Problem von Anonym - 16 Jahre

Situation scheint aussichtslos

Ich glaube um mein "kleines" Problem zu beschreiben muss ich von ganz vorne anfangen.
Zuerst zu mir und meiner Familie. Seit ich geboren wurde war ich immer der Sonnenschein meiner Familie. Ich war immer die, die immer alles alleine gemacht hat, die immer von allen gemocht wurde und die immer Aufmerksamkeit gekriegt hatte, mehr als meine fast zwei Jahre ältere Schwester. Wo ich juenger war, habe ich mich mit ihr nicht so gut verstanden und wir haben uns oft gestritten. ich habe mich dann immer an meine Mutter geklammert und (jetzt im nachhinein kann ich sagen ich wurde immer bevorzugt, obwohl ich das damals als selbstverstaendlich hingenommen habe). sie war meine einzige "Freundin" obwohl ich ihr nie was erzaehlt hatte. Meine Eltern sind beide gut gebildet und haben von Anfang an seit ich denken kann, an mich und meine Schwester hohe Erwartungen gestellt. Dabei wurde ich immer als gut gehiessen und meine schwester als "die Boese". Meine Eltern hatten zu mir vollstes Vertrauen, waehrend sie meiner Schwester eher misstrauten, dabei sollte ich eigentlich nicht von meinen Eltern sprechen, sondern von meiner Mutter, weil sich mein Vater aus der ganzen Erziehung raushielt. Wo ich vier war sind wir nach Deutschland gezogen (oder besser aus Estland vor dem Kommunismus geflohen) und seit dem lebe ich in Deutschland. Ich habe keine Erinnerung an die Zeit in Estland, aber alle erzaehlten mir immer was fuer ein verschmustes und froehliches und suesses Kind ich doch war. Aber wo ich nach Deutschland gezogen bin hat sich so vieles geaendert. Seit meiner Geburt war mien Vater immer viel unterwegs wegen seiner Arbeit und so aber immer wenn er da war hat er immer lustige Geschichten von seiner Arbeit erzaehlt und hat gelacht und zur Musik mitgesunden und sowas. aber als wir nach Deutschland gekommen sind mit 4 Personen (mein Vater, meine Mutter, meine schwester und ich), vier Reisetaschen und 100 Euro Cash, und mein Vater angefangen hat dort zu arbeiten ist er immer ehergeiziger geworden. er hat sich immer mehr von uns distanziert, so hat meine Mutter mich und meine Schwester eigentlich alleine erzogen. Als ich sieben war (Schwester 9) hatte meine Mutter einmal eine Unterzuckerung (sie ist Diabetikerin, aber weder ich noch meine Schwester haben das bis dahin gewusst). Als mein Vater diesen Abend nach Hause kam, war er wuetend - zumnindest hatte ich ihn das erste Mal wuetend gesehen. Statt Verstaendis zu zeigen war er wuetend und hat meine Mutter angemeckert "Du hast es ihnen immer noch nicht erzaehlt?" Seit dem ist er immer ausgerastet und hat Panik gekriegt wenn meine Mutter eine Unterzuckerung hatte und je aelter ich wurde desto oefter kam es vor (oder desto oefter bekam ich es mit) und desto mehr uebernahmen meine Schwester und ich die Sache mit dem Blutzucker messen, Glokose geben, warten und sie versorgen bis sie wieder zurechnungsfaehig ist, bis es meiner Schwester genug wurde (da war ich 12/13 Jahre alt und ich hab dann gesagt dass sie mich dann einfach holen sollen und ich mach das dann und so - in der Nacht, am Tag, wann immer es ist). Und so war es dann auch. Meine Schwester half mir dann mal ab und zu aber eben nicht immer,(jedoch meistens).

