Problem von Moni - 52 Jahre

Ratlosigkeit...

Hallo,
ich hoffe mal, das vl. aus einer anderen Sichtweise, die ich im MOment nicht mehr habe.... ich es besser verstehen kann...
Also ich bin 52 Jhr., das 2 mal verh.seit 2006 und habe noch eine Tochter (28) .
Zur Zeit stehe ich an einem Punkt wo ich nicht weiter komme, ich habe eher das Gefühl ich mache alles kaputt.
Ich kann keine Entscheidungen treffen, da ich total unentschlossen bin und mich auch teilweise hilflos fühle.
Anderseits gibt es Tage wo ich genau weiß wa sich will und meine es auch umsetzen zu können und ich schaff es dann nicht.
Das geht seit ca. 2 Jahren so.
Mein Sohn ist im März 2013 verstorben, er hat sich selbst umgebracht....ich hatte leider davor schon keinen richtigen Kontakt mehr....
Ich kann einfach nicht damit umgehen, bis jetzt habe ich alles verdrängt.... ich kann auch nicht trauern.... nicht weinen.... ich habe das Gefühl es ist nichts passiert....
Tja dann die Beerdigung...alle waren traurig nur ich habe nichts gespürt...es war weg.

Ich war dann auch schnell nach einpaar Wochen wieder arbeiten und bin dann im Mai zusammen geklappt, weil ich nicht mehr schlafen konnte und auch nicht mehr sicher in meinem Beruf war.
Dann war ich bei einer Psychologin....in einer Akutklinik.... es ging mir danach besser, aber mein Problem konnte ich nicht lösen....seit dem geht auch meine Ehe den Bach runter.... ich kann keine Nähe mehr ertragen.... und jetzt zwei Jahre später... fängt es an... mich auf zu fressen... ich komme überhaupt nicht mehr zur Ruhe...
Ich habe gedacht ich muss immer stark sein, habe meine Tochter wieder aufgebaut...die auch schon ihren Vater 2005 verloren hat...und ich bin jetzt am Ende.

Vl. reicht ja auch schon mal Reden..... ich habe Freunde...aber ich habe das Gefühl, ich störe Sie wenn ich nachfragen würde... das ist wie ein Betteln... bitte höre mir zu.... kann ich nicht.
Meine Arbeitskollegen fragen immer du hast dich aber schnell erholt...du weißt ja das Leben geht weiter....wenn Die wüßten dass es mich einfach nur ankotzt diesen Satz zu hören, also sage ich immer... alles gut, weil ich merke, eigentlich interessiert sich nicht wirklich jemand dafür wie es mir geht....

Ich funktioniere nur noch...möchte nur noch meine Ruhe...mein Mann versteht gar nichts mehr......ich würde mich gerne trennen, aber bin auch zu feige dazu....
Wenn man mich kennt dann würde man das nicht denken....innerlich bin ich kaputt nur aussen sieht man es noch nicht....

Angst vor der Arbeit, dass ich es nicht mehr schaffe, wenn ich krank mache.
Ich habe das Gefühl ich brauch ne Auszeit......

So das tat mal gut, einbißchen zu schreiben.....vl. hilft mir das ja schon... :-)

Dana Anwort von Dana

Liebe Moni!

Im Prinzip hast du selbst schon heraus gefunden, was du brauchst.
Abstand, Zeit für dich - eine Auszeit.

Ich füge noch hinzu: eine Auszeit unter fachlicher Führung, Entspannung und Arbeit an deiner Stärke im Alltag.

Moni, dir ist einiges Schlimmes passiert. Trennung in der Ehe, wenig Kontakt zu deinen Kindern (oder auf jeden Fall zu deinem Sohn), Entfremdung von allem UND dir selbst und dann der "worst case", du musstest dich von einem deiner Kinder verabschieden. Vielleicht liegt ein depressiver Grundton schon in euren Genen verankert, ich kann es von der Ferne nicht sagen. Im Prinzip hast du einen "falschen Selbstschutz" aufgebaut, eine Mauer, die dich so abgestumpft hat, dass sie alle tieferen Gefühle abhält. Aber das ist wie wenn ein Damm eine Sturmflut aufhalten soll. Er wird langsam aber sicher unterspült und irgendann bricht das Wasser doch durch. Das ist dir dann bei deinem Zusammenbruch passiert und wird auch sicher wieder passieren, wenn sich nichts tut.

