Problem von Chalotte - 16 Jahre

In der Fernbeziehung gefangen/Gedanken an andere Jungen/ keine richtige Liebe mehr?/Was soll ich nur tun?

Hallo liebes mein-kummerkasten team.

Vorgeschichte:
Ich kenne meinen Freund jetzt seit ende letzten Jahres und habe ihn im Internet kennengelernt.
Damals war ich zu dick und habe mich in meiner Haut nicht wohl gefühlt. Aber dann kam er. Wir haben uns kennengelernt und uns einfach unglaublich gut verstanden. Wie es in unserem Alter so ist, haben wir auch in einer leicht perversen Art und Weise geschrieben und schon von Anfang an ganz offen über Sex geredet.
Egal um was es ging, ich wusste ich konnte mit ihm reden. Durch ihn habe ich mich gut und auch begehrenswert gefühlt.
Am Anfang dachte ich, er würde für mich so etwas wie mein bester Freund werden. Aber mit der Zeit habe ich mir immer vorgestellt wie es wohl wäre mit dieser Person zusammen zu sein (ungeachtet dessen, das er ca 500km von mir entfehrt wohnt).
Nach ca 2 1/2 monaten kam dann natürlich auch der wunsch, eines Persönlichen Treffens.

Dieses fand dann auch im April statt. Ich bin zu ihm gefahren und wollte 5 Tage da bleiben, aus denen dann aber 7 wurden.
Als ich aus dem Zug stieg hat er mich gleich geküsst, was für mich natürlich neu war, weil ich noch ungeküsst war. In der 1. nacht haben wir unsere Körper quasie kennengelernt und geguckt wie weit wir gehen wollen, bis wir dann miteinader geschlafen ahben.
Das ist nichts verwudnerlich, wir haben ja die ganze zeit über darüber geredet wie es wohl wäre mit dem anderen zu schlafen und wie wir und wo berühren würden. Und so wurden diese vorstellungen in die tat umgesetzt. Wir waren die ganze zeit über sehr zärtlich zueinander, wir sind auch beide sehr sensibel.
Als wir noch geschrieben haben, hatten wir diese Vorstellung von den "Freunden mit gesissen Vorzügen".
Aber diese Vorstellung wurde zunichte gemacht als er mir am 3. Tag sagte das er mich lieben würde. Ich konnte darauf noch nichts erwiedern, aber das fand er in Ordnung.
Wir haben ein paar wunderschöne Tage miteinadner verbracht.
Wir waren fast wie ein Liebespaar. Wir küssten uns, hatten Sex, hatten Dates. All sowas.

Einen Tag vor meiner Abreise kam dann die Frage ob ich mit ihm zusammen sein will. Ich sagte ja.
Später fragte ich wieso, und er sagte, er finde das das was wir haben sich gut für ihn anfühle, und wir das tun was Paare tun, und das wir dann doch auch ein Paar sein können.
Dem hatte ich nichts entgegenzuwenden.

Dann kam die Abreise, und gleichzeitig auch das ich liebe dich von meienr Seite und die Trauer über die Trennung.
Ich habe dananch viel geweit aber nach einee Woche ging es wieder.

In der Zeit zu den Sommerferien haben wir dann wieder geschrieben, wir können uns wegen der Schule ja zwischendurch nicht treffen. Aber in den Sommerferien trafen wir uns wieder. Dieses mal bei mir. Es war wieder genau so schön.
Und jetzt warte ich wieder aud die Herbstferien, darauf ihn wieder sehen zukönnen.

Und nun zu meinen Problemen:
- Ich habe das Gefühl er hat mir durch seine Art, und dieses aufeinanderfolgende ( einfach küssen,Ich liebe dich, willst du mit mir zusammen sein) etwas genommen. Die Chance, wie eigentlich jedes mädchen die erste Liebe auf die "normale" Weise zu entdecken.
Wie genau ich das meine kann ich leider nicht erklären.

- Dadurch, das ich ihn so wenig sehe, habe ich langsam das Gefühl er könnte mir verloren gehen. Ich habe oft lange Schule, und mache sehr lange Hausaufgaben, wesshalb es am Tag dann nur zu ein paar vereinzelten Nachrichten und ca 30 min. telefonieren kommt.
Er ist nicht (mehr) allgegenwertig, Ich habe angst ich könnte in vergessen.

- möglicherwesie will ich ihn vergessen. Ich komme mit dem Gedanken nicht zurecht, das so viele andere eine normnale Beziehung führen können mit normalen Umständen.

- im Nachhinein denke ich, ich habe mit meiner "Zusage zu der Beziehung" und dem "ich liebe" dich meinerseits zu voreilig gehandelt. Ich glaube der Gedanke an diese nie dagewesene Möglichkeit von einer Beziehung und die Tatsache das ich nicht die ganze Zeit an diese Person gebunden bin hat mich so eingenommen das ich nicht richtig nachgedacht habe.