Mein Vater ist immer oefter wütend geworden, er hat sich so veraendert waehrend dessen. Er ist immer erfolgreicher geworden, wir mussten nicht mehr vom Sozialamt leben, konnten uns gesundes Essen leisten, konnten immer in besseren Urlaub fahren und und und.heute sind wir durchschnittlich vermoegend. Aber je aelter ich wurde desto "oeffentlicher" (innerhalb er familie) wurde die Streitereien meiner Eltern. Oder desto mehr fiel es mir auf, zumindest seit ich erfahren hatte, dass meine Mutter krank ist. Er wurde immer kaelter, hat immer weniger gelacht, oder zur Musik mitgesungen (das letzte Mal das ich ein Lachen oder was Froehliches von ihm gehoert hatte, war wo ich acht/neun war). Er ist immer mehr isolierter geworden und hat sich in seine Arbeit gefluechtet. Wo ich nach Deutschland gekommen bin, hatte ich sehr lange gebraucht um mich hier zu intregieren und Freunde hatte ich auch nicht die ersten fuenf Jahre.
Das erste Mal wo ich eine richtige Freundin gehabt habe, war ich im siebten Schuljahr (war damals ca. 12) aber mit der habe ich auch nie tiefgruendig gesprochen. alles was bei uns ablief war feur mich " normal"; ich kannte nichts anderes und alles was passierte wurde nicht angesprochen - keinem gegenueber. Damals hatte meine Schwester Magersucht bekommen, feur ca. 2 jahre und hat sich selber irgendwie wieder daraus rausgezogen, vielleicht stand sie an der "Klippe des Abgrundes" ich weiss es nicht. Es passierte so vielleich.
Meine Eltern schiene sich zu hassen, immer nur noch gestritten, sich gegenseitig mit Scheidung gedroht, der Aenger wurde entweder an uns Toechtern ausgelassen (anschreien, mehr Forderungen, Vorwuerfe etc.) Meine Schwester war pummelig und wurde dünn, wirklich dünn. Aber sie hat sich wieder auf ein "schlankes" Gewicht gebracht dafuer aber mit Ritzen angefangen, aber auch das hat sie sich selber wieder (wahrscheinlich mit Hilfe guter Freunde, die sie hatte) rausgezogen. Fuer ein paar Jahre (ca. 2) hatte sie "nichts". Sie hat sich einfach "ausgelinkt aus der ganzen "Familie".Sie ist aelter als ich. Alkohol kam ins Spiel. Ich war 13 da dreuckte sie mir ein Bier in die Hand und sagte "trink". Ich weiss kein gutes Beispiel. Sie kümmerte sich um mich, ich glaube für sie war das die Loesung, also wollte sie mir helfen. Sie trank - viel zu viel. Wieder Esstoerung und Alkohol, hin und wieder kiffen. Einfach sich betäuben. Jetzt ist sie nur noch leicht essgestort - sie ist immer noch pingelich mit Essen, achtet sehr auf ihre Figur. Aber Alkohol und Kiffen tut sie nicht mehr, seit dem sie mit ihrem Freund zusammen ist. Er hat einen guter Einfluss auf sie. naja und zu mir - ich war immer das Pummelchen in der Familie und mir wurden Suessigkeiten immer verboten, waehrend meine mutter eiserne Disziplin wegen ihrem Diabetis zeigte. Dann spuelte meine Schweter auch noch Essen ins Klo wenn meine Mutter nicht da war und das alles war "nomal". Nun ja seit ich 13/14 bin, bin ich nun essgestoert. Zuerst anfaenge von Magersicht dann Ess-Brech-Sucht.hin und wieder Alkohol und naja - auch selbstverletzende Gedanken und so. Ich hab im November 2003 eine Therapie gemacht und gelernt normal zu essen und mich aus meiner Familie auszulinken und so. Im Moment bin ich in den USA. Seit August. Und meine Esstoerung ist wieder da - die Selbstverletzenden Gedancken sind wieder da. Und das Schlimmste, dass ich weiss das, wenn ich wiederkomme das dort es nicht besser ist. Meine Mutter hat endlich die Scheidung eingereicht und mein Vater wird asuziehen. Das letzte Mal wo ich mit ihr telefoniert hab hat sie gesagt das ihre Diabetalogin die Diagnose gestellt hat das sie depressiv ist und essgestoert und alleine nicht lebensfaehig ist.
Wenn ich wiederkomme haben wir kein Geld, die wohnung zu bezahlen, weil mein Vater das Geld hat und der zieht weg. wahrschinlich ins Ausland um keinen Unterhalt zu bezahlen und das Geld reicht knapp fuers Essen. Und meine Esstoerung ist auch noch da und alles scheint falsch und aussichtslos und ich weiss nicht an wen ich mich noch wenden soll. wer mir helfen kann,

