Problem von Elenya - 19 Jahre

Der Kellner

Hallo liebes KuKA-Team,

am besten komm ich gleich zu meinem Problem. Bei uns im Dorf hat einen neue Shisha-Bar auf gemacht und meine Freunde und ich gehen jedes Wochenende seit einem Monat hin. Wir betrinken uns nicht unnötig oder so. Wir wollen einfach nur den Stress der Woche hinter uns lassen. Meine beste Freundin war mit dem Kellner dort in der selben Klasse und albert ständig mit ihm herum. Natürlich hat sie als erste gecheckt das ich ihn sehr mag.
Doch mein Problem ist das ich unheimlich schüchtern bin. Ich weiß nicht wie ich ihn ansprechen soll und überhaupt.
Letzten Samstag haben wir in der Bar meinen Geburtstag gefeiert. Da niemand außer uns da war hat er sich zu uns gesetzt und ein bisschen mitgefeiert. Allerdings war ein ehemaliger Klassenkamerad von mir auch da und ich hatte keine Gelegenheit ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Meine Freundinnen meinen alle das mein Klassenkamerad voll auf mich stehen würde und ich soll doch was mit ihm anfangen, weil ich noch nie einen Freund hatte.
Sie verstehen nur nicht das ich furchtbare Angst vor Beziehungen habe. Meine Eltern sind getrennt und mein Vater ignoriert mich. Ich war ein totales Papa-Kind weshalb ich nur schwer damit klar komme. Auch das mein Patenonkel (der wie ein Vater für mich ist) sich an meinem Geburtstag nicht bei mir gemeldet hat bedrückt mich zusätzlich.
Alles in allem weiß ich einfach nicht was ich machen soll. Meine Familie und meine Freunde wollen mich in Beziehungen drängen die ich nicht will. Und alles was ich dabei will ist den Kellner besser kennen zu lernen, den ich wirklich mag und der symphatisch und nett ist und der sich an meinem Geburtstag als Einziger Sorgen um mich gemacht hat.

LG

Elenya

Marco Anwort von Marco

Liebe Elenya,

vielen Dank, dass Du uns geschrieben und uns Dein Problem anvertraut hast! Zuerst einmal möchte ich Dir nachträglich noch zu Deinem Geburtstag gratulieren! Ich hoffe, Du konntest Deinen Geburtstag in dieser Bar schön feiern, auch wenn Du erstmal mit Deinem Kellner nicht ins Gespräch gekommen bist.

Wie ich Deinem Text entnehmen kann, hast Du momentan mehrere Situationen, in denen Du nicht weiter weißt oder die Dich bedrücken. Ich denke, Dir ist das selber bewusst, aber ich möchte sie nachfolgend nochmal kurz nennen:
--> Deine Schüchternheit und dass Du nicht weißt, wie Du mit dem netten Kellner ins Gespräch kommen kannst.
--> Deine Angst eine Beziehung aufzubauen, die vielleicht ebenfalls wie die Deiner Eltern in die Brüche geht.
--> Den Druck, den Deine Familie und Deine Freunde Dir ausüben eine Beziehung mit einem Jungen anzufangen, die Du nicht willst.
--> Der Umstand, dass Dein Vater Dich komplett ignoriert, und Dein Patenonkel sich an Deinem Geburtstag nicht gemeldet hat.
--> Deine allgemeine Frage, was Du machen sollst.
Das sieht jetzt auf den ersten Blick nach ganz schön vielen Problemen aus, aber ich denke für vieles davon gibt es Lösungen, die die Probleme beseitigen können. Nur wie sehen diese "Lösungen" aus? Ich gebe zu, das ist zum Teil nicht so leicht herauszufinden, dehalb möchte ich auf jeden der obigen Punkte kurz eingehen und Dir je einen kleinen persönlichen Ratschlag geben. Den ersten Schritt hast Du bereits getan: Du willst die Probleme beseitigen und bist am Überlegen, wie Du das am besten machen kannst.

