung gewesen? Ich denke NICHT! Man merkt doch, dass du dich dagegen sträubst, dass du es absolut nicht so siehst, dass du nichts auf die Reihe bekommen könntest. Ansonsten wärst du schon längst irgendwo runter gesprungen und hättest allem ein Ende gemacht.

Die Welt braucht dich, Juliane. Die Welt freut sich auf dich! Und es wird Menschen geben, die deine Werte erkennen und schätzen! Aber zuerst musst du selbst deine Werte und deine Gaben wieder neu kennen lernen. Wo liegen deine Stärken? Was kannst du gut? Und zwar ist es wichtig, dass DU sagst, was du gut kannst und nicht deine Familie! Wie könnte ein weiterer Weg aussehen? Was willst du vom Leben? Was möchtest du dem Leben gerne geben und was hättest du gerne zurück?

Ich möchte dir wirklich raten, dies mit einem Fachmann zusammen anzugehen. Der/die kann dich dann auch auffangen, wenn es mal nicht so läuft und wenn die Selbstzweifel überhand nehmen. Das kann leider immer wieder mal passieren. Es wäre sehr schön, wenn du dahingehend meinem Rat folgst. Lass dich nicht los, Juliane. Eltern, die ihren Kindern Minderwertigkeitskomplexe verschaffen, sind keine guten Eltern. Das Problem liegt eindeutig bei IHNEN, nicht bei dir. Aber dir haben sie immensen Schaden zugefügt.

Bitte, gib dir selbst die Chance, dass das heilt! Gib dir selbst die Chance, einen Weg weiter zu gehen, an dessen nächster Gabelung vielleicht eine neue, fröhlichere Juliane steht, die inzwischen sieht, dass sie durchaus Stärken hat und sich selbst wieder mehr vertraut und sich mag.

Ich würde es dir so wünschen.

Gerne kannst du in einer Weile wieder schreiben und berichten, wie es dir ergangen ist. Mich würde es sehr interessieren!

Liebe Grüße,

Dana