Anwort von Sabine

Hallo!
Es ist erschreckend, wie sich Menschen im Laufe der Zeit verändern können. Deinem Vater schien sein Heimatland ein wenig gefehlt zu haben und in dem neuen Land hat er sich so dermaßen verändert, dass es sogar die Ehe zerrüttet hat. Aber auch Du und Deine Schwester haben sich sehr verändert, wie Du es beschreibst. Es muß nichts mit dem Landeswechsel zu tun haben. Diese Veränderungen hätten auch im Geburtsland passieren können, aber ich finde es ist schon heftig, wie sehr sich alles bei euch in der Familie verändert hat.
Dein Vater hatte anfangs bestimmt nur Angst um Deine Mutter, dass es so agressiv reagiert hat. Er hat sich Sorgen gemacht und war so hilflos. Er war schließlich bei der Arbeit, wenn die Anfälle der Zuckerkrankheit kamen und konnte nichts machen. Ich denke, seine Reaktion war die pure Hilflosigkeit.
Ich kann Deiner Mail entnehmen, dass Du früh die Verantwortung übernehmen mußtest zuhause. Dein Vater war arbeiten und Deine Schwester hat sich m.E. der Verantwortung Deiner Mutter gegenüber etwas entzogen. So blieb alles an Dir hängen. Es war damals in Deinem Alter eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe, sich um einen zuckerkranken Menschen zu kümmern.
Durch viele Ereignisse in eurem Leben, hat sich eurer gesamtes Familienleben verändert. Du klingst heute noch sehr verantwortungsbewußt in Deiner Mail. Du schilderst es mir dadurch, dass Du Dir mit 16 Jahren Sorgen um das Überleben Deiner Familie in Deutschland machst.
Da Du mit 16 aber noch nichts weiter unternehmen kannst, möchte ich Dir raten, mit Deiner Mutter das zuständige Sozialamt für euch aufzusuchen und euch genaustens Informationen dort einzuholen, welche Gelder euch zustehen, wenn sonst keine Einkünfte in den Haushalt fließen.
Was die Unterhaltszahlungen Deines Vaters betrifft, wenn er sich wirklich ins Ausland absetzen sollte, würde ich ich an eurer Stelle bei einem Fachanwalt für Familienrecht informieren, welche Möglichkeiten euch zustehen, Unterhaltszahlungen geltend zu machen. Wenn ihr nur geringes Einkommen habt in der Familie, dann ist es euch möglich, einen Berechtigungsschein beim zuständigen Amtsgericht für euren Wohnbezirk zu beantragen. Dieser Berechtigungsschein ermöglicht euch ein Beratungsgespräch bei einem Anwalt, welches euch schließlich nur 10 ? kosten wird. Weiter Kosten entstehen euch aus diesem Beratungsgespräch dann nicht.
Ich kann Dir also nur raten, Dich bei den o.g. Stellen zu informierern über eure Möglichkeiten, damit es Hilfe für Dich und Deine Familie gibt. Und, ich wünsche Dir alles Gute für die Zukunft. Du scheinst ein sehr starkes Mädchen zu sein.

Lieben Gruß.