Problem von Maria - 17 Jahre

Unmotiviert , gestresst, frustriert...

Liebes Kummerkasten-Team,

mein Problem ist wohl sehr umfangreich und nicht direkt als "Problem" zu bezeichnen. Ich weiß nur einfach nicht weiter.
Ich gehe momentan in die 11. Klasse eines Gymnasiums, habe gerade einen Schulwechsel hinter mir. Den Schulwechsel habe ich gemacht, weil ich dachte, so "neuen Schwung" und Motivation in mein (Schul-)Leben zu bekommen. Auf der alten Schule waren die Lehrer schlecht und solche Dinge. Die neue Schule finde ich wirklich besser, ich fühle mich wohler, die Lehrer sind zufrieden mit mir (die meisten) und loben mich auch, was auf der alten Schule nicht der Fall war (vermutlich auch Gewöhnungssache). Anfangs hatte ich echt Spaß daran, wieder in die Schule zu gehen, aber das hat sich jetzt, nachdem die Klausuren auch wieder angefangen haben, wieder geändert. In meiner Klasse bin ich relativ gut aufgenommen, auch wenn man natürlich - auch nach drei Monaten - ab und zu mal alleine da sitzt. Aber damit komme ich meistens ganz gut klar, weil man in manchen Kursen einfach nicht die Chance hat, die Leute besser kennenzulernen.
Jedenfalls hat es wieder angefangen, dass ich unmotiviert bin. bin auch ziemlich nah am Wasser gebaut momentan. Habe keine Lust zu lernen, weil ich sooo viel immer lernen muss. Manche Fächer (hauptsächlich Mathe, Chemie und Physik) bereiten mir totales Kopfzerbrechen, weil ich es einfach nicht kann. Jedenfalls den größten Teil nicht. In so'n Momenten fühl ich mich dann richtig elend, wenn ich vor einer Klausur stehe und weiß, dass ich es nicht kann und dann sitze ich zwei Stunden vor meinem Blatt und könnte heulen. Morgen ist es wieder mal so weit: Mathe. Und ich kanns nich. Jedenfalls nur minimal.
Viel schlimmer ist aber eben, dass ich überhaupt keine Motivation dazu habe. Ich habe keine Lust mehr in die Schule zu gehen. Mich kotzt es total an. Besonders, wenn ich dann Stundenlang nur da sitze und nicht mal wirklich Unterricht geschieht. Bei manchen Lehrern ist das der Fall und das halte ich dann für absolute Zeitverschwendung. Ich mache mir immer Stress, nehme mir wenig Zeit, um mit Freunden weg zu gehen und solche Dinge. Aber oft genug, sitze ich nur da, und mache mir Vorwürfe, dass ich nicht lerne. Obwohl ich ja will und sollte, aber ich habe keine Motivation dazu. Und dann kriege ich total nervöse Anfälle - besonders vor Referaten - obwohl ich letztendlich immer, wirklich immer, einsen in Referaten bekomme. Ich bin momentan glaub ich ein total psychisches Wrack. Könnte dauernd heulen, bin unzufrieden. Mein Freund ist weggezogen vor zwei Jahren. Wir führen ne Fernbeziehung und sehen uns nie. Telefonieren und chatten nur. Aber ich brauch ihn, und er ist nie da, weil das einfach nicht geht. Habe also auch niemanden, der mich mal in Arm nimmt. Er macht das quasi nur mental. Aber das ist eigentlich gar nicht das Thema jetzt. Dadurch kommen nur manchmal EInsamkeitsgefühle durch und ein gewisser Liebesdurst (obwohl ich ja geliebt werde!). Na ja...
Weiß nicht was ich machen soll, um mein Tief zu überwinden. Im Prinzip geht das jetzt schon ein Jahr so. Ich habe überlegt, ob ich mein Leben nicht komplett ändern sollte irgendwie. Aber wie sol ldas gehn?! Ohne Geld und so? Würde gern mein Hobbie Tanzen wieder anfangen, aber dadurch, dass ich schon ein Instrument spiele und das so teuer ist, kann ich nicht noch etwas machen. Und Tanzen kostet auch ordentlich, vor allem, weil ichs ja auch relativ professionell machen will und nich so will-aber-kann-nicht-mäßig.
Habe auch keine richtige beste Freundin oder so, mit der ich über alles reden könnte, wo ich mich ausheulen könnte und die mir auch Ratschläge gibt. Ich glaub, ich bin einfach anders als die Mädels in meinem Alter. Die denken teilweise nur ans Party machen, Rumknutschen und all so'n oberflächliches Zeug. Also ich meine, ich mag Party machen auch, aber nicht jedes Wochenende. Ich weiß nicht, was ich machen soll, um wieder glücklich zu werden! Es ist auch nicht so, dass ich von außerhalb keine Bestätigung bekommen würde. Im Gegenteil: Das Feedback ist immer gut, in jeglicher Hinsicht, und ich kann mich da nicht beschweren.
