Problem von anonym - 19 Jahre

Jeder hat etwas, das ich weder habe noch kenne: Lebenswillen

hallo kummerkasten-team,
ich finde eure arbeit hier recht nützlich für menschen die anonym ein problem abgeben wollen, mit dem sie sich nicht an eine reale außenwelt wenden wollen/können/dürfen. deswegen dachte ich ich könnte euch einmal mein vielleicht sehr komplexes problem mit dem leben an sich schildern. ich erwarte nicht unbedingt eine lösung oder trost, vielleicht nur eine stellungnahme.
wisst ihr... das menschliche leben ist bestimmt für jeden nicht das einfachste, aber manchmal, nein, eigentlich ständig, denke ich als einzelnes menschliches individuum, das dieses leben für ein individuum wie ich es eines bin nicht lebbar und lebenswert ist. sicher, es ist eigenartig an meiner stelle so zu denken. ich mag nach außen privilegierter scheinen als andere. schließlich kann von sich behaupten, im abschlussjahr des gymnasiums zu sein (zwar eher schlecht als recht). und über einen fehlenden grad an beliebtheit mangelt es bei mir komischerweise auch nicht. auch bin ich in verhältnisse hineingeboren, die als gutbürgerlich bezeichnet werden könnten und somit mangelte es mir nie wirklich an materiellen dingen. nur eines fehlte mir solange ich denken kann: eine positive einstellung zum leben und einen willen dieses weiterzuführen. seitdem ich (zurück-)denken kann, male ich mir tag für tag und nacht für nacht meinen selbstmord aus. ich bin auch keiner von denen, die sich ihre eigene beerdigung vorstellen und wie vielleicht auch alle dann heuchlerisch traurig sein könnten. ich habe mich zeitlebens eher als unverstandene seele auf einem planeten in einer gesellschaft gefühlt, mit dem ich einfach nicht zurechtkomme.
so klangvoll der inhalt meines lebens sich vieleicht anhören mag, da die rahmenbedingungen noch so toll zu sein scheinen, ist mein leben eines das von problemen nur so strotzt. ich möchte davon nicht eines aufzählen. ich bin mir sicher, das würde den rahmen erheblich sprengen. nur war es meines empfinden nach immer so, das die schlechten phasen oder momente immer deutlich den guten überwogen. jeden tag fühle ich mich einfach total beschissen und ertappe mich teilweise dabei, mir zu wünschen, dass ich im schlaf sterben will oder bei mir krebs diagnostiziert wird. hauptsache ich kann dieses dasein irgendwie beenden.
ich meine, bei allen möglichen leuten, die sich den tot wünschen, ist es doch erfahrungsgemäß so, dass ein ereignis oder eine gewisse situation sie zu diesen gedanken treibt. bei mir scheint es so zu sein, als würde ich es fast auf diese gedanken anlegen, als würde ich ohne gewisse depressionen überhaupt keinen zustand des empfinden von glück empfangen können. es ist nicht so, dass ich nicht genügend gründe dafür finden würde, das ich mein leben hasse. nein ehrlich, ich habe mal eine liste erstellt, um zu sehen, ob die negativen aspekte und erfahrungen den positiven in meinem leben überwiegen. das ergebnis war eindeutig.
mich wegen manischer depressivität zum doktor zu schicken, wäre übrigens unsinn, da ich die symptome kenne und sie sich nicht auf mich beziehen lassen.
über eine ehrliche antwort wäre ich dennoch höchst erfreut.

ps.: dieser bericht ist weder spontan noch wohl überlegt, aber er ist ernst gemeint und ehrlich und deswegen wohl unstrukturiert und vielleicht unlogisch.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Depressionen und der Wunsch nach dem Tod geht nicht immer ein einschlagendes Erlebnis o.ä. voraus. Das ist ein Trugschluss. Depressionen, die damit verbundene Antriebslosigkeit, die gefühlte Sinnlosigkeit brauchen keinen ersichtlichen, greifbaren Grund. Das kann die Mutter sein, die das Leben hat, das sie sich immer gewünscht hat: zwei gesunde Kinder, einen liebevollen Ehemann, ein Haus im Grünen... und das kann der 19jährige sein, der so wie Du auf sein Leben schaut.

Ich werde Dich nicht wegen manischen Depressionen zum Arzt schicken. Diagnosen stellen obliegt mir nicht. Aber ich werde Dir dennoch ans Herz legen, mit einem Arzt über all das zu sprechen und mit ihm gemeinsam zu schauen, wo die Lösung für Dich liegt. Du hast Dich anscheinend schon damit auseinandergesetzt - aber irgendwie zäumst Du das Pferd von hinten auf, oder? Welche Symptome sind da, welche Diagnose passt dazu, was habe ich... das ist nicht Deine Aufgabe. Das ist die Aufgabe des Arztes. Deine ist es, den Weg dorthin zu gehen und zu erzählen, wie Dein Blick auf die Welt ist, wie Deine Ängste und Sorgen aussehen, wie Du fühlst.

Alles Gute und nur Mut!
Dana