Problem von Kiara - 17 Jahre

Schulabbruch aufgrund der Vergangenheit!? Und wie :/?!

Hallo Kummerkastenteam,

Ich habe zur Zeit sehr viele Dinge die mir sorgen bereiten und Steine in den weg legen (was nicht unbedingt schlimm wäre). Das Problem ist das ich nicht weiß wie ich sie beseitigen soll.

Ich bin 17 und besuche eine Berufsbildende Schule und mache da sozusagen mein 11 Jahr. Ich habe bereits einen Erweiterten Realschulabschluss mit einem ausgezeichneten Abschlusszeugnis.
Jetzt aber merke allerdings immer intensiver das ich in dieser Schule nichts verloren habe da ich 1. nichts verstehe und 2. es die komplett entgegen gesetzte Richtung ist die ich gehen möchte. Es wäre für mich besser gewesen wenn ich eine Ausbildung angefangen hätte aber ich hatte bis dahin keine Ahnung was. Natürlich weiß ich das diese Schule nicht festlegt welchen Berufs weg ich einschlage, jedoch sehe ich keinen sinn weiter zu machen da ich den gleichen Abschluss bekomme nur in viel schlechter!

Ich habe mich sehr ausführlich mit dem Thema 'Schulabbruch' beschäftigt und weiß auch das alle davon abraten. Allerdings habe ich mich auch darüber informiert was ich tun kann wenn ich die Schule abbreche. Denn ich habe keineswegs vor nur rum zu sitzen.

Theoretisch gesehen könnte man sagen das ich mich reinhängen soll, lernen, aufpassen usw. jedoch wird dies so gut wie unmöglich da ich kaum Freizeit habe zum lernen. Ich bin jeden Tag nur unterwegs und wenn ich es nicht bin muss ich im Haushalt helfen. Dadurch werde ich unterbewusst Stress ausgesetzt wobei ich sonst damit immer klar kam. Aber dann etwas machen das ich (leider) nicht verstehen möchte? Ich weiß ja nicht...

Auch setzt mir in der ganzen Geschichte meine Vergangenheit zu, da ich früher ein ziemlich 'beliebtes' mobbing Opfer war. Dies ist zwar 1-2 Jahre her, aber die Wunden die ich davon habe sitzen noch zu tief, weswegen ich auch eine Therapie mache. Da macht es mir die Schule in dem sinne schwer, dass ich keinen kenne und das die Leute mit denen ich zu tun habe (Klassenkameraden) einen Dreck auf die geben die sie nicht kennen (also mich). Also hab ich auch keine Bezugsperson finden können und hatte somit keinen Anschluss an die Klasse. Manche sind zwar neutral zu einem aber wenn es um Gruppenarbeit oder sonstiges geht werde ich stetig Ignoriert und bin für sie quasi 'Unsichtbar'. Seit ich in der Schule bin merke ich auch das ich wieder Rückfällig werde.

Das sind die Gründe warum ich stark über einen Schulabbruch nach denke.
Jedoch... konnte ich bisher nicht wirklich raus finden ob es wirklich machbar ist da ich ja noch in dem sinne (1 oder 2 Jahre) Schulpflichtig bin. Nach dem Schulabbruch möchte ich mir Praktika in der Zeit suchen oder wenn ich kann vielleicht sogar einen Job den ich machen könnte, bis ich meine Ausbildung beginne. Ich habe auch noch nicht raus bekommen wo genau man sich dies bezüglich informieren kann und das setzt mich zusätzlich unter Druck...
Jemand meinte das er selbst mit Schulpflicht die Schule abbrechen konnte ohne Strafgelder zu zahlen aber darauf möchte ich mich nicht verlassen! Wie haben kein Geld um Strafgelder in kauf zu nehmen.

Ich bitte euch daher um einen guten Rat oder vielleicht wisst ihr ja auch wo genau ich heraus bekommen kann was möglich ist oder nicht?!

Ich kann gerade leider keine klaren Gedanken dazu fassen daher möchte ich eine andere Meinung...

Schon einmal vielen Dank :),
Ymir

JuliaZ Anwort von JuliaZ

Hey Liebe Kiara,

Freut mich, das Du den Weg zu uns gefunden hast :)

Ich möchte dir nun zuallererst meine ganz persönliche Meinung zu deinem Vorhaben schreiben. Um dir zu helfen, möchte ich mit dir in eine Art Gedankenreise gehen und auf unterschiedliche Wege die du gehen kannst eingehen. Ich persönlich, wenn Ich du wäre, würde es Durchziehen - Du verstehst gleich Warum ich so denke.

Nun abzubrechen, zu hoffen, das Du nicht erwischt wirst (als Schuldistanzierte Jugendliche) und Zuhause rum zu sitzen, bis zum nächstmöglichen Ausbildungsbeginn ist eine Option, die du für dich alleine schon ablehnst. Was gut so ist!

