Problem von Michael - 28 Jahre

Gemischte Signale von Kollegin

Hallo zusammen,
seit etwa einem Jahr kenne ich meine gleichaltrige Kollegin. Als wir uns kennenlernten waren wir beide in Beziehungen. Ich habe mich dann vor einem 3/4 Jahr von meiner Freundin getrennt, sie 2 Monate später von ihrem Freund. Wir haben irgendwann angefangen, uns als Freunde zu treffen, waren auch mal zu zweit was trinken oder im Kino. Dabei ist nichts weiter passiert (kein Kuss etc.), ich habe mich zu der Zeit auch nicht dafür interessiert, sie wohl auch nicht, wir hatten einfach eine gute Zeit. Mit der Zeit haben wir aber fast täglich miteinander geredet oder geschrieben, und ich habe gemerkt wie ich sie mehr und mehr auf eine andere Art mochte.

Ich habe mich in ihrer Nähe immer wohl gefühlt, sie wohl auch in meiner. Wir waren uns auch körperlich irgendwann "näher" als man das wohl rein unter Freunden ist (ohne dass jedoch was definitives passiert wäre). Es gab auch Momente wo man sich während der Arbeit in einem Raum voller Leute ansah und einfach wusste, was der andere dachte. Es gipfelte irgendwann darin, dass wir gemeinsam auf einer Hochzeit eingeladen waren. Sie schlug vor, sich ein Zimmer und Bett zu teilen, weil das günstiger sei. Ich war etwas überrascht aber hatte auch nichts dagegen. Auf der Hochzeit dann herrschte jedoch eine seltsame Stimmung zwischen uns. Sie wich mir irgendwie aus, ging zu anderen Leuten wenn ich kam um zu reden, und gesprochen haben wir kaum. Als ich sie zum Tanzen auffordern wollte, lehnte sie ab. Wir gingen dann irgendwann gemeinsam schlafen, standen (was mir auch wieder sehr vertraut i.S. von Nähe vorkam) zusammen am Waschbecken und putzten Zähne, etc. Aber es war relativ klar, dass nichts weiter passieren würde, keine Nähe, kein Küssen, kein Sex.

Ich war in der Zeit darauf enttäuscht weil meine Erwartungen andere waren als die Realität, und habe mich zurückgezogen. Daraufhin fing sie aber wieder an, mich während der Arbeit nach Kaffeepausen zu fragen, mit mir zusammen Essen zu gehen, auch nach gemeinsamer Freizeit (z.B. Schwimmen). Wenn wir 2-3 Tage nichts voneinander gehört hatten, fragte sie mich wie mein Tag war, usw. Das ist natürlich alles auch rein freundschaftlich möglich, aber nach allem was sonst so war, ist das eine Menge Aufmerksamkeit. Auf der anderen Seite fragte sie mich nach meinen Wochenendplänen, sagte dass sie selbst nichts vor hätte. Ich schlug dann vor etwas gemeinsam zu machen, was total übergangen wurde, sie wünschte mir ein schönes Wochenende, und ging.

Sie ist süß und gutherzig und witzig, und zieht mit ihrer Art und auch mit ihrem Aussehen auch die Aufmerksamkeit einiger anderer Männer auf sich. Letztens hat sie einen Kollegen von mir abgewiesen, der ebenfalls Gefühle für sie entwickelt hatte. Ich habe sie nie direkt darauf angesprochen, vielleicht aus Angst, dass es mir ebenso ergeht. Ich bin durch die Arbeit auch "gezwungen" sie oft zu sehen.

Ich bin selbst nicht der extrovertierteste Mensch, und mache viel mit mir selbst aus. Meine letzten Beziehungen gingen alle aus Freundschaften hervor und haben jeweils mehrere Jahre gedauert. Ich habe eigene Interessen und ein gewisses Bedürfnis an Freiraum, gebe den jedoch auch meinen Mitmenschen. Ich bin zufrieden mit meinem Leben und eigentlich nicht abhängig oder "needy". Doch ich merke zunehmend wie ich nicht mehr meinem normalen Alltag nachgehen kann, weil ich zu viel darüber nachdenke und auch meine Stabilität verliere.

Ob sie nicht merkt, dass diese Situation angespannt ist? Ich kann mir das bei ihr nicht vorstellen, und wie viele Frauen die ich kenne, ist sie denke ich eher gut darin, solche Emotionen zu spüren. Oder interpretiere ich freundschaftliche Signale falsch und sie hat keine Ahnung, was sie auslöst?

Es ist mir klar, dass ein sicherer Weg es voranzutreiben wäre, sie einfach zu konfrontieren, auch das Risiko, dass es damit für eine Zeit sehr unangenehm wird, zusammenzuarbeiten. Aber aus letzterem Grund frage ich mich, ob es nicht besser wäre, einfach Distanz aufzubauen, im normalen kollegialen Rahmen, und die Sache einfach auslaufen zu lassen. Ich denke leider, dass ihre Gefühle freundschaftlich sind, bin aber trotzdem verwirrt aufgrund der gemischten Signale, die ich empfange.

Was meint ihr dazu?

Danke, Michael

Anna Anwort von Anna

Lieber Michael,

vielen Dank für deine Nachricht. Deine Ausführungen sind tatsächlich widersprüchlich - das Verhalten deiner Kollegin oft wage. Letztendlich hast du die Situation gut durchdacht und das Für und Wider abgewägt. Als Frau kann ich dir nur raten, sie darauf anzusprechen und sie mit deinen Gedanken zu konfrontieren. Du bist auf der einen Seite ein Gefühlsmensch auf der anderern Seite benötigst du aber auch deinen Freiraum und gibst diesen auch deinen Mitmenschen. Das klingt doch nach einer guten Mischung aus Nähe und Distanz.

Das Schlimmste was passieren kann ist eine Ablehnung von ihr und das daraufhin folgende (zu Anfang unangenehme) weitere Arbeitsverhältnis. Evtl. machst du dir auch ein bisschen Sorgen, ob du dann nicht zum Gespräch der anderen Kollegen wirst?
Auf der anderen Seite, wenn du sie nicht darauf ansprichst, wird es immer wieder Situationen geben, welche dich zum grübeln bringen.

Das Glück ist mit den Mutigen - so sehe ich das jedenfalls.

Alles Gute und beste Grüße

Anna