Problem von Anonym - 28 Jahre

leben und unglücklich sein

Hallo Kummerkasten-Team,
ich bin durch Zufall auf eure Seite gestoßen und gehöre womöglich nicht zu eurer "Zielgruppe", aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich trotzdem richtig bin.

Ich bin 28 und sehr sehr unglücklich. Das Problem ist nur, ich weiß nicht genau warum. Grundsätzlich betrachtet ist mein Leben nicht schlecht, ich habe einen Job, der mir meistens Spaß macht - in letzter Zeit jedoch wie alles andere, nicht mehr - und bei dem ich genug Geld verdiene. Meine Familie ist sehr lieb, auch wenn sie 200 km weg wohnen und es gibt einen Mann in meinem Leben, mit dem ich immer unglücklicher werde und worin ich den Hauptgrund sehe, warum es mir so schlecht geht. Als ich ihn kennen lernte war die Sache mit meinem Ex noch nicht abgeschlossen und es ging ca. 1 Jahr paralell. Ich weiß nicht ob das der Auslöser war, aber ich gebe mir die Schuld dafür. Ich habe ihn betrogen, daraufhin ging unsere Beziehung schleppend weiter, er hat mich betrogen mit mehreren kleinen Affairen und ich habe es hin genommen. Vor 2 Jahren wollten wir neu beginnen, alles besser machen. Nach 6 Monaten hat er eine andere Frau kennen gelernt, durch Zufall habe ich letzten März heraus gefunden, dass er mich zum damaligen Zeitpunkt wieder 9 Monate betrogen hatte und es eine ernsthafte Beziehung mit der Frau war. Wir haben uns getrennt, aber nach ein paar Wochen kam er reumütig wieder zu mir zurück. Betrogen zu werden - nach dem Neuanfang, der wirklich ernst gemeint war - war so schlimm für mich und ich war so verletzt, dass ich ihn dankbar wieder aufgenommen habe. Aber alles Schöne, was dann kam, konnte ich nicht aufnehmen. Ich habe nur noch geheult und es wurde immer schlimmer. Dann hatte ich auf einmal zu nichts mehr Lust, keine Freunde mehr treffen, Streit mit meiner Familie, Streit mit ihm - ständig. Alle meine Kraft ging für meinen Job drauf. Wir haben uns seit dem zigtausend Mal getrennt, aber er kommt immer zurück und ich warte sogar darauf. Irgendwie können wir nicht ohne einander leben und ziehen uns doch so runter. Wir sehen beide aus wie Waschbären - rote Augen mit Augenringen vom Weinen, nicht schlafen. Wir sehnen uns beide nach Nähe und Liebe - vom anderen - aber schaffen es nicht in dem Moment, in dem wir zusammen sind, los zu lassen und zu genießen. Wenn wir uns sehen streiten wir über die Probleme die sich auf unserer Seele angehäuft haben und machen uns gegenseitig verantwortlich, dass wir so unglücklich sind. Ich habe ihm eine Paartherapie vorgeschlagen, aber er lehnt ab, weil er viel zu stolz ist. Wir brauchen Hilfe, aber ich weiß nicht wie. Ich weiß nur, dass ich keine Kraft mehr habe weiter zu machen und keinen Ausweg sehe. Ohne ihn kann und will ich nicht sein und mit ihm geht es nicht vorwärts. Was ratet ihr mir?

Anwort von Michaela

Hallo,

zunächst einmal kannst du auch alleine zur Paartherapie gehen. DAs ist anfangs ganz normal: Einer kommt alleine, der andere kommt später dazu. Für dich alleine lohnt es sich auf jeden Fall, weil du dann erst mal herausfinden kannst, warum du dich so sehr an ihn bindest - und weitere Entscheidungen treffen kannst.
Ein Argument für ihn, dich zu dieser Therapie - oder Beratung - zu begleiten: Es ist dir wichtig, weil du so die Beziehung nicht mehr weiterführen kannst und willst. Klar, du hast in den letzten Jahren immer wieder nachgegeben, aber wenn du tatsächlich eine Beratung machst - wer sagt, dass du nicht plötzlich konsequent wirst? Und das sollte er wissen. WEiterhin ist es für euch beide auch deshalb sinnvoll, damit ihr das "Waschbärenimage" loswerdet. Wollt ihr euch das ganze Leben verderben? Schafft Klarheit, ob ihr zusammen bleiben wollt oder nicht - anders geht es nicht.

Also, wie gesagt würde ich an deiner Stelle erst mal alleine die Beratung aufsuchen und dort alles Weitere für dich klären. Was sich dann ergibt, zeigt die Zukunft.

Viele Grüße,

Michaela