Problem von Anonym - 27 Jahre

Heimweh und Ängste ...

Hallo,

auch ich fühle mich ein wenig fehl am Platz, da ich bereits 27 bin und super heimweh habe. Dazu muss ich sagen, dass ich per Nachrückverfahren aus dem guten alten Berlin in den Norden gezogen wurde. Dies geschah letztes Jahr Ende Oktober. Ich musste spontan sein, meinen Zeitvertrag kündigen und sofort nach Schleswig Holstein, um mich einzuschreiben. Kam auch die ersten Monate nur provisorisch unter, sprich bei meiner Tante und dann zur Zwischenmiete. Habe auch ständig zu knabbern gehabt, ob es mir so viel wert ist das Studium oder ob ich es wieder abbrechen solle. Jetzt wird's etwas unangenehm, ich habe bis dato bei meinen Eltern gewohnt, stand zwar kurz vor einer eigenen Wohnung, dazwischen kam nun aber der Bescheid der Universität, dass ich genommen bin. Jetzt sitze ich also in der ersten eigenen Wohnung, fühle mich aber total alleine, kriege ständig Heulanfälle und muss mich für viele Veranstaltungen wie Praktika und Seminare an der Uni überwinden, wo man zudem noch referieren muss. Das ist ein zusätzliches dickes Problem für mich. Zudem habe ich irgendwie vor allem Angst. Das kann man kaum beschreiben. Für diejenigen, die jetzt denken, ich sollte vielleicht eine Therapeutin aufsuchen sei gesagt, die sitzt in meiner alten Stadt und kann mir kaum auf diese Distanz helfen. Zudem stand ein Studienortswechsel an, den ich nicht wahrnehmen kann aufgrund ungenügender Scheine.

Dieses Hin und Her, die ständige Welle von Hoffnung, die einen dann doch wieder genommen wird, ist kaum auszuhalten. Meine Beziehung ist ebenfalls zerbrochen Ende des letzten Jahres und ich frage mich, ob ich hier richtig bin. Ich muss auch nicht wieder zu Hause einziehen, ich möchte nur in der Nähe meiner Eltern sein und diese 3,5 h Fahrt nicht auf mich nehmen müssen, zumal ich nur alle paar Wochen heim kann :-(

Die große Angst liegt evtl. darin begründet, dass ich bereits 27 bin, meine Eltern schon 59 und jederzeit etwas passieren könnte. Wann immer ich sie besuchen fahre, habe ich das Gefühl, sie seien gealtert. Und ich habe es verpasst. Und wenn dann etwas passiert? Letztes Jahr haben wir meinen Vater - da war ich gerade einmal zu Besuch - ins Krankenhaus fahren müssen mit Verdacht auf Herzinfarkt. Ein Glück war es wohl nur der erhöhte Blutdruck. Aber solche Situationen machen mich fertig. Wenn etwas passieren sollte, kämen die Vorwürfe, nicht dagewesen zu sein und ich glaube, ich würde mein Studium zumindest für eine Weile hinschmeißen.

Bin echt so traurig und fühle mich allein, hätte früher nie gedacht, dass Heimweh so in der Brust schmerzen kann. Von gut (Ein-)Schlafen kann ebenfalls keine Rede sein, ich liege ewig wach und denke nach oder heule. Und durchschlafen kann ich auch nicht wirklich oft.

Also, was tun ...? Dem noch Zeit geben und weiterleiden?

Anwort von Sabine

Hallo!

Du erwähnt ganz nebenbei in Deiner Mail, dass Dein Therapeut in Deiner Heimatstadt ist und nicht für Dich erreichbar, wenn Du ihn oder sie brauchst. Hast Du schon mal darüber nachgedacht Dir in Deiner Studienstadt neue Hilfe zu suchen, wenn es Dir bisher bei Deinen Ängsten geholfen hat? Diese Möglichkeit gibt es mit Sicherheit auch in Deiner Nähe.
Es würde nichts bringen Dir die Wohnung und Deine Selbstständigkeit schön zu reden, wenn Du unter diese Angst leidest. Auch ich komme mit meinen Worten über diese Mauer von Dir, die Du vielleich aufgebaut hast, nicht hinweg. Es wäre vielleicht wirklich ratsam, wenn Du Dir fachliche Hilfe an Deinem neuen Wohnort und Zuhause suchen würdest um wieder Stärke zu bekommen.
Klar ist es nicht einfach, wenn man vorher immer alle um sich gehabt hat, aber es geht. Nur, die Stärke die Du brauchst, konnte Dir bisher ein Arzt geben und ich finde, Du solltest es ruhig wieder in Anspruch nehmen um neu aufzubauen.

Lieben Gruß