- Ich weiß nicht ob ich ihn so liebe wie er mich liebt. ich liebe ihn das ist klar, aber möglicherweise wie einen Bruder oder besten Freund.

- Aber er ist so sensibel, er hatte schon so viele Enttäuschungen erleben müssen und ihm wurde so sehr weh getan. Und das will ich nicht. Ich glaube er würde daran zerbrechen wenn ich ihm jetzt einafch sagen würde, das ich nicht mehr so fühle wie zuvor.

- Ich erwische mich bei Gedanken an andere Jungs. Oder an die Möglichkeit von einem 'was wäre wenn?'. Ich bin doch eigentlich zu jung für einbe solche Beziehung. Sollte ich nicht eigenlich frei sein und das Leben, die Welt und was sie mir bietet entdecken? Jungs mit eingeschlossen?
Ich habe nur die ganze Zeit das Gefühl das ich etwas verpasse, etwas nicht erleben kann, was man in meinem alter eigentlich erleben sollte.
Stattdessen hocke ich zu hause und schreibe mit jemanden der 500km entfehrt wohnt und den ich nur in den Ferien sehen kann.

Das ist doch auch nicht das ware.
Und ist denn nicht allein der Gedanke an all diese Dinge hinweis das es vielleicht nicht sein soll?
Aber wenn ich ihm das alles sagen würde, dann würde ich ihn verlieren. Er würde es nicht verstehen und wäre am Boden zerstört, und möglicherweise würde er sich etwas antun.

-Aber selbst wenn: wie soll ich ihm das denn bitte sagen? Über den chat? Telefon? Ihn hier her reisen lassen, dafür das ich ihm sage das ich vielleicht nicht mehr mit ihm zusammen sein will?

Aber mir ist klar das es nur 2 (möglicherweise 3) Möglichkeiten gibt.
Entweder alles beichten und keinen Kontakt mehr haben, denn der würde uns wahscheinlich nur wieder in die selbe Geschichte hineinreiten,
nichts tun und so weiter machen und möglicherweise i.wann den Gedanken haben ihn zu hintergehen und zu verletzten (was das letzte ist, was ich will),
oder die Wunschvorstellung: beichten, verstehen und Freunde bleiben.

Ich weiß nicht wie, aber bitte versucht mir zuhelfen einen blick durch dieses Kaos zu bekommen und eine vernünftige Entscheidung zu treffen, falls momentan überhaupt eine Getroffen werden sollte. Möglicherweise ist ads alles auch nur eine Phase?

Ganz liebe Grüße
Charlotte

PaulG Anwort von PaulG

Grüße dich,

ich glaube zu verstehen, was du meinst: Seine Art, dich in Empfang zu nehmen, hat dich sehr überrumpelt. Du schlitterst von einem Gefühl ins nächste, von einem schönen in ein schlimmes, von Aufregung zu Verlangen, zu Schmerz, zu Sehnsucht, Romantik und wieder Schmerz... Dennoch, glaube ich, musst du dich etwas freimachen von dem, was vermeintlich "die Regel ist".

Kann es sein, dass das Ganze fast zu perfekt lief? Gerade so, als ob ein spannender Film geschnitten und gerafft würde, sodass nur noch die Höhepunkte übrig bleiben? Dazwischen lange Eispausen, aber keine Tragik, keine Verwicklungen, keine Krisen? Es hat sich für dich von Anfang an richtig angefühlt. Bevor du ihn kennen lerntest, war dein Selbstwertgefühl nicht groß. Durch ihn hast du zwei ganz neue Erfahrungen gemacht: Erstens die, dass ein Mann dich heiß und innig lieben kann, und begehren, wie du bist. Zweitens, dass das auch für andere Männer gelten könnte.

