Problem von Emily - 17 Jahre

Mein Problem mit dem Essen

Also, ich weiß ehrlich gesagt nicht genau, warum ich hier überhaupt reinschreibe. Nun mein Problem ist folgendes, ich kann nicht mehr normal essen. Ich habe jegliches "Gefühl" für normale Portionen verloren. Da alles hat jetzt vor ungefähr 2 Jahren angefangen. Ich und eine Freundin wollten abnehmen und da ich zu dieser Zeit ein Buch, über ein Mädchen das an Magersucht und Bulimie litt, las kam ich auf die Idee das mit dem Erbrechen selbst einmal auszuprobieren. Am Anfang klappte es überhaupt nicht und als ich mir sagte, es nur noch dieses eine Mal zu versuchen, ging es plötzlich. Ich glaubte, alle meine Probleme gelöst zu haben, war ich doch nun in der Lage, soviel zu essen, wie ich wollte und das ganz ohne zuzunehmen.
Am Anfang erbrach ich selten, vielleicht ein-, zweimal im Monat und dann wieder länger nicht, doch mit der Zeit wurde es immer regelmäßiger und mittlerweile erbreche ich meistens zweimal täglich.
Natürlich weiß ich, dass das alles andere als gesund ist! Und ich kann die Folgen an mir selbst schon sehen (die Zähne z.B. machen so langsam Probleme...), doch, so absurd das jetzt auch klingen mag, ich kann nicht mehr anders!! Ich weiß gar nicht mehr, wie es ist, keine "Essanfälle" zu haben und wenn ich an einem Tag nur einmal, statt zwei-, drei- oder sogar viemal erbreche, bin ich schon "stolz".
Ich habe jetzt seit über drei Monaten meine Tage nicht mehr und das macht mir wirklich Angst, weil ich später doch auf jeden Fall einmal Kinder haben möchte und ich mir nicht sicher bin, ob das jetzt noch geht!?
Mit meinen ELtern/meiner Mutter kann ich darüber auf keinen Fall reden. Sie haben selbst genug Probleme und meine Mutter würde sich die Schuld geben, sich Vorwürfe machen. Dazu muss man sagen, dass meine Eltern sich nur noch streiten und das dann regelmäßig eskaliert, sodass meine Mutter sich sogar schon die Pulsader aufgeschnitten hatte und operiert werden musste. Wenn man das so hört, könnte man denken, dass wir eine total gestörte Familie sind, aber so ist es nicht und ich glaube auch nicht, dass das der Grund für mein doch irgendwie gestörtes Essverhalten ist, weil das nämlich schon viel früher begann...
Ich weiß einfach nicht, wie ich es schaffen kann, aus diesem "Teufelskreis" auszu-brechen. (komisches Wort, in dem Zusammenhang zumindestens)
Auch sonst traue ich mich nicht es einer Freundin zu erzählen, weil ich mir erstens nicht sicher sein kann, dass diese es nicht weitererzählt und weil ich zweitens daran zweifel, dass sie mir helfen könnte. Zu einem Lehrer kann ich auch nicht gehen, da könnte ich es wahrscheinlich gleich an das schwarze Brett hängen, so verschwiegen wie die alle sind.
Was kann ich denn machen, um wieder "normal" essen zu lernen? Ich habe es wirklich schon sooft versucht, doch wurde es dadurch meist eher noch schlechter als vorher...
Ich bin, wenn man so will, wirklich verzweifelt und hoffe auf eine Antwort, von wem auch immer.
Emily

Ps: Ich weiß nicht, ob es wichtig ist, aber ich bin ungefähr 1,70m groß und wiege zur Zeit so 49-50 kg, bin aber nicht dünn, sondern eher normal. Habe jedoch vor noch einem halben Jahr über 6kg mehr gewogen, war damals wirklich dick und habe auch nur dadurch abgenommen, dass ich zweimal richtig krank war. Hat also nichts mit dem Erbrechen zu tun, dadurch kann ich mein Gewicht lediglich halten...

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Emily!

Hast Du in Deiner Mail das Wort "Bulimie" bewusst vermieden? Möchtest Du nicht so ganz ins Bewusstsein lassen, dass Du von einer Krankheit sprichst, von einer Form der Sucht? Auch Dinge, die man nicht ausspricht, sind wahr.

Ich fürchte, allein ist es kaum zu schaffen. Erkrankungen und auch eine Sucht kann man selten allein bekämpfen. Ich wünsche Dir den Mut, darüber zu sprechen. Du musst Deine Eltern nicht verschonen, sie schützen. Stell Dir die Situation einmal andersherum vor: Würdest Du wollen, dass man Dir Sorgen verheimlicht? Wenn Deine Mutter oder eine Freundin zu Dir sagt: "Ich erzähle Dir meine Probleme nicht, weil Du selbst genug um die Ohren hast" - Wie wäre Deine Antwort?

Du bemerkst bereits die ersten körperlichen, gesundheitlichen Folgen. Es liegt in Deiner Hand die Bremse zu ziehen. Nicht allein, sondern mit einer starken Hilfe. Du kannst mit jedem Arzt über Dein Essverhalten sprechen, über die Bulimie. Erzähle alles, wo wie Du es hier getan hast. Nimm auf diese Weise Dein Leben wieder in die Hand, um zurückkehren zu kennen zu dem, was wir alle gesund nennen.

Alles Gute!
Dana

http://bulimie-online.de