Du bist ein Mensch mit vielen Baustellen, die in dieser kurzen Akut-Therapie nur angerissen wurden, aber mit Sicherheit nicht verarbeitet. Wichtig: diese Baustellen setzen dich nicht herab. Du bist deshalb keine Versagerin oder jemand, der sein Leben nicht gewuppt kriegt. Wie kann man es beschreiben:
Du bist jemand, der mehrere Unfälle und damit Verletzungen erlitten hat. Aber statt dass die Wunden versorgt werden, hast du nur Verbände drüber gewickelt. So sieht man von außen nichts mehr, aber von innen fängt es an, sich zu entzünden und zu eitern.

So, wie der Körper reagieren würde, reagiert auch die Seele, wenn sie nicht geheilt, sondern eingepackt wird. Es ist kein Wunder, dass die Außenstehenden so reagieren, wie sie es tun. Du zeigst wenig, sie sind hilflos und nicht geschult...was sollen sie sagen? Es sind hilflose Aufmunterungsversuche, was anderes können sie gar nicht bringen. Und es ist kein Wunder, dass du reagierst, wie du es tust. Eingesperrt in dir selbst...und eigentlich würdest du gerne irgendwo hin, wo keiner ist und dann als Vulkan alles überspülen.

Deine Ehe geht den Bach runter, weil du nicht mehr kannst...und dein Mann ebenfalls nicht mehr kann. Auch er ist machtlos und weiß nicht, wie er helfen soll, dazu ist er selbst ein Mensch mit Problemen - mit denen du dich ja gar nicht mehr beschäftigen kannst, weil du so voll von eigenen Problemen bist. Dies ist keine Schuldzuweisung, dies ist lediglich eine Erklärung, warum alles nicht läuft. Mach ihm da keinen Vorwurf. Und dir auch nicht.

Moni, du solltest schnellstens in eine Klinik und dann in Langzeittherapie. Am besten erst einmal mit medikamentöser Einstellung, damit du mal ENTSPANNEN kannst und man überhaupt eine Möglichkeit hat, mit dir zu arbeiten. Psychopharmaka werden zwar immer sehr verschrien, aber nur von Menschen, die damit nicht arbeiten. Sie wären jetzt momentan erst einmal genau richtig. Du brauchst eine ganz große Handvoll Hilfe, die dir auch nur Fachleute geben können. Es ist wichtig, dass du verarbeitest, dass du aber auch gestärkt wirst für dein alltägliches Leben. Dass du wieder durchatmen kannst und auch mal weg kommst von alledem, das dich wirklich belastet.

Weg von der Mauer, dem Gefängnis, hin zu Weite und Freiheit.

Ich möchte dich ermuntern, zusammen mit deinem Hausarzt nach einer Klinik für Psychatrie und Psychotherapie zu schauen und auf einen Platz zu warten. Meist dauert es ein wenig, bis man rein rutscht, aber dann kannst du Druck abbauen und mal dein ganzes Elend in die Hände anderer legen. Du glaubst nicht, wie erleichternd das ist.

Du schreibst ja recht offen, daher bin ich mir sicher, dass du Erfolg haben würdest.

Du hast ein Recht darauf, jetzt erst einmal schwach und hilfebedürftig zu sein. Ja, da sind noch dein Mann und deine Tochter, da ist deine Arbeit...aber DU BIST JETZT WICHTIG, Moni. Nur du. Keine Verpflichtungen, nur an der Gesundung arbeiten. Man wird dann ja auch krank geschrieben und das zu Recht.

Es ist keinem geholfen, am wenigsten dir, wenn du irgendwann umfällst oder deinem Sohn folgst.

Ich hoffe, du wirst den Mut haben, dich bei deinem Hausarzt zu melden. Er muss dich auch überweisen, vielleicht muss auch ein psychologisches Gutachten erfolgen, das kann er dir aber sagen. Solltest du merken, dass dein Hausarzt nicht zieht, wechsele, such dir aktiv Hilfe! Vielleicht hat dein Mann noch so viel Kraft und Liebe in sich, dass er sich mit dir auf den Weg macht...es wäre wunderbar.

Moni, dir alles, alles Liebe!

Dana