Problem von Anonym - 14 Jahre

Habe angst meine beste Freundin zu verlieren

Vor über einem Jahr hab ich meine beste freundin kennengelernt, wir haben uns gleich gut verstanden und uns auch immer geholfen sie war die einzigste die mich verstanden hat und mir zugehört hat sie ist mir in der zeit unfassbar wichtig geworden. Egal wann ich konnte immer zu ihr kommen und sie hat mich getröstet und mir geholfen. Ich hatte vor ihr eine andrere bzw 2 andere "beste freundinnen", aber die haben mich beide ersetzt und mich nur ausgenutzt was mir ziemlich weh getan hat. Ich schließe generell schnell Menschen in mein Herz und hab auch große verlust Ängste, ich werd zum Beispiel auch eifersüchtig, wenn meine beste freundin was mit anderen macht und sie glücklich ist. Ich weiß, dass sie noch andere Freundinnen hat aber sie ist eher so ein Mädchen, dass sehr beliebt ist und ich bin normal, da mach ich mir schon manchmal viel gedanken warum ich ihre beste freundin bin und nicht jemand anders. Ich hab mit ihr auch schon darüber gesprochen,dass ich Angst habe, aber ich hab das gefühl das es sie nicht interessiert und ich sie damit nerve und das ihr andere wichtiger sind.
Ich weiß nicht was ich machen soll, diese gedanken dass ich sie verlieren könnte machen mich kaputt

PaulG Anwort von PaulG

Liebe Anonyme,

ob deine beste Freundin das für immer bleibt - das kannst du nie genau wissen. Ist es nicht viel wichtiger, dass ihr euch für den Moment gut versteht, aufeinander zählen könnt? Denn diese schöne Erfahrung beweist dir ja, dass du es sehr wohl wert bist, von einem Mädchen besonders geschätzt und unterstützt zu werden. Umgekehrt würdest du ja auch für sie tun, was sie für dich getan hat, oder? Und wenn du dich fragst, warum sie das getan hat, da sie doch eher der beliebte Typ ist, der im Mittelpunkt steht: Gerade deshalb kann es sein, dass du für sie die Richtige bist. Denn beliebt zu sein, kostet auch viel Kraft, um sich in Szene zu setzen, sich oftmals zu verstellen. Viel Aufmerksamkeit verlangt viel Einsatz und duldet wenig Fehltritte. Wenn ihr in dir jemand zur Seite steht, die es nicht so ins Geschehen drängt, die eher still ist, vielleicht schüchtern, dafür ehrlich, echt und treu - dann ist das für sie viel wert. Man braucht, gerade wenn man ein gefragter Mensch ist, manchmal auch die ruhigere Naturen um sich, die einem zeigen, dass man nicht jedem was beweisen muss. Wärst du jemand, mit dem sie in Wettbewerb treten müsste, könntest du viel schwieriger eine gute Freundin für sie sein. Vielleicht ist es gerade das, was sie sich für dich wünscht, und was sie manchmal genervt macht: Dass du deine eigenen Qualitäten, und welche Vorteile du ihr bietest, mehr erkennen mögest.

Ich habe zum Beispiel einen besten Freund, den ich seit mittlerweile vierzehn Jahren kenne. Seit wir zusammen in die Erste Klasse kamen. Wir haben über all die Jahre regelmäßig was unternommen, haben es erlebt, auf zwei verschiedene Schulen zu gehen, uns bei Streit in der Familie geholfen, sind zusammen in Urlaub gefahren, haben uns über die Liebe ausgetauscht. Letztes Jahr haben wir gleichzeitig Abitur gemacht. Und ausgerechnet in dem Sommer nach dem Abi war es so, dass wir anfingen, uns gegenseitig auf den Nerv zu gehen. Wir merkten, es wurde Zeit für eine Veränderung. Vielleicht auch deshalb, weil wir einander in vielem tatsächlich sehr ähnlich sind, und unsere Probleme auch von ähnlicher Art - der Eine konnte den Anderen nicht aufrichten. Stattdessen fingen wir an, uns an lauter kleinen Angewohnheiten und Verhaltensweisen des Anderen zu stören. Seit er jetzt in einer anderen Stadt studiert, ist alles wieder gut. Wir telefonieren oft, und wenn ich ihn besuche, oder er zur Familie nach Hause fährt, klappt alles wieder wie früher - oder noch besser. Ich denke aber, unsere schwierige Phase kam auch daher, dass man nicht immer gern jemanden um sich hat, der einen zu sehr an einen selbst erinnert. Du zum Beispiel weißt, dass deine Freundin ein etwas anderes Naturell hat; trotzdem sieht sie deine Vorzüge - und wenn es bei dir ein Problem gibt, ist sie der Mensch, es mit dir anzugehen. Du siehst - gerade Verschiedenheit kann einer Freundschaft besonderen Schwung verleihen. Oder andersrum gesagt: Nur weil man sich ähnlich ist, die gleichen Hobbys hat, gleiche Dinge Spaß machen, ist das noch keine Garantie für eine funktionierende Freundschaft.

Daher kann auch ich dich nur ermutigen: Probiere, dich locker zu machen. Sollte sie eines Tages nicht mehr so gut mit dir befreundet sein, hat das womöglich gar nichts mit deiner Person zu tun, sondern ihr entgleitet euch allmählich, ohne große Trauer - weil für euch beide andere Dinge wichtiger werden. Am Befreundet-sein mit beliebten und mitteilsamen Menschen gibt es den großen Vorteil, dass sie stets viele Leute im Kopf haben, dass sie sich über den Einzelnen gar nicht so viele Gedanken machen können: Sie sind da, wenn du sie brauchst, aber sie tragen auch nicht immer lange was nach. Es wäre doch schade, wenn die schönen Erlebnisse, die deine beste Freundin dir beschert, dich nicht stärken könnten? Denn das wäre ja auch nicht in ihrem Sinne. Eigentlich ist es doch sehr beruhigend, zu wissen, dass es so viele Menschen gibt, an die man denken kann - warum solltest gerade du für deine Mitmenschen ein Problem sein? Zwar hast du schlechte Erfahrungen mit "Freundinnen" gemacht, aber deshalb bist du noch nicht dazu ausersehen, das immer zu erleben. Jeder um dich herum kennt tausend Leute, mit denen er zu tun hat. Und solange du einfach du selbst bist, haben die Wenigsten einen Grund, sich ausgerechnet an dir zu stören. Und die Energie schon gar nicht - da gibt es Anderes, vieles, was wichtiger ist. Darum steh zu dir, lass dich nicht unter Druck setzen - wer dich wirklich kennt, wird deine Qualitäten zu schätzen wissen. Wer das nicht will, dem ist nicht zu helfen.

Alles Gute und Liebe Grüße,

Paul