Problem von Oli - 43 Jahre

Meine Frau ist nach 8 Jahren Ehe gegangen

Hallo, ich weiss nicht mehr weiter und brauche Hilfe.
Ich war mit meiner Frau am Wochenende in unserer Stammkneipe.
Wir haben beide sehr viel getrunken und ich bin wohl aus Eifersucht ausgetickt.
Zu Hause hatten wir dann einen so heftigen Streit das es leider so kam,
dass ich Ihr eine Ohrfeige gab und als sie ihrerseits zurückschlagen wollte,
versuchte ich das durch einen Schubser abzuwehren dabei viel sie rückwerts
und wollte sich dann natürlich mit den Händen abstützen, was ihr auch gelang.
Dabei hätte sie fast einen Spiegel von der Wand geholt, der noch von meiner
vor 2 Jahren verstorbenen Mutter stammt. Dadurch schrie ich sie an, den Spiegel nur nicht kaputt zu machen, da ich mich sonst vergessen werde.
Ich muss nun dazu sagen, dass ich noch nie handgreiflich geworden bin,
meine Frau also noch nie geschlagen habe. Ich bin auch kein solcher Mensch.
Das war also das allererste Mal. Da ein Nachbar das aber mitbekommen hat,
rief dieser die Polizei. Die kam dann zu uns und wir mussten natürlich beide
sagen, was passiert war. Dann kam das übliche Prozedre, wie die Polizei es nannte, ich kannte das noch nicht, erkennungsdienstliche
Aufnahme und alles auf dem Polizeirevier. Da bei mir 2.48 Promille gemessen
wurden dürfte ich anschliessend noch in die Ausnüchterungszelle. Ich war zwar ganz ruhig und zu allem freiwillig bereit, doch sie bestanden darauf. Ich trinke sonst zu Hause niemals Alkohol. Am Abend kam ich dann wieder raus und stand ohne Geld und Telefoniermöglichkeit auf der Strasse. In meinem Frust rief ich dann von einer R-Call-Telefonzelle auch noch meine Schwiegereltern an und sagte ihnen, dass ihre Tochter in Swingerclubs geht und ich eifersüchtig war. Das war natürlich nicht in Ordnung da meine Frau mich immer gebeten hat, es niemals Ihren Eltern zu sagen. Wir haben damit vor 3 Jahren angefangen und es war auch immer in Ordnung für mich. Ich liebe meine Frau über alles und sie liebt mich auch. Meine Kindheit war durch die Scheidung meiner Eltern alles andere als schön und mit 16 Jahren dürfte ich meinen geliebten Bruder nach seinem Drogentod beerdigen. Das ich dadurch in der Schule Probleme bekam und deshalb meinen Hauptschulabschluss nicht erreichte war auch sehr schlecht. Dann machte ich meinen Wehrdienst und fand nach einiger Arbeitslosenzeit und diversen Hilfsjobs doch eine Festanstellung in einer
Telefonzentrale. Dort habe ich fast 17 Jahre immer gut gearbeitet und konnte mir auch eine Wohnung einrichten. Ich bin heute 43 Jahre alt und meine Frau 33. Im Jahr 2000 musste ich den Job dann aufgeben, weil die Firma alles auf
automatische Vermittlungen umstellte . Meine Frau, die einen sehr guten Beruf und Abitur hat tröstete mich und meinte ich könne ja als Hausmann unsere Wohnung machen und sie würde dann in die Steuerklasse 3 gehen und so machten wir es dann auch. Das macht bei ihrem Gehalt fast soviel mehr aus, wie ich in meinem Job verdient hatte. 2001 zogen wir dann in eine grössere Wohnung um. Meine 2 Zimmerwohnung wurde dann doch allmählich zu klein. Da wir zwei Autos hatten und ich meines ja nicht mehr unbedingt brauchte, verkauften wir es. Somit war die etwas höhere Miete wieder ausgeglichen. Ausserdem brachte ich noch meinen Bausparvertrag und meine Sparguthaben mit in die Wohnung ein. Dann hatten wir eine sehr schöne Zeit mit viel Liebe und Gefühl. Kuscheln und Streicheln war für uns beide sehr wichtig. Auch der Sex war immer klasse und dann kam ja auch noch unser Swingerhobby hinzu. Anfangs war es vielleicht meine Idee, doch dann fand meine Frau so richtig Spass daran. Ich weiss nun nicht ob ich vielleicht doch nicht so gut damit zurecht kam oder ob mir mein Job fehlte. Ich wurde mit der Zeit doch sehr depressiv und vernachlässigte auch ein wenig den Haushalt. Staubsaugen und Waschen machte ich aber immer ganz alleine. Dann hatten wir in diesem Jahr öfter mal einen Streit, wenn wir aus der Kneipe kamen, vielleicht auch wegen der anderen Männer, doch das kann ich nicht sicher sagen. Das haben wir aber immer wieder gut in den Griff bekommen. Bis, ja bis zu dem oben genannten Stammkneipenbesuch und meiner Handgreiflichkeit. Dann wollte meine Frau erst nur eine Nacht bei einer Freundin bleiben. Und kam am nächsten Tag mit zwei Freundinnen zu mir in unsere gemeinsame Wohnung und sagte, sie werde für länger wegbleiben. Sie habe Angst vor mir und hätte mit dem Amt auch schon alles geregelt und ich würde vom Famileingericht eine Vorladung bekommen. Das hat mich völlig überrascht und auch geschockt. Nach all den Glücklichen und toleranten Jahren, in gegenseitiger Liebe und Geborgenheit soll es nun nicht wenigstens eine Chance geben für uns. Da ich ja Hausmann bin und somit auch kein eigenes Einkommen, seit 2000 mehr habe, weiss ich nun überhaupt nicht mehr weiter. Ihre beiden Freundinnen sprachen für sie und meinten, ich solle zum Sozialamt gehen und Sozialhilfe beantragen! Doch mit dieser grossen Wohnung wird mir das nichts bringen, da muss ich dann auch raus. Sie will die Wohnung aber auch nicht alleine behalten. Ich bin völlig verzweifelt und weiss überhaupt nicht mit dieser plötzlichen Situation umzugehen. Ich habe auch niemanden, der mir helfen könnte. Meinen besten Freund habe ich erst im September diesen Jahres durch Selbstmord verloren und durfte schon wieder auf eine Beerdigung. Meine Mutter war ja vor 2 Jahren gerade erst verstorben. Ich liebe meine Frau aber über alles und versprach ihr auch in eine Psychologische Behandlung zu gehen und in keine Kneipe mehr. Ohne Alkohol wäre das alles auch nicht passiert. Ich will mich nicht trennen und habe sie um eine Chance gebeten. Ich bereue doch selber so sehr, was passiert ist und es war das erste Mal. Ich habe sowas noch nie gemacht. Und ich habe ihr mein Versprechen
darauf gegeben, ich hätte es ihr auch schriftlich geben wollen. Meine Frau bedeutet mir alles und ich liebe sie so sehr, dass ich nicht mehr weiter weiss. Ich sehe keine Möglich keit für mein Leben, wenn ich das alles ohne sie weitermachen soll, noch dazu die Wohnung verlieren und den Job. Am Grab meines Freundes sagte ich zu ihr, dass ich jetzt niemanden mehr hätte, zu dem ich gehen könnte, wenn ich mal alleine wäre. Da sagte sie, du hast doch mich, ich werde so lange ich lebe immer an deiner Seite sein weil ich dich über alles liebe. Und nun ist es so, wie ich am Grab so ängstlich befürchtet habe. Ich will ja alles tun, um sie wieder zurück zu bekommen. Noch wäre ja nichts verloren und den Antrag beim Familiengericht könnte sie immer noch zurückziehen. Wir nannten unsere Wohnung immer liebevoll unser Hasennest. Ich habe Ihr das am Telefon gesagt und persönlich und auch per E-Mail geschrieben. Ich fragte sie, ob sie mich denn noch lieben würde und sie sagte, wenn ich dich nicht lieben würde, wäre ich ohne eine Nachricht weggefahren und hätte mich nie mehr gemeldet. Aber dieser kurze Besuch mit den zwei Freundinen im Schlepp, um ein Paar Anziehsachen und Wäsche zu holen gab mir auch nicht die Möglichkeit mich nochmal richtig mit Ihr auszusprechen. Jetzt weiss ich nichtmal wo sie ist, ich kann ihr nicht schreiben und auf die SMS an ihr Handy reagiert si auch nicht. Was kann ich nur tun? Ich bin so verzweifelt, kann sie sich denn wegen eines einmaligen Vorfalls, den ich bereue und mich dafür aufrichtig entschuldigte einfach so alles hinschmeissen? Hat sie denn nicht auch eine Verantwortung für mich? Sie hat doch schliesslich damals es so in Ordnung gefunden und es selber vorgeschlagen, dass ich zu Hausen bin, sonst hätte ich das doch nie so zugelassen. Ich liebe sie und bin bereit alles für diese Liebe zu tun. Aber ohne sie an meiner Seite, vollig allein packe ichs einfach nicht. Ich weiss nichteinmal wann ich aus der wohnung raus muss oder ob ich überhaubt raus muss wie soll ich zum Familiengericht und wo, alles ohne Auto. Ich habe mich auf sie völlig verlassen, wir bräuchten doch nur ein Auto und das hat sie nun mit. Sie hat noch ihre beiden Eltern und ihren Bruder. Sie hat Freundinnen und einen guten Beruf und was bliebe mir? Bitte gebt mir einen Rat, ich weiss nicht mehr weiter.