Vielleicht fehlt mir wirklich ein Ausgleich. Aber ich bin jeden Tag bis 15h in der Schule. Freitags bin ich erst um 17h Zuhause. Wochenende geht meistens für Schulsachen drauf und ein weeeenig Freizeitaktivitäten. Was soll ich denn machen??
Ich könnte auch nicht mit Schule aufhören und einfach versuchen, zu arbeiten. Will mal Lehrerin werden. Grundschullehrerin. Muss also studieren. Brauche Abi. Aber ich bin jetzt schon total ferit! Wie soll ich da mein Abi schaffen?? Und ich hab auch Angst vorm Abi. Muss in Deutsch, Musik, Geschichte, Bio und Mathe mein Abi machen. Mathe wird der totale Horror. Die neue Schule ist musikbetont und d.h., dass ich da auch nicht richtig klarkomme und so meine Problemchen hab. Also hab ich auch Angst vor Musik. Auch Geschichte bin ich mir nicht sicher, dass das so locker wird. Glaube einfach nicht, bzw. bin mir sicher, dass ich es bis zum Abi schaffe, wenns so weiter geht, wie es momentan ist. Hab keine Kraft mehr und weiß nicht, woher ich sie nehmen soll. Mir kommt so viel in meinem Leben oberflächlich vor, weil niemand weiß und sieht, wies in mir ist momentan. Meine Freunde nicht und meine Familie höchstens Ansatzweise. Alle sagen immer nur: "Du musst dich irgendwie motivieren. Das durchziehen. Einfach weitermachen. Manchmal ist das Leben einfach scheiße." Aber so kanns nicht sein! So schaff ich das nicht...
Ich weiß, dass ich mir um zu viele Dinge einfach zu viele Gedanken im Voraus mache. So war ich schon immer und so werde ich auch immer sein vermutlich. Meistens schlafe ich dadurch erst ziemlich spät ein, sodass ich morgens sowieso schwer ausm Bett komme. Das ist auch so'n Problem, dass ich enorm viel Schlaf brauche und selten dazu komme. Auch am Wochenende klappts nicht so, weil ich da die Zeit ja auch nutzen will und muss. Bin tendenziell auch eher ein "Nachtmensch". Also habe ich auch quasi schlechtes "Genmaterial" für meinen Lebensstil. Momentan jedenfalls.
Und wie komme ich jetzt raus aus meinem Loch? Mir fehlt meine alte Lebensfreude, ich war immer gut drauf, mach gerne Späßchen. Das ist ja nicht komplett weg, aber momentan halt eher oberflächlich. So für die anderen. Und wenn ich einfach mal meine Probleme vergesse.
Ich hab so viele Stressfaktoren in meinem Leben. Hauptsätzlich eben psychischen Stress. Stress wegen Klausuren, Stress wegen Referaten, Stress wegen Gedanken ums Abi, Stress wegen Unterricht, in dem ich nicht mitkomme, Stress wegen Familie (weil die ja auch wollen, dass man im Haushalt hilft und so'ne Dinge, für die ich keine Nerven habe, jedenfalls nur schwer), Stress mit Freunden (eine gute Freundin von mir ist momentan ziemlich.. na ja, sie verändert sich und das macht mich natürlich auch rgendwo fertig), Stress wegen anderen schulischen Sachen, wie z.B. Sport (ich habe null Ausdauer/Kondition, jedenfalls nicht was Joggen und Rennen und sowas angeht und genau das wird die nächsten drei Jahre verstärkt abgeprüft. Soll 12min durchrennen und möglichst 6 Runden dabei schaffen, ich kipp nach der 2. um und alle anderen schaffen das besser als ich). Da sind so viele Sachen, die mich belasten, die ich aber nicht aus der Welt schaffen kann. Ist ja nunmal so. Kann das Schulsystem nicht ändern.
Ich habe das Gefühl, dass es für mich und mein Problem (mein Tief) keine Lösung gibt, keinen Ausgang daraus. Und, dass mich mein Weg stetig nach unten führt und ich irgendwann daran zerbrechen werde, ohne, dass es jemandem vorher aufgefallen wäre und ohne, dass jemand was unternimmt. Und ich weiß einfach nicht, was ich unternehmen soll. Ich bin normalerweise nicht so empfindlich und sensibel und normalerweise bin ich ein froher Mensch. Ich würde auch nicht sagen, dass ich jetzt total die psychischen Probleme habe und ne Therapie brauche. Ich weiß nur keinen Ausweg, aus meiner Zwickmühle, bin unglücklich, unmotiviert, gestresst, labil und was weiß ich nicht noch alles untypisches für mich...

