Problem von cathze - 21 Jahre

Ich habe den Kontakt zur Aussenwelt verloren

Hallo,
Ich habe ein Problem, dass mich schon seit vielen Jahren belastet.
Mit 14 war ich in ein Mädchen verliebt und für sehr kurze Zeit auch mit ihr zusammen. Sie machte damals Schluss und ich war natürlich traurig und wollte sie wieder haben. Damals erfuhr ich, dass ein Junge, mit dem sie befreundet war, in sie verliebt war und da ich schon immer sehr besitzergreifend und eifersüchtig war, konnte ich, aus meiner damaligen Sicht, nicht zulassen, dass sie eine Beziehung führen. Ich wusste, dass ich sie nicht mehr wieder bekommen würde, weshalb ich die einzige Möglichkeit darin sah, ihn so zu vereinnahmen, dass er nicht mehr an sie denkt. Also habe ich mich an ihn rangemacht, habe so getan, als wäre ich verliebt und hab ihn, der damals noch vollkommen unerfahren war, sehr schüchtern und absolut kein Selbstwertgefühl hatte, Zuneigung gegeben und ihm seine ersten sexuellen Erfahrungen beschert. Zur Folge hatte das, dass er sich in mich verliebte. Wir verbrachten damals ca. 8 Monate zusammen. Es war keine Beziehung, obwohl er sich das wünschte. Für mich war es nur eine Zweckbeziehung und ich schlief auch mit anderen, was ich ihm nicht verheimlichte.
Nach 8 Monaten sagte er, er wolle das nicht mehr. Es täte ihm zu weh, er liese es jetzt sein.
Damals habe ich gemerkt, wie sehr ich ihn eigentlich liebte. Anfangs habe ich gedacht, ich könnte ihn allein dadurch umstimmen, ihm treu zu sein.. ihm jetzt meine Liebe auch zu zeigen, aber er sagte, von seiner Seite aus wären durch die ständigen Verletzungen die Gefühle einfach weg.
Daraufhin folgten die 3 schrecklichsten Jahre meines bisherigen Lebens. Er war wieder in meine Exfreundin verliebt und setzte alles daran, mit ihr in Kontakt zu treten. Und trotzdem kam er jedes Wochenende zu mir und wir schliefen zusammen. Jedes Wochenende wurde mir gezeigt, was ich mehr als alles in der Welt wollte und nicht haben konnte. Immer wieder sagte er mir, er wolle das nicht, er würde am liebsten den Kontakt zu mir abbrechen, aber das könne er nicht.
Obwohl mittlerweile alles anders ist, muss ich heute noch weinen, wenn ich daran denke.
Ich habe mich damals völlig von der Aussenwelt abgeschlossen. Vorher war ich sehr beliebt gewesen, hatte viele Freunde. Ich habe den Kontakt von einem Tag auf den anderen abgebrochen und lebte völlig für mich allein. Zur Schule ging ich auch mehr oder weniger sporadisch von da an. Manche meiner damaligen Freunde rufen mich heute (nach 7 Jahren) noch an.. Aber ich schaffe es auch jetzt nicht Kontakt zu halten..
Mit 18, nach meinem Abitur, zog ich nach Leipzig um zu studieren. Ich hoffte, dass eine andere Stadt und ein anderes Leben alles retten könnten. Ich hatte wieder etwas mehr Kontakt zu Menschen, wenn auch nur sexuellen.. Ich hatte einen "Freund" mit dem ich mich relativ regelmäßig traf, um Sex zu haben, er verliebte sich, ich dachte "nicht schon wieder" und beendete die "Beziehung". So ging das mit ein paar Kerlen und alle wussten, dass alles, was ich wollte, dieser Junge von damals war.. und das schon seit 4 Jahren.
Er selbst besuchte mich auch ein paar mal in Leipzig. Für ein paar Tage kam er, wir erlebten tolle Sachen, wir schliefen miteinander und als er ging, riss er jedesmal mein Herz mit sich.
Ich wollte damals nicht mehr leben. Den Kontakt zur Aussenwelt hatte ich bis dahin vollkommen verloren. Keine Freunde, keine Bekannten.. meine Mutter und meine Katze waren die einzigen Kontakt"personen".
Im März 2005 fand in Berlin ein Konzert einer tollen Band statt, von dem ich wusste, dass er es sehen wollen könnte. Ich lud ihn ein mit mir nach Berlin zu fahren und er willigte ein, obwohl er merklich versucht hatte den Kontakt einzuschränken, seitdem ich nicht mehr in meiner Heimatstadt wohnte.
In dieser Zeit war ich stärker, als jemals zuvor. Ich konnte ihm zum ersten Mal wieder als Mensch entgegentreten, nicht mehr als das kleine Mädchen, dass vor Sehnsucht nach ihm langsam starb. Die Zeit in Berlin war großartig und ich merkte, dass er anders zu mir war, als sonst. Liebevoller, aufmerksamer, aber ich wollte dem keine Bedeutung zumessen.
Nach dem Konzert fuhren wir nach Leipzig zurück, er trug mich auf Händen und blieb für 3 Tage. Er ging ohne Drama, das es sonst immer gegeben hatte.. ohne Tränen, zumindest, ohne für ihn sichtbare Tränen. Ich weinte für mich alleine.
Einen Tag nachdem er gegangen war, bekam ich einen Brief von ihm. Ich öffnete ihn noch im Fahrstuhl zu meiner Wohnung und brach zusammen.
Er schrieb, er habe sich neu in mich verliebt und wollte mit mir zusammen sein.
Das ist jetzt 1 1/2 Jahre her. Die besten eineinhalb Jahre meines bisherigen Lebens. Wir leben eine Liebe, von der ich als kleines Mädchen als letztes gehofft hatte, dass es sie geben möge.
Wir wohnen seit mehr als einem Jahr zusammen, wir wollen heiraten.
Mein Problem ist, dass mich die 5 Jahre gezeichnet haben. Ich bin nicht mehr der Mensch der ich war.. Ich kann keine Kontakte mehr aufbauen, selbst wenn ich es versuche. Menschen scheinen mich gar nicht wahr zu nehmen, auch wenn ich weiß, dass dieses Gefühl nur von mir, aus mir heraus kommt.
Ich wohne jetz seit einem Jahr in Jena. Über meinen Freund habe ich auch Bekanntschaften gemacht, aber anstatt mich in seinen Freundeskreis zu integrieren, habe ich ehr ihn seinem Freundeskreis abspenstig gemacht.
Da er auch immer sehr zurückhalten war und wenig Freunde hatte, belastet es zumindest unsere Beziehung an sich nicht, aber mich belastet es.
Ich würde gerne Kontakt zu Menschen aufbauen, aber es scheint, als würde ich die Welt durch eine Glasscheibe betrachten. Als wäre ich nicht da. Nicht in dieser Welt.
Ich war bei einigen Psychologen. Allesamt entweder unsympathische oder seltsame Menschen. Einer wollte mich in stationäre Therapie geben, aber von meinem Freund getrennt zu sein würde ich nicht überleben.
Noch dazu habe ich ein Studium zu machen und ein bisschen Geld zu verdienen, ich habe keine Zeit für eine ausschweifende Therapie. Ich bin eine gute Studentin, ich habe gute Noten und bin, wenn man von der sozialen Ebene absieht, auch sonst nicht auf den Kopf gefallen.
Ich weiß, dass Sie mir vermutlich auch nichts anderes raten können, als eine Therapie zu machen, auf Leute zuzugehen.. mich ins Leben zu stürzen? Aber bei mir funktioniert das nicht so einfach. Vllt haben Sie ja ein Wundermittel, das Sie mir gerne verraten möchte.. Darauf hoffe ich..
Vielen Dank für Ihre Zeit,
es grüßt,
Cathze.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Erst einmal "Glückwunsch", dass ihr zwei eure Liebe heute leben könnt. Du hast über Jahre diese Liebe festgehalten, wolltest nicht von ihr lassen, hast die Hoffnung gefüttert und doch so viele Verletzungen durch sie erfahren. Hättest Du in dieser Zeit geschrieben, hätte ich Dir wohl geraten, von ihm Abschied zu nehmen und Dich selbst vor dem dauernden, wiederkehrenden Schmerz zu schützen.

