Problem von Anonym - 18 Jahre

Mutter akzeptiert Homosexualität nicht

2. Versuch.
Hallo liebes Team,

ich bin 18 Jahre alt und habe vor einer Zeit meiner Mutter erzählt, dass ich wahrscheinlich auf Frauen stehe. Um diesen Schritt überhaupt zu wagen, habe ich sehr lange Zeit gebraucht, da ich mir selbst sehr unsicher war und mir schon denken konnte, dass sie nicht gut darauf reagiert. Eigentlich wollte ich es ihr nicht erzählen, aber ich war damals immer schlecht gelaunt und sie wollte den Grund wissen. Sie hat mich dann darauf angesprochen und mich gefragt, ob ich lesbisch bin. Im ersten Moment war ich so geschockt und konnte nichts sagen. Dann habe ich angefangen zu lachen und stimmte ihr zu. Mir war das so peinlich. Ich wusste wie sie darüber dachte. Schließlich hatte sie lesbische Frauen immer schon belächelt. Sie sagte mir auch oft, das sie hofft, dass ich nicht lesbisch bin. Nun ja, wir redeten nicht darüber, was ich mir eigentlich gewünscht hätte. Ich hatte gehofft, das sie mich in den Arm nimmt und mir sagt, das es überhaupt nicht schlimm ist. Dem war aber le
ider nicht so, stattdessen ging sie aus meinem Zimmer und verdrängte mein gesagtes. Die Tage darauf war alles wie immer und sie sprach mich nicht auf das Thema an. Ich habe so viel nachgedacht und suchte die "Fehler" bei mir. Ich fing auch wieder an mit einem Jungen zu schreiben, weil ich dachte das sich so alles wieder legt und ich mich geirrt hatte. Dem zu Folge dachte meine Mutter auch, dass ich von ihm etwas möchte und nicht lesbisch bin. Naja jedenfalls habe ich dann gemerkt, das es alles falsch ist und ich keinen Freund haben will und auch gar kein Interesse an Jungs mehr habe. Es verging einige Zeit. Ich lernte ein sehr nettes Mädchen in meinem Alter kennen, mit dem ich auch jetzt noch schreibe. Leider haben wir uns noch nicht getroffen. Meine Mutter bekam das natürlich irgendwie mit und war nicht wirklich gut darauf zu sprechen.
Mein eigentliches Problem ist aber, das ich mir in letzter Zeit nur noch dumme Sprüche anhören darf. Sie fragt mich andauernd, ob ich denn mal wieder mit einem Jungen schreibe und warum ich keinen Freund haben möchte. Oder das andere in meinem Alter wenigstens Spaß haben und einen Freund haben. Ich hab ihr schon so oft gesagt, dass sie doch froh sein kann, das ich mich nicht verhalte wie eine Schlampe, die mit jedem ins Bett springt. Versteht sie nicht, ich bin ja prüde und habe keine Freude... Letztens hat sie mir dann gesagt, dass es schwer für sie ist und sie es unnormal findet auf das gleiche Geschlecht zu stehen. Eigentlich ist sie in allen anderen Dingen total verständnisvoll und ich kann über alles mit ihr reden, nur darüber nicht. Sie blockt sofort ab, wenn es darum geht. Sie merkt nicht, das sie mir mit ihrer Art weh tut. Ich verstehe sie auch ein wenig, aber sie will immer nur das ich glücklich bin, dann soll sie mich doch so leben lassen, wie ich es möchte und es akzeptieren. Es ist für mich auch nicht leicht damit umzugehen. Ich bin ziemlich schlecht drauf und habe leider wieder angefangen mich selbst zu verletzten.

Nun frage ich, wie ich am besten damit umgehen soll und ob es noch was bringt mit ihr darüber zu reden?! Vielleicht könnt ihr mir ja weiter helfen.
Leider ist der Text sehr lang geworden, aber ich hoffe eine Antwort zu bekommen.
Danke schon mal im voraus :)

Dana Anwort von Dana

Liebe Unbekannte!

