Problem von Anonym - 30 Jahre

Verliebt in Praktikanten!?

Hallo Ihr!
Ich arbeite seid 4 Jahren in einem Team mit 4 Kollegen zusammen. Wir haben jedes Jahr einen neuen Praktikanten/Inn. Seit Sept. 2005 arbeitet "er" (31 Jahre, ledig) als Praktikant in unserem Team. Wir waren uns von Anfang an sehr sympatisch, haben den gleichen Humor und schätzen uns sehr für unsere unterschiedlichen Stärken, unsere Arbeit betreffend. Da wir noch zusammen eine Fahrgemeinschaft haben, tauschen wir uns häufig über Privates (Familienstress, Freizeiterlebnisse,..) aus.
Ich lebe alleine, habe aber seid 2 Jahren einen Freund (36). Unsere Beziehung gestaltet sich seid einem Jahr immer schwieriger und hat mehr Tiefen als Höhen. Wir sehen uns immer seltener, haben verschiedene Interessen. Es liegt so eine schwere auf unserer Beziehung und wir drehen uns mit unseren Problemen nur im Kreis. Wir schätzen einander sehr, wollen ein Ende beide nicht wirklich akzeptieren und finden aber auch im Moment keine Lösung wie es besser gehen könnte.
Das ich mehr in meinem Praktikanten sah, als nur einen Kollegen merkte ich das erste Mal an Weihnachten 05. Es war nur ein Gefühl, das mich überraschte und das ich erfolgreich verdrängte. Denn das durfte nicht sein und ich erzählte niemanden davon. Privates und Job galt es zu trennen, vorallem im sozialen Bereich.
Bis vor 3 Wochen hat meine Theorie auch gut funktioniert. Doch dann gab es mehrere private Veranstaltungen, die wir gemeinsam mit unserem Team besuchten. U.a. feierten wir gemeinsam, dass "er" nach seinem Praktikum im September halbtags bei uns angestellt wird. Auf diesen Veranstaltungen außerhalb der Arbeit faszinierte er mich immer mehr. Sein Lachen, wie er auf Menschen zu geht, seine Ernsthaftigkeit aber auch seine Leichtigkeit für das Leben. Ich stand irgendwann morgens auf und es hatte mich erwischt. Ich konnte nur noch an ihn denken. Aufeinmal war die Fahrgemeinschaft anders. Ich war aufgeregt, hätte gern seine Hand berührt oder ihm nur in die Augen gesehen. Die nächsten Tage auf der Arbeit waren für mich die Hölle. Ich hatte Schmetterlinge im Bauch, die sich mit kleinen Teufeln einen Boxkampf lieferten. Die Schmetterlinge wegen ihm und die Teufel wegen des schlechten Gewissens meinem Freund gegenüber und der Tatsache, das das alles nicht sein darf, da wir zusammen arbeiten. Nach ein paar Tagen schaffte ich es nicht mehr, da ich merkte das ich ihm gegenüber, aus für ihn unersichtlichen Gründen, auf Abstand ging und mich zickig verhielt. Da er mein Verhalten auf einen Fehler seinerseits zurück führte, war für mich klar das ich ihm sagen musste was los ist. Ich dachte es wäre richtig ihm zu erklären was mit mir momentan los sei und das dieses Gefühl auch wieder weg gehen würde, dafür würde ich schon Sorgen... Ich wollte einfach nicht, dass er sich doof fühlen muss, weil ich mich ihm gegenüber immer "schräger" verhielt. Na ja. Dann habe ich es ihm abends auf einer Feier gesagt und bin dabei fast gestorben, weil es mir so peinlich war und ich Angst hatte das ich so oder so unser Verhältnis kaputt mache. Aber ich musste mich erklären, sonst wäre ich geplatzt. Er schaute mich an, lächelte und meinte, er hätte sich niemals getraut mir das zu sagen da wir zusammen arbeiten und ich einen Freund hätte. Aber er empfindet genau so. Ich war in diesem Moment geschockt, glücklich und vor allem erleichtert, das es endlich raus war. Irgendwann später haben wir uns dann heftig geküsst... Am nächsten Tag haben wir dann vereinbart, dass wir privat nichts mehr miteinander unternehmen werden um nicht mehr in eine solche Situation zu kommen (und führe mich nicht in Versuchung :-)), keinem etwas davon zu erzählen und miteinander darüber sprechen, wenn es einem von uns doof geht. (Wir haben bereits gegen alle Vereinbarungen einmal verstoßen...) Die ganze Geschichte, mit diesen plötzlichen, heftigen Gefühlen hat mich ganz schön aus der Bahn geschmissen. Vorallem als mein Praktikant ernsthaft überlegte seinen Arbeitsvertrag nicht zu unterschreiben. Ich konnte nicht mehr essen und schlafen. Habe mich für meine Inkonsequenz gehasst und konnte nicht verstehen, wo meine Prinzipien geblieben sind. Vor allem hat mich das Ganze aber auch auf meine Beziehung zu meinem Freund zurück geworfen. Mir wurde vieles klarer und wir hatten gute Gespräche darüber. Ich habe ihm erzählt, dass mich ein anderer Mann im Moment sehr fasziniert. Das ich durcheinander bin und das Gefühl habe erst Mal wieder zu mir selbst kommen zu müssen. Meinem Freund geht es genau so, dass heißt das auch er sich schon länger nicht mehr wohlfühlt, so wie unsere Beziehung läuft. Was ich nicht gesagt habe ist, das es sich bei diesem Mann um meinen Praktikanten handelt. Mein Freund sprach diese Vermutung aus und ich habe sie verneint. Als er meinte, das das dann auch schwer für ihn gewesen wäre, weil wir uns jeden Tag auf der Arbeit sehen würden, war ich zu feige für die ganze Wahrheit. Ich konnte es nicht zugeben, weil ich ihn nicht diesem täglichen doofen Gefühl aussetzen wollte.
Ich weiß nicht wie es weiter gehen soll. Ich lebe in einem Gefühlschaos mit Tatsachen die nicht sein dürfen, Verdrängungsversuchen, Angst jemanden zu verlieren, Versteckspiel, Lügen, schlechtem Gewissen, Schmetterlingen, ...
Ich hoffe auf die Zeit und die Theorie, das Schmetterlinge auch wieder einfach so weg fliegen können wie sie gekommen sind. Außerdem habe ich ab Montag 2 Wochen Urlaub, die ich alleine verbringen möchte. Vielleicht eine Chance für die Schmetterlinge... Oder alles nur Theorie???