Zwischen euch ist eine große Nähe, die auch aus der Zeit rührt, als ihr noch nicht zusammen wart. Damals hast du ihm Dinge anvertraut, die man nicht einfach so weitergibt. Deine Neugier hat dich anfangs genauso geleitet, wie später das Vertrauen zu ihm, ist es nicht so? Aber weil dir diese Nähe unbekannt war, hattest du vielleicht nicht erwartet, dass es gleich zum "Showdown" käme, als du ihn besuchst. Natürlich sagt man sich jetzt: Ist ja nicht weiter verwunderlich, wir hatten ja drüber geschrieben. Ich bin mir aber nicht sicher, ob du es unterbewusst, von Anfang an so empfunden hast. Als er dich so in Empfang nahm, warst du freudig überrascht - aber eben überrascht. Bis dahin war er für dich wie ein Freund und Bruder, und so kommt er dir manchmal noch vor. Die Nervosität, die andere Mädchen empfinden, wenn sie ihren Schwarm sehen, die Angst, ihn anzusprechen; die gespannte Erwartung vor dem ersten Kuss, Gespräche mit heißen Ohren über Verhütung, langes Drehen vor dem Spiegel - Bin ich zu dick? Werde ich ihm gefallen? -, alles das hat es für dich in der Tat nicht gegeben. Doch trotz alledem war es wunderschön, das hast du selbst gesagt. Für dich wäre es, glaube ich, der größte Gewinn, nicht mehr zu denken: Da ist was komisch gelaufen, ungewöhnlich oder gar falsch. Ich habe was verpasst, ich bin übergangen worden. Sondern dass du empfinden kannst: Ich war das hässliche Entlein, und binnen einer Sekunde seine Prinzessin. Es ist meine eigene, ganz persönliche Liebesgeschichte - und sie ist gut, wie sie passiert ist.

Mit ihm im Internet zu schreiben, hat dir viel von der Angst erspart, die direkte Gespräche mit sich gebracht hätten. Als ihr euch getroffen habt, hat er dir sofort jede Möglichkeit genommen, noch groß zu zweifeln. Es kam plötzlich - aber es war doch trotzdem schön? Und schön fände ich es, wenn du das Tolle dieser Ereignisse nicht in Zweifel ziehen müsstest. Es ist doch super gelaufen, denkbar gut. Manchmal fragt man sich, wie kann es sein - es ging alles zu schnell? Warum war kein Drache vor dem Tor und kein Frosch im Teich? Warum konnte die gute Fee Urlaub machen, und es ging trotzdem alles gut? Warum hat niemand Gift gemischt und die Kleider vertauscht? Die Antwort ist: Weil alles einfach gepasst hat - anders hättest du es gar nicht zulassen können, dich mit ihm vertraut zu machen, sogar mit ihm zu schlafen. Bis jetzt empfindest du es ja als richtig, und das solltest du dir erhalten. Die Anderen, die du jetzt etwas beneidest, würden zum großen Teil alles geben, hätten sie es so wie du. Eine "normale Entwicklung" gibt es kaum, es gibt eigentlich auch nichts zu verpassen, denn jeder hat seine Zeit und seinen Weg. Ich würde dir wünschen, dass du den Gedanken genießen kannst, wie unkompliziert und vertraut alles war. Ihr werdet früh genug merken, wo ihr nicht so gut harmoniert. Aber die Zeit bis jetzt, ist die Zeit, die euch immer wieder zusammenführen kann. Nach jedem Streit werdet ihr in euch gehen, sie wieder ins Gedächtnis rufen - und alles wird neben der Furcht verblassen, dass ihr den Menschen, mit dem ihr das erlebt habt, verlieren könntet. Und ihr werdet euch versöhnen. Eine bessere Basis für eine Beziehung gibt es kaum. Erhalte sie dir - sei dir bewusst, dass du etwas ganz Besonderes bist. Er hat es dir gezeigt, weil er es von ganzem Herzen so empfindet.

Das Gefühl, das du jetzt hast, haben manche mit zwanzig, andere mit vierzig, wieder andere mit siebzig. Dieses "Man tut doch...!" solltest du aber bleiben lassen. Es gibt keinen Kodex, der sagt "Wenn man jung ist, hat dies und jenes zu passieren." Hast du das Bedürfnis, andere Jungs zu daten, vielleicht Sex zu haben? Leidest du sehr darunter, dass dein Freund weit weg wohnt? Oder ist es eher so, dass du glaubst, Fernbeziehungen seien nicht ganz normal? Und ein Klotz am Bein, weil man so oft liest, das hätte keine Aussicht auf Bestand?

Sieh es doch positiv: Ihr könnt euch in den Ferien treffen. Lange, und ausgiebig die Zeit genießen. Sicher wird auch mal ein Wochenende möglich sein. Wiegt die Zweisamkeit für etliche Tage, wo es nur euch gibt, einfach nur euch, nicht den ganzen Stress auf? Hast du wirklich kein Vertrauen darin, dass deine Gefühle Bestand haben? Und sich einfach nur verändern, auf die Dauer der Zeit - nicht schwächer werden, sondern du ihn und eure Beziehung anders erlebst. So ist es nämlich immer. Das ist das Leben, das ist die Regel - im positiven Sinne. Anders würdet ihr festfahren, irgendwann einander nicht mehr kennen, weil ihr lange verblassten Bildern nachhängt. Stattdessen ist eure Liebe dynamisch, das ist klasse. Dass er nicht so präsent ist, muss nicht bedeuten, dass er verloren geht. Das wird er zwar, wenn du dir einredest, dass eure Beziehung so keine Zukunft hätte. Es kann sein, dass ihr euch fremd werdet, Züge aneinander entdeckt, die ihr nicht hinnehmen könnt. Doch die größte Gefahr ist die, dass du dir sagst, es sei etwas grundsätzlich komisch. Besser, du versuchst zu genießen, was ist und war - und lässt das Zukünftige einfach heran kommen. Was es auch sei.