Irgendwie fallen mir in der letzten Zeit hier häufig Probleme auf, in denen die Kinder unter dem Unvermögen ihrer Eltern leiden müssen, egal, wie alt die Kinder sind (ob Kinder oder junge Erwachsene wie du jetzt). Das Schlimmste daran ist, dass ihr euch die Schuld gebt an dem, was da geschieht.

Habt ihr nicht. In 99% der Fälle.

Du bist lesbisch. Das bin ich auch. Ich hatte nur das Glück, dass meine Eltern das mit dem "wir möchten einfach nur, dass DU glücklich bist, da ist es doch egal, welches Geschlecht du liebst..." ernst gemeint und durchgezogen haben. Es tut mir herzlich leid, dass es bei dir anders ist. Doch daran bist du nicht schuld. Du hast festgestellt, dass du homosexuell bist, dasselbe Geschlecht liebst. Dass dies früher als "krank" galt, später dann noch als unnormal oder heute noch "belächelt" wird, liegt ja nicht daran, dass es unnormal IST, sondern nur, dass es aus gesellschaftlichen Gründen früher verschwiegen wurde und sich nun langsam normalisiert. In manchen Köpfen ist da einfach noch eine falsche Polung vorhanden.

Egal, welche Gründe deine Mutter dafür hätte, dich da nicht ernst zu nehmen oder ein Problem mit Lesben zu haben, diese Gründe sind definitiv überdenkenswert, da falsch. Ich möchte dich gern animieren, mehr für dich einzustehen. Du bist du. Es ist dein Leben. Und so, wie du es lebst, ist es sicherlich gut. Man darf von seinen Eltern Kritik annehmen, wenn man sie reflektiert hat und dann für sinnvoll hält. Aber es gibt auch Kritik oder Gedankenwege, die bei Eltern nicht stimmen. Und da darf man auch sanft auf Gegenkurs gehen, ohne sich selbst Schuld zu geben oder Wut und Aggression gegen sich selbst zu richten. Du machst doch nichts falsch. :) Diejenige, die falsch reagiert, ist in diesem Fall deine Mutter.

Ich möchte dich nicht gegen deine Mutter aufhetzen, ich möchte dir nur erklären, dass du zu dir selbst stehen darfst. Das, was dich ausmacht, ist doch etwas Gutes! Und das gilt es zu schützen. Du musst dich nicht rechtfertigen dafür, dass du lesbisch bist. Du musst nicht mit Jungen schreiben, nur damit sich deine Mutter besser fühlt. Du musst dich nicht verteidigen oder schuldig fühlen. Denn du hast NICHTS falsch gemacht.

Ich würde das Thema, auch wenn es anscheinend nicht das angenehmste ist, mit deiner Mutter respektvoll , aber konsequent besprechen. Vielleicht denkt sie, es sei eine Phase, wie du vielleicht öfter Phasen hast (was ich ja nicht weiß). Eltern sind schnell mal so "alles über einen Kamm scherend"...und damit verletzend. Versuche auch mal, sie darauf anzusprechen, welches Problem sie mit Lesben hat. Höre ihr ruhig auch zu, egal, wie "blöd" die Gründe sind. Sie zu verurteilen, wäre falsch. Es sollte aber aus dem Gespräch klar heraus gehen, dass sie ebenfalls kein Recht hat, dir da reinzureden oder dich deshalb abzuurteilen. Gegenseitiger Respekt und gegenseitige Achtung sind wirklich wichtig in jeglicher Beziehung. Familiär sowieso. Definiere deine Position und stärke sie. :) Das ist es doch wert. DU bist das wert.

Glaub auch ruhig selbst etwas mehr daran, dass du gut und wertvoll bist. Das scheinst du wohl öfter zu vergessen, wenn man so liest, was du schreibst...aber das ist eine andere Baustelle als die Beziehung zu deiner Mutter - und danach hast du nicht aktiv gebeten, daher werde ich mich hier beschränken.

Dir wünsche ich alles Liebe, gute Worte und die nötige Ruhe, deiner Mutter klar zu sagen, wie es um dich steht und dass du Akzeptanz wünschst. Bei aller Liebe, die ihr füreinander habt.

Herzliche Grüße,

Dana