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Was soll ich sagen? Wirklich Ordnung in Dein Gefühlschaos bringen kann ich nicht. Es gibt Entscheidungen, die kann einem niemand abnehmen.

Manchmal ist eine neue Verliebtheit für die bestehende Partnerschaft auch eine Chance. Ich habe mir sogar einmal sagen lassen, dass es vollkommen normal wäre, wenn es in einer langjährigen Beziehung dazu kommt. Es kann auch helfen, die Probleme in der Beziehung zu sehen und zu erkennen, um sie dann angehen zu können. Zum einen merkt man wieder, wer der andere für einen wirklich ist und zum anderen sieht man auch sehr genau, was fehlt. Es kann auch eine Chance sein.

Vielleicht aber auch die Chance, Dich von Deinem Freund zu lösen. Du schreibst, es läuft schon lange eher nebenher, etwas stimmt nicht, ihr seid beide unzufrieden. Nur wahrhaben wolltet ihr es nicht. Mag sein, dass ihr jetzt seht, dass ihr beide das Glück zusammen nicht mehr haben werden.

Was davon der Fall ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Ich denke, die drei Wochen Urlaub werden Dir helfen. Du wirst erkennen, wen Du vermisst und Dich selbst ordnen können. Träum Dich in Deinem Leben einmal ein Jahr voraus: Wie sieht es dann aus? Solche Gedankengänge können auch sehr helfen.

Ich wünsche Dir alles Gute, viel Kraft und die richtige Entscheidung!
Dana