Problem von Tia - 38 Jahre

Seine Kinder sind das Wichtigste

und er lässt es mich spüren.
Zur eigentlichen Geschichte: Ich liebe einen geschiedenen Mann mit 2 Töchtern, 12 + 15 Jahre alt. Wir wohnen seit 1 Jahr zusammen und eigentlich könnte alles sehr harmonisch sein, wenn er keine Kinder hätte. Ich bin aus einer mittelgroßen Stadt für ihn in ein Dorf gezogen, was für mich eine große Umstellung ist. Er arbeitet (das war nicht vorhersehbar) seit April im Ausland und kommt eigentlich jeden Donnerstag nach Hause. Dann haben wir natürlich alle 2 Wochen Kinder-WE. Sind die Kinder da, bin ich Luft. Da dreht sich alles nur noch um sie. Erschwerend ist einfach nur, dass ich ihn ja auch nur am WE sehe. Besonders die kleinere Tochter ist sehr auf ihn fixiert, schreibt ihn ab und an Liebesbriefe und hat sich auch schon oft genug versucht zwischen uns zu drängen, falls er sich wirklich mal meiner Person gewidment hatte. Er sagt aber dazu nichts, zieht sie nicht zur Rechenschaft. Ich bin darüber traurig. Er will immer der tolle Papa sein, der viel mit seinen Kindern macht und alles bietet. Selten, dass er mal nein zu etwas sagt. Seine Mädels sind schon sehr verwöhnt und bekommen alles, auch seitens seiner Ex-Frau und Ex-Schwiegereltern. Die Größere ist total unselbstständig. Versucht es auch nicht mal, sondern nervt so lange, bis einer für sie die Sache erledigt. Ich versuche eigentlich immer gegenzusteuern, schon alleine, damit sie im Leben auch mal zurecht kommen, dadurch bin ich natürlich auch der Buhmann. Ich versuche auch die Ausgaben für die Kinder im Rahmen zu halten. Bin der Meinung, dass sie nicht alles kriegen müssen und er ja auch sowieso viel Unterhalt für sie zahlt.

Mein größter Fehler ist eigentlich, wenn mir etwas nicht passt, kann ich das nicht überspielen, man sieht es mir an. Darüber regt er sich auf.
Und er kann meine Fehler auch nicht akzeptieren. Ich im Gegenteil, akzeptiere ihn so, wie er ist oder interpretiere in einen Streit auch gar nicht soviel rein, wie er. Er sagt dann oft, wir passen gar nicht zusammen.

Ich erledige ziemlich viel für ihn und er schätzt es, dass er sich 100% auf mich verlassen kann. Da er ja im Ausland ist, kann er sich um vieles nicht selbst kümmern. Ich erledige auch einiges für seine Kinder. Übe mit der Größeren für die Schule; habe Skisachen für den anstehenden Urlaub gekauft usw.

Am liebsten wäre ihm wieder eine komplette Sonnenschein-Familie, allerdings nicht mit seiner Ex-Frau, sondern mit mir. Ich soll alles toll finden, wenn wir was mit seinen Kindern machen. Und wenn ich sage, ich habe keine Lust mitzukommen, dann ist es auch nicht richtig. Ich will das nicht erzwingen. Die Kleine ist auf ihren Vater fixiert und akzeptiert auch nicht die Trennung ihrer Eltern. Die Größere ist eigentlich nur auf ihre Vorteile aus und versucht alles zu bekommen. Es sind nunmal auch nicht meine Kinder und ich habe auch nicht so einen Bezug zu ihnen.

Er will am liebsten, wenn Kinder-WE ist, nur für sie da sein. Ist unser WE, dann hat er noch Termine oder geht joggen. Er lässt auch eher unser WE ausfallen, falls er im Ausland bleiben muss, als ein Kinder-WE.
Ich weiß einfach, dass er mich nicht so sehr liebt, wie ich ihn. Das Gute ist eigentlich, dass wir viel reden. Unsere Gespräche drehen sich zwar oft im Kreis und manchmal will er auch meine Kritiken nicht hören, die vielleicht auch manchmal zuviel sind...

Manchmal denke ich, unsere Beziehung ist zum Scheitern verurteilt. Ich werde nicht glücklich, wenn er nur seine Kinder im Kopf hat und er nicht, weil ich ein Problem damit habe.
Was soll ich tun? Trennung? Beratung? Was kann ich ändern? Meine Eifersucht kann ich nicht so einfach abschütteln, weil er auch nichts daran tut, sie zu mindern.

Anwort von Sabine

Hallo Tia!