Heute siehst Du eine Blockade zwischen Dir und den Menschen um Dich herum (ihn ausgeschlossen). Ich frage mich ein wenig, woraus sie besteht? Ist es der Schmerz, den Du nie mehr erleben möchtest? Die Angst, verletzt zu werden? Ist es der Gedanke, dass Du ja jetzt hast, was Du immer wolltest und nichts anderes mehr Platz zu haben braucht? Kannst Du dieser Blockade Namen geben?

Mir ist auch aufgefallen, dass Du viel Kontakte durch Sex genährt hast bzw. vieles dadurch ein Stück weit erreicht hast. Sei es, dass Du damals Deine Ex-Freundin nicht mit Deinem jetzigen Partner erleben wolltest oder auch Kontakte in Leipzig, damit Du nicht ganz und gar einsam bist. Heute hast Du eine feste Beziehung und kannst / darfst / möchtest auf diese Art keine Kontakte pflegen - ist es das?

Ich kann Dir den Weg heraus aus dieser Situation nicht aufzeigen und Wundermittel habe ich auch nicht. Natürlich lautet der Rat: Zeig Dich der Welt, unternimm viel, verbuddel Dich nciht zu Hause, sondern gestalte aktiv Deine Freizeit (Sport, Vereine, Hobbys- alles, bei dem man auf andere Menschen trifft). Und setze die Erwartungen nicht zu hoch. Du kannst nicht einmal dagewesen sein und schon mitten drin sein. Alles braucht Zeit. Nimm sie Dir und lass sie Dir.

Eine Therapie ist vielleicht ein Weg. Du wolltest ihn gehen, hast aber immer Steine auf diesem Weg gefunden und gesehen. Hast Du mal darüber nachgedacht, mit einem Heilpraktiker über diese Situation zu sprechen? Auch sie können solche Blockaden im Körper und im Leben lösen. Nicht alle und nicht immer - aber einen Versuch wäre es mir auf jeden Fall wert. Ich kann dazu nur gute Erfahrungen verbuchen.

Alles Gute!
Dana