Problem von Ina - 30 Jahre

Die Tochter meines Freundes!

Hallo!
Ich bin seit etwas über 2 Jahren mit meinem Freund zusammen und vor einem Jahr bin ich bei ihm eingezogen. Die Wohnung liegt bei seinen Eltern mit im Haus.
Er hat eine Tochter die im November 5 Jahre alt wird. Seine Tochter kommt jedes zweite Wochenende zu uns. Mit der Kinds-Mutter ist er seit der Geburt der Kleinen nicht mehr zusammen und ich bin seine erste feste Freundin seit dieser gescheiterten Beziehung. Als ich anfing seine Tochter kennenzulernen, war sie sehr zurückhaltend mir gegenüber. Irgendwann hatte sich das dann gelegt. (Ich sollte vielleicht nicht vergessen, dass mein Freund richtig viel Ärger mit seiner Ex-Freundin hatte/hat, auch weil sie merkte dass das zwischen uns was ernstes ist und sie hat dann sehr oft die gemeinsame Tochter als Druckmittel eingesetzt bzw. ihm seine Tochter verweigert.) Die Tochter von meinen Freund ist ziemlich schwierig, ein Grund wird sein, dass sie schon sehr viel Streitigkeiten von ihren Eltern mitbekommen hat in ihren jungen Jahren. Die Kleine ignoriert oft ihre Menschen um sich herum (Oma, Opa, Tante...) , sie kommt dann z.B. zu Besuch und sagt kein "Hallo" , schaut konsequent weg und reagiert nicht, wenn man sie anspricht. Erst nach ein paar Minuten "taut" sie meistens auf und verhält sich dann 'ganz normal' . Am Anfang dachte ich mir nichts dabei, ich
nahm an, dass es für sie nicht so leicht ist, ihren Papa nun 'teilen' zu müssen.
Nach und nach verbesserte sich unser Verhältnis, aber diese ignorante Art blieb. Irgendwann fing ich an, mir diese Art von ihr sehr zu Herzen zu nehmen, denn einerseits spielten und tobten wir herum und andererseits ignorierte sie mich (und das irgendwann nicht nur noch am Anfang, sondern über viel längere Zeit hinweg) . Ich habe dann mit meinem Freund darüber gesprochen,
er hat das ja auch teilweise selbst mitbekommen - am Anfang tat er es so ab "Das ist nun mal ihre Art, dass musst Du so hinnehmen" , aber als er merkte, dass es mich wirklich sehr verletzt, hat er sie mal in einem ruhigen moment gefragt, warum sie das tut und ob sie mich nicht mag. Sie war natürlich beschämt, dass man sie auf sowas anspricht, aber sie meinte, dass sie mich mag. Ein paar Wochen ging dann alles gut und als ich sie zu einem Ausflug abgeholt hatte, war alles wieder wie vorher, sie hat mich den ganzen Tag ignoriert, nicht eines Blickes gewürdigt. So geht das nun schon über ein Jahr, ich ärgere mich von mal zu mal mehr darüber (auch weil zwischenzeitlich alles in Ordnung ist und ich sie mittlerweile in mein Herz geschlossen habe) . Das schlimme noch dazu ist, dass dieses Verhalten zwischen mir und meinem Freund steht und wir uns immer öfter deswegen streiten. Er liebt mich und es tut ihm leid, dass sich seine Tochter so verhält, doch es ist nun mal seine Tochter und er steht mehr hinter ihr und sagt immer nur, 'Ich solle das nicht so ernst nehmen.' .
Vielleicht hat er recht, aber ich schaffe das nicht, denn ich bin viel zu emotional
und ich lasse mich nicht von der Kleinen 'herumschubsen' , wenn sie lust hat mit mir zu spielen bin ich gut genug und wenn sie mich ignoriert, muss ich ihr dann 'hinterher laufen' . Jetzt habe ich mich wieder so sehr mit meinem Freund gestritten, dass wir kaum miteinander reden. Es ist schwer für ihn, denn er 'sitzt zwischen zwei Stühlen' . Ich möchte nicht, dass unsere Beziehung daran scheitert, denn wir lieben uns sehr und wir haben uns noch nie wegen was anderes gestritten, wie um seine Tochter. Was kann ich tun? Was kann ich mit meinem Freund tun? BITTE HELFEN SIE MIR / UNS!!!

Vanessa Anwort von Vanessa

Liebe Ina,

Als ich deine Mailgelesen habe, kamen mir ein paar Ideen, woher das Verhalten seiner Tochter herkommen könnte - wozu ich aber noch mal intensiv darauf hinweisen will, dass ich keine Therapeutin bin oder diesen ersetzen kann. Trotzdem studiere ich Pädagogik und besuche momentan einen Kurs, in dem es sich um systemisches Handel dreht - und davon möchte ich dir gern berichten.
Ich finde oft, das das wichtigste im Umgang mit anderen Menschen das Verstehen ist. Wieso verhält sich mein Gegenüber so? Wenn man soetwas versteht, dann fällt es einem (zumindest mir) viel leichter, dessen Verhalten anzunehmen, zu akzeptieren und auch darauf einzugehen.
Und ich glaube, dass die Tochter deines Freundes es dir nicht gerade leicht macht, sie zu verstehen. Mal bist du super, dann wieder total uninteressant! Das verletzt dich und macht dich wütend. Sie ist ein Teil deines Freundes, ein Teil seines Lebens und deswegen ist es dir wichtig, dich gut mit dir zu verstehen. Und das finde ich sehr lobenswert und super (nicht jede Frau schafft es, überhaupt ein Verhältnis zu dem Kind aufbauen zu wollen). Du bist auf dem richtigem Weg - lass dich nicht entmutigen.