1. DEINE SCHÜCHTERNHEIT UND DASS DU NICHT WEISST WIE DU MIT DEM NETTEN KELLNER INS GESPRÄCH KOMMEN KANNST:
Einen Menschen, den man sehr mag und den man näher kennenlernen will, aber das Vertrauen zu ihm noch nicht hat, anzusprechen, fällt fast jedem Menschen nicht leicht. Mir geht es da nicht anders. Da Du denkst, dass Du ein schüchterner Mensch bist, wird die Sache für Dich noch schwieriger. Aber nicht unlösbar! Überlege Dir: Was hast Du zu verlieren, wenn Du ihn ansprichst und das Gespräch vielleicht nicht ganz nach Deinen Vorstellungen oder Wünschen verläuft? Ja, vielleicht hast Du ihn dann "vergrault", aber wenn Du ihn gar nicht angesprochen hättest, wäre ja auch nicht mehr aus Euch geworden. Also entweder Du gewinnst bei dem Gespräch (das heißt er mag Dich auch und möchte Dich näher kennenlernen) oder er interessiert sich nicht für Dich und es bleibt alles so wie es vorher war. Verlieren kannst Du also im Prinzip nichts, entweder es ändert sich gar nichts oder Du gewinnst! Hab also keine Angst einfach mal zu ihm hinzugehen und ihn anzusprechen. Vielleicht kannst Du ihn ja mal irgendwo "zufällig" abpassen und fragen, ob er sich mit Dir mal in einem Café treffen will. So seit Ihr unter Euch und es ist keine "nervige" Freundin dabei, die meint alles besser zu wissen. Schüchterne und zurückhaltende Menschen sind sehr liebenswürdige Menschen, wenn man sie erstmal richtig kennenlernt. Mit dieser Portion Selbstvertrauen auf Deinen Kellner zuzugehen ist der erste Schritt in eine gemeinsame Zukunft.

2. DEINE ANGST EINE BEZIEHUNG AUFZUBAUEN, DIE VIELLEICHT EBENFALLS WIE DIE DEINER ELTERN IN DIE BRÜCHE GEHT:
Liebe Elenya, es tut mir sehr Leid für Dich, dass Deine Eltern sich getrennt haben. So etwas ist immer sehr schwer für die zurückbleibenden Kinder. Doch das solltest Du nicht auf Dich selbst übertragen! Nur weil es bei Deinen Eltern leider nicht geklappt hat, heißt das nicht, dass bei Dir eine Beziehung auch nicht funktioniert. (Oder andersrum: Wie viele Paare trennen sich, obwohl beide Elternpaare immer glücklich zusammen waren!) Du bist ein eigener Mensch, der lebt und liebt wie Du es willst! Vielleicht kannst Du sogar aus der Situation Deiner Eltern lernen: Mach Du es besser! Und um es besser machen zu können musst Du natürlich erstmal eine Beziehung aufbauen und dann eben erhalten. Bei einer bestehenden und auch "funktionierenden" Beziehung gibt es immer wieder Konflikte, Meinungsverschiedenheiten und Streit. Aber diese müssen dann eben partnerschaftlich gelöst werden, man muss Kompromisse eingehen, sodass im Endeffekt beide Partner zufrieden sind. Genau wie Du um eine neue Liebe kämpfen musst, muss auch immer wieder um die bestehende gekämpft werden (z. B. durch Kompromisse, gemeinsame Unternehmungen, Liebesbeweise, etc.) Du solltest keine Angst haben eine (Liebes-)Beziehung einzugehen, denn wenn Du es nicht tust, wirst Du viele schöne Dinge verpassen, die man eben nur zu zweit erleben kann. Dazu gehören gemeinsame Unternehmungen, gegenseitige Hilfe und Vertrauen, das Gefühl geliebt zu werden, gemeinsame romantische Stunden und Körperkontakt. Liebe ist etwas wunderschönes und davor gibt es keinen Grund Angst zu haben. Genieße die schönen und weniger schönen Stunden zu zweit!

3. DEN DRUCK, DEN DEINE FAMILIE UND DEINE FREUNDE DIR AUSÜBEN EINE BEZIEHUNG MIT EINEM JUNGEN ANZUFANGEN, DIE DU NICHT WILLST:
Hier sei Dir gesagt, dass Du auf keinen Fall eine Beziehung eingehen solltest, die Du nicht willst! Was Deinen Familie und Deine Freunde Dir sagen, halte ich für unverantwortlich! Denn schließlich musst Du ja dann mit ihm zusammen sein und zusammen leben und nicht Deine Freunde! Du bist 19 - also alt genug eigene Entscheidungen zu treffen, was Du willst und was Du nicht willst. Das müssen Deine Familie und Freunde akzeptieren! Wenn Du noch keine Beziehung willst oder zumindest nicht mit diesem Klassenkameraden, müssen sie damit klar kommen und Du darfst Dich zu nichts drängen lassen. Da hilft dann auch nur eins: Sage ihnen klar und deutlich, dass Du das nicht willst! Es geht um DICH! Mach ihnen klar: "Ich warte lieber noch 2 Jahre länger mit dem ersten Freund, der dann der Richtige ist, als jetzt schon einen zu haben, mit dem ich mich sowieso wieder trennen werde, weil es keine echte Liebe ist!" Was wollen sie damit erreichen, dass Du diese Beziehung eingehst und dabei unglücklich wirst, weil Du sie so nicht willst? Wollen Sie, dass Du unglücklich, unzufrieden und traurig bist? Sicherlich nicht. Also sag ihnen das! Vielleicht werden sie nicht gleich nach dem ersten Mal aufhören, aber wenn Du immer wieder beteuerst: "Ich will das nicht!", irgendwann werden sie es bestimmt sein lassen. Niemand kann und darf Dir Dein Leben und Deine Liebe vorschreiben!

