Problem von Anonym - 17 Jahre

Mein Vater verbietet mir den Umgang mit meinem Freund

Ich hab ein Problem was mich sehr bedrückt und ich hoffe, dass ich hier an der richtigen Stelle bin und ihr mir vll. ein bischen weiter helfen könnt.


Ich bin seit über 19 Monaten mit meinem Freund zusammen, ich werde im Januar 18 und mein Freund ist 28. Mein Vater weiß von alle dem erst seit 2 Tagen, weil ich nicht länger mit dieser Lüge leben konnte. Ich muss dazu sagen, dass mein Freund aus der "Punkerszene" kommt und mein Vater Polizist ist. Das macht meine ganze Situation schwieriger. Mein Vater verbietet mir jetzt den Umgang mit ihm und ich darf nur noch auf direktem Weg zur Schule und wieder zurück.Ich kann also nur per Sms, Anruf oder Brief zu meinem Freund Kontakt aufnehmen. Er meinte, bei einem Anäherungsverusch will er dafür sorgen, dass das nicht mehr gehen kann. Mein Vater meinte auch, dass ich mit meinem Freund Schluss machen sollte, weil er das eh nicht dulden würde. Ich liebe meinen Freund aber wirklich über alles und ich weiß, dass er mich genauso liebt, Ich will nicht, dass mein Vater meine Beziehung zerstörrt, da ich sicher nicht mit meinem Freund Schluss machen werde. Ich fühl mich hin und hergerissen, weil ich nicht weiß, was ich tun soll. Darf mein Vater mich einfach so hier zu hause festhalten? Und darf er mir überhaupt meinen Freund verbieten?
Stimmt es auch, dass man mit 18 ausziehen kann, so fern man einen Nebenjob hat, also über ein eigenes Einkommen verfügt?
Bitte helft mir und antwortet mir möglichst schnell...
Ich bedanke mich schon mal im Vorraus von ganzem Herzen !!
Christina

Anwort von Michaela

Hallo,

zunächst einmal ist es so, dass du, wenn du 18 bist, tun und lassen kannst, was du willst - und dafür auch die Verantwortung trägst. Es steht nirgendwo geschrieben, dass man, um ausziehen zu dürfen, einen Nebenjob haben MUSS. Er erleichtert einem jedoch die Mietzahlungen, wenn man nicht von jemand anderem unterstützt wird.

Das bedeutet auch, dass dein Vater dir die Beziehung zu deinem Freund nicht verbieten kann. Vielleicht möchte er das, weil er sich Sorgen um dich macht und auf einen Erfahrungsschatz zurück greifen kann, der ihm diese Sorgen eingibt. Das muss von deiner Seite akzeptiert werden.

Andererseits muss er aber auch akzeptieren, dass du ein eigenständiger Mensch bist - und das auch schon, bevor du 18 bist. Ich weiß, wie schwer es für Eltern ist, die Kinder loszulassen, besonders wenn man denkt, dass man sie nur so vor ihrem Unglück bewahren kann. Das stimmt aber nicht. Klar, man muss nicht jede Erfahrung, die das eigene Kind machen könnte, abnicken und zulassen. Aber der totale Schutz vor allen möglichen Gefahren bringt genauso wenig, weil es dann später, wenn die Gelegenheit da ist, von den Kindern ausprobiert wird.

Was kannst du tun? Ich weiß nicht, ob es Sinn macht, noch mal mit deinem Vater zu reden. Was ist übrigens mit deiner Mutter? Kannst du mit ihr sprechen? Wie sieht es aus mit deinem Freund? Vielleicht kann man Vorurteile durch ein gemeinsames Gespräch bereinigen. Jetzt kann ich förmlich sehen, wie du die Augenbrauen hochziehst: Ein Polizist und ein Punk zusammen an einem Tisch! Nun, zunächst einmal sind beide Menschen mit eigener Persönlichkeit, und erst DANN haben sie einen Beruf oder ein Erscheinungsbild. Wenn sie es schaffen, miteinander zu reden, ist es vielleicht auch möglich, eine Lösung zu finden. Ich denke, dass dein Vater deshalb Sorgen hat, weil er nur den Punk aus der Arbeit als Polizist kennt, was für ihn auch unangenehm sein kann - und mit diesem Bild, das er schon kennt, will er seine Tochter natürlich auch nicht zusammen wissen. Er sollte den "richtigen" Menschen auf jeden Fall kennen lernen.

Weiterhin kannst du dir Gedanken machen: Hat dein Vater Recht mit seinen Befürchtungen? Ich weiß, dass man aus Liebe über Dinge hinweg sieht, die man sonst nicht einfach so hinnimmt, was nicht heißen soll, dass es bei dir auch so ist. Nimm dir trotzdem die Zeit, um darüber nachzudenken.

Was einen Auszug angeht, kannst du dich fragen, ob eine WG für dich in Frage kommt. Oder ob du mit deinem Freund zusammen ziehen willst, der dann auch mit für den Lebensunterhalt sorgen kann. Auf jeden Fall würde ich das aber so freundschaftlich wie möglich mit deinen Eltern - also auch mit deiner Mutter - besprechen, um zu signalisieren, dass du ihre Sorgen ernst nimmst, aber deshalb auch dein eigenes Leben leben musst und willst. Ich denke, dass eure Schwierigkeiten auch mit deinem Ablösungsprozess zusammen hängen, was vollkommen normal ist in diesem Zeitraum.

Falls die Situation für dich zu belastend ist, gibt es noch die Möglichkeit, sich an eine offizielle Stelle zu wenden, z. B. das Jugendamt. Dort kann man dich auch in Sachen WG beraten. Du kannst auch das kostenlose
Kinder- und Jugendtelefon
Telefon 0800 111 03 33
Internet: www.kinderundjugendtelefon.de
E-Mail: info@kinderundjugendtelefon.de

anrufen. Dort sitzen geschulte Jugendliche aus deiner Region, bei denen du weitere Ansprechpartner erfährst und dir erst mal alles von der Seele reden kannst.

Probier´s mal aus!

Viele Grüße,

Michaela