Ich würde mich sehr über Hilfe und Rat von euch freuen, obwohl ichs verstehen könnte, wenn das keiner kann und das nicht so einfach ist. Ich habs immerhin innerhalb eines Jahres nicht geschafft, ne Lösung zu finden (Schulwechsel hats ja auch nur kurzfristig gebracht).

Vielen Dank trotzdem im Voraus,
Maria.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Maria!

Du fühlst Dich gerade wie in einer Sackgassen; jedenfalls kommt es bei mir so an. Wo Du hinsiehst, siehst Du Mauern, die Dir unüberwindbar erscheinen. Das erste, was dagegen hilft, ist, sich die Probleme einzelnd anzuschauen und nicht als Masse. Kleine Steine kannst Du abtragen, bis die Mauer Licht durchlässt. Aber auf einen Schlag die ganze Mauer versetzen kannst Du nicht.

Du solltest Dir mehrere kleine Ziele setzen, die Du absehbar auch erreichen kannst, um dann an das eine große zu gelangen. Die kleinen Erfolgserlebnisse und die Selbstbestätigung sind der Motor für die Motivation.

Setz Dich einmal hin und mache eine Liste, was Du in Deinem Leben gerne anders hättest. Schreib alles auf, was Dir gerade in den Sinn kommt. Was müsste wie sein, damit Du wieder die glückliche Maria sein kannst. Dann streiche alles, was nicht änderbar ist. z.B. die Schule. Du möchtest Dein Abi also wird sie noch eine Zeit zu Deinem Alltag gehören.

Wenn Du dann die Punkte hast, die änderbar sind, schreibe Dir auf, wie Du sie erreichen kannst. Jeden Schritt. Und die werden dann 'abgearbeitet'. So eine Liste vor Augen kann ungeheuer helfen. AUs dem inneren Chaos wird etwas strukturiertes, überschaubares.

Ein Beispiel: die Kondition. Im Moment ist sie nicht so, wie sie erwartet wird (von Dir selbst und von anderen). Aber das ist trainierbar. Geh zwei mal in der Woche ein bißchen laufen. Du wirst sehen, es wird immer besser. Das passiert dann ganz automatisch. Dein Körper gewöhnt sich an die Belastung. Außerdem werdem beim Sport Stresshormone abgebaut. Es kann also nur gut tun.
Noch ein Beispiel: Mathe. Das ist wahrhaft nicht jedermanns Ding und ich hatte damit auch immer meine Nöte. Schau Dich in der Klasse um - wer könnte Dir helfen? Wer hat den Stoff gut drauf? Vielleicht kannst Du eine Lerngruppe gründen? Das hätte zusätzlich den netten Nebeneffekt, dass Du die Leute besser und näher kennenlernst.

Du siehst also, Wege gibt es - Du musst sie nur gehen. Gegen die mangelnde Motivation hilft nur (sorry) der innere Arschtritt. 'Das mach ich jetzt' Und zwar jetzt, nicht morgen. Anfangen. Wenn es einmal im Gang ist, wird es besser laufen. Zum ersten Schritt musst Du Dich überwinden.

Vielleicht hilft es Dir, wenn Du Deinen Tag ein wenig gliederst. Wieviel und welche Zeit ist für die Schule? Wann ist Freizeit? Wenn Du den Pflichtteil erfüllt hast, dann tu was für Dich. Alles zu seiner Zeit. Wie gesagt, auch da kann eine Art Liste helfen, eine Gliederung, Aufteilung. Eine Art Terminplanter eben.

Alles Gute!
Dana