Vater terrorisiert uns
Hallo!
Wir (Mutter, Bruder und ich) haben seit gefühlten 3 Monaten Probleme die meinen Vater betreffen.
Sobald er von der Arbeit kommt, trinkt er häufig mehr als 2 Flaschen Bier. Geht meistens auf 6 Flaschen hoch.
Selbst wenn man nur Scherze macht, fasst er es völlig falsch auf und regt sich massiv auf, brüllt rum wie ein Verrückter, damit wir ja eingeschüchtert werden.
Dann droht er mit Sachen wie "Du wirst schon sehen was du davon hast", oder speziell bei mir, das er meinen PC für immer abbaut.
Die Drohungen an sich werden meistens nicht durch gesetzt, da er es am nächsten Tag vergisst oder wieder klar im Kopf wird.
Aber das anbrüllen an sich geht einfach mal gar nicht klar.
Er schüchtert uns ein, wo er nur kann, weil er hat ja immer Recht. Er ist der Herr im Haus und darf sich alles erlauben.
Aber sobald man ihm mit normalem Ton Gegenargumente klar macht, brüllt er wieder rum.
Meine Mutter leidet am meisten sehr darunter, sie sagt nur wahrscheinlich nichts zu uns, ihren Kindern, weil sie sich schämt oder dergleichen.
Wir haben schon mal versucht mit ihm selbst darüber zu reden. Ihm zu sagen das er die Biertrinkerei reduzieren sollte, weil er im Suff unerträglich ist. Aber er streitet vehement ab, dass dies ein Problem sei. Er geht ja immerhin arbeiten, für uns das Geld verdienen, da dürfe er doch auch mal seine "2" Bier trinken.
Das Traurige ist, es bleibt NIE bei nur 2....
Gibt es irgendwelche Möglichkeiten dagegen vorzugehen, ohne einen Anwalt hinzu zu ziehen?
Anwort von Bernd
Hallo Charline,
wenn sich im Zusammenleben einer Familie Änderungen ergeben, gibt es Ursachen!
Was Du beschreibst ist die Wirkung, die sich bei Deinem Vater und euch eingestellt hat: er trinkt und ihr seid genervt, macht Witze, die er als Angriff versteht und auf die er aggressiv reagiert.
Versuche Dir vorzustellen, wie es auf Dich wirken würde, wenn Dein Vater einen Witz darüber machen würde, dass Du mit 22 Jahren noch auf seine Arbeitskraft angewiesen bist?
Mir fällt da auch gleich einer ein:
(gefühlt) erwachsen mit 14, gesetzlich mit 18 und verantwortlich mit 26? :-)
Ist doch witzig, oder?
Die Jahre dazwischen kannst Du mit "heißer Luft" oder "leeren (Bier) Flaschen" füllen.
Oder einfach Papa für Deine Ansprüche arbeiten und zahlen lassen?
Warum wirst Du Dich bei solch einem "Witz" angegriffen fühlen?
Ich will es Dir sagen: einerseits kannst Du die (Teil)Wahrheit in dem Witz nicht leugnen. Und andererseits fühlst Du, dass es Dir nicht möglich sein wird, Deinen Zwängen zu entgehen:
Genauso geht es Deinem Vater mir euren "Witzen" !
Dem Kern des Problems werdet ihr alle gemeinsam wohl nur wirklich näher kommen, wenn ihr (statt Flaschen zu zählen und Witze darüber zu machen) auch einmal hinterfragt, was für euch "selbstverständlich" ist.
Und was nur durch euren Vater und seine Arbeit sichergestellt wird. Obwohl es eurer "erwachsenen" Eigenverantwortung nicht unbedingt entspricht.
Der Ansatz für ein Gespräch ist nicht: "warum hast Du heute wieder 2+x Flaschen Bier getrunken?"
Sondern vielleicht die Frage: "worin überfordern wir Dich?"
"Wo siehst Du eine Forderung an Dich, die wir vielleicht nie so gestellt oder so gesehen haben?"
"Was glaubst du eigentlich, wofür wir Dich lieben?"
Oftmals wird gesagt, dass Aussprache uns weiterbringt.
Das stimmt sicherlich!
Was nicht so oft gesagt wird: eine wirkliche Aussprache beginnt immer bei und mit dem Menschen, der in der Lage ist, in seinen Ansprüchen und Ansichten einen Schritt zurück zu gehen:
Dem, den man erreichen will tritt man nicht zuerst vors Schienbein!
Ein wirkliche Aussprache fängt niemals mit Forderungen an, sondern mit der Frage: was habe ich falsch verstanden!
Hm :-(
Du siehst, dass es mir auch passiert ist?
Seitenweise "Antwort" und am Ende meines eigenen Textes komme ich darauf, dass ich natürlich auch alles falsch gemacht habe:
Ich habe Dir hier geantwortet, ohne wirklich wissen zu können, wo meine Vermutungen treffen.
lass mich mit der Frage enden, die ihr eurem Vater und euch selber vielleicht bald stellen solltet:
was habe ich falsch verstanden?
Alles Liebe
Bernd