Problem von Thomas - 28 Jahre

Gesundheitsschädliches Pflichtbewußtsein

Mein Problem ist, dass ich mich täglich unter extremen Druck setze und mich dann in eine Panik hineinsteigere aus der ich keinen Weg mehr finde.

Beispiele: Ich stehe morgens auf und muss noch verschiedene Arbeiten erledigen. Haushalt, Hausarbeit, etc. Nachdem ich aufgestanden bin, wälze ich die Dinge die ich zu tun habe im Kopf herum, bzw. stellte sie mir vor, bzw. sind sie schlicht in meinem KOPF, und will möglichst alles gleichzeitig erledigen. Ich bin danach meistens so erschöpft, dass ich nichts mehr tun kann. (Dieses Problem konnte ich schon etwas in den Griff bekommen, mit einer Notizliste, wo ich mir aufgeschrieben habe, was zu tun ist und in welcher Reihenfolge. Dennoch, denke ich immer, ich muss von den Punkten auf meiner Liste ALLE an einem TAG schaffen, was aber völlig unmöglich ist.)

2.Wenn ich beispielweise zur Arbeit fahre, denke ich immer, ich darf nicht zuspät kommen, und prüfe hundertmal die Uhr, komme, auch wenn ich mir genug Zeit lasse, irgendwie immer in eine Hektik, so dass ich immer rennend aus dem Haus stürme und völlig erschöpft entweder an der Bushaltestelle ankomme, oder mit dem Wagen mein Ziel erreiche.

Diese Dinge belasten mein Leben extrem. Vielleicht klingt es nicht so hart, aber ich kann mein Leben kaum noch gestalten, weil ich mich gar nicht mehr entspannen kann (mich zu entspannen bedarf einer Menge an Willensanstrengung und es gelingt mir selten) und mich an diese Panik gewöhnt hab.

Seit einem Monat habe ich wegen diesem Stress schon dreimal Tinitus Geräusch gehabt. Die teiweise 12 Stunden angehalten haben. Da ich meiner Gesundheit nicht weiter schaden will, wäre ich um jede Hilfe dankbar.

Wie kann ich mein Verhalten ändern? (Einen Therapeuten kann ich im Moment nicht aufsuchen, weil die Krankenkasse, eine Therapeuten-Pause-Zwangszeit verordnet hat)

Anwort von Sabine

Hallo Thomas!

Da Du schreibst, dass Deine Krankenkasse eine Therapeuten-Pause wünscht, gehe ich davon aus, dass Du aufgrund Deiner genannten Probleme schon in Therapie bist. Nur ungerne mische ich mich dann in die behandelten Probleme ein, wenn Du fachliche Hilfe bekommen hast oder in Anspruch nimmst. Dennoch möchte ich versuchen ein wenig dazu zu schreiben:
Du hast selber erkannte, wo Deine Probleme liegen. Das Du bereits nach einer Liste vorgehst, finde ich gut. Dennoch kann diese Liste auch einen Druck auf Dich ausüben.
Hast Du schon einmal darüber nachgedacht, ob oder was passieren könnte, wenn Du einen Punkt auf der Liste mal nicht erledigst. Ich meine jetzt nicht in Deinem Kopf, sondern im Leben.
Nur mal angenommen auf Deiner Liste stehen Dinge wie: - Auto waschen - Rasen mähen - Einkauf erledigen. Was würde passieren, wenn Du Dein Auto jetzt heute nicht waschen würdest? Nichts. Es würde nicht auseinanderfallen, sondern es wäre lediglich einen Tag länger dreckig. Na und? Und genau dieses : na und?, das müßtest Du lernen um vielleicht besser damit klar zu kommen. Niemanden - außer Dir - interessiert, ob Dein Auto am Montag gewaschen wurde oder Dein Rasen am Freitag gemäht. Ich war mal ähnlich wie Du und wollte täglich alles perfekt haben um abends besser schlafen zu können. Manchmal erwische ich mich heute noch dabei, aber seit ich meine Kinder habe, weiß ich, dass es wirklich wichtigere Dinge im Leben gibt. Vielleicht könnte es Dir helfen, wenn Du Dir einmal aufschreibst, was für Dich im Leben wichtig ist. Du könntest es in mehrere Spalten aufteilen. Wichtig - nicht so wichtig - dringend. Dazu können persönliche Dinge gehören. Vielleicht hilft es, wenn Du Dich mit den täglichen Aufgaben einmal so auseinander setzt. Ist es Dir z.B. wichtiger den Rasen zu mähen oder das Auto zu waschen, als spontan mit einem Freund ein Eis essen zu gehen? (nur mal zum Beispiel).
Gut ist, dass Du es selber erkannt hast, dass es Dich unter Druck setzt. So kannst Du Dich selber auch immer ausbremsen. Arbeiten könnten erledigt werden, wie sie anfallen oder wie man Lust darauf hat.
Zu spät zur Arbeit kommt niemand gerne und ich glaube, diesen Stress tun wir uns alle täglich an. Ruhiger wird man dann erst, wenn man am Arbeitsplatz ist. Jeder geht mit solchen Situationen anders um.
Was Du bereits in der Therapie gelernt hast - wenn Du diesbzgl. schon welche hattest - könntest Du immer anwenden und daran zurückdenken. Ich denke, dass es Dir auch hilft.
Vielleicht wäre auch eine Kur, mal 3 Wochen weg vom Alltag, eine Hilfe. Vielelicht sprichst Du darüber mal mit Deinem Hausarzt.

Lieben Gruß