Sehr wichtig und interessant für die Beziehung zwischen dem Mädchen und dir ist, wie ihre Mutter dazu steht. Und du hast ja geschrieben, dass es Ärger mit der Kindesmutter gibt und dass das Kind sogar als Druckmittel genutzt wird (das Arme!). Wenn die Mutter zuhause durchblicken lässt (wie auch immer, durch Worte, durch Taten, durch Weinen), dass sie nicht damit zufrieden ist, dass ihr beiden zusammen seid, ist das ganz ganz schwer für die Kleine.

Wem soll sie denn glauben? Mama, die sagt, dass Ina doof ist oder sie traurig macht? Papa, der sagt, das Ina toll ist udn ihn glücklich macht? Oder Ina, die so lieb zu ihr ist und nett mit ihr spielt? Sie steht da in einem Loyalitätskonflikt und weiß sich nicht zu helfen. Vielleicht ist hier Handeln sogar unbewusst, einfach um die Mama nicht zu verletzen und ihr nicht "untreu" zu werden. Zu wem soll sie halten? Jeder stellt Forderungen an sie (ob sie ausgesprochen sind oder nicht) und sie wird in der Mitte zerissen.
Ich will dich damit nicht kritisieren, ich möchte nur versuchen, einen anderen Blick auf die Dinge zu vermitteln. Nicht nur bei der Kleinen entsteht ein Loyalitätskonflikt, sondern auch beim Vater. Zu wem soll er halten? Zu dir oder zu seiner Tochter? Das ist schwer und es ist leicht verständlich, dass weder die Kleiner noch dein Freund eine Entscheidung treffen KÖNNEN. Man hat halt alle lieb und möchte nur das Beste. Und vielleicht steckt hinter den Verhaltensweisen einfach nur der Wunsch, alles richtig und harmonisch zu machen.
Wenn ihr eine Veränderung in die Situation bringen wollt, möchte ich euch empfehlen, einen systemisch arbeitenden Therapeuten zu Rate zu ziehen. Vielleicht ist es möglich so Gespräche zu führen (auch mit der Kindesmutter) und die gemeinsamen Wünsche und Anliegen in Bezug auf das Kind herauszuarbeiten und auch zu verdeutlichen, was das aktuelle Verhalten für die Kleine (und auch euch) bedeutet. Rede mal mit deinem Freund. Seht das nicht als "ihr braucht das, weil ihr einen Schaden habt" an. Sondern als Chance, mehr Harmonie in eure Familie zu bringen um euch und der Kleinen eine schöne Zeit zu bieten.
Das Verhalten des Mädchens kann jedendfalls schon ein kleines Zeichen für Verwirrung sein und dem sollte auch vorgebeugt werden.
Ich weiß nicht, ob ich die Verbindungen richtiggehend gedeutet habe, aber genau deswegen wäre jemand professionelles gut. In den Gelben Seiten (auch online) oder bei google.de müsstest du Adressen finden.

Ich möchte noch darauf hinweisen, dass ich mit diesem Text nicht deine Wut auf die Kindesmutter umlenken wollte. Hier haben alle Beteiligten irgendeinen Anteil und es fehlt einfach an einer glücklichen, einstimmigen Einigung. Jemand von außen kann da neutraler eingreifen und unterstützen und jeden der Beteiligten ein Stück weit schützen (Bevor es zu ausuferndem Streit kommt).

Solange in dieser Hinsicht noch nichts passiert kannst du der Kleinen wahrscheinlich damit helfen, wenn du sie so nimmst, wie sie ist. Und dir selbst, wenn du nicht hinterherläufst - sonst ist deine Energie bald weg. Lass sie selber kommen oder auch nicht. Fühl dich nciht übrig, sonder lasse im Hinterkopf den Gedanken udn im Herzen das Gefühl, dass das nicht gegen dich ist. Das sie versucht alles richtig zu machen und das auch nicht aus Bosheit dir gegenüber tut. Du bist ihr sicherlich schon wichtig, das zeigt allein, dass sie überhaupt eine Beziehung zu dir hat und das es manchmal so super läuft. Du kannst mit deinem Freund reden, möglichst ohne das als Vorwurf zu formulieren, lieber als Bitte, als Wunsch, als Unterstützungshilfe: Wenn sie dich mal wieder sehr ignoriert, dass er dann einfach da ist und zuhört, wenn du reden willst. Das du vllt gar keinen genauen Tipp von ihm verlangst, sondern dass er dich einfach festhält und bei dir ist, dich tröstet.

Kümmerst euch darum, dass irgendwas in den Gang kommt und macht was draus! Ich wünsche dir und euch alles Liebe und Gute! Und viel Glück und Harmonie!