Problem von Anonym - 20 Jahre

Kann man lernen zu lieben?

Ich bin 20 Jahre alt und hatte bis jetzt weder eine feste Beziehung noch Sex.Generell, fände ich dieses auch nicht schlimm, wenn da nicht das Gefühl in mir wäre, dass ich nicht ganz normal bin.Aber ich glaube, damit ihr das versteht muss ich einmal von vorne anfangen. Meine Eltern haben sich getrennt, als ich 5 Jahre alt war. Mein Vater, war Alkoholiker, hat meine Mutter geschlagen und war total Sex besessen. Er hat meine Mutter auch oft betrogen. Außerdem musste meine Mutter immer herhalten, wenn mein Vater "Lust" hatte. Ich glaube nicht, dass ich das damals schon so bewusst miterlebt habe, aber nachdem mein Vater neu geheiratet hat, war er zu seiner neuen Frau nicht anders. Ich bin bei meiner Mama aufgewachsen und war jedes zweite Wochenende bei meinem Vater. Mein Vater ist immer nackt in der Wohnung rumgelaufen, war dauernd betrunken, ist wieder fremd gegangen, manchmal hab ich ihn dabei erwischt, wie er Pornos geschaut hat...Ich habe angefangen ihm gegenüber großen Ekel und Hass zu empfinden. Bei meiner Mutter ging es mir auch nicht besser. Da war mein Stiefvater, der uns nur als Last empfunden hat. Wir, also mein großer Bruder und ich mussten dort leben, wie Mäuse.Wir durften nicht telefonieren, keine Freunde mit nach Hause bringen, haben nicht gemeinsam gegessen und uns wurde relativ schnell gesagt, dass wenn mein großer Bruder 18 ist, wir beide ausziehen müssen. Meiner Mama habe ich nie Schuld daran gegeben. Sie hat sich für ihren Mann und den gemeinsamen Sohn entschieden und uns gehen lassen. Es tat weh, dass sie uns gehen lassen hat, aber sie war einfach froh, jemanden gefunden zu haben, der sie nicht schlägt. Naja und ich bin dann mit 16 Jahren zusammen mit meinem Bruder in eine Wohnung gezogen.Ich musste mich gegenüber meinen Eltern durchsetzen,denn ich wollte Abitur machen,was sie nicht wolllten.Denn sie wollten/konnten nicht für mich zahlen.Ich hab dann Bafög bekommen und habe von den einen auf den anderen Tag für mich Selbst sorgen müssen. Auch wenn diese Zeit schwer war, bin ich im nachhinein total stolz, dass ich das alles alleine geschafft habe. Als ich in der 12 Klasse war, also vor ca.1,5 Jahren hat mein Vater sich das Leben genommen. In mir drin ist ein ganz schönes durcheinander. Irgendwie vermisse ich meinen Vater, aber ich hasse ihn auch. Ich habe schon relativ früh angefangen, dass Verhalten meines Vaters und auch das meines Stiefvaters auf alle anderen Männer zu projezieren. Ich weiß, dass nicht alle Männer sexistische Monster sind, aber trotzdem fühle ich so. Ich bin nie länger als eine Nacht bei einem Mann geblieben, und habe auch noch nie mit einem geschlafen. Wenn ich ehrlich bin, kann ich mir das auch nicht vorstellen. Irgendwie sehne ich mich nach einem Menschen an meiner Seite, aber ich glaube nicht, dass ich mich jemals auf eine Beziehung mit einem Mann einlassen könnte.Das alles macht mir Angst,denn ich wollte immer Kinder habe und ihnen dann die schönen Dinge der Welt zeigen:-), aber ohne Mann und ohne Sex??Ich frage mich häufig, ob ich einen Psychologen aufsuchen sollte, aber ich denke, dass er mir dabei nicht helfen könnte, denn eigentlich kann ich sehr schlecht mit fremden Menschen über mich reden. Da ich neulich diese Seite entdeckt habe und man hier ja ziemlich anonym bleiben kann, hab ich mir gedacht, dass ihr vielleicht einen Rat für mich habt. Danke schonmal fürs zuhören:-)! GLG

Anwort von Susi

Grüß Dich!

Nun ich muss sagen, es ist schon viel für eine junge Frau, was Du alles erlebt und erfahren hast! Es wundert mich nicht, dass Du ein sehr eigenständiges "Bild" von Liebe, Partnerschaft und Sexualität entwickelt hast. Ich würde in der Tat zu einem Psychologen raten. Du hast sehr eindrucksvoll beschrieben, was genau Du alles erlebt hast und ich möchte als Laie dazu eigentlich keine Stellung beziehen. Du hast bereits den ersten Schritt getan, hast Dich hier geöffnet und glaub mir, das gelingt Dir auch bei einem Psychologen oder einer Psychologin. Suche Dir jemanden, dem Du vom ersten Moment vertrauen kannst, Dein Gefühl sagt Dir das...
Ja ich denke, dass man lernen kann zu lieben, aber dafür muss man lernen, sich zu öffnen. Lass Dir dabei helfen Melanie!

Ich wünsche Dir alles, alles Gute! Schreib gern nochmal wenn Du möchtest!

Ganz liebe Grüße
Susi