4. DER UMSTAND, DASS DEIN VATER DICH KOMPLETT IGNORIERT, UND DEIN PATENONKEL SICH AN DEINEM GEBURTSTAG NICHT GEMELDET HAT:
Es ist wirklich nicht schön und es macht mich selber traurig, dass Dein Vater und Dein Onkel sich nicht wirklich um Dich zu kümmern scheinen. Du scheinst ja für beide Gefühle zu empfinden und sie sind Dir beide wichtig. Meine Frage an Dich: "Wissen sie, dass sie Dir wichtig sind? Hast Du ihnen das schon öfters gesagt?" Ich gebe ehrlich zu: Man kann keinen Menschen zwingen Kontakt mit einem anderen aufzunehmen (das habe ich in Punkt 3 ja schon geschrieben und es gilt eben auch hier) Das Einzige was ich Dir hier raten kann, ist, dass Du selbst es eben immer wieder probieren musst, wenn von Deinem Vater und Deinem Onkel nichts kommt. Ruf Deinen Vater doch immer mal wieder an (ohne ihn zu nerven) oder besuche ihn mal. Zeige ihm, dass Du gerne mal etwas mit ihm unternehmen würdest. Vielleicht bietet sich ja die Gelegenheit und Du kannst ihm z. B. zum Geburstag/Vatertag/Weihnachten/... zwei Eintrittskarten zu einem Park, einem Konzert oder was auch immer Dir da einfällt und Euch beiden gefällt, schenken und dass Ihr dann da zusammen hingehen könnt. Vielleicht merkt er erst wenn er wieder mehr mit Dir unternimmt, wie sehr Du ihm die ganze Zeit gefehlt hast und wie wichtig Du ihm bist. Ich wünsche Dir alles Gute, dass das klappt und ihr zusammen viele schöne Stunden erleben könnt. Falls Dein Vater gar nicht darauf eingehen sollte, dann kann ich Dir leider nur eines sagen: Du hast alles getan, was Du tun kannst. Wenn von ihm nichts kommt, ist das zwar sehr traurig und schlimm, aber es liegt definitiv NICHT an Dir! Du bist eine tolle Tochter, die ihren Vater mag. Wenn er nichts mit Dir zu tun haben will, hat er selber Schuld. Irgendwann wird er es bereuen, da bin ich mir ziemlich sicher.
Dass Dein Patenonkel, der wie ein Vater für Dich ist, sich auch nicht bei Deinem Geburtstag gemeldet hat, ist natürlich auch nicht schön, aber vielleicht hatte er seine Gründe: Vergessen! Und zwar kein Vergessen, weil Du ihm nicht wichtig bist, sondern vielleicht deshalb: Viel Stress, viel Arbeit, eigene Sorgen oder Probleme, ... . Wenn Du sonst ein gutes Verhältnis zu ihm hast, solltest Du das nicht zu sehr dramatisieren. Du wirst das selbst kennen, dass man mal etwas wichtiges aus irgendwelchen Gründen vergisst. Ich denke, wenn Du Deinem Patenonkel immer wieder zeigst, dass er "wie ein Vater für Dich ist" (das hast Du ja geschrieben), wird er sehr gerne für Dich da sein, sich um Dich kümmern und mit Dir Kontakt haben wollen. Da bin ich voller Hoffnung!

5. DEINE ALLGEMEINE FRAGE, WAS DU MACHEN SOLLST:
Ich denke, ich habe Dir durch meine obigen Antworten diese Frage schon etwas beantworten können: Sei Du selbst! Mache das, was Du tun willst und nicht das was andere von Dir erwarten! Tue nichts, was Du im Nachhinein bereust! Halte den Druck deiner Freunde stand ohne Nachzugeben! Traue Dich auf Menschen zuzugehen! Habe Mut und Selbstvertrauen! Zeige den Menschen, die Du magst, dass sie Dich wichtig sind! Lebe Dein Leben!

Liebe Elenya, ich hoffe ich habe Dir durch meine Antworten weitergeholfen und Du kannst nun positiv in Deine Zukunft blicken. Es liegt noch so viel vor Dir (gute und schlechte Zeiten), auf die Du Dich freuen kannst und sollst. Das Leben ist so vielseitig und gerade deshalb so spannend.

Übrigens: Du hast einen echt tollen Namen, den Deine Eltern Dir gegen haben. Elenya klingt sehr schön!

Viele liebe Grüße

Marco