Anwort von Sabine

Hallo Oli!

Erst einmal solltest Du ihr den Abstand geben, den sie sich gerade gesucht hat. Die SMS bleiben natürlich unbeantwortet, denn wie soll sie Ruhe und Abstand finden, wenn ihr weiterhin in Kontakt bleibt. Lass sie erst einmal einige Zeit in Ruhe.
Kennst Du das Sprichwort: willst Du gelten, dann mach Dich selten.
Lass ihr die Zeit um über alles nachzudenken. Es kam alles ziehmlich holter und polter über euch und so richtig nachdenken konnte keiner von euch.
Du solltest jetzt nach Dir sehen und sie erst einmal in Ruhe lassen. Du solltest Dein Leben und Umfeld jetzt in den Griff bekommen und es regeln. Lass Dich nicht hängen und verkrieche Dich nicht. Das ist genau die falsche Richtung.
Ich weiß, dass das alles leichter gesagt ist als getan, aber sich jetzt zu verkriechen und nur mieslaunig rumzusitzen, bringt Dich nicht weiter.
Was geschehen ist, kann man nicht rückgängig machen. Ich kann nur Deinen Worten vertrauen, dass es einmalig war, aber es ist geschehen und so einen Schlag kann man nicht rückgängig machen. Die Angst, dass es wieder passieren könnte, die steckt in ihr und in Dir. Das sollte erst einmal verdaut werden.
Wenn es kracht, ist oft nie einer alleine daran Schuld. Beide werdet ihr euren Teil dazu beigetragen haben, dass es eskaliert ist. Doch lass ihr im Moment die Zeit, die sie sich wünscht und schau nach Deinem Leben und Umfeld.

Lieben Gruß