Meine Großeltern sind mittlerweile in den Siebzigern. Sie lassen sich nicht gern aus ihrem beschaulichen Leben holen, zumindest nicht übers Jahr. Aber einmal im Jahr fahren sie in Urlaub. Und zwar in einen Club zwischen Sonne und Meer - mit Freunden. Rate mal, wie das vor sich geht? Zuerst fährt er eine Woche mit seinen Freunden, Männern. Dann kommt er zurück - und genau dann geht sie in Urlaub, mit ihren Freundinnen. Sie sehen sich jedes Jahr zwei Wochen nicht, sind weit weg voneinander, obwohl sie sonst nicht aus der Sichtweite des Anderen weichen. Sie müssen darauf vertrauen, dass der Partner in der Gruppe gut aufgehoben ist, und keine unvernünftigen Dinge tut - auch alte Menschen tun das manchmal. Jeder kennt die Probleme, die der Andere mit der Gesundheit hat, seine Ängste, und hat noch nicht bewältigten Streit im Kopf. Sie können nicht viel sprechen, das kostet, Internet ist nicht ihr Faible; was zuhause passiert, muss einer allein hinkriegen. Noch sind sie so rüstig, dass sie es können. Und soll ich dir was sagen? Sie genießen es. Sie haben eine gute Möglichkeit gefunden, ihre Liebe jung zu halten. Dazu gehört ganz sicher, dass man Blaupausen hat. Dass man den Anderen vermisst, sich nach ihm sehnt, und Gelegenheit hat, Argumente zu prüfen und Entschuldigungen zu finden. Ich glaube, Fernbeziehungen können auf eine ganz ähnliche Weise bewirken, dass eine Liebe wie eure, ganz einzigartig und stark wird. Glaubst du nicht, dass eure Treffen genau deshalb so schön sind? Weil sein Dasein sich nicht abnutzen kann, und umgekehrt auch deines nicht? Gerade jetzt, wo ihr jung seid, und euch noch die Hörner abstoßen könnt? Findest du nicht, dass dadurch vieles aufgewogen wird?

Ich würde dir wirklich raten: Gib dir noch etwas Zeit. Es kann durchaus sein, dass deine Gefühle abgenommen haben, vielleicht zweitweilig, durch den Stress; das wäre begreiflich. Wenn - was auch sein kann - deine Liebe zu ihm im Sand verläuft, ist das so. Dafür musst du dich nicht schämen, aber es ihm sagen. In so einem Moment geht es um dich und deine Empfindungen - es wäre auch nicht okay, würde er dich unter Druck setzen. Oder du nur aus Mitleid mit ihm zusammen bleiben. Ob ihr dann Freunde bleibt, wissen wir nicht; Tatsache, es wäre sehr schwierig, den Kontakt zu halten, da ihr euch vermutlich überhaupt nicht mehr sehen würdet. Eines sollte man nicht ausklammern: Die Erfahrung begehrt zu werden, hat bei dir auch das Interesse an anderen Jungs geweckt. Ob du sie liebst, ist wieder eine andere Frage. Dein Mut ist gestiegen und dein Selbstvertrauen, du experimentierst in Gedanken anders, mit mehr Optionen, die dir auf einmal nicht mehr so fern erscheinen. Doch muss das nicht bedeuten, dass er dir entgleitet, oder du dabei bist, dein Gefühle zu verlieren. Tu es nicht als Phase ab, aber erlaube dir, auch mal nicht so fixiert auf ihn zu sein. Das ist auch die Liebe: Nicht volle Sicherheit, aber Beständigkeit. Dafür muss man hinnehmen, dass man zweifelt, sich ablenken lässt, Überlegungen anstellt. Aber wir wissen noch nicht, an welchen Punkt sie dich zurückführen. Gib dir Zeit, es zu spüren - und wenn du dir sicher bist, handle. Doch mach dir keine Sorgen: Was immer es ist, hätte seine Gründe und seine Berechtigung. Es muss sich zeigen, aber ich fände es schade, wenn du eure Liebe, und die Erinnerung, nicht trotzdem genießen könntest. Versuche das - es wird dir am meisten helfen, nicht mehr zu denken, etwas sei falsch. Denn richtiger hätte es kaum sein können.

Alles Gute und Liebe Grüße,

Paul