Problem von Anonym - 20 Jahre

leerlauf

hallo, ich hab euch schon mal geschrieben, aber anscheinend habt ihrs zeitlich nich geschaftt zu antworten oder ihr habt auch keinen Rat. vielleicht findet ihr ja mein problem in eurem archiv oder so, ansonsten noch mal die kurz form und hoffentlich habt ihr doch eine idee. ich bin 20 und habe ein Kind, ich bin in die ganze sache reingerutscht und war irgendwie naiv und stand unter äußerlichen druck. psychisch gesehen war und bin ich einfach dem mutter sein glaub ihc nicht gewachsen. außerdem hat sich die schwangerschaft sehr negativ auf meinen Körper ausgewirkt. alles hat sich in extrem kurzer zeit extrem krass verändert. ich funktionier halt, aber ich fühl mich wie in einem leerlauf, der kein ende nimmt. ich fühl mich nich mehr wie ich, ich war immer total postiv eingestellt und hab an allem schlechten was gutes gefunden, die fähigkeit hab ich total verloren. ich fühl mich als ob ich meine seele durch einen kleinen fehler verloren hab und mehrere große pechwolken über mir schweben. ich kann nicht an mein leben davor denken oder dinge machen die ich davor gerne gemacht hab, das deprimiert mich total. ich liebe meine tochter, aber irgendwie hab ich das gefühl dass ich ihr ihr leben geschenkt hab und meins dabei verloren ging. ich hatte mir immer viel pläne gemacht und träume gehabt, jetzt hoff ich nur das am nächsten Tag vielleicht doch mal was positives passiert. Meine Persönlichkeit die ich hatte, ist wie gelöscht. ich hab keine ahnung wie alles werden soll.

Anwort von Michaela

Hallo,

das, was du beschreibst, kann ich dir sehr gut nachfühlen! So wie dir geht es vielen Müttern - mir anfangs auch - mit kleinen Kindern. Man lebt plötzlich in einer völlig anderen Welt, das Kind ist an erster Stelle, und man selbst kommt gar nicht mehr mit. Müdigkeit, Einsamkeit, Frust, Erschöpfung, das ist "normal", wenn auch nicht schön. Das heißt aber nicht, dass du nur noch dasitzen und Löcher in die Luft gucken sollst!

Erkundige dich, ob es in deinem Stadtteil Mutter-Kind-Gruppen gibt. Das klingt im ersten Moment nach Kaffeetrinken und Hausfrauengequatsche. Aber das ist noch viel mehr: Du kannst dich mit anderen Müttern austauschen, dich selbst mal in Ruhe unterhalten, während die Kurzen beschäftigt sind. Sicher gibt es Gruppen mit jungen Müttern, wie du es bist, bei denen du Verständnis und auch Anerkennung bekommst für den Knochenjob, den du da gerade mitmachst! Kindererziehung ist überhaupt nicht einfach, auch wenn uns das die Medien immer wieder vorgaukeln, und es ist leider auch so, dass das in unserer Gesellschaft nicht wirklich gewürdigt wird. Was soll´s, erkennen wir es selbst an! Mütter machen einen guten Job, auch du, und es wird im Laufe der Zeit besser werden, das kann ich dir aus Erfahrung sagen. Wichtig ist, dass du den Kontakt zur "anderen" Welt wieder aufnimmst. Mal mit Freunden unterwegs bist, deine Tochter z. B. zu deinen Eltern gibst, oder Freunden, für eine Stunde. Das brauchst du, und das tut deiner Tochter auch gut, selbst wenn sie anfangs brüllt wie am Spieß. Wenn du dann entspannter auf sie zugehst, wird der Umgang mit ihr auch leichter - und du hast auch wieder ein bisschen für dich gewonnen.

Ich kann von hier aus nicht einschätzen, wie stark deine Hoffnungslosigkeit ist. Hast du schon mal überlegt, das deinem Hausarzt zu erklären? Ich weiß, dass man, wenn man Pech hat, eine blöde Antwort bekommen kann, aber es lohnt sich auf jeden Fall, sich notfalls etwas homöopathisches verschreiben zu lassen. Oder du gehst in die Apotheke und lässt dich dort beraten. Evtl. kann dir auch eine Familienberatungsstelle weiterhelfen.

Am besten versuchst du dir erst mal einen kleinen Freiraum zu schaffen, vielleicht auch mal wieder alleine ins Café zu gehen o. ä.. Das kann schon helfen!

Viele Grüße,

Michaela