Nun, zweite Möglichkeit: Du brichst ab, bist mit Schulpflicht allerdings noch gezwungen 1-2 Mal die Woche in die Berufsschule zu gehen (je nach Bundesland - Google dort mal, wie bei dir die Schulpflicht geregelt ist in deinem Alter, mit deinen abgeleisteten Schuljahren)

https://de.wikipedia.org/wiki/Schulpflicht_(Deutschland)

Fragen dazu kannst du in deiner Schule im Sekretariat, Abteilungsleiter, Direktor stellen. Oder aber auch bei einem Mitarbeiter des Arbeitsamtes, mit welchem Du dich bei einem Abbruch definitiv auseinandersetzen musst (Kindergeldregelungen, bezahlte Praktika, Jobsuche, Versicherungen bei den Arbeitsstellen, etc.)

Solltest du weiter zur Berufsschule gehen müssen bleiben die Probleme die Du mit Sozialkontakten ( wie Gruppenarbeit, etc.) hast, aufjedenfall an dir hängen. Seltener, aber meist Intensiver, da es in solchen Klassen für die Nicht-Schüler nicht unbedingt leichter für dich wird.

Schule ist ein Ort, wo man Freunde und Kontakte finden kann. Manche werden dort zu Freunden, die bleiben, andere werden zu Freunden die gehen, das kann alles passieren. Das Leben ist bunt und spielt Varianten in alle Richtungen durch. Auch in unangenehme, die man manchmal einfach Aushalten muss. Das Leben wird nicht unbedingt einfacher und besser, wenn etwas anderes kommt. Aber vielleicht auch nicht schlechter - Du weißt es nicht.

Brichst du nun ab und kommst einem Praktikum, einem Job, der Berufsschule, oder sonst etwas nach - wirst Du weiter Kämpfen. Denn das Leben ist in manchen Zeiten ein Kampf, der nicht schöner zu reden ist. Auch in diesen Bereichen wirst Du mit Sozialen Kontakten zu tun haben. Eventuell sogar oft mehr, wie in Der Schule aktuell.

Ich glaube nicht, das Das Durchziehen dieses Jahres deine Zeit verschwenden würde. Es wird dich reifer machen. Wird dir vielleicht helfen, gegen die Alten Erfahrungen des Mobbings gegenan zu gehen (was Du mit Der Therapie schon super Machst). Du wirst lernen mit Schwierigen Erfahrungen zurecht zu kommen, auch wenn es nicht einfach sein wird.

Wenn Du abbrichst, wird das immer in deinem Lebenslauf hängen bleiben. Das sieht nicht gut aus. Aber in 15 Jahren interessiert keinen Arbeitgeber mehr, warum Du damals etwas nicht durchgezogen hast - und wenn doch - musst Du ehrlich sein. Wie kommt das dann rüber. Ein Chef in einer Firma der dich für eine Ausbildungsstelle oder einen Job dann nehmen möchte fragt dich, warum Du damals nicht durchgezogen hast -was sagst Du? "Ich kam mit den Klassenkameraden nicht perfekt zurecht" "Die anderen haben mich ausgegrenzt" - Kein Arbeitgeber möchte so jemanden anstellen - sonst hast du vielleicht auch bald Probleme mit deinen Arbeitskollegen? Vielleicht zieht er daraus, das Du kein Durchhaltevermögen und keine Belastbarkeit hast, weil dich etwas grad nicht so interessiert und gefällt. 2 Dinge, die in unserem Joballtag mehr als je zuvor gefragt sind.

Du kannst abbrechen, suchst dir Hilfe beim Arbeitsamt um schnellstmöglich einen Platz zu haben. (Vielleicht suchst du erstmal und brichst erst dann ab, wenn Du sicher einen Platz bekommen hast, irgendwo?) Noch etwas:

Du schreibst, das Du keine Zeit zum Lernen hast und auch sonst immer unterwegs und beschäftigt bist - nun, in einer Ausbildung bist du mit Fahrzeiten bestimmt 8 - 12 Stunden am Tag unterwegs. Hast nur wenige Zeit Urlaub im Jahr (Nicht so wie jetzt Schulferien) und wirst sehr wenig Zeit Zuhause verbringen. Viel weniger als jetzt. Wie wirst du das vereinbaren können?

Aufjedenfall brauchst Du Menschen um dich auf deinem Weg, die dir helfen und die Dich halten. Du kennst nun deine Ansprechpartner. In erster Linie solltest du dich mit deinem Lokalen Arbeitsamt zu einem Termin treffen. Du wirst immer Mit Menschen zutun haben, in deinem Leben, auch wenn grade Soziales schwer für dich ist. Du bist in Therapie und damit auf einem guten Weg! :)

Ich wünsche Dir weiterhin Alles Gute,
Lass mich gerne wissen, wie du dich entschieden hast,
(hierzu am besten in dem Titel mit der Kategorie "Feedback" an JuliaZ dazu schreiben)

Julia