Ich bin selber auch Mutter von zwei Kindern und geschieden und nunmehr in einer neuen Beziehung mit einem Mann, der auch zwei Kinder hat, die er auch leider nur alle 2 Wochen am We zu sehen bekommt. Also, stecke ich in einer ähnlichen Lage wie Du. Nur, ich sehe die Angelegenheit ein wenig anders als Du.
Ich kann Dich sehr gut verstehen, wenn Du ihn vermisst, obwohl er da ist und Du beklagst, dass er nur wenig Zeit für Dich hat.
Ich kann aber auch ihn sehr gut verstehen, wenn er sich freut seine Kinder alle zwei Wochen zu sehen.
In eine Familie einzusteigen, ist nicht immer leicht. Bei euch ist es noch erschwerend, dass er im Ausland arbeitet und nur wenige Zeit zu Hause ist. Dennoch bin ich der Meinung, wenn ihr euch liebt, dass auch das zu händeln ist.
Wenn man in eine Familie einsteigt, dann sollte man sich immer an eines erinnern. Er liebt seine Kinder und er liebt Dich (sonst wäre er ja nicht mit Dir zusammen). Er liebt seine Kinder allerdings auf eine andere Art und Weise, als er Dich liebt. Es ist eine andere Liebe. Sie ist genauso intensiv, aber es ist eine andere Liebe. Ich weiß nicht genau, wie ich das erklären soll. Vielleicht vergleichst Du es mit der Liebe zu Deiner Mutter oder Vater oder Geschwister. Du liebst Deine Familie doch auch ganz anders, als Du ihn liebst. Stimmts? Ich hoffe, dass Du jetzt ein wenig verstehst, was ich meine.
Ich denke schon, dass er Dich liebt und Du ihm wichtig bist. Ich denke nicht, dass er Dich nur duldet. Nur, es zu erkennen, ist ofmals nicht leicht, wenn man gewisse Schemen gewohnt ist oder mit Erwartungen an etwas herantritt, was man noch gar nicht kennt.
Es ist gut, dass ihr über die Dinge redet, die eure Beziehung belastet. Die Gespräche sind sehr wichtig. Sie sollten dennoch nicht in Vorwürfe ausarten, denn dann entstehen Streitgespräche, die nicht sein müssen. Darauf sollte man immer achten.
Es ist gut, wenn Du ihn wissen lässt, dass er Dir fehlt und Du die gemeinsame Zeit mit ihm vermisst. Gleichzeitig solltest Du ihn als Vater auch akzeptieren und das er die wenigen Stunden mit ihnen verbringen möchte. Stelle ihn nie vor eine Entscheidung, denn der Schuß könnte nach hinten losgehen.
Um in einer neuen (anderen) Familie klar zu kommen, muß man sich auch fügen und "einleben". Das neue Familienmitglied muß erst einmal aufgenommen werden und das neue Familienmitglied muß sich erst einmal "reinschnuppern".
Vielleicht solltest Du gar nicht versuchen eine Rolle zu übernehmen, sondern einfach da sein. In erster Linie für ihn. Die Kids kommen von ganz alleine, wenn sie Dich einschätzen können. Sie werden schon noch Schritte auf Dich zumachen. Das kommt oftmals von ganz alleine.
Die Besorgungen, von denen Du geschrieben hast, das sind wahrscheinlich Bitten, die Dein Freund an Dich gestellt hat. Wenn es Dich wirklich stört Besorgungen für seine Kinder zu machen, dann sage es ihm auch. Sag ihm, dass Du es nicht machen möchtest. Es soll keine Last für Dich sein und Du sollst Dich nicht als Bote fühlen. Wenn Du fühlst, dass es nicht das ist, was Du willst, dann sag es ihm. Es wäre nicht fair ihm etwas vorzumachen.
Du beschreibst auch, dass er in den kinderfreien Wochenenden zum Sport geht oder Du glaubst, dass er nicht soviel Wert auf diese freien Wochenenden legt. Ist es denn wirklich so ? Weiß er, dass Du es nicht magst, wenn er zum Sport geht an euren freien Wochenenden?
Vielleicht denkt er, dass er die Zeit mit Dir länger hat und Du doch eigentlich immer da bist, während seine Kinder nur stundenweise da sind. Um wirklich etwas dazu sagen zu können, sollte man beide Seiten hören.
Eine Möglichkeit wäre (was wir z.B. oft machen), dass ihr eure Stunden auf die Abendstunden, wenn die Kinder schlafen, verlegt. Dann könntet ihr eure Zeit festsetzen. Auch die Kinder sollten es akzeptieren. Sie haben den Papa den ganzen Tag über und am Abend ist es Papa und Deine Zeit. Das sollte auch den Kindern vermittelt werden.
Tia, es enstehen Probleme, wenn man nicht darüber spricht oder Dinge duldet, die man gar nicht will. Es sollte von beiden Seiten ein Kompromiss kommen, wenn es nicht so funktioniert, wie man es gerne möchte. Einen Mittelweg gibt es immer. Dein Freund wird, wenn er Dich liebt, auch auf Dich eingehen können. Er wird auch den Kindern vermitteln müssen, dass auch Du wichtig für ihn bist. Wenn er Dich ganz außen vor lässt, wie Du es beschreibst (klingt wie ein Abstellgleis), dann sollte er an seinem Verhalten etwas ändern. Du gehörst dazu und das sollte er auch die Kinder spüren lassen, auch wenn sie nur alle zwei Wochen bei ihm sind.
Ich kann gut verstehen, dass er die Zeit mit seinen Kindern verbringen wil, aber ich kann auch Dich sehr gut verstehen. Bitte, versuch noch eimal mit ihm zu sprechen und lege ihm dar, was Dir weh tut und was Dich verletzt. Versucht Regeln in die Zeiten zu bringen, damit sich alle orientieren können. Auch als Erwachsener muß man sich manchmal auf gewisse Dinge aufmerksam machen.
Beispiel:
Es ist Kinderwochenende. Es wird gemeinsam gefrühstückt. Es wird gemeinsam z.B. eine Radtour gemacht oder im Garten etwas unternommen. Es wird gemeinsam gekocht. Mittagspause. Jetzt ist der Punkt gekommen, wo den Kids auch vermittelt werden darf, dass Du und Dein Freund ein bis zwei Stunden Mittagspause machen und ihr euch z.B. ins Schlafzimmer, Wohnzimmer oder sonst wo, zurückziehen könnt ohne gestört zu werden. Dann ist wieder Familienzeit ab z.B. halb drei oder drei.
Das wäre eine Möglichkeit, wie man Ordnung in ein Chaos bekommen könnte. So fügst Du Dich, sie sich und er sich auch.
Nur mal so zum Beispiel.

Lieben Gruß